WachsenIrgendwann habe ich im Biologieunterricht gelernt, dass sich unser Körper alle paar Jahre komplett erneuert, so dass wir rein zelltechnisch nach Ablauf dieser Zeit völlig neue Menschen sind. Diese Vorstellung ist gleichzeitig faszinierend und beängstigend – und so geht es mir manchmal auch mit dem inneren Wandel.

Wir verändern uns laufend. Mit neuen Erfahrungen kommen neue Eigenschaften zum Zug, während andere in den Hintergrund treten oder verschwinden. Außerdem sieht uns jeder Mensch ein bisschen anders. Unsere Bürokollegen sehen andere Facetten unserer Persönlichkeit als jemand, mit dem wir zusammen das Vereinsleben genießen.

Wenn ich mir überlege, wie ich mich in den letzten zehn Jahren verändert habe oder was andere wohl von mir halten, frage ich mich manchmal, wer ich denn nun wirklich bin. Bin ich der Mensch, als der ich mich sehe, oder kommt eine der Versionen, die andere sehen, der Wahrheit näher? Habe ich am Ende ein falsches Bild von mir?

Mir ist die Frage wichtig, weil ich mich nicht in die falsche Richtung entwickeln möchte. Und da ich mich selbst nicht wirklich objektiv beurteilen kann, bin ich auf die Meinung anderer angewiesen. Doch auch die ist ein zweischneidiges Schwert – ich muss lernen, damit umzugehen, wenn ich nicht im einen oder anderen Extrem landen will.

Wenn ich von vorn herein ausschließe, dass jemand etwas sehen könnte, was ich nicht sehe, werde ich jedes kritische Wort entrüstet, verletzt oder selbstgefällig von mir weisen. Damit verschließe ich mich aber auch Veränderungen, die mir nützen und mich weiterbringen könnten.

Manchmal sehen mich Menschen in meinem Umfeld aber auch gern so, wie sie mich schon immer kannten. Wenn ich dann einen Charakterzug oder eine Angewohnheit ablege, die sie besonders anziehend oder angenehm fanden, reagieren sie vielleicht irritiert auf dieses „neue Ich“. Das kann dazu führen, dass jemand versucht, mich weiterhin in die Schablone zu pressen, in der ich ihm am besten gepasst oder am meisten genützt habe. Wenn ich diesem Druck nachgebe, stehe ich mir selbst im Weg.

Wie erkenne ich, dass eine Kritik ins Schwarze trifft und ernst genommen werden sollte? Woher nehme ich die Gewissheit, dass die Veränderung, die ich in mir spüre, gut ist? Neben dem Hören auf Gott, dem ich vertraue, dass er mir die richtige Richtung anzeigt, bin ich schlicht auf echte und tiefe Beziehungen angewiesen – auf Menschen, die mich wirklich kennen, mein Bestes wollen und mich ermutigen, die es aber auch wagen und auf sich nehmen, ehrlich zu mir zu sein und mir auch das zu sagen, was ich nicht hören will. Auch dann liegt es in meiner Verantwortung, was ich mit dieser Information mache. Aber wenn mir niemand etwas sagt, kann ich den blinden Fleck nicht erkennen.

Veränderung wird immer eine Mutprobe bleiben. Ein Flusskrebs muss seinen Panzer abwerfen, damit er weiter wachsen kann. Wenn er es tut, kommt unter dem kleinen Panzer plötzlich ein größeres Tier zum Vorschein, das vorher in einem zu engen Panzer gelebt hat und sich nun endlich richtig ausstrecken kann. Nach dieser Häutung ist der Krebs verletzlich, weil er noch kein neues, hartes Außenskelett hat. Aber er muss das Risiko eingehen – weil er sonst zugrunde gehen würde.

Wir Menschen haben praktischerweise ein Innenskelett, das uns nicht am Wachsen hindert. Doch für unsere innere Veränderung brauchen wir denselben Mut, immer wieder den alten Panzer abzuwerfen, damit unser verändertes, neues Ich Platz bekommt. Wenn wir es nicht tun, riskieren wir innerlich einzugehen und zu verkümmern.

Ich wünsche Dir und mir Menschen in unserem Umfeld, die den Mut haben, uns auf Dinge hinzuweisen, mit denen wir uns und andere behindern, aber auch Menschen, die sich durch unsere Schritte auf neues Land nicht bedroht fühlen, sondern uns antreiben und unterstützen. Die uns beistehen, wenn wir wieder einen schützenden Panzer abgeworfen haben, und uns helfen, in den neuen hineinzuwachsen – damit wir zu dem Menschen werden können, als der wir gedacht sind.

Fragst Du Dich auch manchmal, wer Du wirklich bist, und ob Du in die richtige Richtung steuerst? Oder findest Du, das ist neurotisches Geschwätz :-)? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

Stop 2Rechtzeitig zum Beginn der Fastenzeit habe ich mich an ein Erlebnis erinnert, dass meine Fähigkeit zur Buße und Rückbesinnung in Frage gestellt hat. An
einem meiner Januarmüdigkeitstage fuhr ich ziemlich zerknittert Richtung Bern, um eine Freundin vom Flughalfen in Belp abzuholen. Um mich aufzumuntern und wach zu bleiben, stellte ich die Musik auf Dröhnstufe und sang tapfer vor mich hin.

Als ich gerade gedankenverloren um eine Kurve brauste, sah ich aus dem Augenwinkel, dezent von der Autobahn entfernt, einen Polizeiwagen. Ich nahm den Fuß vom Gas und fuhr weiter, aber ich wusste genau, dass ich deutlich zu schnell gewesen war.

Aargh.

Ich hatte mich sehr auf das Treffen gefreut, aber für den Rest der Fahrt konnte ich nur noch daran denken, was das wohl kosten würde. Ich ertappte mich dabei, wie ich Gott bat, den Kelch an mir vorübergehen zu lassen, und Ihm versprach, von heute an immer straßenverkehrsgesetzkonform unterwegs zu sein. Gleichzeitig ärgerte ich mich –  über mich selbst, weil ich so unvorsichtig gewesen war, und über die Polizei, weil sie nichts Besseres zu tun hat, als die maroden Kantonsfinanzen mit dem Geld unbescholtener Bürger zu sanieren. Man kennt das ja.

