Spazgang GottHeute ist selbst ernannter „schräger Sonntag“, darum einmal eine ganz besondere Geschichte. Das Folgende hat sich exakt so zugetragen – die Hand drauf…

Kürzlich befand ich mich bei wieder einmal angenehmen Temperaturen auf meinem neu eingeführten „strammen Abendspaziergang“. Ich war bereits auf dem Weg nach Hause und wie immer, wenn niemand in der Nähe ist, im hörbaren Gespräch mit Gott. Wie so oft redete ich mit ihm über die Menschen in meinem Leben und über alles, was mir sonst so auf dem Herzen liegt. Es hörte sich gerade so an:

„Herr, bitte sei xy in den nächsten Wochen nahe. Schenk mir Weisheit, wenn es darum geht, ob ich über Dich sprechen und was ich sagen soll. Ich vertraue Dir, dass Du mir die richtigen Worte eingibst und mir sagst, wann ich mich zurückhalten soll. Und hilf Du mir und den Menschen, die ich liebe, immer näher an den Ort zu kommen, an dem wir unsere, Deine ganze Kraft entfalten und Dein Reich weitertragen können. Ich vertraue Dir, dass Du mich zurüstest und bewahrst.“

In diesem Moment hörte ich die Stimme aus dem Off, und es entspann sich folgendes Gespräch.

„Ich glaube, das reicht für heute, meinst Du nicht?“

„Wer spricht da?“

„Genug gearbeitet. Lass uns etwas chillen.“

„Herr???“

„Wer sonst? Und jetzt zur Sache: Dein Auftrag in Ehren – glaub mir, ich nehme ihn sehr ernst. Ich helfe Dir, öffne Dir die Türen, das volle Programm. Aber jetzt will ich einfach ein bisschen mit Dir zusammen sein.“

„Oh…! Ehrlich, es entlastet mich zu wissen, dass Du Dich um alles kümmerst, was außerhalb meiner Macht liegt. Und es berührt mich, dass Du einfach meine Gesellschaft willst.“

„So ist es. Und wie wäre es, wenn Du mir jetzt diesen Joplin-Song singst?“

„Joplin? Welchen denn?“

„Na den mit dem Auto und dem Fernseher!“

„Doch nicht „Mercedes Benz“?

„Genau den! Ich liebe ihn.“

Aber er ist völlig respektlos und ketzerisch!“

„Ach was. Erstens sage ich hier, was ketzerisch ist, und zweitens singt Janis doch nur ein satirisches Lied auf all diejenigen, die mich als Gebetserfüllungsautomaten sehen und neben materiellen Gelüsten nicht wissen, was wirklich wichtig ist. Das müsste Dir doch gefallen, als ursprünglicher Sozi! Also mach mal.“

„Na gut. (Räusper)

Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz?
My friends all drive Porsches, I must make amends.
Worked hard all my lifetime, no help from my friends,
So Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz?

Oh Lord, won’t you buy me a color TV?
Dialing For Dollars is trying to find me.
I wait for delivery each day until three,
So oh Lord, won’t you buy me a color TV?

Oh Lord, won’t you buy me a night on the town?
I’m counting on you, Lord, please don’t let me down.
Prove that you love me and buy the next round,
Oh Lord, won’t you buy me a night on the town?

Everybody!
Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz?
My friends all drive Porsches, I must make amends,
Worked hard all my lifetime, no help from my friends,
So oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz?

“Na also – hat doch gar nicht wehgetan! Das war toll.“

„Danke Dir! Aber dass Du dieses Lied wolltest, und von Joplin…es gibt doch so viele schöne Worshipsongs!“

„Na klar, aber auch viele andere gute Musik! Ich liebe Janis auch – und sie war so begabt. Es bricht mir das Herz, dass sie sich so zugrunde gerichtet hat.“

„Dein Herz ist einfach unsagbar gross…Du bist Hammer, Herr!“

„Ich weiss. Du aber auch – schliesslich weiss ich, was ich mache. Und nächstes Mal singst Du mir dieses lustige Lied aus „Meaning of life“ mit den vielen Kindern.“

„Herr – das kann unmöglich Dein Ernst sein!“

„Hehe – nur ein kleiner Scherz am Rande. Übertreiben wollen wir es nicht; ich habe ja einen Ruf zu verlieren oder so.“

„Das beruhigt mich! Aber das bisschen göttlicher Spass hat gut getan – jetzt kann ich mich wieder meinen Aufgaben widmen.“

„Tu das. Aber vergiss nicht zu chillen und ab und zu einfach so mit mir Zeit zu verbringen. Das hat mein Sohn auch immer getan, als er bei Euch unten war, und das wünsche ich mir am allermeisten. Mit Dir zusammen zu sein.“

„Danke, das werde ich.“

„Und lass ein bisschen lockerer, ok? Du kannst nicht alles kontrollieren. Und ich bin ja auch noch da.“

„Ich weiss. Danke Vater.“

„Gern geschehen.“

In diesem Sinne allen einen schönen Sonntag mit vielen himmlischen Begegnungen der besonderen Art…!

SteilwandIch weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich bin selten zufrieden mit dem, was ich gesanglich, schreibtechnisch, organisatorisch oder zwischenmenschlich hinkriege – es geht immer noch besser. Das stresst mich in der Regel nicht, solange ich mir eine Portion gesunden Realismus bewahre.

Damit kann ich einschätzen, ob ich die „Mängel“ mit mehr Übung oder gutem Willen hätte beheben können oder ob es einfach das Beste war, was ich momentan schaffe. Solange ich diese Unterscheidung mache, kann ich motiviert nach meinem Ideal streben und das Potential anzapfen, das in mir schlummert.

Drifte ich aber in Richtung Perfektionismus ab, wird es gefährlich.

Wenn ich Lee Harpers „Wer die Nachtigall stört“, einen Krimi von Dick Francis oder einen Thriller von Stephen King lese, weiß ich, dass ich genau so schreiben möchte. Mir ist aber klar, dass noch ein langer Weg vor mir liegt und ich das hier und heute nicht so hinkriegen werde. Wenn ich versuche, einen Song von Eva Cassidy detailgetreu nachzusingen, spornt mich das an, und ich habe so schon viel gelernt. Wenn ich aber erwarte, dass ich mich jetzt so anhöre wie sie und das Gefühl habe, versagt zu haben, wenn dem nicht so ist, gebe ich vielleicht auf – oder ich rede mir ein, dass ich genauso klinge und alles super ist.

Wenn er uns dazu verführt, aufzugeben oder unsere Leistung schönzureden, kann der Drang nach Perfektion paradoxerweise gerade verhindern, dass wir uns entwickeln und unser Potential ausschöpfen. Und während das bei unseren Talenten schon sehr schade ist, hat es verheerende Folgen, wenn es um unseren Charakter geht.

Wir haben alle noch eine Menge Luft nach oben. Die einen gehen Konflikten gern aus dem Weg, andere neigen zu Ungeduld und Unbeherrschtheit oder dazu, abfällig über andere zu sprechen. An diesen Neigungen können wir arbeiten, uns verändern und verändern lassen. Wenn wir von uns aber Perfektion erwarten und uns bei jedem Ausrutscher das Gefühl beschleicht, versagt zu haben, laufen wir Gefahr, unsere Augen vor diesen Schwächen zu verschließen. Damit verweigern wir uns dem Wachstum und kommen vielleicht nie an den Ort, den Gott für uns vorgesehen hat – oder wir kommen unvorbereitet dort an und produzieren am Ende mehr Schaden als Gutes.

