Liebe Freunde,

Time is flying! Die ewige Ausrede ist so gut, wie sie wahr ist; dennoch war der riesige Abstand zu meinem letzten Post nicht geplant. Das Erscheinen der „Uhrmacherin“ war ein wunderbarer Meilenstein für mich und hat mich rund um die Uhr (sic!) beschäftigt; zumindest kam es mir so vor. Jetzt ist es aber an der Zeit, wieder zu berichten, was alles läuft. In diesem Sinne und wie es sich für eine Geschichts-Enthusiastin gehört: ein Blick zurück.

„Die Uhrmacherin“ auf dem Schweizer Taschenbuch-Gipfel

Rund um das Erscheinen der Story um Sarah Siegwart habe ich unheimlich viel Schönes erlebt: Die Vernissage im Kulturhistorischen Museum, die viele Freunde und Bekannte angelockt hat; wunderbar mitgestaltet von einem Trio des Stadtorchesters; eine Kurzlesung am Weihnachtsapéro der Titoni AG, die mich so grosszügig unterstützt hat. Dann im neuen Jahr eine Signierstunde bei Bücher Lüthy in Grenchen, die ich mit einem grossen Lächeln auf den Lippen, einem tollen Jahreskatalog und einem herzigen Mitbringsel verliess, das jetzt auf meinem Bücherregal steht (siehe Beitragsbild). Und natürlich ganz ehrlich „not least“: Die unbändige Freude, die mich packte, als die „Uhrmacherin“ in der ersten Jahreswoche 2022 Platz 1 der Schweizerischen Taschenbuch-Bestsellerliste erklomm; ein unbeschreibliches Gefühl, dem ich mit einem wilden Tanz durch mein Schreibzimmer Ausdruck verleihen musste (dieses Video bleibt unter Verschluss…!) Den gloriosen Rang hat das Buch immerhin zwei Wochen gehalten und ist auch diese Woche noch in den Top Ten zu finden. Eine fast gleich grosse Freude empfand ich heute morgen, als ich die Rezension der schweizweit bekannten Bücher-Enthusiastin Manuela Hoffstätter auf ihrem Blog Lesefieber.ch las. Und nicht zu vergessen: die vielen Mails und Karten von Menschen, die das Buch gelesen und genossen haben und ihre Freude mit mir geteilt haben: Die vor Jahrzehnten nach Australien ausgewanderte Grenchnerin; der promovierte Historiker aus Dulliken, eine Schulkollegin, die jetzt in Zürich lebt, und viele hier ansässige Grenchner. Ein Wort an die analogen Verfasser: Eine Antwort kommt! Ich bin das Kartenschreiben nicht mehr so gewohnt…!

Nach diesem Abriss zum Ausblick. Was wartet auf Euch, wo bin ich dran? Einerseits geht es weiter mit der Uhrensaga; andererseits bereite ich Lesungen vor, was für mich ja auch Neuland ist. Aber erst einmal etwas zur Zukunft von Sarah:

Band 2 geht ins Feinlektorat, Band 3 in die Plotfabrik

In den vergangenen Wochen habe ich intensiv an Band 2 gearbeitet, der so bald wie möglich druckreif sein soll. Gerade bin ich noch an letzten Korrekturen, bevor das Buch ins Feinlektorat geht. Gleichzeitig habe ich mit dem Plotten von Band 3 begonnen. Die Ideen sprudeln gar nicht mal übel; allerdings habe ich einen etwas blutrünstigen Zug in mir entdeckt, der mir doch etwas Sorge bereitet. Aber solange man das alles nur auf Papier auslebt, geht’s ja noch.

Wo man mich hören kann

Wie erwähnt: Neben der Arbeit im stillen Kämmerlein, die ganz in meiner Komfortzone liegt, beinhaltet das Autorendasein bekanntlich auch, sich ab und zu der interessierten Öffentlichkeit zu stellen. Das will ich auch tun, und natürlich würde es mich WÄUZ freuen (ich glaube, das Wort muss Sarah in Band 2 mal sagen; wobei sie es wohl eher mit „rüdig“ hätte…), wenn Ihr Euch auch an den einen oder anderen Anlass verirrt. Wer noch ein Buch signieren lassen möchte und in der Nähe wohnt: Am 18. März vom 11.00-13.00 bin ich noch einmal bei Bücher Lüthy in Grenchen zu Gast. Grenchnern und in der Nähe seienden empfehle ich wärmstens die Vorstellung des Kleintheaters vom 19. März, an der ich unter dem Titel „Es isch Zyt“ ein Programm mit dem Künstler Ferruccio Cainero präsentiere. Die Uhren und das Mysterium der Zeit stehen ganz im Zentrum; ich freue mich sehr darauf! Wer das verpasst, kann am 8. April nach Selzach kommen, wo ich eine Doppellesung mit dem Autor Kaspar Wolfensberger haben werde. Am 15. Mai lese ich zweimal im Uhrenmuseum Welschenrohr anlässlich des Kulturtags Gäu, und am 21. Mai halte ich ein Referat anlässlich des Aglow-Brunchs in Frick. Letzteres ist allerdings thematisch etwas anders gelagert…:-) Und weil ich dann alles Geplante abgedeckt habe, noch dies: Am 22. September lese ich in der Schul- und Gemeindebibliothek Rothrist. Alle Details zu den einzelnen Veranstaltungen findet ihr auf meiner Terminseite. Und: Wenn Ihr möchtet, dass ich bei Euch in der Nähe lese, dann schickt mir doch eine Nachricht. Vielleicht kann ich etwas auf die Beine stellen.