Nachdem ich mich damit abgefunden hatte, dass ich auf die Folgen meines Bleifußes keinen Einfluss mehr hatte, ging ich schnurgerade nach „Frommer Christ Art“ dazu über, mich zu fragen, ob Gott mir damit etwas sagen will – dazu sei gesagt, dass ich sehr wohl weiß, dass diese Frage nicht immer Sinn macht. In diesem Fall motivierte sie mich, für einmal mein Verhältnis zu den Autoritäten und Gesetzen meines Landes auf den Prüfstand zu stellen. Denn wenn ich ehrlich bin, stehe ich zwar in den großen Linien zu dem, was gilt – aber in der Umsetzung im Kleinen hapert es oft. Ich nehme es nicht so genau oder ärgere mich über das bürokratische Tamtam.

Schließlich habe mich nach längerem In-mich-Gehen dazu durchgerungen, dass ich kein Recht habe, mich zu beschweren. Ich lebe in einem demokratischen Land. Ich kann mich um ein politisches Amt bemühen und mich für das einsetzen, was ich wichtig finde. Ich kann eine Initiative starten, Petitionen eingeben und was weiß ich was alles. Ich kann meine Meinung an der Urne abgeben. Wird sich alles ändern, wenn ich das mache? Wohl kaum – aber solange ich nur lästere und die „Faust im Sack“ mache, bin ich mit verantwortlich für den Status quo.

Durch diese simple Bußenfrage ist mir auch wieder bewusster geworden, wie die Bibelstellen zur staatlichen Autorität zu verstehen sind. Als Christ werde ich aufgefordert, diese Autorität zu respektieren und die Gesetze zu halten. Nicht, weil es mich teuer zu stehen kommt, wenn ich es nicht tue, sondern aus Achtung vor Gott, der – so verstehe ich diese Verse – auch die Autoritäten meines Landes eingesetzt hat.

Das scheint dem Missbrauch Tür und Tor zu öffnen – aber auch die staatlichen Gesetze und Autoritäten müssen sich dem beugen, was Gott sagt. Und das wiederum nimmt mich in die Pflicht. Sobald die Gesetze von mir etwas verlangen, was Gottes Grundsätzen (z.B. der Würde des Menschen) widerspricht, bin ich in der Pflicht, mich zur Wehr zu setzen und Stellung zu beziehen. Die Beispiele von Gläubigen im Dritten Reich erinnern mich hier daran, dass das Einstehen für meinen Glauben und die Werte, die mit ihm verknüpft sind, radikalen Mut und Opferbereitschaft bedeuten kann. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, bin ich wieder einmal dankbar: dafür, dass ich in einem demokratischen Land lebe, aber auch dafür, dass ich meinen Glauben offen leben und davon erzählen darf. Das ist auch für Christen an vielen Orten der Welt leider bis heute nicht selbstverständlich.

Mit meinem Bleifuß bin ich übrigens nochmal davongekommen. Und in Dankbarkeit und Erleichterung will ich mich künftig nicht mehr beklagen und mich stattdessen brav an die Geschwindigkeitslimiten halten, auch wenn sie manchmal unerklärlich, unvernünftig, idiotisch…aber lassen wir das. Und ich genieße nebenbei das das befreiende Gefühl, dass ich beim nächsten Anblick eines Polizeiautos keine Schweißausbrüche bekommen muss.

Kennst Du das Bleifußproblem, oder fährst Du IMMER anständig?? Und wie leicht fällt es Dir, Dich NICHT über Gesetze und Vorschriften zu ärgern? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

 

Blog AwardAnd now something completely different: a man with a taperecorder…nein, das war es nicht, dafür dies: Ich bin diese Woche zu besonderen Blogger-Ehren gekommen. Trix, die einen tollen Bog mit dem Namen „Das Leben ist wild!“ führt, hat mich für einen „Liebster Blog Award“ nominiert. Ich  fühle mich natürlich extremst gebauchpinselt und werde gern am „Liebster Blog Award“ Spiel teilnehmen.

Auch als Leser kannst Du davon profitieren – ich werde meine Lieblingsblogs prämieren, so dass Du ein paar neue Leseinspirationen mitnehmen kannst. Für Blogger hier kurz die Regeln:

  • Verlinke die Person, die Dich nominiert hat
  • Beantworte die von ihr gestellten 11 Fragen
  • Suche Dir 11 Leute mit entdeckenswerten Blogs, die unter 200 Follower haben, nominiere sie und informiere sie darüber
  • Überlege Dir selbst 11 Fragen für die neu nominierten Personen

Ziel ist es, die Sichtbarkeit von kleinen Blogs zu erhöhen, was ich natürlich toll finde. Für alle, die es interessiert, hier nun meine offiziellen Antworten auf die subversiven Fragen von Trix:

Was ist Dein Lieblingswort?

Liebe

Worum geht es in Deinem  Blog?

Um das Leben und was es zu bieten hat, darum, im täglichen Wahnsinn das Tiefe, Besondere und Schöne zu sehen, sich herausfordern und verändern zu lassen. Darum, wie Gott diese verrückte Leben durchzieht und was ich mit Ihm so erlebe.

Was inspiriert Dich?

Gott, Musik, die Natur, Bücher, Filme, Geschichte, Begegnungen….

Beschreibe Dich in drei Worten!

Fool for Christ – zu deutsch vielleicht „Verrücktes Huhn Christi“ (klingt einfach nur halb so gut).

Über was würdest Du gerne einmal schreiben?

Über die Zeit des Sonderbundskriegs in der Schweiz. Das klingt unglaublich trocken, aber diese Epoche mit Bürgerkrieg, konfessionellen Spannungen und der Entstehung unseres Bundesstaates fasziniert mich sehr.

Welche Themen interessieren Dich überhaupt nicht?

Handarbeit – Stricken und derlei war während meiner ganzen Schulzeit DAS grosse Demutsübungsfeld für mich.

 Was fängt Dich ein, wenn Du über einen anderen Blog stolperst?

Frische, Ehrlichkeit, Humor mit Tiefgang, ein guter, schnörkelloser Stil. Gern ein bisschen verrückt (dann fühle ich mich zuhause).

Dein Lebensmotto?

To God be the Glory

Dein Wunsch für 2014?

Dass mein aktuelles Projekt im Mai gut startet und viele Menschen inspiriert und ermutigt.

Ein No-Go für Deinen Blog? Was werden wir hier nie lesen?