Wie kommen wir aus der Perfektionsmusfalle heraus? Ein Schlüssel für mich war die erstaunliche Veränderung des Hitzkopfs Petrus.

Als er Jesus auf dem See Genezareth begegnete, hatte Petrus gerade eine Nacht lang erfolglos versucht, Fische zu fangen. Jesus wies ihn an, die Netze noch einmal am selben Ort auszuwerfen, und obwohl Petrus sich nicht viel davon versprach, tat er es. Als die Netze sich daraufhin zum Bersten füllten, war er tief erschüttert.

„Als aber Simon Petrus das sah, fiel er zu den Knien Jesu und sprach: ‚Herr, gehe von mir hinweg, denn ich bin ein sündiger Mensch.’“ (Lukas 5,8)

Der Anblick dieses Wunders machte Petrus klar, dass Jesus kein gewöhnlicher Rabbi, sondern, wie er später zu Jesus sagte, „Der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ war. Und die Vorstellung, mit all seinen Schwächen und seiner Sündhaftigkeit dem Heiligen so nahe zu sein, entsetzte ihn.

Am Ende des Neuen Testaments begegnen wir einem völlig anderen Petrus. Nach der Auferstehung Jesu fischten die Jünger wieder am See Genezareth und fingen einmal mehr gar nichts. Da rief ihnen Jesus vom Ufer aus zu, die Netze auszuwerfen. Die Jünger erkannten den Auferstandenen nicht, aber sie gehorchten und sahen auch dieses Mal, wie sich die Netze füllten und zu reißen drohten. Daraufhin erkannte Johannes Jesus und sagte zu Petrus, dass es der Herr sei. Und was tat Petrus?

„Als nun Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er das Obergewand um sich, denn er war nur im Untergewand, und warf sich in den See.“ (Johannes 21, 7)

Die anderen Jünger fuhren mit dem Schiff zum Ufer, aber Petrus konnte nicht warten. Der Mann, der sich einst für seine Sündhaftigkeit geschämt und Jesus gebeten hatte, sich von ihm zu entfernen, warf sich voll bekleidet ins Wasser, um seinem Freund und Herrn so schnell wie möglich wieder nahe zu sein.

Wie war dieser Wandel möglich? Hatte Petrus in den paar Jahren bewiesen, dass sein Charakter ohne Fehl und Tadel war und er es sich verdient hatte, in Jesu Nähe zu sein? Eher nicht. Tatsächlich hatte Petrus erst vor ein paar Tagen ein vollmundiges Versprechen ewiger Treue geleistet und gleich darauf schändlich versagt.

Nach dem letzten gemeinsamen Mahl hatte Jesus seine Jünger damit konfrontiert, dass sie ihn alle verlassen würden. Petrus widersprach heftig und beteuerte, er würde Jesus auch ins Gefängnis und in den Tod folgen, worauf Jesus erwiderte, bevor der Hahn krähe, werde ihn Petrus nicht nur einmal, sondern gleich dreimal verleugnen.

Jesus sollte recht behalten. Als Petrus mit ansehen musste, wie man seinen Herrn abführte und die Option „Gefangennahme und Tod“ plötzlich real wurde, schrumpften all seine heißblütigen Beteuerungen in sich zusammen. Bevor er wusste, was passiert war, hatte er dreimal behauptet, Jesus nicht zu kennen. Der Hahn krähte, Petrus realisierte seinen Verrat – und weinte bitterlich.

Diese Ereignisse sind noch frisch, als Petrus Jesus am See begegnet, und dennoch versteckt er sich nicht voller Scham, sondern stürzt sich kopfüber in die Fluten, um bei Jesus zu sein. Was war geschehen?

Ich glaube, mit der Auferstehung Jesu wurde Petrus klar, dass Jesus durch seinen Tod und seine Auferstehung Sünde und Tod endgültig besiegt und damit jeden Menschen mit sich selbst und mit Gott versöhnt hat. Petrus begriff, dass ihn nun keine Charakterschwäche und kein Fehlverhalten mehr von seinem Gott trennen konnten, weil sein Herr all das mit ans Kreuz genommen hat. Ihm wurde klar, dass an diesem Kreuz auch sein altes Ich gestorben und er selbst als neuer Mensch auferstanden war – als Mensch, der nach wie vor gegen Schwächen kämpft, der aber nicht mehr danach handeln muss und ungeachtet seines täglichen „Erfolgs“ auf ewig erlöst ist.

Gott weiß, dass ich Luft nach oben habe. Dennoch nimmt er mich im aktuellen, verbesserungswürdigen Zustand uneingeschränkt an. Das hilft mir, mutig auf meine Schwächen zu blicken und nicht daran zu verzweifeln. Es ermöglicht mir, einem vielleicht unerreichbaren Ziel nachzueifern, daran zu wachsen und dennoch jeden Tag mit dem zufrieden zu sein, was ich schon erreicht habe.

Und so macht mir Wachsen und Lernen Freude – und sogar das Straucheln wird zu einer zwar nicht angenehmen, aber doch erhellenden Erfahrung, die mich der Erkenntnis, dass ich Gott brauche, und damit Gott selbst immer näher bringt.

Wie geht es Dir mit dem Thema Perfektion? Bist Du da „voll easy“ und entspannt, oder erwartest Du immer sehr viel von Dir? Und was hilft Dir, loszulassen?

Snacks PottMeine Schwester hat viele Talente: neben dem Reiten, Singen und Unterrichten hat sie das Flair, in ihrem Heim eine tolle Atmosphäre zu schaffen. Wenn sie eine Party oder ein Hauskonzert schmeißt, serviert sie die tollsten Getränke und Snacks und richtet alles so schön her, dass man sich sofort wohl fühlt und es sich gut gehen lässt.

Ich habe von diesem Erbe meiner Mutter nicht so viel abgekriegt; dafür bin ich in anderen Dingen nicht unbegabt. Das Schreiben geht mir prinzipiell leicht von der Hand, und Mailantworten rassle ich normalerweise in Lichtgeschwindigkeit runter. Die erstaunte Reaktion meines Mannes beweist mir, dass es nicht allen so geht, aber ich selbst finde das nicht besonders erwähnenswert.

Und hier liegt das Problem – das Du vielleicht auch kennst. Oft stellen wir unsere eigenen Fähigkeiten zu Unrecht in den Schatten. Wenn andere uns für unsere Gaben loben, entgegnen wir: „Das ist doch nichts Besonderes!“ Wir nehmen sie nicht wirklich wahr, und das hat gleich zwei negative Folgen: Wir schätzen unsere Talente gering und provozieren Konflikte mit anderen. Wie reagiere ich, wenn andere sich mit etwas schwertun, das mir leichtfällt? Wenn ich nicht nachvollziehen kann, wieso jemand eine Riesensache aus einem Mail macht, ist meine übliche, leicht ungeduldige Reaktion: „Kann es denn wirklich so schwer sein….?“ Eine Frage, die den anderen zu Unrecht herunterzieht, denn die Antwort heißt: Ja, es kann – wenn man die Begabung dafür nicht hat.

