Olympia 2In meiner Kindheit sassen wir Samstags bei Suppe und Wienerli vor dem Fernseher, und die Piste runter donnerten Conradin Cathomen, Peter Müller, Erika Hess und Vreni Schneider. Diese Zeiten sind lange vorbei. Trotzdem hat mich nach den ersten spektakulären Erfolgen der Schweizer in Sotschi der Kampf um die güldenen Ringlein gepackt. Ein paar besondere Highlights aus diesen Tagen sind mir immer noch präsent.

Die Goldmedaillen von Sandro Viletta und Dominique Gisin zum Beispiel – zwei Athleten, die jahrelang unter Verletzungspech litten und doch nicht aufgegeben haben. Wenn dieser Kampf mit einem solchen Triumph belohnt wird, macht das einfach Freude und ermutigt einen, den eigenen Weg weiter zu verfolgen und auch Hindernisse mit Kampfgeist und Hartnäckigkeit zu  nehmen.

Genauso schön war es, sich mit anderen zu freuen – zum Beispiel mit den kanadischen Hockeyanern in ihrem „Sudden Death“-Sieg gegen die USA. Wenn ein Team von Nachrichtensprechern erst in professioneller Coolness über den Stand referiert und urplötzlich in wilde Tänze und Jubel ausbricht, bleibt kein Auge trocken. Wer es noch nicht gesehen hat, guckt  hier (das oberste Video):

Ich staune auch immer wieder über die vielfältigen und faszinierenden Begabungen der Athleten – die grazilen Eiskunstläufer, die jeden Muskel unter Kontrolle haben und immens harte Arbeit leisten, damit ihre Sprünge und Schwünge so leicht aussehen. Junge  Abfahrtsspezialistinnen, die mit über hundert Stundenkilometern eine steile Piste hinunterdonnern und offenbar keine Angst kennen, sondern für dieses Tempo leben.

Vor allem sind wir hautnah dabei, wenn andere auf dem schmalen Grat zwischen totalem Triumph und bitterer Niederlage schweben. Wir vergiessen eine Träne mit Dominique Gisin, wenn sie ihre Grossmutter anruft und vor lauter Freude und Rührung kaum sprechen kann, und wir fühlen mit Simon Ammann, der trotz seiner vielen Erfolge noch bitter enttäuscht ist, weil er seine eigenen Erwartungen nicht erfüllt hat.

Was mich fasziniert, ist weder der Ruhm, noch der Nervenkitzel, und ich möchte auch nicht an ihrer Stelle stehen – wenn ich die Abfahrtspiste aus einer Helmkamera sehe, wird mir schon ganz anders. Mich bewegt die Leidenschaft und Zielgerichtetheit, mit der diese Athleten ihre Träume verfolgen. Sicher werden nicht wenige von ihrem Umfeld getrieben, aber genauso vielen merkt man an, wie sehr sie ihren Sport lieben. Diese Leidenschaft wünsche ich mir für  mein Leben, und ich will alles daran setzen, den Ort zu finden, an dem ich meine Gaben, Talente und Berufungen leben kann.

Der Vergleich mit Olympia könnte in diesem Zusammenhang frustrieren – schliesslich zählt am Ende doch nur die güldene Scheibe. Und auch unsere Gesellschaft ist geprägt vom Wettkampf, sei es im realen Leben oder in all den TV-Live-Shows, in denen  immer nur einer gewinnen kann – Frauen buhlen um den Bachelor, Sänger treten in Battles gegeneinander an, und am Schluss will jeder das goldene Matterhorn nach Hause tragen.

Wenn das meine Vorstellung von Erfolg ist, werde ich wohl nie zufrieden sein. Gibt es nicht immer jemanden, der es noch ein bisschen besser kann? Und wenn es ihn heute nicht gibt, wird es ihn mit hundertprozentiger Sicherheit morgen oder übermorgen geben. Wenn ich meinen Begabungen folge und das finde, was mich begeistert, und wenn es mein Ziel ist, mein Bestes zu erreichen, kann ich nicht verlieren. Dann muss ich andere auch nicht als Bedrohung sehen, sondern kann von ihnen lernen.

Am Ende gilt der olympische Gedanke „Dabei sein ist alles“ für das ganze Leben. Und „Dabei sein“ heisst mehr als „körperlich anwesend sein“. Es heisst: ich mache mit und bin Teil des Ganzen, ich wähle den Weg, den ich gehen will, und verfolge ihn bis zum Ende. Wenn ich das begriffen habe, bin ich frei für ein leidenschaftliches Leben, das mir entspricht.

Was war Dein schönster Olympiamoment? Und was begeistert Dich?
Ich freue mich auf Dein Feedback!

SchneeherzMein Deutschlehrer im Gymnasium hat behauptet, dass der Mensch nur von Eigennutz angetrieben wird. Er hat uns aufgefordert, ihm Gegenbeispiele zu liefern, und mit sichtbarem Genuss hinter jeder uneigennützigen Handlung einen egoistischen Urgrund ausgemacht. Vielleicht hatte er damit nicht ganz Unrecht. Etwas zu tun, das als gut und verantwortungsvoll gilt, löst ein angenehmes Gefühl in mir aus. Aber soll das wirklich der Grund sein, aus dem ich „das Gute tue“?

Was meint dieser schwammige Begriff überhaupt? Spenden? Nachbarschaftshilfe? Die Alubüchse nicht in den Hauskehricht werfen?