„Das Häkeln einer Klopapierhülle in zehn einfachen Schritten.“ Spass beiseite: ich habe festgestellt, dass fast alle Themen möglich sind. Ich möchte aber niemals lieblos oder zu rechthaberisch sein.

Ist Dir schon mal was Verrücktes in Zusammenhang mit Deinem Blog passiert?

Ja – diese Woche hat mich so eine verrückte Bloggerin für einen Award nominiert.

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Nachdem dieser Seelenstriptease geschafft ist, schreite ich zur Nomination meiner „Liebster Blog“-Awards. Vorab gestehe ich, dass ich es nicht auf 11 gebracht habe – ich lese viele englische Blogs, die mit dem Award wahrscheinlich nicht viel anfangen können, und wollte keine deutschen Blogs angeben, die ich nicht gut genug kenne. Also dann – here they are. Es würde mich freuen, wenn Ihr dem einen oder anderen Blog einen Besuch abstattet:

Der „Theolunke“ ist eine verdächtige Mischung aus Theologe und Halunke, was ich genial finde. Er bloggt über Glauben und Leben und scheut sich nicht, auch sehr kontroverse Themen aufzugreifen und seine Standpunkte zu behaupten. Das tut er mit sehr viel Respekt und einer guten Dosis Humor.

„Das Landei“ lässt uns an seinen Erfahrungen als Selbständige „aufm Land“ teilhaben, spannend, leichtfüssig und auch hin und wieder nachdenklich.

Sarah-Maria Graber bloggt auf „Die Wortfabrik“ in kleinen, enorm feinen Dosen über das Leben in all seinen Facetten. Ihr unvergleichlicher Stil, ihr Tiefgang und der Schalk, der zwischen den Zeilen hervorblitzt, machen einfach Spass.

Christian Döring rezensiert auf „Bücherändernleben“ regelmässig spannende christliche Bücher und stellt ihre Autoren vor. Oft gibt es die Gelegenheit, ein Exemplar zu gewinnen, und immer gute Ideen für neuen Lesestoff.

Kerstin lässt uns auf „Alltagseinsichten“ persönlich und authentisch an ihren Gedanken und Erkenntnissen teilhaben – sei es bei der Entrümpelung auf allen Ebenen oder beim täglichen Versuch, sich zu Neuem inspirieren zu lassen.

Maja sucht auf „MajasuchtdasGlück“ eben dieses  grosse und kleine Glück im Alltag, und das tut sie auf eine leise, sympathische und nahbare Art, die mir sehr gefällt.

Anna öffnet auf „Buchpost“ die Schätze ihrer umfangreichen Bibliothek und rezensiert ihre Bücher intelligent und tiefgründig. Sicher findest Du das eine oder andere wieder, was Du auch gelesen hast, oder kommst beim Lesen auf gute Ideen!

Anke hat auf ihrem Blog GOOD WORD FOR BAD WORLD zwar schon mehr als 200 Follower, aber ihre Schreibe ist so genial, dass ich sie Euch einfach nicht vorenthalten kann. Wer über den täglichen Wahnsinn mit Familie, Jobs, Haushalt und was dazugehört lesen und sich dabei ab und zu kugeln will – unbedingt reinlesen!

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An die Nominierten: wenn Ihr Spass daran habt, könnt Ihr gemäss obigen Regeln am „Liebster Award“ Spiel teilnehmen; es würde mich natürlich freuen. Es ist aber keine Bedingung. Falls Ihr dabei seid, hier meine 11 heissen Fragen an Euch (einige von Trix fand ich einfach zu gut, um sie nicht auch zu nutzen:

  • Warum bloggst Du?
  • Was liebst Du am meisten daran?
  • Was findest Du eher heraufordernd?
  • Ist das Dein erster Blog, oder hast Du schon Erfahrung?
  • Was ist das Lustigste, was Du beim Bloggen erlebt hast?
  • Beschreibe Dich in drei Worten!
  • Was ist Dein Lebensmotto?
  • Was wünschst Du Dir persönlich für 2014?
  • Welche lebende Person inspiriert Dich?
  • Welche Themen inspirieren Dich?
  • Was machst Du, wenn Dir nichts einfallen will – oder gibt es das gar nicht?

Zum Abrunden und Auffüllen meiner Bloglist hier noch einige meiner liebsten englischsprachigen Blogs für Interessierte:

Kristen Lamb schreibt vor allem für andere Schreiberlinge, aber viele ihrer Ermutigungen sind für fast alle Lebenssituationen anwendbar. Sie ist enorm inspirierend und hat einen ultraschwarzen Humor, den ich einfach liebe!

Tim Fall ist Pastor und schreibt authentisch und ehrlich über seinen eigenen Kampf mit dem „guten Leben“, wagt es aber auch, kritische Fragen zu stellen und aufzurütteln.

Emily Polis Gibson bloggt auf Barnstorming die schönsten Naturfotos, die man sich vorstellen kann. Die kombiniert sie mit Gedichten und Gedanken zu Glauben und Leben. Wunderschön!

Auch der „Unappreciated Pastor“ (echter Name unbekannt) hat einen enorm schwarzen Humor, aber auch eine sehr tiefe Seite. Er bloggt über Gemeinde, Glauben und das Leben und nimmt sich selbst nicht zu ernst. So etwas liebe ich!

Das war für einmal ein etwas anderes Post – ich hoffe, Ihr hattet Spass daran. Wer auch einen heissen Blog-Tipp teilen möchte, kann das gern im Kommentar machen. Ich freue mich auf Euer Feedback!

Olympia 2In meiner Kindheit sassen wir Samstags bei Suppe und Wienerli vor dem Fernseher, und die Piste runter donnerten Conradin Cathomen, Peter Müller, Erika Hess und Vreni Schneider. Diese Zeiten sind lange vorbei. Trotzdem hat mich nach den ersten spektakulären Erfolgen der Schweizer in Sotschi der Kampf um die güldenen Ringlein gepackt. Ein paar besondere Highlights aus diesen Tagen sind mir immer noch präsent.

Die Goldmedaillen von Sandro Viletta und Dominique Gisin zum Beispiel – zwei Athleten, die jahrelang unter Verletzungspech litten und doch nicht aufgegeben haben. Wenn dieser Kampf mit einem solchen Triumph belohnt wird, macht das einfach Freude und ermutigt einen, den eigenen Weg weiter zu verfolgen und auch Hindernisse mit Kampfgeist und Hartnäckigkeit zu  nehmen.