Geschenke 1Wir tun auch aus anderen Gründen gut daran, das, was wir können, nicht für selbstverständlich zu halten: In den Dingen, die wir gern tun und die uns leicht von der Hand gehen, liegt oft der Schlüssel für unsere Berufung. „Gabe/Begabung“ heißt auf Englisch „Gift“ und bedeutet auch Geschenk, und ich stelle mir unsere Begabungen gern wie einen Riesenhaufen Geschenke vor, den unser Schöpfer liebevoll für uns zusammengestellt hat.

Geschenke 2Und was tun wir damit – packen wir alle Geschenke aus? Wissen wir, was wir können, oder liegt hinter einem grossen Paket vielleicht ein kleines, unauffälliges, in dem etwas ganz Besonderes darauf wartet, ausgepackt und eingesetzt zu werden?

 

Oft bewegen wir uns in den Gaben, die uns in der Gesellschaft am weitesten bringen oder dem Lebensunterhalt dienen. Gerade letzteres ist grundsätzlich nichts Schlechtes und oft einfach notwendig, aber wenn wir unsere Gaben nur aus dieser Sicht betrachten, verpassen wir vielleicht das Wichtigste und Wertvollste. Um dieses Besondere zu entdecken, müssen wir uns andere Fragen stellen als die, die wir normalerweise für nützlich halten. Wir sollten nicht fragen, ob etwas opportun, konservativ, liberal, revolutionär oder spießig ist – das sind Wertungen des Zeitgeistes, und der kann morgen wieder anders sein. Stattdessen sollten wir uns fragen: „Ist es das Richtige für mich – für meine Neigungen, meine Begabungen? Kann ich damit das tun, was mein Herz zum Brennen bringt?“

Manchmal hilft es auch, wenn ich mich frage, was ich tun würde, wenn jemand von heute an all meine aktuellen Lebenshaltungskosten übernehmen und allfällige Investitionen in eine neue Berufung finanzieren würde. Was würde ich mit meiner Zeit anfangen, wenn ich nicht mehr von Geld abhängig wäre und frei entscheiden könnte?

Aktuell quetsche ich meine Berufung neben die Erfordernisse, einen bescheidenen Beitrag an unser Budget zu leisten und auf sehr tiefem Niveau meinen Haushalt zu führen, aber ich weiss ziemlich genau, wie mein Traumleben aussieht: ich würde jemanden für den Haushalt, die Website, Buchungen und das Marketing engagieren und selbst nur noch Bücher und Blogbeiträge schreiben, singen, Kurse und Konferenzen besuchen sowie Lesungen und Konzerte abhalten. YAY!

Diese Gedankenspiele sind keineswegs egozentrisch. Jeder von uns einzigartige Gaben erhalten hat, um einen ganz bestimmten Platz auszufüllen, und wenn wir diesen Platz nicht einnehmen, bleibt er leer. Das wäre schade, denn es ist der Ort, an dem wir für andere der größte Segen sind und selbst die größten Entfaltungsmöglicheiten haben. Das sollten wir nicht verpassen.

Vielleicht denkst Du, für solche Ideen sei es schon zu spät – aber das ist es nie. Ich habe mit 40 herausgefunden, was ich wirklich will, und andere Menschen waren noch älter und haben grössere Risiken getragen – und es dennoch gewagt.

Der Großvater meines CD-Produzenten Norm Strauss war 46 Jahre alt, als er mit Frau und vier Kindern von Deutschland nach Kanada ausgewandert ist. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg verließ er sein Heimatland an einem kalten Oktobermorgen und reiste per Schiff vierzehn Tage über den Atlantik, um sich ein neues Leben aufzubauen – ohne Sicherheit, aber mit einem Traum und einer beträchtlichen Portion Gottvertrauen. In Norms wunderbarem Song „Immigrant“, den er als Hommage an seinen Großvater geschrieben hat, singt er im Refrain die magischen Worte, die ich Dir auf die Suche nach „Deinem“ Ort mitgeben möchte:

„Follow your heart – even to unfamiliar places“
Folge Deinem Herzen – auch an unbekannte Orte

Und das wünsche ich Dir: Dass Du unerschrocken aufbrichst an den Ort, den – um in Trekkianisch zu sprechen -„noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat“!

Hast Du Deine Geschenke alle ausgepackt? Was ist Dir eingefallen bei den Gaben, die Du als selbstverständlich ansiehst? Und was würdest Du tun, wenn Geld und Lebenskosten keine Rolle spielen würden? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

Holy Duck!
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Mein Glaube hat mich in 11 Jahren auf schwindelnde Höhen und durch dunkle Täler geführt. Wie die meisten Menschen kenne ich Momente des Zweifels, und nicht all meine Fragen sind beantwortet. Dennoch habe ich keinen Moment ernsthaft daran gedacht, meinen Glauben aufzugeben – und der Grund dafür ist, dass ich auf die Frage, warum ich glaube, Antworten habe, die mich bestärken.

 

Und das sind sie.

GNADE – Weil Gott mich hingeführt hat
Das wäre der fromme Teil in aller Kürze: Meine frisch gläubige Schwester und ein berührender Gottesdienst haben mich immer näher an die zentrale Frage herangeführt, wer Jesus ist. Nach der Lektüre verschiedener Bücher, viel innerem Kampf und einer kräftigen Dosis Heiliger Geist kam ich an den Punkt, wo ich zu dem, was Jesus selbst über sich gesagt hat, ja sagen musste. Also tat ich das für mich einzig Logische – und bekehrte mich.

WHO I AM – Weil ich „Ich“ werden und sein darf
„Fromm“ zu werden hat auf geistlicher Ebene sofort alles verändert. Auf der Menschlichen dauert es etwas länger, aber seit 11 Jahren darf ich unter sanfter Führung Schritt für Schritt ablegen, was mich behindert – Lügen über mich selbst, schlechte Angewohnheiten und zerstörerische Denkmuster. Nach und nach hat sich herausgeschält, wer ich wirklich bin. Ich durfte meine Berufung entdecken und erkennen, dass selbst meine Schwächen in Gottes Plänen Sinn machen und Gutes hervorbringen können.

FREEDOM – Weil das Leben so viel freier und reicher geworden ist
Früher habe ich mich ständig gefragt, was ich tun muss, damit andere mich mögen. Ich wollte alles gut und ja keinen Fehler machen, wollte „passen“. Gleichzeitig wollte ich nie das, was „man“ gemeinhin so wollen soll – Karriere, Ansehen, Erfolg. Hinter meiner äußeren Angepasstheit und Korrektheit verbarg sich eine Künstlernatur, und so war ich nie richtig glücklich, weil ich so, wie ich eigentlich war – leicht exzentrisch, kreativ, intensiv – nicht zu sein wagte. Heute schere ich mich einen Deut um das, was gerade angesagt ist, und fühle mich frei, der komische Typ zu sein, der ich eben bin. Ich tue, was ich für richtig halte, solange es den Werten entspricht, die mein Glaube mir gibt. Die Werte unserer Gesellschaft ändern sich ständig und pressen Menschen in Formen, die ihnen manchmal überhaupt nicht entsprechen, doch der unerschütterliche Wert, den ich bei Gott habe, hat diese Form gesprengt und lässt mich genau der Mensch sein, der ich sein will und soll.