„Gutes tun“ heisst für mich mehr als „sich richtig verhalten“, sprich Steuern zahlen, Gesetze und Anstandsregeln befolgen. Es bedeutet, sich für andere einzusetzen und Dinge zu tun, die mir nicht unbedingt etwas bringen, sondern den anderen Menschen oder ein grösseres Ganzes im Blick haben. Dieses Bedürfnis, das Gute zu tun, und der Blick für das Ganze sind – so glaube ich – in uns hineingelegt worden. Antoine de St. Exupéry hat es in seinem Buch „Wind, Sand und Sterne“ so ausgedrückt:

„Menschsein heisst verantwortlich sein.
Scham empfinden beim Anblick einer Not,
auch wenn man augenscheinlich nicht schuld an ihr ist.
Stolz sein auf den Erfolg, den die Kameraden errungen haben.
Das Gefühl haben, dass der Stein, den man setzt mitwirkt am Bau der Welt.“

Doch obwohl dieses Gute in uns hineingelegt ist, reicht das bei mir ehrlich gesagt nicht immer aus, um es auch zu tun. Manchmal habe ich schlicht keine Lust, jetzt etwas Uneigennütziges zu tun oder auch nur freundlich zu sein. In diesem Moment kommt aus meinem Herzen nicht viel Gutes – es beherbergt nämlich auch eine Menge weniger noble Beweggründe und Gefühle.

Tue ich das Gute dann doch, so ist es eine Entscheidung wider das Gefühl. Das ist sicher besser, als es nicht zu tun,  und ich bin überzeugt, dass jede solche Entscheidung „gegen das Ego-Gefühl“ mich ein bisschen verändert. Trotzdem sehne ich mich danach,  „das Gute“ selbstverständlicher zu tun – es zu tun, weil es zu meinem Wesen gehört. Und mein Respekt und ein gerüttelt Mass an Bewunderung gehören all denen, die das schaffen, ohne dafür Gottes Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Nicht, dass ich ohne Glauben ein Menschenfeind wäre. Aber ich weiss, dass ich aus mir allein auch mit grösster Anstrengung kein weiches Herz entwickeln könnte. Um mich immer wieder zu entscheiden, das Gute zu wählen – auch wenn ich mich so gar nicht danach fühle – brauche ich Seine Hilfe. Brauche Ihn, der an diesem Herz das Wunder tut.

Was heisst „Gutes tun“ für Dich? Was motiviert Dich? Kämpfst Du manchmal auch mit einem widerspenstigen Herzen? (Und am wichtigsten: wohin wirfst Du die Alubüchse???)

Und wenn Du durchs Feuer gehstIch kann mich nur noch dunkel an meinen katholischen Religionsunterricht in der Grundschule erinnern, aber drei Bilder sind hängen geblieben. Das eine ist das „Hungertuch“, das uns Kinder mit seinen Bildern von Menschen aus der dritten Welt motivieren sollte, unser Taschengeld in das Fastenopfer zu investieren. Das zweite war ein Bild der steinernen Fussabdrücke von Jesus, das die Himmelfahrt symbolisierte. Kürzlich bin ich beim Bibellesen auf einen Ortsnamen gestossen, der ebenfalls eine tiefe Erinnerung ausgelöst hat:

Der Garten Gethsemane.

 

Ein Ort der Verzweiflung – hierhin ging Jesus nach dem letzten Passahmahl, um zu beten, im Wissen um den bevorstehenden Verrat durch Judas, die Verhaftung und die Qualen, die vor ihm lagen.

Ein Ort der Angst, an dem sein Schweiss wie Blut auf die Erde fiel, während er betete und zu seinem Vater schrie.

Ein Ort der Verlassenheit – seine drei Freunde schliefen einen Steinwurf entfernt, als sie ihm beistehen sollten, und nach seiner Verhaftung flohen die Jünger in alle Himmelsrichtungen.

Wenn ich über diesen dunklen Moment in seinem Leben nachdenke, wird mir bewusst, dass Gottes Sohn auch ein Mensch voller Angst war. Vor ihm lag ein Martyrium, dem er sich kaum gewachsen fühlte, und als Mensch bat er Gott, diesen Kelch an ihm vorübergehen zu lassen..

Doch sein Gebet hört hier nicht auf. Jesus beendet es mit den Worten: „Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst.“

Bin ich auch bereit, das, was vor mir liegt, auf mich zu nehmen und Gott rückhaltlos zu vertrauen?

Wir singen in der Kirche manchmal ein Lied, in dem wir unseren Willen bekräftigen, Gott in allen Lebensumständen zu loben. Zwei Zeilen dieses Liedes beschäftigen mich besonders:

Egal, was Du mir gibst
Egal, was Du mir nimmst

 Sie beschäftigen mich, weil sie mein Bild von Gott herausfordern. Nimmt Gott mir Dinge weg? Schlägt und verbindet Er, wie es in der Bibel an einer Stelle heisst? Oder passieren Dinge einfach, und Gott lässt sie „nur“ zu?

Im Jahr, als ich zum Glauben kam, ist meine Mutter mit 55 Jahren an einer Gehirnblutung gestorben. Ich frage Gott immer mal wieder, warum sie so früh sterben musste, und weiss es bis heute nicht. Und was machen Eltern, die ein Kind durch ein Verbrechen verlieren? Menschen, die durch einen Unfall aus einem produktiven Leben gerissen und zur Abhängigkeit verdammt werden?

Ich weiss es nicht. Und so wird auch die Frage, was Gott für mich bereit hält, zu einem zweischneidigen Schwert und zum Prüfstein meines Vertrauens. Kann ich „Egal was Du mir nimmst“  singen, ohne dass es ein mulmiges Gefühl bei mir auslöst?

Ich glaube an Gottes Güte und Souveränität und daran, dass „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen.“ Trotzdem finde ich keine einfachen Antworten – und ich glaube, das ist auch gut so. Einfache Antworten blenden oft etwas aus, um die Spannung aufzulösen, und genau diese Spannung gehört zum Glauben dazu.