Genauso schön war es, sich mit anderen zu freuen – zum Beispiel mit den kanadischen Hockeyanern in ihrem „Sudden Death“-Sieg gegen die USA. Wenn ein Team von Nachrichtensprechern erst in professioneller Coolness über den Stand referiert und urplötzlich in wilde Tänze und Jubel ausbricht, bleibt kein Auge trocken. Wer es noch nicht gesehen hat, guckt  hier (das oberste Video):

Ich staune auch immer wieder über die vielfältigen und faszinierenden Begabungen der Athleten – die grazilen Eiskunstläufer, die jeden Muskel unter Kontrolle haben und immens harte Arbeit leisten, damit ihre Sprünge und Schwünge so leicht aussehen. Junge  Abfahrtsspezialistinnen, die mit über hundert Stundenkilometern eine steile Piste hinunterdonnern und offenbar keine Angst kennen, sondern für dieses Tempo leben.

Vor allem sind wir hautnah dabei, wenn andere auf dem schmalen Grat zwischen totalem Triumph und bitterer Niederlage schweben. Wir vergiessen eine Träne mit Dominique Gisin, wenn sie ihre Grossmutter anruft und vor lauter Freude und Rührung kaum sprechen kann, und wir fühlen mit Simon Ammann, der trotz seiner vielen Erfolge noch bitter enttäuscht ist, weil er seine eigenen Erwartungen nicht erfüllt hat.

Was mich fasziniert, ist weder der Ruhm, noch der Nervenkitzel, und ich möchte auch nicht an ihrer Stelle stehen – wenn ich die Abfahrtspiste aus einer Helmkamera sehe, wird mir schon ganz anders. Mich bewegt die Leidenschaft und Zielgerichtetheit, mit der diese Athleten ihre Träume verfolgen. Sicher werden nicht wenige von ihrem Umfeld getrieben, aber genauso vielen merkt man an, wie sehr sie ihren Sport lieben. Diese Leidenschaft wünsche ich mir für  mein Leben, und ich will alles daran setzen, den Ort zu finden, an dem ich meine Gaben, Talente und Berufungen leben kann.

Der Vergleich mit Olympia könnte in diesem Zusammenhang frustrieren – schliesslich zählt am Ende doch nur die güldene Scheibe. Und auch unsere Gesellschaft ist geprägt vom Wettkampf, sei es im realen Leben oder in all den TV-Live-Shows, in denen  immer nur einer gewinnen kann – Frauen buhlen um den Bachelor, Sänger treten in Battles gegeneinander an, und am Schluss will jeder das goldene Matterhorn nach Hause tragen.

Wenn das meine Vorstellung von Erfolg ist, werde ich wohl nie zufrieden sein. Gibt es nicht immer jemanden, der es noch ein bisschen besser kann? Und wenn es ihn heute nicht gibt, wird es ihn mit hundertprozentiger Sicherheit morgen oder übermorgen geben. Wenn ich meinen Begabungen folge und das finde, was mich begeistert, und wenn es mein Ziel ist, mein Bestes zu erreichen, kann ich nicht verlieren. Dann muss ich andere auch nicht als Bedrohung sehen, sondern kann von ihnen lernen.

Am Ende gilt der olympische Gedanke „Dabei sein ist alles“ für das ganze Leben. Und „Dabei sein“ heisst mehr als „körperlich anwesend sein“. Es heisst: ich mache mit und bin Teil des Ganzen, ich wähle den Weg, den ich gehen will, und verfolge ihn bis zum Ende. Wenn ich das begriffen habe, bin ich frei für ein leidenschaftliches Leben, das mir entspricht.

Was war Dein schönster Olympiamoment? Und was begeistert Dich?
Ich freue mich auf Dein Feedback!

SchneeherzMein Deutschlehrer im Gymnasium hat behauptet, dass der Mensch nur von Eigennutz angetrieben wird. Er hat uns aufgefordert, ihm Gegenbeispiele zu liefern, und mit sichtbarem Genuss hinter jeder uneigennützigen Handlung einen egoistischen Urgrund ausgemacht. Vielleicht hatte er damit nicht ganz Unrecht. Etwas zu tun, das als gut und verantwortungsvoll gilt, löst ein angenehmes Gefühl in mir aus. Aber soll das wirklich der Grund sein, aus dem ich „das Gute tue“?

Was meint dieser schwammige Begriff überhaupt? Spenden? Nachbarschaftshilfe? Die Alubüchse nicht in den Hauskehricht werfen?

„Gutes tun“ heisst für mich mehr als „sich richtig verhalten“, sprich Steuern zahlen, Gesetze und Anstandsregeln befolgen. Es bedeutet, sich für andere einzusetzen und Dinge zu tun, die mir nicht unbedingt etwas bringen, sondern den anderen Menschen oder ein grösseres Ganzes im Blick haben. Dieses Bedürfnis, das Gute zu tun, und der Blick für das Ganze sind – so glaube ich – in uns hineingelegt worden. Antoine de St. Exupéry hat es in seinem Buch „Wind, Sand und Sterne“ so ausgedrückt:

„Menschsein heisst verantwortlich sein.
Scham empfinden beim Anblick einer Not,
auch wenn man augenscheinlich nicht schuld an ihr ist.
Stolz sein auf den Erfolg, den die Kameraden errungen haben.
Das Gefühl haben, dass der Stein, den man setzt mitwirkt am Bau der Welt.“

Doch obwohl dieses Gute in uns hineingelegt ist, reicht das bei mir ehrlich gesagt nicht immer aus, um es auch zu tun. Manchmal habe ich schlicht keine Lust, jetzt etwas Uneigennütziges zu tun oder auch nur freundlich zu sein. In diesem Moment kommt aus meinem Herzen nicht viel Gutes – es beherbergt nämlich auch eine Menge weniger noble Beweggründe und Gefühle.

