Was lange währt, wird heute wahr. So oder ähnlich geht der Spruch, und so wahr wie heute war er für mich noch selten. Ab heute steht „Die Uhrmacherin“ in den Buchläden.

Meine Freude ist riesig, und fast jeder Tag der letzten Woche hat mich mit einem besonderen Lichtblick beschenkt. Da war die Leserunde auf Lovelybooks mit den engagierten, kritischen, enthusiastischen und lehrreichen Kommentaren der Leserinnen; dann der Tag, an dem meine zwanzig Belegexemplare bei mir vor der Haustür standen. Und natürlich der Moment, als ich feststellte, dass die lokale Buchhandlung die Bücher bereits bekommen und sogar schon welche verkauft hat. Wunderschöne Augenblicke, die das geduldige Warten auf diesen Tag mehr als wettgemacht haben!

Gleichzeitig ist es ein Moment, in dem ich zurückdenke und nur schwer fassen kann, was sich seit Ende 2018, als ich den Verlagsvertrag unterschrieben habe, alles verändert hat. Unsere Welt ist nicht mehr die gleiche, wir wissen es. Und auch meine Welt hat sich für immer verändert, seit Ende Mai 2020 mein lieber Pa gestorben ist. Dass er mir heute Abend an der Buchvernissage nicht stolz entgegenlächelt – von einem Platz am Rand der Reihe, wie er es am liebsten hatte – und dabei verstohlen oder auch nicht so verstohlen eine Meiersche Rührungsträne vergiesst, schmerzt mich tief. Und dieser Schmerz war es auch, der oft in Momenten der Freude der letzten Woche seinen Platz eingefordert hat, mir zugeflüstert hat, dass er noch da ist.

Ich habe ihn gern willkommen geheissen, denn er gehört dazu. Die Trauer braucht ihren Platz, und während ich diese Worte schreibe, beschleicht sie mich neu. Auch jetzt will ich sie nicht verdrängen. Und dann? Wieder aufstehen, mich vorbereiten auf den Abend, wissend, dass mein Pa trotzdem da sein wird. In seinen Geschwistern, die fast alle anwesend sein werden; seinem Patensohn und seiner Nichte, und persönlich in der geheimnisvollen Art, die wir nicht wirklich fassen können. Und natürlich in meinem Herzen.

Darum freue ich mich jetzt – an diesem grossen Tag, an meinem Buch, diesem ab heute für alle sicht- und fassbaren Produkt von Inspiration, Transpiration, Glück und – davon bin ich überzeugt – Gunst und Rückenwind von oben. Möge es sich bewähren, möge Sarah Siegwarts Geschichte Freude bereiten, mitreissen, unterhalten und zum Nachdenken anregen und allen, die es lesen, genau das mitgeben, was sie gerade brauchen.

Auf Dich, Sarah – we did it!

Nachdem ich Euch vor zwei Wochen Grenchen und ein paar seiner gewichtigen Gebäude vorgestellt habe, geht’s jetzt wie versprochen „as Läbige“: Zu den Menschen, die dieses Dorf zur Zeit der „Uhrmacherin“ bevölkert haben. Sarah Siegwart, meine Heldin, ist meiner Fantasie entsprungen, aber sie begegnet schon früh im Buch Menschen, die 1873 tatsächlich gelebt haben. Und genau um die geht es – um diesen eigenen Menschenschlag. Warum der so eigen ist? Das dürft Ihr gern herausfinden, indem Ihr das Buch ab dem 13. Dezember im Laden kauft oder es Euch jetzt schon beim Buchhändler Eurer Wahl vorbestellt.. Aber nun geht es „in medias res“, auf einen Augenschein in unser Dorf. Wollen mal sehen, wer sich auf der Strasse blicken lässt…!

Ein kleiner Quellen-Hinweis: Die Bilder stammen abgesehen vom ersten, das ich mit Erlaubnis dem Schild-Hugi-Bilderbogen entnommen habe, aus der ständigen Ausstellung im Kulturhistorischen Museum in Grenchen, die sich der Entwicklung Grenchens vom Dorf zum Uhrenzentrum widmet. Sie ist einen Besuch wert!

Pauline Schild-Hugi

Pauline ist eine der ersten Grenchnerinnen, denen Sarah begegnet – eine energische, frisch verheiratete junge Frau aus dem schon lange in Grenchen ansässigen Geschlecht der Hugi, einer Familie, die ihr Vermögen mit Mühlen gemacht hat. Aufgewachsen ist sie in der „Unteren Mühle“, die heute noch steht. Die zupackende und fröhliche Art, die ich Pauline zuschreibe, habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen: Auf diesem Bild ist sie noch blutjung, aber gemäss ihrer Familie wusste sie schon immer sehr genau, was sie wollte…!

Adolf Schild-Hugi

Natürlich soll auch ihr Mann seinen Platz in dieser Galerie bekommen. Adolf Schild-Hugi, damals technischer Leiter in der Uhrenfabrik Schild und späterer Gründervater der ASSA, bei der mein eigener Grossvater die Lehre als Mechaniker gemacht hat. Ein geselliger, freundlicher Mann, exzellenter Musiker und passionierter Sänger. Mehr lest Ihr im Buch..!

Josef Schild

Josef Schild steht seinem Bruder Adolf bezüglich Musikalität in nichts nach – im Gegenteil. Er hat sich sogar in Deutschland einen Namen als Tenor gemacht. Zu seinen Ehren hat die Familie das Wohnhaus von Adolf und Pauline, das ich Euch im letzten Post vorgestellt habe, mit einer Harfe verziert, die zur Zeit des Romans bereits den Balkon schmückte.

Urs Schild-Rust

Der älteste der Brüder ist zur Zeit des Romans der Patron – heute würde man „CEO“ sagen – in der Firma Schild. Urs Schild war zuvor ein engagierter Lehrer. Und dass alle Schilds Musik auch in den Füssen haben, beweist er im Buch auf tatkräftige Art.

Anton Schild

Ich habe das Pferd von hinten aufgezäumt und komme nun zum Vater Schild. Er ist einer der beiden Männer, der die Uhrenindustrie in Grenchen eingeführt hat und in seinem Wohnhaus, der „Garnbuchi“, die ersten Lehrlinge ausgebildet hat. Die Garnbuchi steht leider nicht mehr, aber der Türsturz wurde bewahrt und schmückt heute das Kulturhistorische Museum in Grenchen.

Dr. Josef Girard

Dr. Josef Girard ist der zweite Mann im Bunde mit Anton Schild. Der Arzt starb leider früh. Das heutige Kunsthaus in Grenchen, das vis-à-vis des Bahnhof Süd steht, war sein Wohnsitz; es kommt schon früh in der „Uhrmacherin“ zu einem Auftritt.