Wenn mich die Unwägbarkeiten des Lebens entmutigen wollen und ich mich frage, warum Gott nicht alles etwas einfacher gemacht hat, blicke ich noch einmal in den Garten Gethsemane. Ich sehe den Menschen Jesus,  der umgeben von schwärzester Verzweiflung und Angst auf dem Boden kniete. Obwohl er wusste, was ihn erwartete, konnte er sein Leben in die Hände Seines Vaters legen und sagen: „Wie Du willst, und nicht wie ich will.“  Er konnte es, weil sein Vertrauen in Gott grösser war als seine Angst.

Es liegt eine unglaubliche Kraft darin, dass Jesus nach seinem Tod auferstanden ist, in mir lebt und ich so mit seiner Lebensgeschichte auf Erden verbunden bin. Egal, was ich durchmache: er hat meine Angst und meinen Schmerz am eigenen Leib erfahren. Und sollte ich in meinem Leben an ein Gethsemane kommen, werde ich diesen dunklen Moment im Gegensatz zu ihm nicht allein durchstehen müssen.

Fürchte Dich nicht denn ich bin bei Dir

„Fürchte Dich nicht, denn ich bin mit Dir.“
Jesaia 41,10

Grenchen Regen 2Meine kürzlich bejammerte Wintermüdigkeit hat mich leider noch nicht ganz verlassen. Dafür hat sie mich letztes Wochenende dazu gebracht, darüber zu sinnieren, welches meine liebste Jahreszeit ist. Und obwohl ich den warmen, sonnigen Sommer liebe (wenn wir ihn denn kriegen) und den Herbst bezaubernd finde, bin ich beim Frühling gelandet.

 

Zum Teil liegt es sicher daran, dass er nach dem Winter kommt – nach dem Motto „Alles, was anders ist, ist gut.“ Ich habe es einfach nicht mit der Kälte, und von den schönen Seiten des Winters haben wir dieses Jahr gar nichts gehabt: es gab nur eiskalten Regen, schneidenden Wind und einen grauen Wolkendeckel. Der Blick aus dem Fenster enthüllt  einen traurigen braunen Teppich und verwelkte Blätter, die es nicht mehr in die Grünabfuhr geschafft haben.

Grenchen Blätter

Nach Wochen und Monaten in diesem Groove sind die ersten Frühlingsboten ein überraschendes und belebendes Fest für die Sinne. Kleine Krokusse und Schneeglöckchen wagen sich aus dem Boden, zarte Halme stossen durch braunes Gras, und plötzlich ist die Wiese hinter unserem Haus mit Primeln übersät – gelbe, pinke und lila Blümchen breiten sich zwischen Grashalmen und Moos aus, Bäume und Büsche tragen wieder grün…was gibt es Schöneres?

Grenchen SteineNoch ist es nicht soweit – aber die ersten Anzeichen sind da. Am letzten Sonntag habe ich trotz entmutigender Wetterprognosen einen Spaziergang gemacht. Nach kurzer Zeit begann es zu tröpfeln, und auf dem Rückweg schneeregnete es  waagrecht  und wurde richtig ungemütlich. Dann brach der graue Deckel plötzlich auf, und ein Stück blauer Himmel machte sich breit. Mit einem Schlag war es 5 Grad wärmer, alles funkelte und strahlte, und ich machte mich beschwingt auf den Weg nach Hause.

Ermutigt von diesen Wetterkapriolen machte ich einen Rundgang durch den Garten – und wurde fündig. Eine samtige, tiefviolette Primel streckte sich als erster Frühjahrsbote der Sonne entgegen.

Grenchen BlümliIch weiss, es ist noch zu früh ist für den Frühling – aber das ist mir egal. Ich halte weiter Ausschau nach den Vorboten dieser ermutigenden Jahreszeit. Frühling heisst Neubeginn, Hoffnung, Leben, und egal, ob wir gerade auf einem Hoch fliegen oder uns durch ein Tief schleppen: wir brauchen immer wieder dieses Fest der neu erwachten Sinne – dieses Zeichen des „Circle of Life“.

 

In diesem Sinne: Herr, lass Frühling werden!

Bist Du mit mir einig, oder kann der Winter für Dich ruhig noch etwas dauern? Was ist Deine liebste Jahreszeit? Ich freue mich auf Dein Feedback!

In meinem Traum krieche ich durch markerschütterndes Trommelfeuer. Ich presse meinen Körper in den aufgerissenen Schlamm, ducke mich, krieche weiter. Die Schreie der Getroffenen dringen an mein Ohr, vermischen sich mit dem Donnern der Kanonen. Ich werfe mich in einen Schützengraben, dann wieder hinaus in die dröhnende Schlacht.

In diesem Moment bin ich oft schweissgebadet und mit rasendem Herzklopfen aufgewacht. Doch das grosse Grauen in diesen Träumen war  nicht die Angst vor dem Tod, auch nicht der Lärm und die Schreie. Das Schlimmste war der Geruch der Toten. Ich kann mich  an keinen anderen Traum erinnern, in dem ich etwas gerochen habe, aber dieser ist mir bis heute präsent geblieben – obwohl er über 25 Jahre alt ist. Schuld an diesem Traum war ein zweihundertseitiges Taschenbuch.

In der Oberstufenphase des Gymnasiums wurden wir mit gehaltvoller Literatur abgefüllt und mussten all die Schinken lesen, die unter diesem Etikett laufen. Bei uns waren es Manns „Die Buddenbrooks“, Fontanes „Effi Briest“, Frischs „Andorra“, Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ und viele mehr. Doch das Buch, an das ich mich heute noch erinnere, ist „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque.