Tue ich das Gute dann doch, so ist es eine Entscheidung wider das Gefühl. Das ist sicher besser, als es nicht zu tun,  und ich bin überzeugt, dass jede solche Entscheidung „gegen das Ego-Gefühl“ mich ein bisschen verändert. Trotzdem sehne ich mich danach,  „das Gute“ selbstverständlicher zu tun – es zu tun, weil es zu meinem Wesen gehört. Und mein Respekt und ein gerüttelt Mass an Bewunderung gehören all denen, die das schaffen, ohne dafür Gottes Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Nicht, dass ich ohne Glauben ein Menschenfeind wäre. Aber ich weiss, dass ich aus mir allein auch mit grösster Anstrengung kein weiches Herz entwickeln könnte. Um mich immer wieder zu entscheiden, das Gute zu wählen – auch wenn ich mich so gar nicht danach fühle – brauche ich Seine Hilfe. Brauche Ihn, der an diesem Herz das Wunder tut.

Was heisst „Gutes tun“ für Dich? Was motiviert Dich? Kämpfst Du manchmal auch mit einem widerspenstigen Herzen? (Und am wichtigsten: wohin wirfst Du die Alubüchse???)

Und wenn Du durchs Feuer gehstIch kann mich nur noch dunkel an meinen katholischen Religionsunterricht in der Grundschule erinnern, aber drei Bilder sind hängen geblieben. Das eine ist das „Hungertuch“, das uns Kinder mit seinen Bildern von Menschen aus der dritten Welt motivieren sollte, unser Taschengeld in das Fastenopfer zu investieren. Das zweite war ein Bild der steinernen Fussabdrücke von Jesus, das die Himmelfahrt symbolisierte. Kürzlich bin ich beim Bibellesen auf einen Ortsnamen gestossen, der ebenfalls eine tiefe Erinnerung ausgelöst hat:

Der Garten Gethsemane.

 

Ein Ort der Verzweiflung – hierhin ging Jesus nach dem letzten Passahmahl, um zu beten, im Wissen um den bevorstehenden Verrat durch Judas, die Verhaftung und die Qualen, die vor ihm lagen.

Ein Ort der Angst, an dem sein Schweiss wie Blut auf die Erde fiel, während er betete und zu seinem Vater schrie.

Ein Ort der Verlassenheit – seine drei Freunde schliefen einen Steinwurf entfernt, als sie ihm beistehen sollten, und nach seiner Verhaftung flohen die Jünger in alle Himmelsrichtungen.

Wenn ich über diesen dunklen Moment in seinem Leben nachdenke, wird mir bewusst, dass Gottes Sohn auch ein Mensch voller Angst war. Vor ihm lag ein Martyrium, dem er sich kaum gewachsen fühlte, und als Mensch bat er Gott, diesen Kelch an ihm vorübergehen zu lassen..

Doch sein Gebet hört hier nicht auf. Jesus beendet es mit den Worten: „Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst.“

Bin ich auch bereit, das, was vor mir liegt, auf mich zu nehmen und Gott rückhaltlos zu vertrauen?

Wir singen in der Kirche manchmal ein Lied, in dem wir unseren Willen bekräftigen, Gott in allen Lebensumständen zu loben. Zwei Zeilen dieses Liedes beschäftigen mich besonders:

Egal, was Du mir gibst
Egal, was Du mir nimmst

 Sie beschäftigen mich, weil sie mein Bild von Gott herausfordern. Nimmt Gott mir Dinge weg? Schlägt und verbindet Er, wie es in der Bibel an einer Stelle heisst? Oder passieren Dinge einfach, und Gott lässt sie „nur“ zu?

Im Jahr, als ich zum Glauben kam, ist meine Mutter mit 55 Jahren an einer Gehirnblutung gestorben. Ich frage Gott immer mal wieder, warum sie so früh sterben musste, und weiss es bis heute nicht. Und was machen Eltern, die ein Kind durch ein Verbrechen verlieren? Menschen, die durch einen Unfall aus einem produktiven Leben gerissen und zur Abhängigkeit verdammt werden?

Ich weiss es nicht. Und so wird auch die Frage, was Gott für mich bereit hält, zu einem zweischneidigen Schwert und zum Prüfstein meines Vertrauens. Kann ich „Egal was Du mir nimmst“  singen, ohne dass es ein mulmiges Gefühl bei mir auslöst?

Ich glaube an Gottes Güte und Souveränität und daran, dass „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen.“ Trotzdem finde ich keine einfachen Antworten – und ich glaube, das ist auch gut so. Einfache Antworten blenden oft etwas aus, um die Spannung aufzulösen, und genau diese Spannung gehört zum Glauben dazu.

Wenn mich die Unwägbarkeiten des Lebens entmutigen wollen und ich mich frage, warum Gott nicht alles etwas einfacher gemacht hat, blicke ich noch einmal in den Garten Gethsemane. Ich sehe den Menschen Jesus,  der umgeben von schwärzester Verzweiflung und Angst auf dem Boden kniete. Obwohl er wusste, was ihn erwartete, konnte er sein Leben in die Hände Seines Vaters legen und sagen: „Wie Du willst, und nicht wie ich will.“  Er konnte es, weil sein Vertrauen in Gott grösser war als seine Angst.

Es liegt eine unglaubliche Kraft darin, dass Jesus nach seinem Tod auferstanden ist, in mir lebt und ich so mit seiner Lebensgeschichte auf Erden verbunden bin. Egal, was ich durchmache: er hat meine Angst und meinen Schmerz am eigenen Leib erfahren. Und sollte ich in meinem Leben an ein Gethsemane kommen, werde ich diesen dunklen Moment im Gegensatz zu ihm nicht allein durchstehen müssen.

Fürchte Dich nicht denn ich bin bei Dir

„Fürchte Dich nicht, denn ich bin mit Dir.“
Jesaia 41,10

Grenchen Regen 2Meine kürzlich bejammerte Wintermüdigkeit hat mich leider noch nicht ganz verlassen. Dafür hat sie mich letztes Wochenende dazu gebracht, darüber zu sinnieren, welches meine liebste Jahreszeit ist. Und obwohl ich den warmen, sonnigen Sommer liebe (wenn wir ihn denn kriegen) und den Herbst bezaubernd finde, bin ich beim Frühling gelandet.

 

Zum Teil liegt es sicher daran, dass er nach dem Winter kommt – nach dem Motto „Alles, was anders ist, ist gut.“ Ich habe es einfach nicht mit der Kälte, und von den schönen Seiten des Winters haben wir dieses Jahr gar nichts gehabt: es gab nur eiskalten Regen, schneidenden Wind und einen grauen Wolkendeckel. Der Blick aus dem Fenster enthüllt  einen traurigen braunen Teppich und verwelkte Blätter, die es nicht mehr in die Grünabfuhr geschafft haben.

