Popcorn-PerlenDie Joneses lassen sich in einem wohlhabenden amerikanischen Viertel nieder und werden innert Kürze zu Trendsettern. Alle Damen eifern dem Stil von Gattin Kate nach, die Männer sind beeindruckt von Steves technischem Klimbim, und die Teenager Mick und Jenn dominieren die Highschool mit ihren Outfits und Gadgets. Was niemand weiss: in Wahrheit sind alle Joneses Schauspieler, die von einer Marketingfirma angestellt wurden, um den Umsatz von Produkten anzukurbeln.

Nachdem er seinem Team erst hinterherhinkt, gewinnt Steve rasch Einfluss auf seine Nachbarn, indem er ihre Ängste und Zweifel nutzt, um sie zum Konsumieren anzuregen. Geschickt bringt er seinen direkten Nachbarn Larry dazu, immer exklusivere Produkte zu kaufen, um sich die Liebe seiner notorisch unzufriedenen Frau und die Anerkennung der Nachbarn zu sichern. Was Steve nicht weiss: Larry hat kein Geld für diese Eskapaden und schlittert immer tiefer in die Schuldenfalle. Doch es muss noch mehr passieren, bis Steve einsieht, wie sinnlos und zerstörerisch sein vermeintlicher Traumjob ist.

Quelle: Youtube

Im englischen Sprachgebrauch steht „Keeping up with the Joneses“ für unsere Bemühungen, mit Nachbarn, Freunden und Arbeitskollegen mitzuhalten und bestimmte Standards zu erfüllen, und damit für die vergiftende Haltung des Vergleichens, die ich im letzten Post kurz angeschnitten habe.

Ein gutes Beispiel für diese Haltung findet sich in der Geschichte des Weinbergbesitzers in der Bibel: Er stellt Arbeiter für seinen Weinberg ein und vereinbart mit ihnen einen Tageslohn von einem Denar, den sie bereitwillig akzeptieren. Den Tag über stellt er weitere Arbeiter ein, die letzten eine Stunde vor Feierabend.

Nach getaner Arbeit übergibt der Besitzer den zuletzt dazugekommenen Arbeitern einen Denar für ihre Mühen. Daraufhin nehmen alle anderen an, dass sie mehr bekommen werden. Als er auch ihnen nur den vereinbarten Denar gibt, protestieren sie heftig gegen diese vermeintliche Ungerechtigkeit – der Lohn, der bei der Vereinbarung am Morgen noch ein guter und gerechter Lohn war, ist urplötzlich mies geworden.

Genauso funktioniert  das Prinzip des Vergleichens, und in dieser Haltung ist jeder Versuch, Zufriedenheit zu erlangen, zum Scheitern verurteilt – weil unser Massstab davon abhängt, was andere haben. Und das betrifft nicht nur materiellen Besitz, sondern auch unsere Gaben und Fähigkeiten.

Ich bin mir bewusst, dass haufenweise Menschen besser singen, schreiben und performen als ich. Wenn mich das deprimiert und entmutigt, werde ich nie zu schätzen wissen, worin meine einzigartige Gabenkombination besteht. Und wenn grosses Talent und Exzellenz in mir nur Neid oder Frust auslösen, werde ich solche Begegnungen vermeiden und dadurch Anstösse und Ideen verpassen, die mich auf meinem Weg motivieren und inspirieren könnten.

Doch oft haben wir unser Problem nicht mit den grossen Stars, sondern mit denen, die in unserer Liga spielen – ich mache da keine Ausnahme. Und Grund dafür ist oft Unsicherheit. Das hört sich für Menschen mit einem gesunden und lange gewachsenen Selbstvertrauen wahrscheinlich neurotisch an, aber meine Zweifel an meinen Fähigkeiten führen manchmal dazu, dass mich Lob für andere verunsichert und ich meine Person, meine Leistung oder meine eigenen Gaben hinterfrage. Das hindert mich daran, das zu tun, wozu ich berufen bin, weil ich es mit dem vergleiche, was andere leisten und wofür sie Anerkennung erhalten.

Ich frage mich, woher diese Haltung kommt. Glauben wir, dass uns mehr zusteht als allen anderen, und sind daher unzufrieden mit dem, was wir haben? Oder glauben wir tief in unserem Innersten, dass wir weniger wert sind als andere und uns unseren Wert darum erarbeiten oder beweisen oder ihn vor anderen sichtbar demonstrieren müssen? Hängen die beiden vielleicht sogar zusammen?