WIN WIN – Weil auch andere mehr von mir haben
Als ich meinen Wert davon abhängig machte, ob ich gemocht werde und „man“ gut findet, was ich mache, war ich auf andere Menschen fixiert, ohne mich wirklich für sie zu interessieren. Ich achtete peinlichst auf alles, was sie sagten und mit ihrer Mimik ausdrückten, aber es ging nur um mich. Mag er mich? Missbilligt sie meine Meinung? Finden sie mich „daneben“? Heute kann ein befremdeter Blick mich nicht mehr erschüttern, und gleichzeitig gehe ich ganz anders auf Menschen zu: Ich interessiere mich für mein Gegenüber, seine Meinung und sein Leben und habe keine Angst vor dem, was er sagt oder denkt – es ändert ja nichts an dem, was ich bin und glaube. Andere Interessen und ein anderer Glaube sind keine Bedrohung für mich. Ich kann andere annehmen, wie sie sind, und ihnen die Wertschätzung geben, die ich selber von Gott erhalte.

A NEW DAY: Weil ich immer wieder neu anfangen kann
Wir sind, sobald wir uns zu Gott bekehren, bekanntlich Heilige, aber wir können noch Fehler machen und nutzen die Gelegenheit leider auch. Gott weist mich immer wieder darauf hin, dass ich noch „Luft nach oben“ habe. Gerade realisiere ich, dass ich mich trotz meines eher stoischen Temperaments nicht immer im Griff habe, wenn ich herausgefordert werde, und dass meine Gabe, mich pointiert auszudrücken, unter diesem Einfluss zu einem Instrument werden kann, das andere verletzt. So eine Erkenntnis tut weh, und die Konsequenzen aus falschen Handlungen lassen sich nicht immer umkehren. Doch ich weiß, dass meine Fehler von gestern, heute und morgen bei Gott vergeben sind und ich jeden Tag eine neue Chance erhalte, zu lernen, zu wachsen und es besser zu machen. Die Dankbarkeit gegenüber dieser unverdienten Gnade befeuert mich und stärkt meinem Willen, mich in sein Bild verändern zu lassen.

LIVE NOW – Weil im Jetzt Leben „Hammer“ ist
Dieses Wissen hat mich auch mit meiner Vergangenheit versöhnt und nimmt mir die Angst vor der Zukunft. Ich bin frei, im Heute zu leben – dem einzigen Ort, an dem ich etwas bewirken und zugleich der einzige Ort, an dem ich Gott wirklich erleben kann. Anstatt mich zu fragen, was ich tun soll, wenn X oder Y eintrifft, mit dem zu hadern, was ist oder meine Energie auf „wenn ich dann einmal…“ zu verschwenden, lebe ich jetzt. Ich entscheide heute, was ich tun kann, um mein Leben zu verändern und dahin zu kommen, wohin ich will. Und mit Gott als Führung weiß ich, ob ich in die richtige Richtung gehe.

JUST JESUS – Weil Jesus real und wunderbar ist
Die Gegenwart Gottes ist nicht jeden Tag gleich spürbar, aber manchmal, wenn ich am Morgen einen Song anstimme und mein Herz auf ihn ausrichte, spüre ich seine Gegenwart auf eine Art, die mir die Tränen in die Augen treibt, mein Herz öffnet und weich macht und mich tief verändert. Sie führt mich zur Buße, wenn ich es nötig habe. Sie vergrößert meine Liebe für andere Menschen. Und sie lässt mich erkennen, dass all das, was hier auf Erden abgeht, nur ein Abklatsch von dem ist, was wir eines Tages erleben werden. In Jesus habe ich einen Gott, der mir so nahe ist wie niemand sonst, weil er mich als Gott durch und durch kennt und zugleich Mensch war.
Dieser „abscheuliche Vorteil des Feindes“, wie es der Oberteufel Screwtape in C.S. Lewis‘ „Dienstanweisung für einen Unterteufel“ nennt, dass er weiß, wie es ist, ein Mensch zu sein, ist das tröstlichste, wunderbarste und unfassbarste an meinem Gott – neben seiner unglaublichen Liebe für seine Geschöpfe. Die Teufel bei C.S. Lewis kommen trotz tausendjähriger Forschungen nicht dahinter, was Gott wirklich von uns, diesen „erbärmlichen Zwittern aus Fleisch und Geist“ will, und warum er uns geschaffen hat, weil sie das Konzept der Liebe nicht verstehen und es für einen Vorwand halten. Deshalb werden sie nie verstehen, was uns zu Gott zieht.

NO TURNING BACK!
Für mich gibt es kein Zurück, auch wenn ich nicht rund um die Uhr Hosianna und Halleluja schmettere. Doch durch jeden Tag zieht sich die Freude an seiner Gegenwart in meinem Leben, seiner Führung in allem, was ich tue, und die Aussicht auf eine Zukunft bei ihm, die alles übersteigt, was wir uns vorstellen können.

Um es in den Worten von Hiob zu sagen:
„Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“

Was ist die grösste Freude, die Du aus Deinem Glauben ziehst? Es muss natürlich nicht der gleiche Glaube sein. Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

IMG_1885Time is flying, liebe Freunde – schon sind ein paar Wochen vergangen, seit „Gefährliche Zettel“ veröffentlicht wurde. Das Buch macht sich gut, und im Herbst wird Lee Strauss eine grössere Promo-Aktion durchführen. Ausserdem haben wir bereits ein neues Projekt anvisiert – davon mehr, sobald es druckreif ist! Was aber steht sonst an im Haus der klaren Töne? Ein kleiner Rück- und Ausblick.

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Ich bin eine kleine Träumerin und ein grosser Schussel, und ich habe damit schon früh angefangen. Legendär ist die Geschichte, wie ich mit unserem Hund Gassi ging und nur die Leine mitnahm. Im Gymnasium war ich dafür bekannt, meine Schulmappe in der Pause an eine Ecke zu werfen und dann zu vergessen, wo das gewesen ist. Diese ersten Anzeichen einer knospenden Schriftstellerkarriere wurden von meinem Klassenkameraden vor der Matura als Prognose formuliert, die sich inzwischen in bescheidenem Rahmen bestätigt hat.

Getreu dem Klischee lebe ich oft in meinem Kopf und kann die Realität locker ausblenden. Wenn ich lese, tauche ich ab in eine andere Welt, höre so gut wie nichts um mich herum und kehre irgendwann widerwillig in die Realität zurück. Mein Gedankenkosmos beschert mir intensivste Erfahrungen – Bücher wie „Es“, „Wer die Nachtigall stört“ oder „Im Westen nichts Neues“ haben mir neue Welten eröffnet. Manche Sätze haben sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt, wo sie mich immer wieder aufs Neue inspirieren. Und schliesslich hat mich neben der Musik auch ein Buch zu Gott geführt.

Als Ideenmensch habe ich das Übersinnliche lange als Gegenpol zur irdischen Welt gesehen, in der es so oft nur um Macht, Ruhm und Geld geht; um das, was ich mir kaufen, was ich anfassen und konsumieren kann. Es schien mir logisch, mich von diesem sinnlosen Streben abzuwenden und Gott in der geistigen Welt zu suchen. Seit ich so viel schreibe, haben sich meine Sinne geschärft und mir neue Erfahrungen beschert, und immer mehr begreife und erlebe ich, dass diese Welt genauso auf Gott weist, wie es unsere Gedanken tun. Tatsächlich sind unsere Sinne ein Fenster zum Allmächtigen.