Grenchen Blätter

Nach Wochen und Monaten in diesem Groove sind die ersten Frühlingsboten ein überraschendes und belebendes Fest für die Sinne. Kleine Krokusse und Schneeglöckchen wagen sich aus dem Boden, zarte Halme stossen durch braunes Gras, und plötzlich ist die Wiese hinter unserem Haus mit Primeln übersät – gelbe, pinke und lila Blümchen breiten sich zwischen Grashalmen und Moos aus, Bäume und Büsche tragen wieder grün…was gibt es Schöneres?

Grenchen SteineNoch ist es nicht soweit – aber die ersten Anzeichen sind da. Am letzten Sonntag habe ich trotz entmutigender Wetterprognosen einen Spaziergang gemacht. Nach kurzer Zeit begann es zu tröpfeln, und auf dem Rückweg schneeregnete es  waagrecht  und wurde richtig ungemütlich. Dann brach der graue Deckel plötzlich auf, und ein Stück blauer Himmel machte sich breit. Mit einem Schlag war es 5 Grad wärmer, alles funkelte und strahlte, und ich machte mich beschwingt auf den Weg nach Hause.

Ermutigt von diesen Wetterkapriolen machte ich einen Rundgang durch den Garten – und wurde fündig. Eine samtige, tiefviolette Primel streckte sich als erster Frühjahrsbote der Sonne entgegen.

Grenchen BlümliIch weiss, es ist noch zu früh ist für den Frühling – aber das ist mir egal. Ich halte weiter Ausschau nach den Vorboten dieser ermutigenden Jahreszeit. Frühling heisst Neubeginn, Hoffnung, Leben, und egal, ob wir gerade auf einem Hoch fliegen oder uns durch ein Tief schleppen: wir brauchen immer wieder dieses Fest der neu erwachten Sinne – dieses Zeichen des „Circle of Life“.

 

In diesem Sinne: Herr, lass Frühling werden!

Bist Du mit mir einig, oder kann der Winter für Dich ruhig noch etwas dauern? Was ist Deine liebste Jahreszeit? Ich freue mich auf Dein Feedback!

In meinem Traum krieche ich durch markerschütterndes Trommelfeuer. Ich presse meinen Körper in den aufgerissenen Schlamm, ducke mich, krieche weiter. Die Schreie der Getroffenen dringen an mein Ohr, vermischen sich mit dem Donnern der Kanonen. Ich werfe mich in einen Schützengraben, dann wieder hinaus in die dröhnende Schlacht.

In diesem Moment bin ich oft schweissgebadet und mit rasendem Herzklopfen aufgewacht. Doch das grosse Grauen in diesen Träumen war  nicht die Angst vor dem Tod, auch nicht der Lärm und die Schreie. Das Schlimmste war der Geruch der Toten. Ich kann mich  an keinen anderen Traum erinnern, in dem ich etwas gerochen habe, aber dieser ist mir bis heute präsent geblieben – obwohl er über 25 Jahre alt ist. Schuld an diesem Traum war ein zweihundertseitiges Taschenbuch.

In der Oberstufenphase des Gymnasiums wurden wir mit gehaltvoller Literatur abgefüllt und mussten all die Schinken lesen, die unter diesem Etikett laufen. Bei uns waren es Manns „Die Buddenbrooks“, Fontanes „Effi Briest“, Frischs „Andorra“, Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ und viele mehr. Doch das Buch, an das ich mich heute noch erinnere, ist „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque.

Bücher Remarque linksRemarque hat in seiner einfachen, geraden Sprache die ganze Unmenschlichkeit und Perversität des Krieges ausgedrückt. Er muss uns nicht erzählen, wie er sich fühlte: wenn wir seine Bilder aufnehmen, mit ihm mitleiden und durch seine Geschichte gehen,  spüren wir die Verlorenheit und Zerrissenheit dieser jungen Männer, die direkt von der Schulbank in den Krieg zogen. Diese Jungs-Männer, die nie mehr irgendwo hingehörten, weil der Krieg ihre zarten Wurzeln von Identität und „Heimat“ weggeschwemmt hat.

Ich habe mit vier Jahren mit dem Lesen angefangen, und die Kraft der Worte fasziniert mich immer noch. Nach einer hormonell gesteuerten Phase alberner Mädchenromane namens „Sweet Dreams“ entdeckte ich dank einer Klassenkameradin die Thriller von Stephen King, dessen Bücher für mich bis heute zu den Highlights der Schreibkunst gehören.

Bücher KingViele davon wie „Es“, „Das letzte Gefecht“, „Der dunkle Turm“ und „In einer kleinen Stadt“ habe ich dutzende Male gelesen. Dabei packt mich weniger der Horror darin, obwohl ich nichts gegen ein wohliges Gruseln habe. Mich fasziniert Kings Einblick in den Charakter seiner Protagonisten und die Tiefe, die er ihnen verleiht.

Bücher Christian

Ich habe auch früh meine Freude an der leichten, gut geschriebenen Literatur entdeckt. Durch meine Mutter kam ich auf die Geschichten von Erma Bombeck und habe auch alle Romane von Mary Scott verschlungen. Heute lese ich gern die berührenden und lustigen Bücher von Becky Freeman über ihr chaotisches Alltags- und Glaubensleben oder die ehrlichen, witzigen Bekenntnisse von Adrian Plass.

Bücher Krimis linksDaneben habe ich von meiner Mutter auch die Liebe zu guten Krimis geerbt: ich habe so ziemlich alle Agatha Christies mehrfach gelesen, daneben die frühen Bücher von Martha Grimes und Elisabeth George. Mein absoluter Held des Krimis ist aber Dick Francis, von dem ich praktisch jeden Krimi besitze und ebenfalls regelmässig neu lese.

Nach meiner Hinwendung zum Glauben habe ich natürlich auch die Bibel entdeckt. Ich kann noch nicht sagen, dass ich sie „viele Male gelesen habe“, aber ich arbeite daran: einen Komplettdurchgang habe ich schon und bin momentan am zweiten. Aber egal, wie gut es damit gerade läuft – ich finde immer wieder etwas, das mich herausfordert, bewegt und begeistert.