Und weiter? Da gäbe es noch so viele: Dr. Franz-Josef Schild, der „Grossätti vom Leberberg“, der im Buch auch in seiner ersten Profession in Erscheinung tritt; Euseb Girard, der nicht nur selbst eine Uhrenfabrik besass, sondern auch einen ausgesprochen wichtigen Beruf in Grenchen ausübte und im Verlauf des Buches deswegen eine Menge Ärger hatte, oder Euseb Vogt, Gemeindeammann. Was ist denn das, fragt Ihr Euch? Und überhaupt: Warum hiessen so viele Leute Euseb?

Das und noch viel mehr erfahrt Ihr, wenn Ihr das Buch lest. Und ein heisser Tipp: Wenn Ihr es vor allen anderen lesen, mit mir und einer Gruppe online darüber diskutieren wollt und bereit seid, eine kleine Rezension zu schreiben, dann bewerbt Euch bis am 29. November für meine Leserunde auf Lovelybooks. Es gibt 25 Printexemplare zu gewinnen, und es würde mich freuen, mit Euch gemeinsam durch mein Buch zu reisen…!

Soviel für heute, und eine kleine Vorschau: Nachdem wir uns nun mit Grenchen, seinen Gebäuden und seinen Menschen befasst haben, will ich Euch im nächsten Post die anderen gewichtigem Protagonisten meiner Saga vorstellen, die ihr den Namen gegeben haben: Die Uhren! Freut Euch auf tolle Uhren-Bilder und Hintergrundinformationen…!

Herzliche Grüsse und bis bald,

Eure Claudia

Liebe Freunde,

„Sie“ ist natürlich „Die Uhrmacherin“ erster Teil, und acht Wochen vor Erscheinungstermin steigt bei mir doch so langsam der Puls. Letzte Woche hat der Verlag die Vorabexemplare an die Presseorgane verschickt, und als ich die Liste der Angeschriebenen gesehen habe, wurde mir doch etwas „gschmuch“, wie die Schweizer sagen würden. Bisher war mein Buch eine Sache zwischen mir, dem Verlag und meinen BetaleserInnen, aber das ist nun bald vorbei. Bereits durfte ich ein erstes Interview geben und freue mich schon sehr auf das Resultat. Die erste Veranstaltung, an der ich als Autorin dabei sein werde, findet schon in neun Tagen statt, und auch auf der Website will ich Euch und mich auf „Die Uhrmacherin“ einstimmen. Aber der Reihe nach:

Podiumsgespräch an der „Zürich liest“

Am 27. Oktober werde ich im Rahmen des Literaturfestivals „Zürich liest“ an einem Podiumsgespräch zum Thema „Die hohe Kunst der Unterhaltung“ teilnehmen. Christine Lötscher, Professorin für Populäre Genres an der Uni Zürich, wird mit den Autorinnen Ladina Bordoli, Nadine Gerber, Priska Lo Cascio und mir über das Schreiben und die öffentliche Wahrnehmung sprechen und zu ergründen versuchen, was genau den „Wohlfühlroman“ ausmacht. Die Veranstaltung beginnt um 20.00 und findet im Zentrum „Karl der Grosse“ in Zürich statt. Mehr Details sowie einen Link zu den Tickets findet Ihr hier.

Leserunde auf „Lovelybooks“ Mitte November

Wer „Die Uhrmacherin“ schon vor der Veröffentlichung lesen und zusammen mit mir die Reise durch das Buch antreten will, kann sich bald auf „Lovelybooks“ für eine Leserunde anmelden. Mit etwas Glück kannst Du sogar ein Exemplar gewinnen! Die Leserunde werde ich Anfang November aufsetzen und Euch natürlich informieren, wenn es losgeht. Wer sich auf Lovelybooks schon etwas umsehen will, der klicke hier.

Blogreihe zur „Uhrmacherin“

Und last, but not least will ich Euch natürlich „gluschtig“ machen auf die Uhrmacherin, aber auch auf meine Heimatstadt Grenchen und auf die Uhrmacherei, die im Buch eine zentrale Rolle spielen. Falls Ihr Euch also schon lange fragt, wo zum Geier eigentlich Grenchen liegt, worum es im Buch so gehen wird und was es mit den Uhren auf sich hat: Ask no more! Die Antworten folgen bald auf diesem Blog. Und damit die Uhrmacherin auch in ein passendes Setting kommt, werde ich auf Anfang November meiner Website einen neuen Look verpassen…!

Soviel für heute. Nun wünsche ich Euch eine gute Woche, und bleibt dran! Und wenn Ihr die News zum Buch direkt in der Mailbox haben möchtet, dann abonniert einfach meinen Newsletter. Den habe ich in letzter Zeit etwas vernachlässigt, möchte ihn aber nun reaktivieren. Es würde mich freuen!

Herzlich, Eure Claudia

Liebe Freunde

Gerade zurückgekehrt von einem wunderbaren Engelberg-Kurztrip mit meiner Schwester, den Koffer noch nicht einmal ausgepackt, sitze ich schon wieder vor dem Bildschirm. Doch das mit Freude! Denn heute kann ich Euch mitteilen, dass das Erscheinungsdatum von Band 1 meiner Trilogie nun offiziell ist: Es wird – siehe oben – noch dieses Jahr, ab dem 13. Dezember, erhältlich sein. Ich freue mich riesig!

Und ich freue mich, dass Ihr nun endlich etwas mehr über das Projekt erfahrt. Wer in den letzten Monaten etwas gegoogelt hat, ist schon über Cover und Titel gestolpert. Für alle, die das noch nicht gemacht haben – here it comes:

„Die Uhrmacherin. Im Sturm der Zeit“ spielt im 19. Jahrhundert in meinem Heimat- und Wohnort Grenchen und erzählt die Geschichte einer jungen Luzernerin, die in diesem Provinznest ihr Glück sucht. Sie veranschaulicht aber ebenso, wie Grenchen sich innerhalb weniger Jahrzehnte vom Kuhdorf zur Uhrenstadt gemausert hat, welche Persönlichkeiten dabei eine Rolle gespielt haben und was die Grenchnerin und den Grenchner so einzigartig macht. Mehr sei noch nicht verraten, aber ein paar zusätzliche Details findet Ihr auf der Website des Penguin-Verlags.