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Wissenschaftlich betrachtet nimmt unser Auge mit seinen Zäpfchen und Stäbchen elektromagnetische Wellen auf, die unser Hirn in ein Bild umsetzt. Dieses Bild ist nur das, was unser Sehsinn erfassen kann – wir wissen nicht, wie das alles „wirklich“ aussieht. Und doch kann der Anblick eines mächtigen Baumes oder einer wunderschönen Blume uns in staunende Anbetung versetzen. Unser Ohr fängt Schallwellen auf, die unser Hirn in eine wahrnehmbare Form bringt. Wir wissen nicht, inwiefern das, was wir da hören, „real“ ist. Und doch kann Musik so überirdisch sein, dass sie uns lachen, weinen und tanzen lässt und uns manchmal direkt vor den Thron Gottes katapultiert.

 

 

Und so ist es auch mit unseren anderen Sinnen: der Duft der Lindenblüte, wissenschaftlich betrachtet ein chemischer Stoff, das auf unser Riechorgan trifft, kann unser Herz beruhigen. Wenn uns jemand berührt, den wir lieben, erfahren wir unglaubliche Wonnen. Und wenn wir uns ein Stück Schweizer Schokolade auf der Zunge zergehen lassen – öffnet sich da nicht der Himmel über uns?

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Ich denke inzwischen nicht mehr im Entweder-Oder-Schema. Es fasziniert und tröstet mich immer noch, dass diese Welt nicht alles ist, was wir haben, weil noch etwas anderes, Ewiges wartet. Aber es begeistert mich genauso sehr, dass Gott uns Sinne geschenkt hat, die uns ebenfalls direkt zu ihm führen. So hat er uns geschaffen, und deshalb sollten wir das Irdische in all seinen Facetten nicht geringschätzen.

Ja, die Erde ist oft ein Jammertal. Aber sie ist auch ein Quell des Schönen, Wahren und Guten. Unsere Sinne überschwemmen uns manchmal mit Eindrücken, die uns quälen und überfordern und an der Welt verzweifeln lassen. Aber sie zeigen uns auch viel Bereicherndes und Erhellendes, das uns Gott noch näher erfahren lässt.

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Ich will mich gerade als Träumerin darin üben, nicht nur in meinen Ideen, sondern auch in dieser Welt präsent zu sein. Am Morgen die Vögel zwitschern hören. Das warme Wasser der Dusche geniessen. Den Duft von Kaffee, den ersten Sonnenstrahl, der durch das Küchenfenster blitzt. Ein schönes Lied, das mich zu Tränen rührt, und ein heisser Teller Spaghetti. Das alles ist Leben, und in allem kann ich den Schöpfer sehen und spüren.

 

 

 

 

Darin liegt für mich ein weiteres Geheimnis der Menschwerdung Jesu. Gott wollte diese von ihm geschaffene Welt sinnlich erfahren und hat sich auf ewig zu unserem Verbündeten gemacht, der unsere Freuden und Leiden kennt. Auch er hat gegessen und getrunken, gefroren und geschwitzt, gelacht, geliebt und geweint. Dadurch, dass Gott sich in diese Welt hat gebären lassen, hat er ihr und uns seine unendliche Liebe und Wertschätzung offenbart.

Im Buch „Der Talisman“ von Stephen King entdeckt Jack Sawyer, dass es neben unserer Welt noch die „Region“ gibt – eine vorindustrielle Welt, wie unsere es einmal war. Jacks Freund in der „Region“, eine Art Werwolf, ist entsetzt, als er sich plötzlich in unserer Welt wiederfindet, die für seine feine Nase bestialisch stinkt. Doch während seiner Verwandlung bei Vollmond sagt er zu Jack: „Es gibt auch gute Gerüche in dieser Welt.“

Ja, unsere Welt „stinkt“ – nach Gier, Machthunger, Verbrechen, Egoismus, Umweltverschmutzung und Leid. Der Sündenfall hat sie nicht schöner gemacht. Doch unter dieser Patina liegt das Ursprüngliche, Schöne des früheren Paradieses und gleichzeitig das zukünftige – die wiederhergestellte Schöpfung, schöner und reiner, als sie es jemals war. Durch die Geburtswehen der neuen Schöpfung, die Christof Lenzen heute in seinem Post beschreibt, schimmert diese neue Schöpfung durch und erinnert uns an den Gott, der uns geschaffen hat, an die Zukunft die uns erwartet – und daran, dass auch diese zerbrochene Welt ihn wiederspiegelt.

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Welcher Sinn ist bei Dir am stärksten ausgeprägt? Bist Du ein Augen- oder ein Ohrenmensch, oder läuft für Dich vieles über Gerüche ab? Wo erfährst Du Gott am intensivsten? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

quilt-112550_1280Heute in einer Woche wäre meine Mutter 66 Jahre alt geworden, wenn sie nicht im Herbst vor elf Jahren völlig überraschend an einer Hirnblutung gestorben wäre. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich der brennende Schmerz des Verlusts langsam verwandelt und ist zu einer stilleren Trauer geworden, die nur selten heiß aufflackert. Doch es kommt vor, manchmal unverhofft und stark.

Bildquelle: Pixabay

Gestern war ich auf dem Weg nach Hause und hörte mir im Auto ein paar Songs von Eva Cassidy an, als mit „Coat of many Colors“ eines meiner Lieblingslieder anfing. In diesem Folklied erinnert sich ein Mädchen an den Mantel, den ihre Mutter aus kleinen Stoffstücken für sie genäht hat, und sie singt von ihrem Stolz und ihrer Vorfreude, den Mantel endlich tragen zu können. Die sanften Gitarrenklänge und Evas weiche Stimme rührten an einen tief verborgenen Teil meiner Seele, und Schmerz und Trauer trafen mich wie ein Schlag. Plötzlich vermisste ich meine Ma so sehr, dass die Tränen einfach aus mir herausströmten. Als der Song zu Ende war, ließ ich ihn noch einmal laufen, und dann noch einmal und immer wieder, bis ich zuhause war. Und die ganze Zeit wünschte mir, noch einmal mit Ma lachen, sie noch einmal umarmen zu können und ihr sagen zu können, wie sehr ich sie liebte.

Dabei konnte ich erst nicht verstehen, warum mich dieses Lied so sehr an sie erinnerte, denn mit Nadel und Faden hatte Ma nicht viel im Sinn. Meine Handarbeitslehrerin, die regelmäßig an mir verzweifelte (der Apfel…ihr wisst schon ) drückte mir dann, wenn alle anderen längst fertig waren, jeweils mein aktuelles „Work in Progress“ in die Hand in der Annahme, dass meine Mutter es zu Ende bringen würde. Diese Teile wanderten alle in einer dunklen Ecke meines Kleiderschranks und erreichten nie die Vollendung. Einmal kaufte Ma sogar eine alte Nähmaschine oder bekam sie geschenkt, aber wirklich benutzt hat sie sie nie. Ihre Hände, die so schnell tippen und so exzellent kochen konnten, waren in dieser Hinsicht einfach nicht zu gebrauchen.