Bücher Remarque linksRemarque hat in seiner einfachen, geraden Sprache die ganze Unmenschlichkeit und Perversität des Krieges ausgedrückt. Er muss uns nicht erzählen, wie er sich fühlte: wenn wir seine Bilder aufnehmen, mit ihm mitleiden und durch seine Geschichte gehen,  spüren wir die Verlorenheit und Zerrissenheit dieser jungen Männer, die direkt von der Schulbank in den Krieg zogen. Diese Jungs-Männer, die nie mehr irgendwo hingehörten, weil der Krieg ihre zarten Wurzeln von Identität und „Heimat“ weggeschwemmt hat.

Ich habe mit vier Jahren mit dem Lesen angefangen, und die Kraft der Worte fasziniert mich immer noch. Nach einer hormonell gesteuerten Phase alberner Mädchenromane namens „Sweet Dreams“ entdeckte ich dank einer Klassenkameradin die Thriller von Stephen King, dessen Bücher für mich bis heute zu den Highlights der Schreibkunst gehören.

Bücher KingViele davon wie „Es“, „Das letzte Gefecht“, „Der dunkle Turm“ und „In einer kleinen Stadt“ habe ich dutzende Male gelesen. Dabei packt mich weniger der Horror darin, obwohl ich nichts gegen ein wohliges Gruseln habe. Mich fasziniert Kings Einblick in den Charakter seiner Protagonisten und die Tiefe, die er ihnen verleiht.

Bücher Christian

Ich habe auch früh meine Freude an der leichten, gut geschriebenen Literatur entdeckt. Durch meine Mutter kam ich auf die Geschichten von Erma Bombeck und habe auch alle Romane von Mary Scott verschlungen. Heute lese ich gern die berührenden und lustigen Bücher von Becky Freeman über ihr chaotisches Alltags- und Glaubensleben oder die ehrlichen, witzigen Bekenntnisse von Adrian Plass.

Bücher Krimis linksDaneben habe ich von meiner Mutter auch die Liebe zu guten Krimis geerbt: ich habe so ziemlich alle Agatha Christies mehrfach gelesen, daneben die frühen Bücher von Martha Grimes und Elisabeth George. Mein absoluter Held des Krimis ist aber Dick Francis, von dem ich praktisch jeden Krimi besitze und ebenfalls regelmässig neu lese.

Nach meiner Hinwendung zum Glauben habe ich natürlich auch die Bibel entdeckt. Ich kann noch nicht sagen, dass ich sie „viele Male gelesen habe“, aber ich arbeite daran: einen Komplettdurchgang habe ich schon und bin momentan am zweiten. Aber egal, wie gut es damit gerade läuft – ich finde immer wieder etwas, das mich herausfordert, bewegt und begeistert.

Bücher Mockingbird linksMit dem neuen Aufflammen meines Schreiberlingdaseins hab ich ein paar besondere Juwelen entdeckt, unter anderem den Klassiker „To kill a mockingbird“ (Wer die Nachtigall stört). Ein tief ergreifendes Buch, das so schlicht und ruhig daherkommt, dass man am Ende nicht weiss, warum einem die Tränen übers Gesicht laufen, wenn Atticus Finch sagt: „Thank you for my children, Arthur.“

Wenn ich mir mein Buchsammelsurium ansehe, frage ich mich, was für einen gemeinsamen Nenner all diese Werke haben. Natürlich eine „gute Schreibe“ – nicht zu viele Worte, ein prägnanter, guter Stil (ich habe es nicht so mit dem Blumigen).  Vor allem aber suche ich in Büchern – auch inmitten von phantastischen Geschichten – den Willen des Autors, im Chaos dieser Welt Wahrheiten zu suchen und zu vermitteln. Ich suche Echtheit, und ich suche Geschichten, in denen ich spüre, dass es sich jemand nicht leicht gemacht hat und mir neben einer lustigen, berührenden, spannenden Geschichte auch eine neue Sicht auf die Welt und auf mich selbst vermittelt.

Ich freue mich am meisten, wenn ich Bücher und Filme entdecke, die ich mir immer wieder zu Gemüte führen kann. Ganz egal, ob es ein Krimi, ein Thriller, ein literarisches Werk oder ein leichter Unterhaltungsroman ist: ich liebe Bücher, die mich begeistern, herausfordern, packen – und einen unauslöschbaren Eindruck hinterlassen. Und so will ich auch schreiben.

Bücher BibelUnd darum wünsche ich mir in meiner Liebesbeziehung zum geschriebenen Wort zwei Dinge: dass ich mich immer besser ausdrücken und meine Sprache so schleifen kann, dass das, was mir wichtig ist, erfahrbar und erlebbar wird. Und dass ich noch viele Bücher entdecke, die mich inspirieren, vor meinen Augen lebendig werden und die ich noch dutzende Male mit Freude lesen kann.

Welches sind Eure „Wortperlen aller Zeiten“? Welche Bücher haben Euch geprägt? Ich freue mich auf Euren Kommentar!

dead poVor einigen Tagen hat die christliche Sängerin Natalie Grant von sich reden gemacht, als sie die Grammyfeier vorzeitig verliess – Teile der Show wurden offenbar sogar von weltlichen Medien als ziemlich okkult beurteilt und provozierten einige Reaktionen. Grant äusserte sich auf Twitter kurz über ihren Entscheid, ohne näher auf den genauen Grund einzugehen. Das wurde nicht überall verstanden und führte zu neuen Spekulationen.

Wir müssen nicht aus der christlichen Ecke kommen, um solche Situationen zu kennen. Wer seinen Grundsätzen treu bleiben will, muss sich ab und zu quer zum Mainstream stellen – und damit gegen den berüchtigten Gleichschaltungsimpuls in uns.