Was als nächstes kommt, wird in jeder Hinsicht Neuland für mich sein. Ich weiss mich im Penguin-Team aber in guten Händen und freue mich auf alles, was kommt: darauf, mein Buch dann endlich in Händen zu halten, aber vor allem auf den Moment, wenn die Geschichte von Sarah bei Euch ankommt, Euch hoffentlich packt, zum Lachen bringt und zum Mitfiebern anstiftet. Schreiben ist eine einsame Angelegenheit, oft eine Achterbahnfahrt zwischen „das ist genial – ich bin der Hit“ und „das wird nie was, was habe ich mir dabei gedacht?“ Und so sehr ich die Arbeit im Schreibstübchen schätze, kann ich es kaum erwarten, dass das meine Geschichte endlich dort ankommt, wo sie hingehört: Bei Euch.

In diesem Sinn seid herzlich eingeladen, mit mir bis zum 13. Dezember mitzufiebern – und kauft mein Buch! (Das musste ja kommen…!) Ihr könnt es auf verschiedenen Onlinekanälen vorbestellen, zum Beispiel:

Bei buchhaus.ch (Onlineshop von Lüthy Balmer Stocker)

Bei buecher.de

Bei Amazon

Weitere Kanäle findet Ihr über den Link zur Website des Penguin-Verlags. Und wenn Ihr das Buch lieber live in Empfang nehmt: Ich werde, so es die Umstände dann erlauben, eine Buchpremiere veranstalten und würde mich freuen, viele von Euch dort zu sehen!

Nun lasse ich Euch und mich ins sonnige Wochenende. Tragt Euch Sorge, geniesst die Zeit, und dann bis zu den nächsten News aus meiner Schreibküche!

Herzlich,
Eure Claudia

Liebe Freunde,

Viel zu lange ist es her, dass ich Euch ein Update über meine literarisch-musikalischen Aktivitäten geliefert habe! Einige Zeit war meine Website aus mysteriösen Gründen nicht zugänglich, und sonst ist (wie es uns allen geht) immer viel los. Jetzt geniesse ich die freien Ostertage und kann wieder mal liefern. Here goes:

Mein Roman: Überarbeitung und Recherche…!

Nachdem ich ja im Dezember zu meiner grossen Freude den Zuschlag für eine Veröffentlichung beim Penguin Verlag erhalten hatte, waren in den Folgemonaten noch einige rechtliche Formalitäten zu erledigen. Kurz vor meinen Thailandferien im Februar trafen dan meine ersten Verlagsverträge (für Band 1 und 2) bei mir ein  – ein feierlicher Moment! Im März hatte ich ein tolles Telefonat mit meiner Verlagslektorin, und nun sitze ich an der Überarbeitung des Manuskripts. Ganz konkret habe ich meine bisherige Arbeit bereits verschickt und warte nun gespannt auf das Feedback. Parallel dazu  habe ich mit vertiefter Recherche für Band 2 begonnen, was ich in den kommenden Wochen noch fortsetzen werde. Nachdem ich lange herumgerätselt hatte, was ich genau in den Krimiplot packen könnte, hatte ich eine zündende Idee, die aber einiges an Wissen über Themen erfordert, die mir nicht so geläufig sind. Also auf in die Bibliotheken und Archive!

Musikalische Events: Gottesdienstumrahmung und Talk mit Chäs, Brot und Wy…

An der Gitarre und am Mikrofon stand ich in den letzten Monaten nur im Gottesdienst, aber bald schon darf ich wieder „aushäusig“ wirken. Am 6. Juni werde ich in der GMS Studen Gast ihrer Event-Serie „Chäs, Brot und Wy und mi Gschicht mit Gott“ sein. Dort darf ich ein bisschen was von mir erzählen, Fragen beantworten und auch das eine oder andere musikalisch darbieten. Ich freue mich schon sehr! Ebenfalls im Juni werde ich zusammen mit Kirsten Raufeisen den Firmgottesdienst im Kinderheim Bachtelen musikalisch umrahmen. Auch darauf freue ich mich; wir durften dies bereits vor zwei Jahren übernehmen – ein feierlicher Anlass in den ehrwürdigen Räumen des Kinderheims, das übrigens auch in meinen Büchern eine Rolle spielen wird.

Ostergrüsse und Lesetipp für die freien Tage

Soweit in knackiger Kürze, was bei mir läuft. Es ist ein spannendes Jahr mit vielen „Firsts“, und im Moment bin ich neben meinem Buch noch in zwei Teilzeitanstellungen beschäftigt. Zusammen mit den ehrenamtlichen Engagements wird es manchmal etwas eng – vor allem im Kopf – aber die Freude überwiegt. Jetzt geniesse ich die freien Tage und hoffe, Ihr tut dasselbe. Und falls das Wetter bei Euch nicht so dolle ist, habe ich Euch einen heissen Lesetipp: Die wenigsten Bücher überstehen bei mir den „Erste-Seite-Test“, aber gerade habe ich einen historischen Roman zu Ende gelesen, der mich sehr begeistert hat. Der Autor ist ein promovierter Historiker, der exzellent recherchiert, Schauplatz ist Mailand im 15. Jahrhundert, es gibt Spannung, eine kleine Lovestory, lebendige Beschreibungen und vor allem eine herrliche Sprache: „Pandolfo“, von Michael Römling, im Rowohlt Verlag. Überall zu kaufen, wo’s Bücher gibt, aber wenn es schnell gehen soll: Hier ein Link zu Amazon (ich habe das E-Book gekauft, dann kann man gleich loslegen).

Herzliche Grüsse und bis bald,

Eure Claudia

P.S.: Ein kleiner Nachtrag redaktioneller Art: In letzter Zeit häuften sich ominöserweise Klicks auf ein Bild, das ich für ein Post über die Frankfurter Buchmesse verwendet hatte – ein Ausschnitt aus einem Fahrplan. Da ich nicht sicher bin, ob die Verwendung rechtens ist, habe ich das Bild herausgenommen. Ich hoffe, wer auch immer sich hier Infos geholt hat, findet sie auch an offizieller Stelle!

 

Heute vor 15 Jahren, so um halb elf Uhr abends, kroch ich aus meinem Bett in meiner Wohnung im Berner Felsenauquartier, tappte ins Wohnzimmer, kniete mich vor den Metalljesus an der Wand, sprach das Übergabegebet auf der letzten Seite des Buches «Jesus unser Schicksal» und wurde Christin.

Sinnsuche hüben und drüben

Kirchenrechtlich war ich das natürlich schon, aber meine Glaubenspraxis erschöpfte sich in der Kindheit in vereinzelten Stossgebeten und als junge Erwachsene im widerwilligen Besuch der Semestergottesdienste meiner Studentenverbindung. Was ich wirklich suchte, schien mir weder dort noch in dem zu finden zu sein, was man sonst so erreichen kann: «The meaning of life», wie es bei Monty Python heisst. Auf der Suche nach eben diesem Sinn befasste ich mich in meinen Zwanzigern in loser Folge mit Astrologie, Heilsteinen und Tarotkarten, oft im Schlepptau meiner jüngeren Schwester, die in regelmässigen Abständen eine neue Philosophie für sich entdeckte. Den ersehnten Sinn fand ich dabei allerdings nie. Als meine Schwester im Herbst 2003 schliesslich mit Jesus ankam, schien mir das zur Abwechslung etwas wohltuend Normales zu sein, und so besuchte ich in meiner üblichen Bereitschaft, ihre neuste weltanschauliche Entdeckung kennenzulernen, mit ihr einen Gottesdienst.

