Quelle: ch-info.chNach acht langen Jahren lädt Grenchen wieder einmal zum grossen Fest im Stadtzentrum mit Musik, gutem Essen, spannenden Ständen, einem Rummelplatz und vielem mehr – also allem, was das Herz begehrt.

Feiern ist angesagt – aber was genau feiern wir?

Zuerst einmal finde ich es schon sehr feiernswert, dass sich engagierte Schaffer und Visionäre gefunden haben, um unserer Stadt eine Party auszurichten. Ich denke aber auch gern zurück an die Zeit, die das Fundament dafür gelegt hat, dass sich unser ehemaliges Bauerndorf heute „Stadt“ nennen darf.

Obwohl das Festmotto die rauschenden Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts sind, in denen der Uhrenrubel rollte und Grenchen nach den Sternen griff, hat Grenchens Weg zur Stadt gut 100 Jahre vorher angefangen  – vielleicht noch früher. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war Grenchen nur ein Dorf mit rund 1’500 Einwohnern, aber seine Einwohner interessierten sich schon immer für das, was ausserhalb der Stadt-, Kantons- und Landesgrenzen vor sich ging. Gleichzeitig besassen die Grenchner eine revoluzzerische Schlagseite, was im patrizischen Kantonshauptort Solothurn schon damals für Unmut sorgte. In den 1830er Jahren gewährten die Grenchner liberalen Gesinnungsgenossen wie den Italienern Giuseppe Mazzini sowie den Brüdern Agostino und Giovanni Ruffini, aber auch dem badischen Journalisten Karl Mathy politisches Asyl und schützten sie vor dem Zugriff der ausländischen und der Schweizer Behörden. In den 1850 Jahren legten die Oberhäupter der Familien Schild und Girard dann den Grundstein für Grenchnens spätere Blüte, indem sie die Uhrenindustrie im Ort ansiedelten. Nach einem schwierigen Start entstanden in den kommenden Jahrzehnten zahlreiche Fabriken auf Grenchner Boden.

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Hundert Jahre später, in den besagten rauschenden 1950er Jahren, stand Grenchen in voller Blüte. Das Wirtschaftswunder hatte den Ort erfasst, und Architekten errichteten prägende Bauten wie das Parktheater und die Grenchner „Badi“, die für uns, die wir hier aufgwachsen sind, für alle Zeiten die einzig wahre und unerreichbare Messlatte dessen darstellt, wie ein Schwimmbad sein soll. Junge Badibesucher der späten Siebziger und Achtziger zehren noch heute von der Erinnerung an die weltbesten Pommes Frites in der fettigen Papiertüte, an das sahnigste Soft-Ice der Hemisphäre und die buntesten und bizarrsten Süssigkeiten, die man je an einer Badi-Theke erstanden hat.

Aber genug der elegischen Schlenker. Anfangs der 1970er Jahre unterbrach die Ölkrise den Wachstumsrausch. Die Uhrenfirmen dezimierten sich, der vorher stetige Bevölkerungsanstieg kam zum Stillstand, und plötzlich ging es in die andere Richtung. Es folgten schwierige Jahre, und in den 1980er Jahren war Grenchen auf einem Tiefpunkt angelangt.

Aufgeben gab es indessen nicht. Die Talsohle wurde überwunden, neue Betriebe siedelten sich an, und 2008 erhielt Grenchen vom Schweizer Heimatschutz sogar den Wakkerpreis für den sorgsamen Umgang mit dem öffentlichen Raum, was die NZZ mit dem Titel „Auszeichnung für eine Gebeutelte“ honorierte.

Heute ist Grenchen wirtschaftlich breiter aufgestellt. Die Stadt ist lebendig und entwickelt sich, auch wenn es manchmal eine Weile zu dauern scheint. Es hat noch leere Schaufenster im Zentrum, die auf Inhalte und Unternehmen warten, und der Ortskern darf noch mehr belebt werden, aber die Richtung stimmt. Und für mich ist das Fest, das wir dieses Wochenende feiern, Ausdruck unserer Freude und unseres Stolzes auf das, was wir sind – und auf das, was wir waren.

Unsere Wurzeln prägen uns und gestalten mit, was aus uns wird –
das gilt für uns als Menschen genauso wie für eine Stadt.

Grenchens Wurzeln sind einfach und ehrlich, aber auch mutig und weitsichtig. Sie liegen in harter Arbeit, gepaart mit Risikofreude, Weitblick und der Überzeugung, dass das, was anderswo geschieht, uns auch etwas angeht. Dieser Blick über den eigenen Garten hinaus hat zusammen mit der industriellen Entwicklung auch ein soziales Bewusstsein gedeihen lassen. Dazu kommt die Prise Revoluzzertum, auf die wir irgendwie auch stolz sind und die noch heute einen gewissen Widerstand in der Kantonshauptstadt Solothurn auslöst, wenn auch die Konflikte zumeist an der Fasnacht ausgetragen werden.