Während ich im Auto saß und Eva zuhörte, sah ich vor meinem inneren Auge die farbigen Lumpen – für andere ein Patchwork aus alten Fetzen, für das Mädchen aber wunderschön und wertvoll. Wir hatten nicht viel Geld, singt Eva; aber ich war so reich, wie ich nur sein konnte, mit meinem Mantel in vielen Farben, den meine Mutter für mich gemacht hat – gemacht und mit einem Kuss gesegnet hat. Und ich sehe, dass auch ich reich bin, dass auch ich einen solchen Mantel habe, den meine Mutter in vielen Jahren sorgfältig gewirkt hat.

Das Lied, das sie vor dem Schlafengehen für mich gesungen hat.

Das Kreuzzeichen und das „Bhüeti Gott“, das sie mir auf den Schulweg mitgegeben hat.

Das Fläschchen Parfüm, das sie mir geschenkt hat, als mein erster Freund mit mir Schluss gemacht hatte und ich am Boden zerstört war.

Ihre sichtbare Freude und ihr Stolz über meine kleinen und großen Erfolge.

Ihr schallendes Lachen, das mir noch in den Ohren klingt.

Ihre Liebe zu spannenden Krimis, die sie mir vererbt hat.

Dass sie immer an mich geglaubt und mir vermittelt hat,
dass ich ihre Liebe niemals verlieren kann.

All diese Stücke vereinen sich zu einem wunderbar farbigen Mantel der Liebe, der sich um mein Leben legt, mich wärmt und mir Kraft gibt. Dank meiner Ma durfte ich schon vor meiner Hinwendung zu Gott erfahren, dass es jemanden gibt, der mich niemals aufgeben und immer zu mir halten würde.

Während diese Erinnerungen aufblühen, mischt sich Schmerz in meine Dankbarkeit – der Schmerz des Wissens, dass ich sie in diesem Leben nie mehr sehen, nie mehr mit ihr lachen werde. Und dieser Schmerz macht wir wieder einmal klar, dass unsere Beziehungen ein Schatz sind, den wir behüten und pflegen sollten. Er ist kostbar, und er gerät immer wieder unter Beschuss.

„Der Feind ist ein Meister darin, Dreck auf unsere Beziehungen zu schleudern und uns aus der Entfernung zu verhöhnen, während wir uns gegenseitig des Verbrechens bezichtigen. Liebt kühn und unerschrocken!“ Kevin Adams, „The extravagant fool“

Beziehungen können ätzend sein; sie verletzen, frustrieren und enttäuschen uns. Und doch sind wir für sie geschaffen. Und wenn ich auch nie ein Mensch sein werde, der in Gesellschaft auftanken kann, wenn ich auch für meine seelische Gesundheit immer viel Zeit allein brauchen werde: ich will den Schatz der Beziehungen in der Familie und unter Freunden als diese Kostbarkeit betrachten und sie pflegen.

Woran werden wir uns erinnern, wenn wir am Ende unseres Lebens angekommen sind? An die Menschen, die mit uns gelacht und geweint haben. An die kostbaren Momente, wenn wir einander ohne Maske begegnet sind, unsere Schwächen miteinander geteilt und gespürt haben, dass wir verstanden werden. Damit solche Momente entstehen können, braucht es den Mut, sich immer wieder verletzbar zu machen, die Bereitschaft, einander anzunehmen, und eine Menge Zeit.

Ich will meine Zeit gut gebrauchen, denn was mir der frühe Tod meiner Mutter auch zeigt, ist, dass es morgen schon vorbei sein kann. Dann will ich wissen, dass ich meine Prioritäten richtig gesetzt habe, will mich an Lachen und Liebe, Tränen und Treue erinnern – an einen Mantel der Liebe, geformt aus den Menschen, die mein Leben geteilt haben.

Having a soft heart in a cruel world is courage, not weakness.

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Verlierst Du auch manchmal die Sicht auf die Prioritäten? Musst Du Dich manchmal auch neu entscheiden, Dich hineinzugeben und verletztbar zu bleiben? Und woraus besteht DEIN Mantel der Liebe? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

mountaineer-391948_1280Wenn man mich nicht gerade auf den ersten Blick für arrogant hält (was vorkommen kann), werde ich oft als bescheidener Mensch wahrgenommen. Das trifft es auch nur halb: ich weiß, was ich kann und worin ich gut bin. Unter anderem sehe ich mich als Menschen, der mit Intelligenz, Weitsicht und Durchblick gesegnet ist und gern Neues lernt, um die Welt immer besser zu verstehen.

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All diese Eigenschaften empfinde ich als tiefe Bereicherung – und bin gleichzeitig froh und dankbar dafür, „arm im Geiste“ zu sein.

Lange hatte ich mit der Aussage Jesu aus dem Matthäus-Evangelium meine liebe Mühe. „Selig sind die Armen im Geiste, denn ihnen gehört das Himmelreich?“ Das klang für mich haarscharf wie das Gegenteil dessen, was ich oben formuliert habe. War der Zusatz „im Geiste“ allenfalls gar nicht Originalton Jesus? Und wenn er es doch war – warum erbten nur die geistig Armen das Himmelreich? Was war mit Leuten wie mir, die für sich in Anspruch nehmen, mehr als das intellektuelle Einmaleins zu beherrschen?

Schlauer wurde ich erst, als ich mich intensiver mit dieser Bibelstelle auseinandersetzte. Natürlich wird sie unterschiedliche interpretiert, aber mir half auf die Sprünge, was der katholische Theologe Johann Baptist Metz in seinem Werk „Die Armut im Geiste“ geschrieben hat:

„Mensch werden heißt – ‚arm‘ werden, nichts haben, auf das man vor Gott pochen könnte, keine andere Stütze, keine andere Macht und Sicherung als den Einsatz und die Hingabe des eigenen Herzens. Menschwerdung geschieht als Bekenntnis zur Armut des menschlichen Geistes vor dem totalen Anspruch der unverfügbaren Transzendenz Gottes. (…)
Quelle: Wikipedia, „Armut im Geiste“

Nun ja – „Armut des menschlichen Geistes“ hörte sich in meinen Ohren auch suboptimal an, und ich war immer noch geneigt, dieses Etikett von mir zu weisen. Allerdings begann ich mich doch leise zu fragen, wie reich mein Geist im Angesicht Gottes und seiner unermesslichen Größe, seiner Heiligkeit und seiner Existenz innerhalb und außerhalb von allem Irdischen überhaupt war. Dann las ich weiter:

„Sich hinweggeben können, sich ausliefern können, ‚arm‘ werden können, heißt biblisch-theologisch: bei-Gott-sein, sein gottgeborgenes Wesen finden; heißt: ‚Himmel‘. Bei sich selbst bleiben aber, nur sich selbst dienen und sich selbst stark machen, heißt: verdammt sein, heißt: ‚Hölle‘, in der der Mensch verzweifelt erkennt, dass der Tabernakel des eigenen Ich, vor dem er sein Leben lang gebetet hat, leer ist und ohne Verheißung, da der Mensch sich selbst nur finden und wahrhaft lieben kann, nur Mensch werden kann über die Schwelle der Armut des preisgegebenen Herzens.“
Quelle: Wikipedia, „Armut im Geiste“

Hier fand ich mich wieder, und jetzt verstand ich auch die Armut meines Herzens und meines Geistes: dass es darum geht, mir klar darüber zu sein, wie wenig bis nichts ich ohne Gott wirklich zustande bringe und wie angewiesen ich auf ihn bin. Und genau hier kommt uns Menschen unser sagenhafter Stolz in die Quere.