„Sektenalarm“ und musikalischer Donnerschlag

Nach den ersten Minuten war ich überzeugt, in einer Sekte oder in der ominösen Besserungsanstalt aus Stephen Kings «Talisman» gelandet zu sein: Professioneller Parkdienst! Alle im Anzug! Alle viel zu freundlich! Riesige Soundanlage! Plüschvorhänge und Teppichboden! Dann begann die Lobpreismusik. Ich fing an zu weinen und hörte erst auf, als es die Musik tat. Meine Neugier, mein Hunger und meine Sehnsucht nach dem Sinn, den ich vermisste, waren entfacht, und der Glaube, den meine Schwester lebte, zog mich an. Es gab nur ein Problem: Sie verkündigte Jesus als den einzigen Weg. Das war an sich nichts Neues; meine Schwester pflegte das, woran sie glaubte, immer auf diese Art zu verkündigen, und bisher hatte ich diesen Teil einfach ignoriert. Störenderweise schien Jesus aber in die gleiche Kerbe zu hauen, und je länger ich mich mit diesem Glauben beschäftigte, desto hartnäckiger bestand eine innere Stimme auf dieser  Ausschliesslichkeit – für einen analytisch veranlagten Kopfmenschen, der die eigene Überzeugung niemals über die eines anderen stellen würde, ein harter Brocken.

Auferstehung und «Arc» der Jünger

Beim Versuch, diesen zähen Brocken irgendwie herunterzubringen, kreisten meine Gedanken immer enger um die Auferstehung und um (Achtung: Autorensprech!) den «Arc» der Jünger Jesu. Vielleser wissen, was ich meine: Eine Geschichte funktioniert nur, wenn ich nachvollziehen kann, wie der Protagonist handelt. Passen seine Entscheidungen zu seinem Charakter, dazu, wie ich ihn bisher wahrgenommen habe? Über die Jünger berichten die Evangelien von einer zweifachen Kehrtwende: Während sie vor Golgatha selbstbewusst an der Seite Jesu Seite standen, verschwanden sie nach seiner Gefangennahme und Kreuzigung von der Bildfläche. Sie versteckten sich voller Angst, selbst verhaftet zu werden, und Petrus, sonst Grossmaul par excellence, verleugnete Jesus sogar. Dann, nur drei Tage später, tauchten sie plötzlich wieder auf, und von diesem Tag an verkündigten sie scham- und furchtlos Jesu Auferstehung und sein Evangelium. In den folgenden Jahrzehnten bereisten sie mit dieser Mission die ganze ihnen bekannte Welt. Berichten nach starben die meisten von ihnen einen Märtyrer-Tod.

Diese Männer hatten ihre Furcht von einem Tag auf den anderen hinter sich gelassen, und für mich gab es nur einen logischen Grund: Es musste etwas passiert sein, das sie von Grund auf verändert hatte. Eine Lüge, die sie sich und anderen erzählten, hätte niemals genug Kraft gehabt, um ihnen ihre Angst zu nehmen und sie furchtlos in die Welt hinausziehen, Christus verkündigen und für diesen Glauben Folter und Tod auf sich nehmen zu lassen. Die Auferstehung musste wahr sein, und wenn sie das war, dann glaubte ich auch alles andere, was Jesus über sich gesagt hatte. Und dann wollte ich den Schritt wagen. Was damals geschehen ist.

Glauben und Schreiben

Trotz meines Fundichristseins will ich in meinen Büchern und Texten nicht in erster Linie missionieren. Ich möchte spannende Geschichten erzählen, die Menschen ermutigen, berühren und zum Nachdenken anregen. Aber die Quelle  meiner Inspiration und der Grund, warum ich Menschen ermutigen und aufbauen will, ist Gott; er ist das Fundament meiner Weltsicht, die meine Bücher durchzieht: Dass die Hoffnung niemals stirbt, dass jeder Mensch Würde besitzt, einzigartig und wertvoll ist, dass jeder Mensch sich verändern, erneuern, heilen und zu dem werden kann, der er wirklich ist – geschaffen von dem Gott, der ihn unendlich und bedingungslos liebt. Und letztlich ist diese Botschaft der Grund, warum ich schreibe.

Der Weg mit Jesus – keine «Erfolgsstory», sondern tägliche Begegnung

Als ich mich damals entschied, diesen Weg zu gehen, war ich in vielerlei Hinsicht herausgefordert. Ich lebte in einer schwierigen Beziehung, ich trank zu viel Alkohol, und ich wusste auf dem Weg in die Mittdreissiger nicht, was ich mit meinem Leben eigentlich anfangen sollten. Und heute? Bin ich ein Mensch ohne Fehl und Tadel? Das sei fern, wie Paulus oft schrieb. Ich kämpfe jeden Tag mit mir selbst, mit Mustern aus alten Tagen, schlechten Gewohnheiten, die ich noch nicht los geworden bin. Aber Gott hat mich Schritt für Schritt aus inneren Gefängnissen befreit, mich auf neue Wege geführt und mein Leben von Grund auf erneuert. Er hat wichtige Entscheidungen möglich gemacht – unter anderem meine Entscheidung für ein Leben ohne Alkohol. Die Abstinenz hat meine Kreativität freigesetzt, und erst danach hatte ich die nötige Disziplin, das Durchhaltevermögen und vor allem den Glauben an mich und meine Gaben, genährt aus dem Wissen, dass Gott mich geschaffen und mir diese Talente mitgegeben hat, um in der Welt Spuren zu hinterlassen.

Wer ich heute bin, verdanke ich diesem Abend vor 15 Jahren und dem Gott, mit dem ich seit diesem Tag durchs Leben gehe. Und am heutigen Tag gehört dem allein mein Dank und die Ehre, der mich zu diesem Leben befreit hat. Zu einem freieren, erfüllteren und glücklicheren Leben, als ich es jemals hatte; kühner, furchtloser und voller Leidenschaft. In diesem Sinne: danke Jesus. Ich erhebe mein Glas Sanbitter auf weitere 15 Jahre, hoffentlich noch viele mehr auf Erden und auf die Ewigkeit mit Dir.