Im Film „Dead Poets Society“ macht der Lehrer John Keating ein interessantes Experiment. Er lässt seine Schüler über den Schulhof spazieren, und das eine ganze Weile lang. Was passiert? Erst läuft jeder für sich, in seinem Tempo und nach seinem Temperament – schlurfend, marschierend, schlendernd, albern oder ernst, gelangweilt oder verträumt. Irgendwann aber beginnen die Schüler, sich einander anzupassen. Ein Alphatier gibt das Tempo vor, die anderen fallen ein, und schon sieht das ganze aus wie eine Kasernenhofübung.

Woher kommt dieser Drang? Ist der Mensch einfach ein Herdentier und passt sich dem dominantesten in der Gruppe an? Wie es bei den Tieren ist, weiss ich nicht so genau, aber ich glaube, wir Menschen möchten einfach so unglaublich gern dazu gehören. Mehr als das – wir wollen den Stempel, dass wir „mittendrin statt nur dabei“ sind. Und wenn wir uns dem Gleichschaltungsimpuls  widersetzen und zu unserer Meinung stehen, müssen wir damit leben, dass man uns belächelt, als schräg und verschroben ansieht oder gar ablehnt. Und genau davor fürchten wir uns.

Ich erlebe das manchmal auf Parties mit Freunden. Ich habe kein Problem, wenn andere trinken und feiern, obwohl ich seit längerem keinen Alkohol mehr trinke. Aber wenn die Feierei ein bestimmtes „Level“ erreicht, habe ich grosse Mühe, das Fest noch zu geniessen. Ich bin dann müde (gerade weil ich nichts trinke) und genervt und möchte nur noch nach Hause. Dann tut es mir weh, wenn man mich als Spassbremse oder Moralapostel wahrnimmt, der ich eigentlich nicht sein will.

Ein weiterer Grund, warum ich manchmal etwas zurückhaltend mit meiner Meinung bin, sind die (leider) zahlreichen Christen, die anderen ihre Ansichten äusserst lieblos und rechthaberisch an den Kopf knallen. Mit diesen Pharisäern möchte ich nicht in einen Topf geworfen werden. Trotzdem möchte ich noch mehr den Mut haben, zu meinen Ansichten zu stehen, auch wenn man mich deswegen ab und zu für weltfremd oder verschroben hält.

Ich kenne einige Menschen, von denen ich mir in dieser Hinsicht noch eine Scheibe abschneiden kann. Sie sagen ihre Meinung gerade heraus und brauchen dafür nicht einmal überirdische Hilfe. Dagegen bin ich ein bekennender Hasenfuss   – ohne einen beherzten Tritt von oben geht es nicht.

Ich glaube, so lange wir es mit Respekt und Liebe tun, ist unser Beitrag nicht nur okay, sondern dringend notwendig – gerade und besonders dann, wenn es gegen den „Mainstream“ geht. Auf dem Spiel stehen heute Grundsätze wie die Würde und der Wert jedes Menschen, die nicht noch weiter relativiert werden dürfen, sondern unverrückbar sind und bleiben sollen.

Wie sieht es bei Dir mit dieser „Courage“ aus? Fällt es Dir leicht, Deine Meinung zu sagen, oder bist Du auch ein alter Hasenfuss wie ich? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

Lange bevor es „Schni Schna Schnappi“ zu Hitparadenehren brachte, sangen wir als Kinder das Intro vom „rosaroten Panter“ nach und liebten den „Captain Future“-Soundtrack. Der Song, der mir gerade am häufigsten einfällt, stammt aus einem Trickfilm, den ich selber nie gesehen habe, weil er erst in den Neunzigern lief. Jeden Morgen singe ich innerlich das Lied von Alfred E. Kwak in leicht abgewandelter Version: Warum bin ich so müde, so müde, so müde, so ausgesprochen müde…so müde war ich nie!

Mehr als das: es ist eine knochentiefe Schlappheit. In diesem Zustand kostete es mich schon Energie, meine Gesichtszüge zusammenzuhalten – ich bin überzeugt, dass ohne meine Anstrengungen die ganze Haut herunterfällt und am Kinn hängt. Falls dieses Bild etwas gewöhnungsbedürftig ist, tut es auch das des kleinen Ausserirdischen aus „Men in Black“, kurz bevor er das Zeitliche segnet.

müde 2 grösser

Ende letzter Woche war es besonders schlimm, und ich begann ernsthaft mit einer Vitaminkur zu liebäugeln – schliesslich springt einen momentan aus jedem Drogerieschaufenster Werbung für  Guaranaextrakte, Vitaminbooster und Zinktabletten zum Discounterpreis an.

Obwohl ich auch schon zu diesem Mittel gegriffen habe, habe ich mich vorerst dagegen entschieden. Stattdessen habe ich mir ein paar Rezepte gegen die Winterschlappheit überlegt. Zum Teil sind es lächerliche Basics – trotzdem musste ich sie mir mal wieder in Erinnerung rufen.

Es lebe der Schlaf!

Gehört jemand von Euch zu den legendären Gestalten, die mit 4-5 Stunden Schlaf auskommen? Ich leider nicht. Wenn ich also früh aus den Federn will, muss ich mir angewöhnen, rechtzeitig schlafen zu gehen. Ich glaube, genug Schlaf kann gar nicht überschätzt werden – nicht umsonst wurde Schlafentzug als Folter verwendet.

Gemüse ist King

Vitamine kann man ja auch auf natürliche Weise zu sich nehmen. Mein Mann und ich haben deshalb eine Gemüse- und Fruchtoffensive gestartet, um den Vitaminhaushalt etwas aufzubessern – und in der Hoffnung, dass wir von allem anderen etwas weniger essen. Bisher hat es mit dem Gemüse nicht schlecht geklappt; der zweite Teil ist noch ausbaufähig.

Get some fresh air!

