Die offizielle Ferienzeit ist in der Schweiz vorbei – die Urlauber sind braungebrannt zurück im trauten Heim, und auch die an der Heimatfront haben dieses Jahr Farbe bekommen. Während für die Mehrheit der Alltag wieder angefangen hat, bin ich bald am Kofferpacken und freue mich auf ein paar Tage in Englands „Peak District“, auf den Spuren von Jane Austens „Stolz und Vorurteil“.
Das klingt nach einer lange geplanten Sache, kam aber eher spontan zustande: Erst hing eine Reise nach Galway in der Luft, aber da es keine Flüge mehr gab, verschob ich meine Nachforschungen nach Südengland, wo es zwar Flüge gab, aber nur happig teure. Dann entdeckte ich einen günstigen Flug nach Manchester, schaute mir an, wo man von da aus so hinkönnte, und die literarisch-naturgeprägte Reise war geboren.
Reisen ist im www-Zeitalter eine Wissenschaft geworden: „Last-Minute“ oder doch lieber „Early Bird“? Wer genau weiß, wohin er will, ist meist besser bedient, wenn er rechtzeitig bucht; ist man flexibel und abenteuerlustig, was das „wohin“ angeht, kann man auch mit gepacktem Koffer an den Flughafen fahren und schauen, was grad so an „Last Minute“ zu haben ist.
Meiner Natur gemäß haben diese weltlichen Reisepläne mich zu einem Gedankenspiel über die aktuellen Reisebedingungen in Sachen Glauben geführt: Lohnt sich bei „Christ Travel“ Last Minute, oder gibt es schöne Early Bird-Rabatte?
Jeder kriegt „All Inclusive“
Auf den ersten Blick sieht es für Early-Birder enttäuschend aus. Egal, wann im Leben ich die Einladung annehme: Die Erlösung ist komplett, es gibt für jeden All Inclusive und keine Extras für die, die schon lange dabei sind. Dass dem so ist, erzählt Jesus im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg: Ein Mann wird vom Weinbergbesitzer angeworben, den ganzen Tag für ihn zu arbeiten, und die beiden vereinbaren einen schönen Tageslohn. Aufgrund des hohen Arbeitvolumens stellt der Besitzer fortlaufend Leute an, den letzten eine Stunde vor Feierabend. Als der Arbeiter, der den ganzen Tag geschwitzt und geackert hat, seinen Lohn in Empfang nimmt, freut er sich – aber nur, bis er merkt, dass alle anderen, die nach ihm gekommen sind, gleichviel erhalten.
Die Risiken von „Last Minute“
Diese kommunistisch anmutende Gleichmacherei hält manche Menschen von der Hinwendung zu Jesus ab: Da eine langjährige Mitgliedschaft keinen besonderen Status zur Folge hat, liebäugeln sie mit der Idee, ihre Entscheidung auf den letzten Moment zu verschieben. Aber dieses Last-Minute-Spiel ist gefährlich. Gott wirbt zwar immer wieder geduldig und hartnäckig um uns, in vielen Begegnungen und Momenten, in denen wir spüren, dass wir hier und jetzt eingeladen werden, zu glauben und eine Entscheidung zu treffen. Wenn wir die sanfte Stimme der Wahrheit und die Worte seiner Liebe aber nicht hören wollen und unser Herz Mal um Mal verschließen, laufen wir Gefahr, dass sich dieses Herz verhärtet und irgendwann so undurchdringlich ist, dass wir Gottes Einladung nicht mehr annehmen können.
Der wahre „Early Bird“
Wenn ich dieses Risiko nicht eingehen will, tue ich also gut daran, seine Einladung eher früher als später anzunehmen. Und das nicht nur aus diesem Grund: Tatsächlich gibt es einen Early Bird, an dem ich mich seit 11 Jahren erfreue. Es ist das erfüllte, befreite, tiefe und erlöste Leben im Hier und Jetzt. Ein Leben kann ausgefüllt sein, wenn ich es ohne Gott lebe, aber wenn wir, wovon ich überzeugt bin, für die Gemeinschaft mit Gott geschaffen sind, wird uns ohne diese Gemeinschaft etwas fehlen, das wir nirgendwo sonst finden werden.
Ich erlebe es als Glück zu wissen, dass ich eine gewollte, gelungene Schöpfung bin und den kenne, der mich geschaffen hat, als Glück der Freiheit, dass all meine Fehler und Misstritte nicht mehr auf mir lasten und ich jeden Tag neu anfangen kann, als Glück zu entdecken, was Gott alles in mich hineingelegt hat, und so Schritt für Schritt meinen Platz und meine Aufgabe in diesem Leben zu finden, und vor allem als Glück im tiefen Frieden, dass Jesus genügt: Dass ich angenommen und angekommen bin, dass dem Evangelium nichts hinzuzufügen ist und ich mich in dieser Gewissheit entspannen und einfach leben darf.
Keine Angst vor den Reisebedingungen!
Der Zeitgeist will uns glauben machen, dass wir etwas verpassen, wenn wir auf Gott setzen. Unser ängstliches, sich um sich selbst drehendes Ego glaubt, dass das Leben mit Gott grau und langweilig wird, und wir fürchten, dass die Gepäckvorschriften auf dem Flug des Glaubens so restriktiv sind, dass wir etwas zurücklassen müssen, das wir als lebensnotwendig ansehen. Aber das ist eine doppelte Lüge. Zum einen lässt Gott uns mit allem Gepäck einsteigen – auch dem, das uns allenfalls herunterzieht. Er verlangt nicht, dass wir etwas zurücklassen oder uns zum Voraus ändern. Auf dem Flug merken wir mit der Zeit selbst, dass gewisse Gepäckstücke unnötig oder hinderlich sind, und werfen sie nach und nach ab. Und zum zweiten stellen wir erleichtert fest, dass die Anweisungen für die Reise uns weder behindern noch beschneiden, sondern uns gewurzelt im Gebot der Liebe und der Würdigung allen Lebens vor egoistischen Fehlern schützen und damit uns und anderen Leid ersparen können.
This is for you…!
Mir ist klar, dass mein Blog auch von zwei Personengruppen gelesen wird, die mit solchen Inhalten nur begrenzt etwas anfangen können: Den Mitfrömmlern, die das alles schon kennen, und den mir bisher noch halbwegs wohlwollend gegenüberstehenden Areligiösen, die sich allenfalls nach diesem Post wieder überlegen, ob sie sich das noch antun wollen. Trotzdem schreibe ich dieses Post, und zwar für Dich – den einen Leser, den meine Zeilen berührt haben. Dir sage ich noch dies – und wer will, kann weiterscrollen:
Ich bin tief davon überzeugt, dass wie in Philipper 2,10 angekündigt der Tag kommen wird, an dem sich jedes Knie vor Jesus beugen und jede Zunge bekennen wird, dass er der Herr ist. Aber nicht alle werden es freiwillig tun. Davon singt auch Brian Doerksen in seinem Klassiker „Come, now ist he time to worship“. Er beendet den Refrain so:
Dennoch bleibt der größte Schatz denen, die ihn jetzt mit Freuden wählen.
Diesen Schatz – das Leben, das ich hier und jetzt im Vertrauen auf meinen Gott führen kann, ganz zu schweigen von der Ewigkeit in seiner Gegenwart – wünsche ich jedem Menschen. Daher schließe ich mit dieser kleinen Werbepersiflage (Claus HiPP möge mir verzeihen):
Wenn sich je ein Angebot in Deinem Leben gelohnt hat,
dann ist es die Reiseofferte Jesu.
Dafür stehe ich mit SEINEM Namen.
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