Letzten Freitag hat unsere Kirche ein Konzert mit einem befreundeten Musiker organisiert, und als ich mich in der Pause zwischen den Sets im Publikum umsah, fiel mein Blick auf ein Gesicht, das mir bekannt vorkam. Konnte das wirklich meine Kindergärtnerin sein? Ich ging zu ihr und fragte sie ganz frech, und es stellte sich heraus, das sie es war.

Ich habe die Kindergartenzeit und meine Kindergärtnerin in guter Erinnerung : Sie war eine fröhliche und liebevolle Frau, die auf uns eingegangen ist und bei unseren Streichen mitgespielt hat. Meine Spezialität bestand darin, ihr kleine Zettel zu schreiben, dass wir sie töten, braten und essen würden (fragt mich nicht, wie ich daruf kam; das ist mir heute selbst etwas unheimlich). Und sie hatte eine grosse Anzahl Kinderbücher, die ich meiner besten Freundin dann vorgelesen habe, was mich auf das bringt, was mich in frühester Jugend so stark geprägt hat: Bücher.

Ich habe schon früh mit dem Lesen angefangen – erst waren es die Buchstaben auf der Schreibmaschine meiner Mutter, die meine Neugier weckten und die sie mir geduldig erklärt hat. „Das ist ein Mami-M“, das ist ein Papi-P.“ Der Durchbruch kam im Kafitreff meiner Ma mit ihren Schwägerinnen im „Monbijou“, unserer Quartierbeiz, als ich (so die Legende) auf einen Plastiksack einer bekannten Senfmarke zeigte und triumphierend „Thomy!“ in die Welt posaunte.

Nach diesem Einstieg war kein Halten mehr; ich verschlang SJW-Hefte (Schweizer Jugendschriftenwerke), irgendwann mein erstes Buch (ich glaube, es war „Dominik Dachs“) und noch unzählige weitere. Zu den aufregendsten Momenten meiner Kindheit gehörte der Tag vor den Sommerferien, wenn wir in unserer Stadtbibliothek bei der Bibliothekarin nicht nur die üblichen zwei Bücher mitnehmen durften, sondern so viele, wie wir tragen konnten. Was gibt es Schöneres?

In der letzten Zeit ist  mir aufgefallen, dass unter diesen hunderten von Kinderbüchern ein paar wenige herausstechen, die einen so tiefen Eindruck hinterlassen haben, dass ich mich noch heute an sie erinnere. Natürlich habe ich viele über alles geliebt: Die Reihen um die Drei Fragezeichen, die Fünf Freunde, die Schwarze Sieben, Hanni und Nanni, Dolly und eine Weile alle möglichen Pferdestories. Aber mir fallen gerade drei ein, die mich besonders geprägt haben, und kürzlich habe ich mich im Internet auf die Suche nach ihnen gemacht. Es war nicht bei allen einfach, aber am Ende wurde ich fündig. And so I proudly present: Die Bücher, die mich in meiner Jugend beeindruckt haben:

Der Spuk im alten Schrank (Barbara Sleigh, Originaltitel: Jessamy)
Das Buch handelt von einem kleinen Waisenmädchen, das 1964 in den Ferien bei einer Tante in einen Schrank steigt und plötzlich 50 Jahre in der Vergangenheit herauskommt, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Ich kann mich nicht mehr an die Details erinnern, aber ich glaube, es war auch ein Geheimnis im Spiel und ein Brief in einem alten Baum; jedenfalls habe ich es mit Feuereifer gelesen.

Das Haus der Treppen (William Sleaton, Orignaltitel: House of Stairs)
Dieses beklemmende dystopische Buch hat mich damals tief beeindruckt. Es handelt von fünf Teenagern, alle Waisen, die sich, ohne zu wissen wie, plötzlich an einem seltsamen Ort befinden: im Innern eines Hauses, das nur aus Treppen und Podesten besteht. Keine Decke, kein Boden. Es gibt einen Nahrungsautomaten, der Fleischbällchen ausspuckt, aber nur, wenn die Kinder das Richtige tun, und was das ist, ändert sich ständig. Die Sache wird gefährlich, als sie erkennen, dass die Maschine es mag, wenn sie sich streiten oder gewalttätig werden. Das Ende sei nicht verraten., aber als ich zu diesem Buch die Rezensionen bei Amazon las, hat es mich fasziniert, wie unterschiedlich Menschen ein Buch wahrnehmen: Es gab viele begeisterte, aber auch viele total „abgetörnte“ Leser, die das Buch mit  Worte wie „soo langweilig, alles spielt am gleichen Ort“ oder „das ist doch total unrealistisch, so ein Haus kann es ja nicht geben“ kommentierten. Mich hat damals nichts davon gestört, aber daran sieht man, wie unterschiedlich Geschmäcker sind.

„Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende
Endlich ein deutsches Buch! Der dicke Wälzer über die Erlebnisse von Bastian Bux in der geheimnisvollen Parallelwelt Phantasien hat mich damals begeistert. Ich habe mich gefragt, ob Kenny Morrison als Atrjeu mein erster Filmschwarm gewesen ist, aber das war er definitiv nicht: das war Patrick Bach als „Silas“ und als „Jack Holborn“. Aber ich schweife ab: Ich habe die unendliche Geschichte viele Male gelesen und bin in die Welt von Bastian, Atreju, Fuchur und der Kindlichen Kaiserin verschwunden, und ich mag das Buch noch heute.

„Mio, mein Mio“ von Astrid Lindgren (Originatitel: Mio, min Mio)
Sind das nicht vier? Tatsächlich. Aber plötzlich ist mir noch „Mio, mein Mio“ von Astrid Lindgren eingefallen. Von ihr habe ich auch dutzende Bücher gelesen wie die „Bullerbü“-Reihe oder „Karlsson vom Dach“, aber dieses hier hat mich verzaubert. Es handelt vom Waisenknaben Mio, der sich plötzlich in einem anderen Land findet, wo sein Vater der König ist. Mit seinem Freund Jum-Jum schafft es Mio, das Land vom bösen Ritter Kato zu befreien. An viel mehr kann ich mich nicht erinnern, aber an die mythische Atmosphäre das Landes, das etwas vom „Gelobten Land“ hatte.

Was ist das Gemeinsame an diesen Büchern? Was hat mich so gepackt? Da sind zum einen die stillen, einsamen Anti-Helden. Ich habe auch „Die rote Zora“ und „Pippi Langstrumpf“ gelesen, aber mit den beiden konnte ich mich weit weniger identifizieren. Dann ist in allen Büchern eine „andere Welt“ enthalten: einmal ist es die Vergangenheit, einmal die Zukunft, zweimal eine ganz andere, fantastische Welt. Dann natürlich ein Spannungselement: ein Geheimnis, eine Mission, etwas, das es zu erreichen gibt. Und in allen Büchern erkenne ich eine Art „Gute Botschaft“, die mich begeistert hat: im Haus der Treppen zum Beispiel der Aufruf, sich nicht allem anzupassen und Mut zu haben, sich gegen ein „System“ zu stellen, und in allen auch der gute Ausgang für die kleinen Helden  aus einer nicht einfachen Situation.