Letzten Freitag war ich so müde, dass ich mich am liebsten in eine Ecke verkrochen und das ganze Wochenende dort verbracht hätte. Das ging leider nicht. Dafür konnte ich am Nachmittag mit meiner Schwester bei ausnahmsweise schönem Jura-Südfuss-Wetter einen Spaziergang machen. Die Stunde an der frischen Luft hat mich nicht topfit gemacht, aber ich fühlte mich neu belebt und wieder in der Lage, die Erfordernisse des Weekends zu überstehen.

Meine Tankstelle kennen

In „Life of Brian“ predigt Brian seinen Zuhörern: „Wir sind alle total verschieden!“ (und ein besonders Begnadeter antwortet: „Ich nicht!“) Das gilt auch fürs Energietanken: was den einen auslaugt, verschafft dem anderen Energie ohne Ende. Ich weiss, dass ich am besten auftanke, wenn ich allein sein kann, und dass mehrere Tage ohne Rückzugsmöglichkeit mich unausstehlich machen. Andere geniessen nichts mehr als einen Abend mit Freunden. Wenn ich mich selbst gut genug kenne, kann ich bei der Terminplanung dafür sorgen, dass solche Auftankmöglichkeiten Platz haben.

KörperSeeleGeist

Gerade beim Auftanken wird mir klar, dass ich eine Einheit aus Körper, Seele und Geist bin. Körperliche, geistige und seelische Belastungen beeinflussen sich gegenseitig. Wenn ich Auftankmöglichkeiten suche, will ich diese drei Aspekte einbeziehen. Was tut meinem Körper gut – ein ausgiebiges Bad, ein Spaziergang? Was tut meiner Seele gut – schöne Musik, ein herzerwärmender Film, ein Kaffeeplausch mit der Freundin? Was meinem Geist – ein gutes Buch oder eine Stunde Sport, bei der ich mal an nichts anderes denken kann? Genialerweise wirken die richtigen Massnahmen oft in mehrere Richtungen.

Anderen nichts vormachen

Ich sage schnell, dass es mir gut geht, wenn jemand fragt – man soll ja nicht überall zu einem ausführlichen medizinisch-psychologischen Bericht ansetzen. Aber manchmal darf ich auch gestehen, dass ich groggy bin. Andere sind es auch, und wenn wir ständig damit angeben, dass uns nichts etwas anhaben kann, erhöhen wir nur den Druck.

Die Notbremse ziehen

Niemand ist unentbehrlich. Wenn ich merke, dass ich an meine Grenzen komme, fasse ich mir lieber ein Herz und versuche, jemanden zu finden, der mir etwas abnehmen kann. Das geht nicht in allen Fällen, aber es ist den Versuch wert. Wenn ich nichts sage und – siehe oben – den Eindruck erwecke, das sei alles kein Problem, muss ich mich nicht wundern, wenn niemand merkt, dass ich auf dem Zahnfleisch gehe.

Soweit bin ich mit meinen Rezepten gekommen – und wunderbarerweise fühle ich mich schon nach dem Auflisten dieser Punkte viel besser. Sie zeigt mir, dass ich auch etwas unternehmen kann, damit es etwas besser geht.

Und wenn gar nichts hilft, denke ich daran, dass Seine Kraft dann am stärksten ist, wenn ich schwach bin. Und ich versuche, mich einfach auf die nächsten Aufgaben zu konzentrieren. Kleines Edit an dieser Stelle: hier habe ich bisher einen Satz von mysteriöser Herkunft zitiert, denn ich seit Jahren verwende, obwohl mir seine Bedeutung nicht ganz klar war. Nun hat mir ein hilfreicher Blogleser mitgeteilt, dass das Zitat etwas anders ging und einen eher zwielichtigen Ursprung hat. Darum sagen wir es einfach so:

„Eins nach dem andern!“

Wie hast Du es mit der Wintermüdigkeit? Kennst Du das, oder bist Du immer topfit? Und was für Rezepte hast Du, um wieder auf Touren zu kommen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

Kappeli TurmAls ich die Mittelschule besuchte, bestand mein politisches Feindbild aus einem Aufkleber. Er prangte vor allem auf den Ledermappen der Mitglieder einer bestimmten Mittelschulverbindung. Der Kleber zeigte ein hehres Schweizer Kreuz auf rotem Grund und den sagenhaften Satz: „Ich bin stolz, ein Schweizer zu sein.“

Mir ist heute noch schleierhaft, wie man auf etwas stolz sein kann, auf das man erwiesenermassen überhaupt keinen Einfluss gehabt hat. Aber immerhin: es gab Menschen, die so etwas kauften und öffentlich sichtbar herumtrugen, und es gab die Kleber. Einen entsprechenden Kleber für meinen Wohnort Grenchen habe ich bisher erfolglos gesucht.

Das liegt sicher an der öffentlichen Wahrnehmung. Als mein Mann und ich vor etwa vier Jahren in meine alte Heimat zurückgezogen sind, musste er mehrere Gespräche wie dieses führen:

„Ich werde im März umziehen.“
„Wohin zieht Ihr?“
„Nach Grenchen.“
„Wieso DAS denn?!“
„Meine Frau ist dort aufgewachsen.“
„Ach so! Aber trotzdem…“

Nach Grenchen zieht man einfach nicht. Der Steuerfuss ist hoch, und die schöne Barock-Altstadt liegt 15 Kilometer ausserhalb – nach dem blauen Schild mit der Aufschrift „Solothurn“. Und obwohl Grenchen 2008 den Wakker-Preis „für beispielhaften Ortsbildschutz“ gewonnen hat, werden wir das Etikett der „hässlichsten Stadt der Schweiz“ einfach nicht los.