Bücher Mockingbird linksMit dem neuen Aufflammen meines Schreiberlingdaseins hab ich ein paar besondere Juwelen entdeckt, unter anderem den Klassiker „To kill a mockingbird“ (Wer die Nachtigall stört). Ein tief ergreifendes Buch, das so schlicht und ruhig daherkommt, dass man am Ende nicht weiss, warum einem die Tränen übers Gesicht laufen, wenn Atticus Finch sagt: „Thank you for my children, Arthur.“

Wenn ich mir mein Buchsammelsurium ansehe, frage ich mich, was für einen gemeinsamen Nenner all diese Werke haben. Natürlich eine „gute Schreibe“ – nicht zu viele Worte, ein prägnanter, guter Stil (ich habe es nicht so mit dem Blumigen).  Vor allem aber suche ich in Büchern – auch inmitten von phantastischen Geschichten – den Willen des Autors, im Chaos dieser Welt Wahrheiten zu suchen und zu vermitteln. Ich suche Echtheit, und ich suche Geschichten, in denen ich spüre, dass es sich jemand nicht leicht gemacht hat und mir neben einer lustigen, berührenden, spannenden Geschichte auch eine neue Sicht auf die Welt und auf mich selbst vermittelt.

Ich freue mich am meisten, wenn ich Bücher und Filme entdecke, die ich mir immer wieder zu Gemüte führen kann. Ganz egal, ob es ein Krimi, ein Thriller, ein literarisches Werk oder ein leichter Unterhaltungsroman ist: ich liebe Bücher, die mich begeistern, herausfordern, packen – und einen unauslöschbaren Eindruck hinterlassen. Und so will ich auch schreiben.

Bücher BibelUnd darum wünsche ich mir in meiner Liebesbeziehung zum geschriebenen Wort zwei Dinge: dass ich mich immer besser ausdrücken und meine Sprache so schleifen kann, dass das, was mir wichtig ist, erfahrbar und erlebbar wird. Und dass ich noch viele Bücher entdecke, die mich inspirieren, vor meinen Augen lebendig werden und die ich noch dutzende Male mit Freude lesen kann.

Welches sind Eure „Wortperlen aller Zeiten“? Welche Bücher haben Euch geprägt? Ich freue mich auf Euren Kommentar!

dead poVor einigen Tagen hat die christliche Sängerin Natalie Grant von sich reden gemacht, als sie die Grammyfeier vorzeitig verliess – Teile der Show wurden offenbar sogar von weltlichen Medien als ziemlich okkult beurteilt und provozierten einige Reaktionen. Grant äusserte sich auf Twitter kurz über ihren Entscheid, ohne näher auf den genauen Grund einzugehen. Das wurde nicht überall verstanden und führte zu neuen Spekulationen.

Wir müssen nicht aus der christlichen Ecke kommen, um solche Situationen zu kennen. Wer seinen Grundsätzen treu bleiben will, muss sich ab und zu quer zum Mainstream stellen – und damit gegen den berüchtigten Gleichschaltungsimpuls in uns.

Im Film „Dead Poets Society“ macht der Lehrer John Keating ein interessantes Experiment. Er lässt seine Schüler über den Schulhof spazieren, und das eine ganze Weile lang. Was passiert? Erst läuft jeder für sich, in seinem Tempo und nach seinem Temperament – schlurfend, marschierend, schlendernd, albern oder ernst, gelangweilt oder verträumt. Irgendwann aber beginnen die Schüler, sich einander anzupassen. Ein Alphatier gibt das Tempo vor, die anderen fallen ein, und schon sieht das ganze aus wie eine Kasernenhofübung.

Woher kommt dieser Drang? Ist der Mensch einfach ein Herdentier und passt sich dem dominantesten in der Gruppe an? Wie es bei den Tieren ist, weiss ich nicht so genau, aber ich glaube, wir Menschen möchten einfach so unglaublich gern dazu gehören. Mehr als das – wir wollen den Stempel, dass wir „mittendrin statt nur dabei“ sind. Und wenn wir uns dem Gleichschaltungsimpuls  widersetzen und zu unserer Meinung stehen, müssen wir damit leben, dass man uns belächelt, als schräg und verschroben ansieht oder gar ablehnt. Und genau davor fürchten wir uns.

Ich erlebe das manchmal auf Parties mit Freunden. Ich habe kein Problem, wenn andere trinken und feiern, obwohl ich seit längerem keinen Alkohol mehr trinke. Aber wenn die Feierei ein bestimmtes „Level“ erreicht, habe ich grosse Mühe, das Fest noch zu geniessen. Ich bin dann müde (gerade weil ich nichts trinke) und genervt und möchte nur noch nach Hause. Dann tut es mir weh, wenn man mich als Spassbremse oder Moralapostel wahrnimmt, der ich eigentlich nicht sein will.

Ein weiterer Grund, warum ich manchmal etwas zurückhaltend mit meiner Meinung bin, sind die (leider) zahlreichen Christen, die anderen ihre Ansichten äusserst lieblos und rechthaberisch an den Kopf knallen. Mit diesen Pharisäern möchte ich nicht in einen Topf geworfen werden. Trotzdem möchte ich noch mehr den Mut haben, zu meinen Ansichten zu stehen, auch wenn man mich deswegen ab und zu für weltfremd oder verschroben hält.

Ich kenne einige Menschen, von denen ich mir in dieser Hinsicht noch eine Scheibe abschneiden kann. Sie sagen ihre Meinung gerade heraus und brauchen dafür nicht einmal überirdische Hilfe. Dagegen bin ich ein bekennender Hasenfuss   – ohne einen beherzten Tritt von oben geht es nicht.

Ich glaube, so lange wir es mit Respekt und Liebe tun, ist unser Beitrag nicht nur okay, sondern dringend notwendig – gerade und besonders dann, wenn es gegen den „Mainstream“ geht. Auf dem Spiel stehen heute Grundsätze wie die Würde und der Wert jedes Menschen, die nicht noch weiter relativiert werden dürfen, sondern unverrückbar sind und bleiben sollen.

Wie sieht es bei Dir mit dieser „Courage“ aus? Fällt es Dir leicht, Deine Meinung zu sagen, oder bist Du auch ein alter Hasenfuss wie ich? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

Lange bevor es „Schni Schna Schnappi“ zu Hitparadenehren brachte, sangen wir als Kinder das Intro vom „rosaroten Panter“ nach und liebten den „Captain Future“-Soundtrack. Der Song, der mir gerade am häufigsten einfällt, stammt aus einem Trickfilm, den ich selber nie gesehen habe, weil er erst in den Neunzigern lief. Jeden Morgen singe ich innerlich das Lied von Alfred E. Kwak in leicht abgewandelter Version: Warum bin ich so müde, so müde, so müde, so ausgesprochen müde…so müde war ich nie!