Ich habe selbst keine Kinder und weiss nicht, was heute auf dem Jugendliteraturmarkt so angeboten wird. Ich hoffe aber, dass es auch solche Geschichten sind: die mitreissen, die die Fantasie anregen und die gleichzeitig, ohne moralisierend zu sein, eine ermutigende Botschaft vermitteln; einen Blick in ein (wenn man unsere Welt betrachtet) alternatives, aber zumindest für mich wahrhaftiges Universum, wo unveräusserliche Werte gelten und jeder Mensch diesen unveräusserlichen Wert hat.

Ich glaube, solche Bücher braucht es heute mehr denn je, nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Und darum schreibe ich.

Was habt Ihr in Eurer Jugend gelesen? Was hat Euch gepackt und mitgerissen? Vielleicht finde ich noch ein unentdecktes Juwel, also nur her mit Euren Büchern!

Das halbe Jahr ist um! Das bringt mich zur Frage, wie ich es bisher mit der Balance gehalten habe. Balance zwischen Gesundheit und Genuss, Arbeit und Ausspannen, Balance zwischen Anspruch und Zuspruch im Christenleben – und zwischen klarer Doktrin und Einheit der Christen. Wann sollten wir uns abgrenzen, wann mit anderen zusammenarbeiten, auch wenn wir nicht in allen Punkten übereinstimmen?

Heute jährt sich zum 130. Mal der Todestag eines Mannes, den ich für seinen Umgang mit solchen Konflikten bewundere und dessen Scharfsinn, Humor und Gottesfürchtigkeit mich beeindrucken. Philipp Anton von Segesser, geboren 1817 als ältester Sohn einer Luzerner Patrizierfamilie, durchlief die klassische Laufbahn eines Mannes seiner Klasse und Konfession –  Gymnasium, dann Studien des Rechts und der Geschichte an deutschen Universitäten, weil die Schweiz noch keine katholische Lehranstalt hatte. Er kehrte zurück, heiratete, wurde Ratsschreiber. Doch dann wurde seine Welt auf den Kopf gestellt: Die liberalen Kräfte im Land siegten, und nach dem Sonderbundskrieg stand Luzern auf der Verliererseite und wurde von eidgenössischen Truppen besetzt.

Trotz grosser Verbitterung über die Kriegsniederlage und trotz des teilweise harten Umgangs der neuen Eidgenossenschaft mit den Verlierern setzte sich Segesser im neu geschaffenen Nationalrat als einer der wenigen katholisch-konservativen Politiker für die Interessen seines Kantons ein. 1863 bis 1867 war er Regierungsrat, aber seine grosse Stunde schlug 1871, als die Konservativen in Luzern die Macht zurückerlangten und man ihn erneut in dieses Amt wählte. Er war nicht sonderlich erpicht auf diesen Posten, aber er nahm an und durfte sich gleich einer grösseren Krise widmen – den Geburtswehen des Kulturkampfs.

Nachdem die Kurie im Sommer 1870 das Unfehlbarkeitsdogma verkündigt hatte, formierte sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz Opposition. Viele Katholiken im Land forderten eine Nationalkirche. In der Schweiz vermischten sich die Konflikte mit dem Kampf um die Verfassungsrevision, die eine starke Zentralisierung vorsah und den Einfluss der Kirche im Staat nicht nur minimieren, sondern die Vorzeichen umkehren sollte. Segesser, obwohl frommer Katholik, stand dem Dogma kritisch gegenüber, war aber überzeugt, dass die theologischen Konflikte innerkirchlich und nicht durch Abspaltung gelöst werden sollten. Damit stand er in Opposition zu einflussreichen Kreisen in seinem Kanton und im Bistum Basel, in dem sich intensive Kämpfe abspielten. Die liberale Solothurner Regierung setzte ihren Bischof Eugène Lachat ab, weil er einen Pfarrer exkommuniziert hatte, der öffentlich gegen das Dogma Stellung bezogen hatte. Lachat wurde mit Polizeigewalt aus seinem Bischofssitz vertrieben und begab sich unter Segessers Fittiche nach Luzern.

Segesser war bewusst, dass Luzern in dieser explosiven Situation besonnen vorgehen musste, um von den tonangebenden liberalen Kantonen nicht des katholischen Fanatismus bezichtigt zu werden. Seine Überlegungen können wir seiner umfangreiche Korrespondenz entnehmen, in der sein kluger Sinn für Mässigung und sein starker Glaube zum Ausdruck kommen. Doch was ich an am meisten bewundere, ist Segessers Blick über die konfessionellen Mauern. Zu seinen engsten Freunden zählten die Protestanten Eduard von Wattenwyl und Johannes Schnell, und in ihrem Briefwechsel wird deutlich, dass sie sich bewusst sind, auf den gleichen Gott zu vertrauen, und dass sie sich von den Scharmützeln zwischen den Konfessionen in ihrer Freundschaft nicht beirren lassen. Wie es Segesser nach dem Tod Wattenwyls in einem Brief an Schnell ausdrückte:

«Wir haben so viel Gemeinsames im Glauben und in der Liebe,
dass wir uns von dem, was wir nicht gemeinsam haben,
nicht stören lassen dürfen.»

Überhaupt fühle ich eine Nähe zu diesem Mann, der seine Freundschaften offenbar ganz ähnlich lebte wie ich. Freund Schnell schrieb ihm nach dem Tod Wattenwyls:

«Sonst kann ich zu meiner Gemeinschaft [mit Segesser] nichts hinzufügen,
sie enger nicht schliessen, als es innerlich schon ist.
Zeichen davon sehen Sie wenig.
Ich lege es auch nicht darauf an, sowenig als Sie.
Wir sind Einer des Andern sicher.»

Natürlich hatte auch Segesser seine Schattenseiten. Er konnte giftig und herablassend sein und war schnell mit Begriffen wie «flottanter Pöbel» zur Hand. Den Patrizier streifte er nie ab, aber er interpretierte in diese Stellung auch eine grosse Verantwortung für «sein Volk». Die Industrialisierung mit ihren Eisenbahnen und mit dem Tourismus, der in Luzern zu florieren begann, beargwöhnte er; ihm war die alte Zeit lieber. Als der Schweizer Bundespräsident und der Vizepräsident eine Sondermission der Japaner mit fünf Botschaftern in der Schweiz begrüssten – vor allem, um den gegenseitigen Handel zu fördern – und auf der Rigi die Eröffnung der Bahnstrecke Staffelhöhe-Rigikulm feierten, war Segesser nicht dabei. In einem Brief schrieb er:

«Die Ovationen für die Japaner kommen mir ohnehin lächerlich und ekelhaft vor.
Wofür sollen wir Leute feiern, die nicht einmal die Proskription des Christentums aufheben! Sie müssen uns als bettelhafte Krämer ohne Charakter betrachten.»