Trotzdem lebe ich gern hier. Grenchen ist Teil meiner DNA, und ich passe hierher. Hier begegnen mir auf Schritt und Tritt meine Wurzeln und die Erinnerungen an meine ersten zwanzig Lebensjahre. Die Kellerdisco, in der ich zum ersten Mal „im Ausgang“  war (liebe Nicht-Schweizer: das hat nichts mit Gefängnis oder Militärdienst zu tun). Das Kino, in dem ich meinen ersten Film gesehen habe (ich glaube, es war „Beverly Hills Cop 1“). All die Schulhäuser, in denen ich ein- und ausgegangen bin. Das riesige Steindenkmal von Hermann Obrecht, dem bisher einzigen Grenchner Bundesrat.

GrenchenMeine Stadt braucht keine alten, schmucken Gebäude, um mein Herz zu gewinnen. Sie war einst ein Bauerndorf, wurde zur Arbeiterstadt und hat sich zu einem Ort entwickelt, an dem es sich gut leben lässt. Und dass andere das fast nicht glauben können, macht es noch lustiger. Gern in Grenchen zu leben ist wider den Zeitgeist – und darin ähnelt es dem Bekenntnis, ein Fundi-Christ zu sein.

Reaktionen auf ein „Bekenntnis der brennenden Nachfolge“ reichen vom erwähnten „Wieso DAS denn?!“ über ein verlegenes Schweigen bis hin zu Sätzen wie: „Zum Glück ist Dein Mann ja vernünftig, dann gleicht sich das aus.“ Oder „Ist ja ok, für Gott zu sein, aber man kann auch völlig abheben und zu viel…“

Kann man nicht.

Natürlich kann ich Fehler machen. Wenn ich etwas mit Leidenschaft tue, kann ich übers Ziel hinaus schiessen oder mich verrennen – solche Beispiele finden sich auch in der Nachfolge in rauen Mengen. Aber Gott zu sehr lieben – das geht nicht. Und mein Massstab, ob ich noch auf Kurs bin, ist neben der Bibel die Liebe, die ich für andere Menschen mitbringe. Solange diese Liebe wächst, ist alles in Butter.

Ich werde nie genug von Gott haben. Und ich möchte noch viel verrückter werden, wenn es um ihn geht – getreu nach dem Motto von John Wimber:

„I’m a fool for Christ – who’s fool are you?”

Und ich hoffe, dass auch in meiner Stadt noch mehr von der verrückten Freiheit sichtbar wird, die das Leben mit Gott bietet. Mein Beitrag dazu ist, dass ich so gut ich kann seine Werte lebe, seine Liebe weitertrage und ihn schamlos bekenne.

Womit ich letzteres getan habe.

Bild Song-Treats kling 3Im Herbst 2000 saß ich das erste Mal in meinem Leben in einem Flugzeug und erblickte nach zehn Stunden Flug die Skyline von Manhattan. Eine Woche lang streifte ich begeistert durch diese neongrelle, lebendige Stadt voller bunter Eindrücke und machte auch einen Abstecher an den Broadway – in ein brandneues Musical, von dem ich noch nie gehört hatte. Der Vorhang öffnete sich, und ich war innert Kürze völlig hingerissen.

Ich hatte „Aida“ nie in der klassischen Version gesehen und begegnete dem Stoff das erste Mal. Erzählt wird die fiktive Liebesgeschichte zwischen Radames, Feldherr des ägyptischen Pharao und Verlobter der Pharaotochter Amneris, und Aida, Tochter des Königs von Nubien, das von den Ägyptern besetzt wurde. Die beiden lernen sich kennen, als Radames Aida gefangen nimmt und sie als Dienstmädchen zu seiner Verlobten Amneris bringt. Während Amneris in Aida eine Vertraute findet, entdecken Radames und Aida ihre Seelenverwandtschaft und ihre Liebe füreinander, die sie vor schwere Entscheidungen stellt.

Das Musical lebt natürlich von der spannenden Geschichte, die Elton John und Tim Rice für den Broadway genial umgesetzt haben. Doch das ganz große Erlebnis war für mich Heather Headley als Aida. Ihr Spiel hatte eine besondere Tiefe, und am meisten berührte mich ihr Gesang im Stück „The Gods love Nubia“. In diesem Song richtet Aida ihr niedergeschlagenes Volk auf, macht ihm Mut und bringt es dazu, wieder an eine Zukunft in Freiheit zu glauben. Ich hatte damals mit Gott nicht viel am Hut, aber dieser Song ging mir durch Mark und Bein.

Ich staune immer wieder über die Kraft, die in der Musik steckt. Feldherren nutzten sie, um ihren Kriegern Kampfeslust einzuimpfen. Als ein böser Geist König Saul in Beschlag nahm, spielte David auf seiner Harfe, und der Geist musste weichen.

Musik weckt die unterschiedlichsten Emotionen in uns. Manche Songs lassen mich tanzen, manche bringen mich zum Lachen oder zum Weinen, andere machen mir Mut oder beruhigen mich. Und während es jedes Jahr hunderte von Songs gibt, die kurz aufleuchten und am Horizont verglühen, entstehen auch immer wieder Kostbarkeiten, die Jahrzehnte und Jahrhunderte überdauern.

Ich denke dabei  – neben den Altmeistern der Klassik – an Stücke wie „Bohemian Rhapsody“ von Queen oder wunderschöne Melodien wie die von Vladimir Cosma. Er komponierte die Titelmusik mehrerer Louis de Funès Filme, den Soundtrack der Romantik-Serie „Die Rosen von Dublin“ und die Titelmusik zu „La Boum – Die Fete“. Eines seiner berührendsten Stücke, das mich immer wieder zum Sehnen und Träumen bringt, ist das Titelstück „David’s Song“ zur Serie „Die Abenteuer des David Balfour“  – hier besonders schön umgesetzt mit Bildern aus Irland (ich könnte schwören, dass ich dieses Schaf letzten Mai auch gesehen habe!)