…und ein Wort zum Passionsbeginn

Meine Infos sind aufgebraucht, und nun drängt sich – sicher geht es Euch ähnlich – wieder die weltpolitische Lage in den Vordergrund. Fast wird mir etwas unwohl dabei, in diesen Zeiten etwas so Profanes zu teilen. Aber gleichzeitig denke ich daran, dass Geschichten den Menschen immer wieder Kraft verliehen haben; manchmal in Form einer genüsslichen Flucht aus dem Alltag, manchmal aber auch als Lautsprecher, der die Ungerechtigkeiten der Zeit an den Pranger gestellt hat.

Mein Buch zählt eher zur ersten Kategorie, aber auch Sarah Siegwart ist auf ihrem Weg mit fremdem und persönlichem Leid konfrontiert und stellt sich die uralte Frage, warum so etwas passiert und wo Gott, wenn man denn an ihn glaubt, darin genau sein soll. Ich werde Euch nicht mit meinen ausführlichen Überlegungen zu diesem Thema langweilen. Aber ich wünsche Euch (Disclaimer: enthält frommes Zeug, im Bedarfsfall überspringen)zum heutigen Beginn der Fastenzeit, dass Ihr wie ich in diesen unruhigen Zeiten Zuversicht und Trost im Gedanken findet, dass Gott unserem Leid nicht fernbleibt und sich wörtlich und wahrhaftig zu uns ins Leid(en) begeben hat, damit wir in ihm, wie Ulrich Knellwolf einmal einen krebskranken Mann in einer Predigt zitiert hat, „einen Kollegen in unserer Welt“ haben.

Herzlich, Eure Claudia

Bibel BildManchmal habe ich vom Christentum die Nase voll.

Nicht von Jesus, nicht vom Glauben und nicht von den Christen in meiner Gemeinde, aber sehr wohl von „der Christenheit“ – von ihren bis aufs Blut verteidigten Dogmen, ihren theologischen Haarspaltereien und sich unablässig wiederholenden Debatten. Was ist einzig richtig? Wer hat recht, und wann geben endlich alle anderen zu, dass wir es sind?

Ganz übel wird es, wenn die Politik hineinspielt und jeder weiß, wie sich „ein Christ“ entscheiden muss. Für manche amerikanischen Christen ist Trump der Retter, der Amerika wieder groß macht, für die anderen soll Amerika endlich begreifen, dass Gott anderes als Amerikas Größe im Sinn hat. Für die einen ist Ted Cruz der einzig wahre christliche Kandidat, für andere ist er der Antichrist in frommer Maske, gekommen, um die Nation zu verführen.

Bei uns ist es nicht besser. Die große Mehrheit der Christen (darunter yours truly) ist der Meinung, dass sich die Durchsetzungsinitiative schlecht mit den Grundsätzen gelebten christlichen Glaubens vereinbaren lässt, aber auch hier gibt es abweichende Meinungen. Und beide Seiten sind zutiefst überzeugt, recht zu haben und scheuen sich nicht, dem Andersdenkenden das Christsein mit Sätzen wie diesen abzusprechen: „Natürlich kann ein Christ diese Meinung vertreten. Er muss einfach vorher seine Bibel verbrennen.“

Diskussionen um unseren Glauben, um die Bedeutung der Schrift und was sie meint, sind wichtig, und sie haben ihren Platz. Aber so, wie heute damit umgegangen wird, wäre mir mein Glaube schon lange verleidet, wenn Gott nicht wäre. Wollte Jesus wirklich, dass wir den Großteil unserer Energie dafür einsetzen, uns über die Richtigkeit der Erwachsenentaufe und die biblische Daseinsberechtigung der Zungenrede den Kopf zu zerbrechen?