Segessers Welt gibt es nicht mehr, aber wenn ich seine Korrespondenz lese, berührt es mich, wie sich die Konflikte zwischen den Menschen über die Jahrhunderte in den gleichen Bahnen bewegen. Streitereien wegen Glaubensfragen, politische Scharmützel, aber auch ganz persönliche Nöte, wenn Segesser über die schwankende geistige Gesundheit seiner Frau schreibt oder über die jungen Hunde, die seine Tochter wollte und die sich im ganzen Haus breitmachen, ihm überallhin nachlaufen und sogar sein «Refugium» bedrohen.

Und in Segessers Haltung in Glaubensfragen finde ich die «Balance», die ich praktizieren möchte: in der Glaubensgemeinschaft, der ich angehöre, für gesunde Doktrin einstehen, in der Zusammenarbeit mit anderen nach Menschen suchen, die den gemeinsamen Nenner teilen. Und Freundschaften? Die gehen ohnehin über alle Glaubensgrenzen hinweg. Das hat Segesser vorgemacht, und wie er «Mann zwischen den Fronten» war, sind es wir Christen in einer säkularen Welt. Auch wir stehen immer wieder vor der Frage, wann und wie wir für unsere Werte Stellung beziehen und dennoch mit Liebe sprechen.

Eine «Balance», die uns mehr abverlangt als bequemes Schweigen oder selbstgerechtes Moralisieren – die sich aber lohnt.

Der Erste Advent kommt mir in aller Regel zu früh. Ich kann an einer Hand abzählen, in welchen Jahren ich auf den Termin tatsächlich einen Adventskranz im Haus hatte oder wann das Kripplein schon aufgestellt, geschweige denn eine opulente Bekränzung und Schmückung der Wohnung vollzogen war. Ich finde das alles zwar schön (genauso wie ein aufgeräumtes, sauberes Haus), aber irgendwie kriege ich es einfach nicht hin (genauso wie…Ihr wisst schon).

Dieses Jahr ist keine Ausnahme – wenn überhaupt, ist es noch schlimmer als sonst. Mein Mann und ich sind gestern von ein paar Tagen Italienferien nach Hause gekommen, waren nicht mehr einkaufen und hatten vor der Abreise auch nichts mehr unternommen, um das Haus herzurichten. Aber das macht mir nichts aus, denn dass ich zu nichts kam, hat einen Grund. Das Wichtigste, was ich auf den Ersten Advent bereit haben wollte, ist geschafft:

„Echtes Licht“, mein Weihnachtsgeschenk an Euch und die Welt, ist veröffentlicht und auf meiner Shopseite zum Gratis-Download erhältlich. Ich freue mich riesig!

Ich vermeide es normalerweise, hier auf dem Blog viel Werbung für meine „Produkte“ zu machen, aber heute mache ich aus mehreren Gründen eine Ausnahme: Zum einen, weil das Lied gratis zu haben ist, weil ich mir sehr wünsche, dass viele von Euch es hören, und weil das Lied an das rührt, was mir auch auf dem Blog am wichtigsten ist.

Ich bin nun seit über drei Jahren am Bloggen, und meine Snacks haben unterschiedlichste Formen angenommen. Mal waren sie leicht, süss und luftig, mal voller Ballaststoffe, mal trockener und manchmal auch schwer verdaulich. Ich habe Euch an meinen Kämpfen und Freuden teilhaben lassen, und vielleicht habe ich es mit den Kämpfen manchmal etwas übertrieben.

Mit dem Release von „Echtes Licht“ ist mir wieder bewusst geworden, dass es mir in meinem Leben und meinem Schaffen vor allem um zwei Dinge geht: Ich möchte Licht, aber auch Wahrheit verbreiten.

Viele beanspruchen für sich, dass sie Licht verbreiten, aber nicht überall, wo Licht draufsteht, ist auch welches drin. Sehr oft ist das vermeintliche Licht trügerisch, und die Hoffnung und der Sinn, die es uns versprochen hat, stellen sich als Trugschluss heraus und locken uns auf einen Pfad, der uns dunkler, hungriger und trauriger zurücklässt. Darum ist Licht nur mit Wahrheit wirklich wertvoll; darum verschreibe ich mich nicht nur dem Licht, sondern auch dem Wahren.

Es mag anmassend wirken, wenn ich so von der Wahrheit spreche, aber im Grunde glaubt ja jeder von uns etwas – und ich kann nur über das schreiben, was mich selbst überzeugt. Was ich glaube, warum ich es glaube, wie ich dahingekommen bin und was es in mir bewirkt hat – das und mehr klingt in „Echtes Licht“ an. Das Video dazu wurde in Bern aufgenommen, der Stadt, die mit meiner Suche eng verbunden ist.

Ich hoffe, dass Ihr Euch das Video anschaut und Euch den Song holt, und ich hoffe noch mehr, dass er Euch in dieser Adventszeit ein Licht ist sein kann. Damit wünsche ich Euch eine schöne, besinnliche Adventszeit. Sucht und findet Momente der Stille, des Staunens, des Wunders und des Wunderns in dieser hektischen Zeit. Und auf bald…!

 

 

Schlüsselherz kleinIch hatte schon früh eine innige Beziehung zum geschriebenen Wort. Als kleiner Knopf sah ich meiner Mutter dabei zu, wie sie diese faszinierenden Zeichen in die Schreibmaschine tippte. Ich wollte genau wissen, was es damit auf sich hatte, und sie hat geduldig meine Fragen beantwortet und mir das „Mami-M“, den „Papi-P“ und all die anderen erklärt, bis ich schließlich mein erstes selbst gelesenes Wort aussprach. Es war „Thomy“ von Thomy-Senf, und ich las es mit vier Jahren von einer Plastiktüte.

Es folgten Jahrzehnte, in denen ich jedes greifbare Wort verschlang, angefangen mit „Dominik Dachs“ über „Fünf Freunde“, „Die Schwarze Sieben“, „Geheimnis um…“ „Die drei ???“, tonnenweise Pferdebücher, „Hanni und Nanni“, „Dolly“, „Die Kinder von Bullerbü“, „Karlsson vom Dach“, „Die unendliche Geschichte“, „Mio mein Mio“ und fast alles von Federica de Cesco. Nach einer hormonell bedingten „Sweet Dreams“-Kitsch-Phase kamen die damals verfügbaren Stephen Kings, daneben die humorigen Geschichten von Erma Bombeck und Mary Scott und natürlich Krimis, angefangen bei Agatha Christie über Martha Grimes zu Elisabeth George und Dick Francis.