Woher kommt die Kraft dieser Stücke? Was passiert in unserem Hirn, Herzen, wo auch immer, und fabriziert aus ein paar Tönen eine Emotion – ermutigt, erfreut und berührt uns? Das wissenschaftliche Rätsel der Kraft der Musik bleibt wohl ungelöst – wir können dieses Geschenk einfach geniessen und uns freuen, dass Menschen immer wieder zu neuen Liedern inspiriert werden.

Mich inspiriert es dazu, mir ein musikalisches Notfallpaket für alle Lebenslagen zusammen zu stellen. Unbedingt ins Arsenal gehören sicher:

  • Ein „Da kann ich nicht sitzen bleiben“ Song
  • Ein „Da bleibt kein Auge trocken“ Song
  • Ein „Da werd‘ ich zahm und friedlich“ Song
  • Ein „Das gibt mir neuen Mut“ Song
  • Ein „Da werd‘ ich wieder fröhlich“ Song
  • …to be continued!

Nicht zu vergessen der „Da wird der Atheist zum Christ“-Song – an dem arbeite ich noch ;-). Eine schöne Version hat Heather Headley 2009 auf einer Gospel-CD herausgebracht – so entdeckte ich, dass ihre berührende Performance in „Aida“ einen tieferen Hintergrund hat. Der Titelsong heisst „Redeemed“ – ein wunderschönes Statement.

Damit mache mich an meine Liste, bin aber gespannt auf Eure Songfavoriten für alle Lebenslagen. Wenn Ihr also welche habt – nur her damit!

In meinem ersten Jahrespost habe ich den guten Vorsatz verkündigt, mir dieses Jahr keine Vorsätze zu machen. Seitdem ist gut eine Woche verstrichen – und schon habe ich meine Meinung geändert. Schuld daran ist Anita Mathias mit ihrem „Ein-Wort-Vorsatz“.

In ihrem Post erzählt Anita, wie sie sich dazu entschlossen hat, anstelle von Vorsätzen nur ein Wort als Jahresmotto auszuwählen – sie hat sich nach längerem hin und her für das Wort „Alignment“ (Ausrichtung) entschieden.

Die Idee hat mich fasziniert. Was für ein Wort könnte ausdrücken, mit welcher Haltung ich dieses neue Jahr angehen möchte? Was für Eigenschaften brauche ich, um den Herausforderungen gewachsen zu sein, und was fehlt mir noch?

Ich werde in diesem Jahr in vielerlei Hinsicht Neuland betreten. Einerseits im Zusammenhang mit der neuen Gemeinde, der ich angehöre, vor allem aber bezüglich meines Projekts. Wenn ich mir überlege, was ich für dieses Vorhaben brauche, sieht es nach einer ersten Bilanz nicht schlecht aus: ich glaube, ich habe genug Durchhaltewillen und Disziplin, Geduld, die nötige Portion Demut und Selbstkritik sowie ausreichend Selbst- und Gottvertrauen, um die nötigen Schritte zu tun. Dennoch habe ich bei genauerem Hinsehen eine Eigenschaft ausgemacht, die ich dringend brauchen werde und von der ich noch nicht so viel in mir trage.

Aus diesen Gedanken habe ich mir ein Motto gebastelt, das ich schon einmal in einem Post verwendet habe – es passt nicht in ein Wort, ist aber trotzdem kurz und knackig. Ladies and Gentlemen – I proudly present my „words of the year“:

To boldly go!

Ich werde dieses Jahr Schritte tun, die ich noch nie getan habe und die mich aus meiner Wohlfühlzone hinauskatapultieren. Ich werde – was mein Universum betrifft – in Galaxien vorstossen, die ich nie zuvor gesehen habe. Dafür muss ich den draufgängerischen Teil meiner Persönlichkeit (wo auch immer sich der versteckt) aus dem Schlaf rütteln.

Mein Favorit im Star Trek Universum ist normalerweise Captain Jean-Luc Picard, der zurückhaltende Geschichtsfreund, der gern Earl Grey trinkt und einen hintergründigen Humor hat. Für dieses Jahr werde ich mich einmal am grossen James T. Kirk orientieren, der „Boldness“ – Wagemut, Verwegenheit, Unerschrockenheit und Kühnheit – verkörpert wie kein anderer. Wie er die Grenzen des Universums erobert hat, will ich meine Schritte in eine neue Welt setzen – ohne Angst, mit genug Frechheit und einer Portion Waghalsigkeit.

Ich habe ein Bild von Kirk gesucht, auf dem seine Kirkigkeit so richtig rüberkommt, und habe versucht, mich in diese Haltung hineinzudenken. Anbei das Resultat:

james-t-kirkboldly go Kopf

Wie Ihr seht, brauche ich noch etwas Übung. Die ersten Versuche waren noch schlimmer – da sah ich wie Lieutenant Data aus, und das wäre im Zusammenhang mit meinem Vorhaben nicht ganz der richtige Ansatz. Aber es kann ja noch besser werden.

Ich werde mir das Kirk-Bild jedenfalls ausdrucken und an die Tür meines Arbeitszimmers hängen. So sehe ich jeden Morgen vor dem Arbeitsbeginn „Jim“, der sein Ding macht, ohne sich darum zu scheren, was andere denken. Die paar Mal, die er übers Ziel hinausgeschossen ist, werde ich einfach ignorieren und mir das Beste aus seiner Haltung zu eigen machen.

In diesem Sinne – to boldly go!

Hat Euch diese „Ein-Wort-Idee“ auch inspiriert? Was sind Eure Pläne für das Jahr, und was für ein Wort würdet Ihr wählen? Ich freue mich auf Euer Feedback!