Ich glaube nicht, und genau deshalb habe ich den Entschluss gefasst, in den kommenden Wochen Doktrin zu fasten. Für einmal meide ich alle Blogposts über Abstimmungsfragen im Hinblick auf das Christsein, Homosexualität, Frauen auf der Kanzel und was es sonst noch alles gibt. Und tue etwas anderes.

Ich nähere mich Jesus. Und zwar auf historische Weise und Tag um Tag.

Ich habe mir dafür das Lukas-Evangelium und das Johannes-Evangelium ausgesucht; das erste, weil es am meisten Details liefert, das zweite, weil es sich von den anderen durch seinen Ansatz unterscheidet. Ab Montag werde ich nach Plan beide bis Ostern durchlesen und mir nur diese zwei Fragen stellen:

Was hat Jesus GESAGT?
Was hat er GETAN?

Ich stehe an einem Punkt in meinem Glaubensleben, wo ich willens bin, Tradiertes zu hinterfragen – nicht um des Hinterfragens willen, sondern um dem Kern dessen näher zu kommen, was das Christentum zu einer so revolutionären und neuen Bewegung gemacht hat. Ich bin hungrig nach mehr von dem, was Gott wirklich wichtig ist.

Dabei bin ich mir völlig darüber im Klaren, dass zwei Bücher des Neuen Testaments nur ein Ausschnitt sind, aus dem sich keine allgemeingültigen Weisheiten ableiten lassen. Genauso wenig gehe ich davon aus, dass sich alle Spannungen in der Schrift auflösen werden – das sollen sie vielleicht nicht einmal. Ich freue mich einfach darauf, Jesus neu und ohne religiösen Überbau zu entdecken, indem ich mir ansehe und auf mich wirken lasse, was er in der kurzen Zeit, die er auf Erden hatte, gesagt und getan hat. Ich werde mir aufschreiben, was mir wichtig wird, und ab und zu ein entsprechendes Post verfassen. Falls jemand sich anschließen will, nur zu – hier mein 42-Tage-Plan:

Plan Bibel

Ich freue mich auf neue Entdeckungen bis Ostern und wünsche Euch allen eine Fastenzeit nach Euren Wünschen – erhellend, besinnlich, ruhig oder erkenntnisreich. Be blessed!

Was sind Eure Gedanken zum Thema Doktrin? Geht es Euch wie mir, oder findet Ihr es gefährlich oder überheblich, sich einfach „selbst ein Bild machen zu wollen? Ich freue mich auf Euren Kommentar!

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„Power of Hope“, Katja Reinhard

Vor einiger Zeit habe ich ein Post über Veränderung geschrieben. Dabei habe ich den klemmenden Panzer erwähnt, der uns in solchen Zeiten auch Schmerzen bereiten kann. Inzwischen glaube ich, dass große, bahnbrechende Veränderungen in unserem Leben oft von Krisen und Schmerzen begleitet werden. Das Wissen, dass diese Phase auch ein Ende haben wird, geht dabei schon mal verloren.

 

Letzte Woche habe ich an ein und demselben Tag in zwei Posts befreiende, tröstende Gedanken von insgesamt drei Frauen gelesen. Es sind kostbare Erkenntnisse für dunkle Stunden, die ich heute mit Euch teilen möchte.

Wir dürfen dem Steuermann vertrauen
Der Steuermann weiß, in welche Gewässer er uns führt. Andrea Lucado erinnert in ihrem Post an die bekannte Szene im Neuen Testament, in der Jesus und die Jünger mit dem Boot auf dem See sind und in ein Unwetter geraten. Die Jünger haben Todesangst und wecken Jesus, der das Unwetter mit einem Winken seiner Hand besänftigt und sie daraufhin für ihren kleinen Glauben scheltet. Doch Andrea Lucado weist auf das hin, was vorher passiert: darauf, dass es Jesus war, der vorgeschlagen hatte, im Boot über den See zu fahren.

Jesus war Mensch, aber auch Gott. Genau so wie er wusste, wie sein Auftrag auf Erden lautete und wohin er führen würde, wusste er auch, dass ein Sturm aufziehen würde. Er hat seine Jünger bewusst auf das Boot und in diesen Sturm geführt.

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„Tiefe Ruhe“, Katja Reinhard

Wenn wir in stürmische Gewässer kommen, neigen manche von uns dazu, sich zu fragen, wo sie „den Fehler gemacht haben“. Als Christen fragen wir uns vielleicht, ob wir unbewusst gesündigt oder nicht richtig auf die Stimme des heiligen Geistes gehört haben. Beides kann vorkommen – aber manchmal ist der Sturm nicht unsere Schuld. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Jesus das Steuer in der Hand hält und den Sturm beruhigen wird, bevor wir über Bord gehen.