Geschrieben habe ich damals auch, aber ausschließlich Tagebücher, die ich mit den Lamenti eines schüchternen, introvertierten Teenagers füllte. Dann ging ich Geschichte studieren, danach zog es mich zuerst hobbymäßig, dann halbprofessionell zum Gesang. Vor vier Jahren landete ich unverhofft über ein paar Lieblingssongs wieder beim Schreiben, und heute geht es mir damit wie Tim Ekaterin in Dick Francis‘ Banker-Krimi nach seinen ersten drei Monaten bei der Bank: Man müsste mich mit der Brechstange loseisen. Im Januar und Februar habe ich den Plot für mein erstes Prosabuch erarbeitet, nächsten Mittwoch fange ich mit dem Rohentwurf an, und ich freue mich darauf wie ein kleines Kind, das vor der Wohnzimmertür steht und durch die Glastür die flackernden Kerzen am Weihnachtsbaum sieht. Dass das Schreiben meine Berufung ist, steht für mich außer Zweifel.

Aber wie erkennt man, was Berufung ist? Wie findet man als Mensch mit vielen Interessen und verschiedenen Talenten heraus, wo man sich investieren soll?

Ich habe im Prozess, der mich zum Schreiben geführt hat, verschiedene Kennzeichen ausgemacht, die auf der Suche nach Berufung vielleicht weiterhelfen.

Sie macht Freude
Simpel, aber wahr! Das Schreiben macht mir praktisch immer Spaß. Zwar verfolge ich mit meinem Schreiben auch einen Zweck, und dieser Zweck gehört zur Berufung, aber das Schreiben begeistert mich auch an und für sich. Ich kann mich dabei total vergessen und tauche in eine andere Welt ein, bin eins mit mir selbst. Wenn wir das tun, was uns in die Wiege gelegt ist, sind wir in einem ganz besonderen „Flow“, einem Fluss, der uns trägt und uns Energie schenkt.

Sie lässt Dich nicht los
Ich denke ständig über das Schreiben nach, lese Blogposts und Bücher darüber, lebe darin. Ich freue mich an dem, was ich schon zustande bringe, aber das reicht mir noch lange nicht. Ohne mich mit ihnen zu vergleichen, lasse ich mich von Vorbildern inspirieren, um mich weiterzuentwickeln und so gut zu werden, wie ich kann. Unsere wichtigsten Gaben packen uns mit einer Kraft, der wir uns nur schwer entziehen können – und das ist gut so.

Sie dient anderen
Die Feedbacks, die ich über die Jahre schon erhalten habe, zeigen mir, dass sich beim Schreiben neben der Freude an der Sache mein Herzenswunsch erfüllt: Ich erreiche andere Menschen und gebe ihnen etwas weiter. Die Ausübung unserer Gaben soll uns Freude machen, aber sie ist auch so konzipiert, dass sie anderen dient.

Sie braucht keinen Anstoß von außen – und kein Publikum
Als ich die Idee für „Hier will ich bleiben“ hatte, war mir erst einmal völlig egal, ob ich für das Buch einen Verlag finden und ob es ein Beststeller werden würde – ich wusste nur, dass ich das schreiben und veröffentlichen will, und alles andere zählte nicht. Natürlich brauchen Bücher Leser, um ihren Sinn zu erfüllen, aber im ersten Moment war diese Frage nicht wichtig. Vielleicht machst Du etwas, das der Öffentlichkeit verborgen bleibt und dennoch Deine Berufung ist. Wenn Du in einem kleinen Kreis das tust, was „Deins“ ist, bereicherst und beschenkst Du viele Menschen, ohne dass das über Dein Dorf, Deine Kirche oder Deinen Verein hinausgehen muss.

Sie blüht zur rechten Zeit
Manchmal wünsche ich mir, ich hätte das professionelle Schreiben früher entdeckt, aber im Grunde weiß ich, dass es so genau richtig ist. Ich wäre früher nicht so zielgerichtet gewesen, und ich hätte nicht das zu sagen gehabt, was ich heute sagen will. Wenn Du also dreißig bist und Dich fragst, warum Du „das“ noch nicht gefunden hast, dann entspann Dich – vielleicht musst Du einfach noch ein paar Erfahrungen machen, die Dir den Weg ebnen werden. Es ist nie zu spät.

Sie hat ein Was, ein Wozu und ein Wo
Berufung setzt sich aus drei Zweigen zusammen. Ich schreibe (Was), weil ich damit Menschen ermutigen, berühren, herausfordern und ihnen Gott näherbringen will (Wozu). Und das will ich in der säkularen Literaturszene tun (Wo). Ich könnte meine Schreibe für das Verfassen von Werbetexten einsetzen oder Bücher über das christliche Leben für Christen schreiben, aber beides würde mich nur begrenzt erfüllen. Ich will Menschen mit meinen Geschichten berühren, begeistern und ihnen erfahrbar machen, dass hinter dem seelenbetäubenden Lärm von Karriere, Konsum und Konkurrenz eine tiefere Wahrheit liegt – befreiende Werte, die jedes Leben bejahen und nicht nur dasjenige, das am meisten zum Bruttosozialprodukt beiträgt und dem gerade gängigen, so flüchtigen gesellschaftlichen Ideal entspricht. Wenn Du Dich also fragst, worin Deine Berufung liegt: Vergiss nicht, dass die Gabe an sich nur ein Teil davon ist. Wenn Du Dein Talent einsetzt und Dich das nicht erfüllt, liegt es vielleicht daran, dass Du Deine Gabe nicht für ein Ziel einsetzt, dass Dich wirklich begeistert.

Hast Du Deine Berufung schon gefunden? Falls nicht, bringen Dich meine Gedanken vielleicht dem Ziel etwas näher. Falls ja: Warte nicht auf eine Einladung oder darauf, dass Du „entdeckt“ wirst. Wenn es das ist, was Dich wirklich erfüllt, brauchst Du weder einen Vertrag noch einen Job noch Ruhm noch Geld, um es zu tun. Vielleicht hast du noch viel Zeit, vielleicht nicht. Egal, was zutrifft: Stell Dir einen Moment lang vor, du hättest nur noch ein paar Jahre zu leben. Was würde Dir auf dem Herzen brennen? Ein Buch, eine CD? Ein Missionstrip? Ein Gassenrestaurant?

Egal, was es ist: Go for it –
für Dich und für die Menschen, die Du damit beschenken wirst.