Nicht jede Art Stolz muss falsch sein. Obwohl ich mir bewusst bin, dass alles, was ich kann und bin, von Gott kommt, bin ich stolz auf die Meilensteine in meinem Leben, in die ich Zeit und Herzblut investiert habe. Doch die Erkenntnis meiner „Armut im Geiste“ ist eine der Grundvoraussetzungen für eine Hinwendung zum christlichen Gott, und deshalb ist Stolz auch Staatsfeind Nummer Eins der Erlösung.

Die Lehre vom Kreuz wiederstrebt uns, weil sie ein großer Gleichmacher ist. Sie reibt uns unter die Nase, dass wir alle versagt haben und keiner genügt, dass wir alle das Opfer brauchen und dass wir, wenn wir es annehmen, alle gerettet werden – egal, wie dumm oder gescheit, gut oder schlecht wir sind. Und je stolzer wir auf unsere persönlichen Erkenntnisse und auf unseren menschlichen Entwicklungsstand sind, desto härter kauen wir an diesem Brocken.

Wenn ich mir meiner Verlorenheit vor Gott bewusst bin und die Nachricht vom Kreuz höre, löst sich die Schwere auf meinem Herzen – ich juble innerlich und nehme das Opfer mit Freuden an. Wenn ich hingegen der Ansicht bin, dass ich ein redlicher Mensch bin, der sich viele Erkenntnisse erarbeitet hat und in seiner geistlichen Entwicklung weit über dem durchschnittlichen Erdenbürger steht, rümpfe ich die Nase und schimpfe das Christentum eine faule Religion inklusive Erlösung zum Billigtarif. Schließlich muss ich nichts dafür tun – kein guter Mensch sein, keine Exerzitien ablegen, mich nicht um Erkenntnis bemühen. Tatsächlich aber fordert das Christentum den höchsten Preis von uns: es fordert die Aufgabe unseres Stolzes. „Es“ selbst schaffen. Einem „erleuchteten Kreis“ angehören.

Obwohl auch in der Bibel steht, dass viele berufen und wenige auserwählt sind, ist der Schlüssel zur christlichen Erlösung nicht das Erreichen einer bestimmten Erkenntnisstufe, sondern das pure Gegenteil:

cross-468129_1280Eingang findet, wer im Innersten begreift, dass er ohne Gott verloren ist und rein gar nichts zu seiner Errettung beitragen kann. Wer seine leeren Hände öffnet, sich vor das Kreuz kniet und anerkennt, dass Jesus Herr ist und er Jesu Opfer braucht.

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Genau deshalb sind es nur wenige. Stolz ist der unbestrittene Favorit unter den Sünden auf unserem Planeten; Stolz hat uns von Gott getrennt, und Stolz hindert uns, einzusehen, dass wir Erlösung brauchen und sie nicht selbst vollbringen können.

Ich bin zutiefst dankbar, dass Gott mich in bestimmten Lebensabschnitten hat erkennen lassen, wie wenig ich selbst auf die Reihe kriege. Neben der Musik, durch die er sich schon immer einen direkten Weg zu meinem Herzen gebahnt hat, waren es diese Krisenzeiten, die mir die Tür zu Jesus weit geöffnet haben.

Vielleicht gehörst Du auch zu denen, die sich alles selbst erarbeiten und von niemandem abhängig sein möchten. Vielleicht tröstet Dich in dieser manchmal sehr kalten und dumpfen Welt nur der Gedanke, dass Du Dinge erkennst, die anderen verborgen bleiben. Ich ermutige Dich, einmal einen anderen Blickwinkel zu versuchen und Deinen Stolz mit einem Tritt in die Gosse zu befördern. Er bringt Dich auf keinen grünen Zweig. Er trennt Dich von anderen Menschen und kann Dich nicht wirklich trösten – und wenn doch, ist er ein kalter Trost.

Zu erkennen, dass ich vor Gott arm bin und ihm nichts bieten kann, mag ernüchternd und demütigend sein. Zu erfahren, dass er gar nichts von mir will als mich selbst, so wie ich bin, und dass ich nur zu kommen brauche – ist Freiheit. Lass Dir diese Freiheit nicht entgehen.

Herz WasserWer meinen Blog regelmäßig liest, weiß, dass ich in letzter Zeit einige Stürme durchlebt habe. Obwohl ich noch in unruhigen Gewässern schaukle, konnte ich nach einem längeren Prozess einen Schritt tun, um das Knäuel zu entwirren – und die Wende in diesem Prozess markiert eine Nachricht auf WhatsApp.

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Vor einigen Monaten besuchte mich eine gute Freundin aus meiner Kirche. Wir tranken zusammen Kaffee, und irgendwann überwand ich mich, ihr von meinen Problemen zu erzählen. Sie brachte mir viel Mitgefühl entgegen und erkundigte sich von da an immer mal wieder, wie es mir ging, ohne sich aufzudrängen oder mir das Gefühl zu geben, ausgefragt zu werden. So wurde sie zu meiner Vertrauten, der ich mein Herz ausschütten konnte.

Vor etwa einem Monat war ich gerade an der Arbeit, als sie sich per WhatsApp meldete. Ich konnte ihr nichts Neues berichten und entschuldigte mich, weil ich sie mit all dem belastete und immer noch nicht „weiter“ war. Dann wartete ich etwas ängstlich auf ihre Antwort. Sicher war sie enttäuscht von mir, und vielleicht würde sie mich ihren Unmut spüren lassen. Ich wappnete mich innerlich für eine kalte Brise, als nach einer gefühlten Ewigkeit das weiße WhatsApp-Lämpchen aufleuchtete.

Ihre Nachricht war kurz – sie schrieb lediglich, ich belaste sie keineswegs; sie sei froh, dass ich mich ihr anvertraue, und es tue ihr sehr leid, dass sie mir keine größere Hilfe sein könne. Doch mit diesen paar Worten vermittelte sie mir alles, was ich so sehr brauchte, und nichts von dem, wovor ich mich gefürchtet hatte – kein Milligramm Ärger oder Verurteilung, dafür jede Menge Verständnis und Mitgefühl.

Meine Augen füllten sich mit Tränen, und etwas in mir schien erst weich zu werden, dann zu schmelzen und zusammen mit meinen Tränen aus mir herauszufließen. Ich fühlte mich unfassbar geliebt und angenommen, und das erste Mal seit langem konnte ich glauben, dass alles gut werden würde – auch wenn ich noch keine Ahnung hatte, wie das gehen sollte.

Nach einigen Minuten beseitigte ich die Spuren meines „Gefühlsausbruchs“ und verließ mein Büro, um ein paar Kopien zu machen. Auf dem Weg zum Drucker fragte ich mich, was Gott wohl vorhatte, um das Problem zu beseitigen, das meinen Sturm unter anderem ausgelöst hatte. Wollte er, dass ich mich mit der schmerzhaften Situation abfand? Oder wollte er das Wunder vollbringen, das in meinen Augen nötig war, damit sich etwas änderte?