Ja, ich bin stolz auf mein Grenchen. 1971 bin ich hier geboren, als es noch ein Spital gab, bin im Lingerizquartier aufgewachsen und habe während meiner Primarschuljahre viele Lehrer mit meinem braven Eifer erfreut (die Fräuleins Allemann und Christen und Herrn Weyermann) oder mit meiner Unfähigkeit zur Verzweiflung getrieben (vor allem das Fräulein Trüssel). Vor fünf Jahren bin ich wieder in Grenchen vor Anker gegangen, und irgendwie erkenne ich mich in allen oben angetönten Grenchner Charakteristika wieder. Vielleicht ist das ja kein Zufall  – vielleicht beeinflussen und prägen sich die Stadt und ihre Einwohner gegenseitig.

Wenn Grenchner sein heisst, sich seiner einfachen Wurzeln nicht zu schämen, es zu schätzen, dass man einander kennt und dennoch über die Ortsgrenzen hinaus blickt; wenn es heisst, einen  rebellischen Zug zu besitzen, ein soziales Gewissen zu haben und sich dafür einzusetzen, dass unsere Stadt für alle lebenswert ist und bleibt – dann bin ich mit Leib und Seele Grenchnerin. Und wünsche meiner Stadt noch viele solcher Jahre und Feste!

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Vo Gränche by Gott!

Verbindest Du mit Deinem Herkunftsort auch bestimmte Eigenschaften? Und wenn ja – was macht für Dich „Deinen“ Ort aus? Oder hast Du einen neuen Ort gefunden, der „Deiner“ geworden ist? Ähnelst Du Deinem Ort vielleicht sogar? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

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Es ist eindeutig zu viel Zeit verstrichen, seit ich Euch über meine Aktivitäten informiert habe – darum komme ich gleich zur Sache. In den letzten paar Monaten war ich nicht untätig…

So sieht mein First Draft aus! *bisselstolzbin*

Ende Juli habe ich den First Draft meines historischen Krimis abgeschlossen. Enttäuschenderweise hat das erstmalige Schreiben der Worte „ENDE“ in  mir nicht den erwarteten Endorphinschub ausgelöst, aber gefreut habe ich mich trotzdem. Nach einer Ruhephase habe ich den Text durchgelesen und letzten Mittwoch mit der ersten Überarbeitung gestartet. Der Entwurf fasst rund 70’000 Wörter, was mich erst erschreckt hat – für einen Roman ist das etwas knapp, und es heisst, dass erste Entwürfe viel zu schwabbelig sind und noch gestrafft werden müssen. Dann habe ich gelesen, dass Personen des Myers-Briggs-INTJ-Typs eher knappe erste Entwürfe schreiben und die dann noch ausweiten, und ich war beruhigt. Meine Agentin hat auch das Gefühl, dass ich gut auf Kurs bin – also weiter im Text!

Ein weiteres Projekt nimmt konkrete Gestalt an: Der Song, den ich letztes Jahr geschrieben habe, wurde im April von Norm Strauss aufgenommen, dann von Arno Jordan in seiner Klangküche zur Perkektion gemixt und ist nun bereit für weitere Taten. Die Taten bestehen vor allem in einem Video, das ich diesen September drehen werde. Ich habe mich am Freitag mit einem begabten Filmer aus meiner Kirche getroffen, und ich freue mich sehr auf dieses Abenteuer! Der Song sollte im Advent bereit sein – ich bin gespannt, wie er Euch gefallen wird.

Die beiden Antologien, für die ich Texte beigesteuert habe, sind noch in den Startlöchern; die Antologie der Textmanufaktur sollte demnächst erscheinen, während die Veröffentlichung der Selfpublisher-Antologie sich wegen gesundheitlicher Probleme der Hauptverantwortlichen leider verzögert. Ich halte Euch natürlich auf dem Laufenden.

Neben meinen eigenen Schreibarbeiten übersetze ich momentan einen Schreibworkshop von Lee Strauss, die ihrerseits an der Veröffentlichung des Romans arbeitet, den ich im Frühling fertig übersetzt habe. Die Geschichte handelt von einer jungen Sängerin, Songwriterin und Gitarristin, die in Dresden ihr Glück sucht und einen mysteriösen jungen Mann kennenlernt. Etwas für die Musikliebhaber und Romantiker unter Euch…!

Da das Schreiben fast all meine freie Zeit beansprucht, habe ich mich kaum um neue Konzert- oder Lesetermine gekümmert – das soll bald wieder anders werden, aber manchmal muss man Prioritäten setzen. Immerhin haben unsere Gospelproben für den Grenchner Weihnachtsmarkt begonnen, ich werde mich diesen Monat noch für ein grösseres Event im nächsten Jahr bewerben, und vielleicht kommt es dieses Jahr noch zu einem kleinen Anlass in Grenchen. Und natürlich könnt Ihr mich jederzeit kontaktieren, wenn Ihr ein kleines Event plant…!

Das in Kürze für den Moment – der September wird intensiv und spannend, und ich freue mich schon auf das Resultat. Wie wird der zweite Buchentwurf aussehen? Lösen sich die kleinen Plotfragen noch? Ich bin zuversichtlich und freue mich darauf, Euch in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft das Produkt präsentieren zu können. Bis dahin wünsche ich Euch eine gute Zeit – be blessed in many ways!

Herzlich, Claudia

 

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