Transformation heißt, den Schmerz zu begrüßen
Die Schmerzen, die große Veränderungen mit sich bringen können, sind manchmal genau so unangenehm wie körperlicher Schmerz. Deshalb versuchen wir, diesem Schmerz ausweichen. Sarah Bessey erinnert daran, dass der Zyklus aus Angst, Anspannung und Schmerz bei der Geburt den Zyklus aus Angst, Anspannung und Schmerz wiederspiegelt, den wir inmitten solcher Veränderungen erleben. So sehr es gegen unsere Intuition gehen mag: wir müssen uns in den Schmerz hineinlehnen und ihm vertrauen. Denn der Schmerz lehrt uns, dass dahinter das Leben auf uns wartet und dieser Gang durch den Schmerz ein vertrauenswürdiger Pfad zur Befreiung ist.

Wenn wir glauben, wir können nicht weiter, ist es fast geschafft
Bei der Geburt, so schreibt Sarah, kommt ein Moment, in dem du nicht mehr weiter kannst. Diesen Moment kennen wir aus größeren Projekten, aber auch in persönlichen Veränderungen und Krisen. Und genau dieser Moment, wenn wir aufgeben und die Niederlage akzeptieren wollen, markiert die Wende. Unser Wunsch und Verlangen, aufzugeben, ist das Zeichen, nachdem wir uns sehnen – das Zeichen, dass es fast vorbei, dass es fast geschafft ist.

Wir brauchen Stille und Ruhe in Zeiten der Verwandlung
Sarah schreibt, dass sie sich in den Wochen vor der Geburt oft zurückzieht von allem, was „stört“. Wenn wir um unsere „Neugeburten“ kämpfen, können wir auch das Bedürfnis haben, uns vor Fremden, vor dem grellen Licht und dem Lärm, vor dem Ungewohnten und Unvertrauten zurückzuziehen. Vielleicht sollten wir diesem Bedürfnis dann so gut wie möglich nachgeben. Dann – wie Sarah schreibt – schwebt der Geist über unserer Dunkelheit und bringt neues Leben dazu, sich von diesem Platz der Stille zu erheben. Unaufhaltsam, unerbittlich, heilig.

Der Glaube ist eine Hebamme und keine Rückenmarkspritze
Gerade in schwierigen Zeiten wünschen wir uns, dass der Glaube wie eine Rückenmarkspritze wirkt, unseren Schmerz wegnimmt und die ganze Prozedur an Veränderung zu einer leichten Angelegenheit macht. Aber so ist Glaube nicht. Glaube ist, so sagt es Brené Brown, wie eine Hebamme, die uns ins Ohr flüstert: „Presse! Es wird ein bisschen wehtun, aber du hast es fast geschafft.“

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„Er durchbricht die Dunkelheit“, Katja Reinhard

Heute beginnt die Fastenzeit. Es ist die Zeit des metaphorischen Dunkels, die Zeit der Grabkammer und des Leichentuchs. Aber an ihrem Ende steht der Triumph neuen Lebens, der Auferstehung, der neuen Schöpfung. Ich spreche Dir und mir daher für diese Fastenzeit – egal, in welcher Form Du sie gerade persönlich erlebst – diese Zusagen aus, die ich dem bunten Strauß aus wertvollen Gedanken entnehme:

 

Dass ich im Unwetter stehe, heißt, nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe:
ich darf meinem Steuermann vertrauen.
Ich weiche dem Schmerz nicht aus, weil er der Weg zur Befreiung und Veränderung ist.
Ich glaube, dass der Moment, wo ich aufgeben will, der Moment der Wende ist,
und ich weiß, dass mein Glaube mir in diesem Moment die Kraft gibt,
diesen entscheidenden Moment nicht nur zu überstehen,
sondern aktiv daran zu arbeiten,
dass ich den Übergang schaffe und zum neuen Leben durchbreche.

Wie sehr Gott an unserer Seite ist, wenn wir durch Transformation oder Krisen gehen, ist mir heute einmal mehr aufgefallen. Als ich gestern auf Pixabay nach einem passenden Bild für dieses Post suchte und nichts fand, fiel mir meine Freundin Katja Reinhard ein, die wunderschöne Akrylbilder malt. Ich besuchte ihre Website und entdeckte dabei das folgende Bilder-Duo, das es besser ausdrückt, als ich es mit Worten hätte sagen können.

Mit diesem Bild wünsche ich Euch eine gesegnete Fastenzeit!

veränderung
„Veränderung“, Katja Reinhard

Quelle der Bilder: www.katja-bilder.ch