Mitten in diese Fragen schob sich ein fremder Gedanke in mein Bewusstsein. Der Satz kam definitiv nicht von mir, denn er war an mich gerichtet. Und er war kurz und klar:

„Ich will, dass Du treu bist.“

Ich will, dass Du treu bist. − Ich fühlte, wie dieser Satz in mir widerhallte und Wellen auslöste wie ein Stein, der in einen Teich geworfen wird.

Gott sagte mir nicht einfach, dass er meinen Gehorsam wollte. Mit seinen Worten ließ er mich wissen, dass ich mich nicht um die Lösung des Problems zu kümmern habe und dass sein Wunsch an mich derselbe bleibt − unabhängig davon, was er in dieser Sache tun oder nicht tun wird. Und endlich spürte ich, wie der Wunsch, wahrhaftig und treu zu sein, aus meinem unruhigen Herzen emporstieg und mit neu entfachter Glut zu brennen begann. Die Liebe und Annahme, mit der mir meine Freundin begegnet war, hatte meinen Widerstand geschmolzen und mein wundes, rebellisches Herz geheilt und verändert.

***

Wie begegnen wir den Schwächen und Ungereimtheiten im Leben anderer? Stoßen wir sie mit der Nase hinein, um sie zu demütigen, schimpfen wir sie mit dem gestreckten Zeigefinger aus und lassen sie unsere Verachtung spüren? Genießen wir vielleicht sogar unsere Überlegenheit, weil uns „so etwas“ nie passieren könnte? All das können wir tun, und vielleicht erfüllt es uns einen Moment mit Befriedigung − aber wir werden weder ihr Leben noch die Welt einen Deut besser machen. Begegnen wir den Schwächen und Hilferufen unseres Nächsten jedoch mit Liebe und Mitgefühl, ist alles möglich.

„Liebe kann und wird uns in jeder Hinsicht umgestalten – unsere Ideologie, unsere Meinungen, unsere Gewohnheiten, unsere Werte, unsere Prioritäten, sogar unsere Namen. Doch diese Verwandlung ist keine Voraussetzung oder Bedingung, sie ist keine Verhaltenskorrektur, das ist sie nie. Nicht, wenn es Liebe ist…“
Sarah Bessey, „You’re already so loved“

Alle Menschen, ob sie sich Christen nennen oder nicht, können Liebe und Annahme ausstrahlen und damit anderen ein Segen sein. Aber wenn wir Christen, in denen Jesus lebt, uns nach unseren Nächsten ausstrecken, erfahren sie seine liebende Gegenwart. Und sie ist es, die Herzen verändert.

Jesus hat während seiner Zeit auf Erden auch eine Menge schräge Gestalten um sich versammelt. Keiner seiner Jünger war perfekt, und einige waren auf seltsamen Pfaden unterwegs. Was hat sie dazu bewegt, alles stehen- und liegen zu lassen und mit ihm zu gehen? Nicht, dass er ihnen klar gemacht hat, wo sie falsch liegen, nicht seine Predigt über die zehn Gebote – das kam danach. Zuerst waren es seine Liebe und Annahme, die sie mit unwiderstehlicher Kraft zu ihm zogen.

Wenn wir Menschen erreichen wollen, tun wir gut daran, uns Jesu Vorbild ins Herz zu schreiben. Und für alle, die wie ich besser darin sind, anderen Lösungsvorschläge herunterzubeten: lasst uns stattdessen zuhören, lieben und annehmen. Das Resultat könnte uns vom Hocker hauen.

Ich weiß nicht, ob es den sagenumwobenen „Stein der Weisen“ wirklich gibt – diese mythische Substanz, die nach dem Glauben der Alchemisten unedle Metalle wie Quecksilber in Gold oder Silber verwandeln und jede Krankheit heilen kann.
Ganz sicher aber sind Liebe und Annahme der „Stein der Weisen“ für unser Herz – fähig, alle Wunden zu heilen und jedes Herz zu verwandeln.

Pfingsten 13Heute morgen stand ich vor einem Dilemma: ich hatte zwei intensive Tage mit Proben und Auftritt hinter mir, und obwohl ich gern den Pfingstgottesdienst besucht hätte, fühlte ich mich „sozial ausgelaugt“. Da das Wetter mich nach draussen lockte, entschied ich mich für Solo-Kirche unter freiem Himmel.

Pfingsten 16Ich machte mich auf den „Chappeli“-Rundgang, der durch den Wald zur Kapelle Allerheiligen führt. Die Luft war mild, die Sonne wärmte mich, und es roch nach Gräsern und Erde. Prachtvolle Blumen säumten meinen Weg, und ich hielt immer wieder an, um eine besondere Entdeckung zu fotografieren. Im Wald war es angenehm kühl, und der vom Regen angeschwollene Bach rauschte wilder als sonst zwischen den Bäumen hervor.

Pfingsten 14

Pfingsten 11

Pfingsten 6Nach der letzten Kurve trat ich aus dem Wald, und die Kapelle kam in Sichtweite. Ich schlenderte an Blumenwiesen vorbei und erspähte ein wundervolles Fotomotiv: einen prächtigen Baum, darunter eine Reihe Schafe. Ich knipste ein paar Bilder, während die Schafe langsam weitergingen, bis der Baum allein vor mir stand.

Pfingsten 5Lange stand ich da, betrachtetee seine weitgeöffneten, breiten Äste, seine grünglänzenden Blätter und die Weite des klaren blauen Himmels über ihm ein und fühlte, wie Tränen in mir aufstiegen.

 

Die Majestät der Natur, dieses Spiegels des einen, der alles geschaffen hat, füllte mein Herz und machte es weit und dankbar. Ich setzte mich auf die Stufen der Kapelle und machte meinem Herzen Luft – im Dank für all das Schöne um mich herum; dafür, dass ich Augen habe, es zu sehen, und ein Herz und eine Seele, diese Schönheit und die Grösse des dahinter stehenden Schöpfers zu erkennen.

Pfingsten 4Von diesem höchsten Punkt meiner Wanderung machte ich mich wieder auf Richtung Stadt – vorbei an einem bunten Blumenfeld, an wogenendem, leuchtendgrünem Getreide, zurück nach Hause. Erfüllt und dankbar.

 

Pfingsten 2Es ist ein Rätsel und Geheimnis, dass ich so genau weiss, wie die Natur zu mir spricht – ich habe hie und da schon darüber geschrieben – und ich es in der Hektik meiner Agenda, im Strom meiner Gedanken immer wieder vergesse.

 

Das heutige Zwiegespräch mit Natur und Schöpfer hat mich erfüllt und ruhig nach Hause kommen lassen. Ich will die Erinnerung daran wach halten, damit ich diese natürliche Tankstelle das nächste Mal rascher anvisiere. Denn, wie ich meinen Vater schon mehrmals zitiert habe: „Dort ist ER auch.“

Der kräftige Wind hat wunderbar zu diesem Pfingstsonntag gepasst. An diesem Tag haben die Gläubigen in Jerusalem den heiligen Geist erhalten – der bekanntlich weht, wo er will. Heute, soviel ist sicher, hat er auch auf meinem Spaziergang geweht, mich erfüllt und gestärkt.

Diese Stärkung wünsche ich auch Euch –
und damit noch schöne und geisterfüllte Pfingsten!

Pfingsten 8