Mehr als das: es ist eine knochentiefe Schlappheit. In diesem Zustand kostete es mich schon Energie, meine Gesichtszüge zusammenzuhalten – ich bin überzeugt, dass ohne meine Anstrengungen die ganze Haut herunterfällt und am Kinn hängt. Falls dieses Bild etwas gewöhnungsbedürftig ist, tut es auch das des kleinen Ausserirdischen aus „Men in Black“, kurz bevor er das Zeitliche segnet.

müde 2 grösser

Ende letzter Woche war es besonders schlimm, und ich begann ernsthaft mit einer Vitaminkur zu liebäugeln – schliesslich springt einen momentan aus jedem Drogerieschaufenster Werbung für  Guaranaextrakte, Vitaminbooster und Zinktabletten zum Discounterpreis an.

Obwohl ich auch schon zu diesem Mittel gegriffen habe, habe ich mich vorerst dagegen entschieden. Stattdessen habe ich mir ein paar Rezepte gegen die Winterschlappheit überlegt. Zum Teil sind es lächerliche Basics – trotzdem musste ich sie mir mal wieder in Erinnerung rufen.

Es lebe der Schlaf!

Gehört jemand von Euch zu den legendären Gestalten, die mit 4-5 Stunden Schlaf auskommen? Ich leider nicht. Wenn ich also früh aus den Federn will, muss ich mir angewöhnen, rechtzeitig schlafen zu gehen. Ich glaube, genug Schlaf kann gar nicht überschätzt werden – nicht umsonst wurde Schlafentzug als Folter verwendet.

Gemüse ist King

Vitamine kann man ja auch auf natürliche Weise zu sich nehmen. Mein Mann und ich haben deshalb eine Gemüse- und Fruchtoffensive gestartet, um den Vitaminhaushalt etwas aufzubessern – und in der Hoffnung, dass wir von allem anderen etwas weniger essen. Bisher hat es mit dem Gemüse nicht schlecht geklappt; der zweite Teil ist noch ausbaufähig.

Get some fresh air!

Letzten Freitag war ich so müde, dass ich mich am liebsten in eine Ecke verkrochen und das ganze Wochenende dort verbracht hätte. Das ging leider nicht. Dafür konnte ich am Nachmittag mit meiner Schwester bei ausnahmsweise schönem Jura-Südfuss-Wetter einen Spaziergang machen. Die Stunde an der frischen Luft hat mich nicht topfit gemacht, aber ich fühlte mich neu belebt und wieder in der Lage, die Erfordernisse des Weekends zu überstehen.

Meine Tankstelle kennen

In „Life of Brian“ predigt Brian seinen Zuhörern: „Wir sind alle total verschieden!“ (und ein besonders Begnadeter antwortet: „Ich nicht!“) Das gilt auch fürs Energietanken: was den einen auslaugt, verschafft dem anderen Energie ohne Ende. Ich weiss, dass ich am besten auftanke, wenn ich allein sein kann, und dass mehrere Tage ohne Rückzugsmöglichkeit mich unausstehlich machen. Andere geniessen nichts mehr als einen Abend mit Freunden. Wenn ich mich selbst gut genug kenne, kann ich bei der Terminplanung dafür sorgen, dass solche Auftankmöglichkeiten Platz haben.

KörperSeeleGeist

Gerade beim Auftanken wird mir klar, dass ich eine Einheit aus Körper, Seele und Geist bin. Körperliche, geistige und seelische Belastungen beeinflussen sich gegenseitig. Wenn ich Auftankmöglichkeiten suche, will ich diese drei Aspekte einbeziehen. Was tut meinem Körper gut – ein ausgiebiges Bad, ein Spaziergang? Was tut meiner Seele gut – schöne Musik, ein herzerwärmender Film, ein Kaffeeplausch mit der Freundin? Was meinem Geist – ein gutes Buch oder eine Stunde Sport, bei der ich mal an nichts anderes denken kann? Genialerweise wirken die richtigen Massnahmen oft in mehrere Richtungen.

Anderen nichts vormachen

Ich sage schnell, dass es mir gut geht, wenn jemand fragt – man soll ja nicht überall zu einem ausführlichen medizinisch-psychologischen Bericht ansetzen. Aber manchmal darf ich auch gestehen, dass ich groggy bin. Andere sind es auch, und wenn wir ständig damit angeben, dass uns nichts etwas anhaben kann, erhöhen wir nur den Druck.

Die Notbremse ziehen

Niemand ist unentbehrlich. Wenn ich merke, dass ich an meine Grenzen komme, fasse ich mir lieber ein Herz und versuche, jemanden zu finden, der mir etwas abnehmen kann. Das geht nicht in allen Fällen, aber es ist den Versuch wert. Wenn ich nichts sage und – siehe oben – den Eindruck erwecke, das sei alles kein Problem, muss ich mich nicht wundern, wenn niemand merkt, dass ich auf dem Zahnfleisch gehe.

Soweit bin ich mit meinen Rezepten gekommen – und wunderbarerweise fühle ich mich schon nach dem Auflisten dieser Punkte viel besser. Sie zeigt mir, dass ich auch etwas unternehmen kann, damit es etwas besser geht.

Und wenn gar nichts hilft, denke ich daran, dass Seine Kraft dann am stärksten ist, wenn ich schwach bin. Und ich versuche, mich einfach auf die nächsten Aufgaben zu konzentrieren. Kleines Edit an dieser Stelle: hier habe ich bisher einen Satz von mysteriöser Herkunft zitiert, denn ich seit Jahren verwende, obwohl mir seine Bedeutung nicht ganz klar war. Nun hat mir ein hilfreicher Blogleser mitgeteilt, dass das Zitat etwas anders ging und einen eher zwielichtigen Ursprung hat. Darum sagen wir es einfach so:

„Eins nach dem andern!“

Wie hast Du es mit der Wintermüdigkeit? Kennst Du das, oder bist Du immer topfit? Und was für Rezepte hast Du, um wieder auf Touren zu kommen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!