Ich glaube, Gott schmerzt es, wenn wir uns selbst im Weg stehen, und ich höre Ihn Fragen wie diese stellen:

„Wie stellst Du Dir meine Grosszügigkeit vor –
darf ich nur Dich beschenken, und andere nicht?“

„Warum glaubst Du nicht, dass das, was ich Dir gegeben habe, genau richtig ist – egal, was und wie viel andere haben?“

Ich will noch freier werden, damit ich die Gaben anderer schätzen und durch sie inspiriert werden kann und damit ich dem, was Gott mit meinen Gaben in meinem Leben und dem von anderen Menschen tun will, nicht im Weg stehe. Ich will aufhören, mich zu vergleichen, und ich will Gott vertrauen und Ihn grosszügig sein lassen – nicht nur mit mir, sondern auch mit anderen.

Ich glaube, dass es nur eine Befreiung aus dem Gefängnis des Vergleichens gibt: Ich muss mit jeder Faser meines Seins verinnerlicht haben, dass ich wunderbar und einzigartig geschaffen wurde, bedingungslos geliebt bin und mir meinen Wert nicht verdienen muss. Und egal, welchen Ursprung die Haltung des Vergleichens hat– mein Fundament für dieses Bewusstsein der Annahme und Wertschätzung ist Gott.

What about you? Ist Dein Vertrauen in Deine  Fähigkeiten unerschütterlich? Oder kennst Du diese „warum muss der jetzt so gut ….“-Gefühle? Was sind Deine persönlichen Rezepte, um damit umgehen zu können? Ich freue mich auf Dein Feedback!

Minimalismus klein rechtsSeit ich meine Liebe fürs Schreiben entdeckt habe, wage ich mehr und  träume unverschämter. Gleichzeitig  strebe ich danach, ein Minimalist zu werden.
Das klingt nur scheinbar paradox. Heute wenden viele Menschen das Prinzip an, um in allen Aspekten des Lebens Unnötiges zu entsorgen und nur das Wichtige zu behalten – ganz nach dem knackigen Motto „Reduce to the max“.

Obwohl ich nie ein „Ich muss alles haben, und zwar sofort“-Typ war, bin ich mir in den letzten Jahren bewusst geworden, wie befreiend dieses Reduktionsprinzip ist. Unter anderem hat sich dadurch meine Einstellung zu einem Thema verändert, das für viele Frauen eine psychologisch-finanzielle Knacknuss darstellt und bei dem Gedanken wie „genug haben“ oder „sich beschränken“ eher Frust auslösen. Wer errät, worum es geht, gewinnt einen Gutschein für das Kleidergeschäft seiner Wahl.

Ich war nie eine exzessive Shopperin (vielleicht ein bisschen, wenn es um Schuhe geht), aber ich mag gut geschnittene Kleidung und kaufte oft im höheren Preissegment ein, ohne mir allzu viele Gedanken zu machen. Dann hatte ich vor knapp zwei Jahren eine  geniale, inspirierende Idee und begann intensiv mit dem Schreiben. Mein Projekt nahm schnell Formen an, und ich musste mir die Frage stellen, wer das alles bezahlen sollte – oder besser wie mein Mann und ich das im Budget unterbringen könnten. Neben verschiedenen anderen Massnahmen beschloss ich Anfang dieses Jahres, den grösseren Teil meines Kleiderbudgets in mein Projekt zu investieren – ein unfehlbareres Zeichen echter Hingabe, wie ich meine.

Diese Entscheidung wirkte sich rascher aus, als ich erwartet hätte. Innert Kürze kaufte ich überlegter ein und fragte mich plötzlich, ob ich dieses Teil wirklich brauchte und ob der Preis gerechtfertigt war. Da ich lieber einmal umfangreich einkaufe als jeden Monat ein T-Shirt shoppe, war der Betrag trotzdem nach ein paar Monaten aufgebraucht.  Das war der Moment, in dem ich zu einer überraschenden und revolutionären Offenbarung gelangte.

Ich muss keine Kleider kaufen – tatsächlich habe ich genug anzuziehen, um das Haus jeden Tag in ansprechender Aufmachung zu verlassen.

Natürlich gibt es ein paar Basics, die ich mir mal leisten möchte. Ich freue mich auch wieder auf das Schaufensterflanieren und darauf, mich von neuen Saisonschnäppchen inspirieren zu lassen. Aber die positiven Aspekte dieser selbstauferlegten Ausgabenbremse überwiegen deutlich:  Ich mache mir viel weniger Gedanken über meine Garderobe, und vor allem geniesse ich das befreiende Gefühl, nicht immer mehr haben zu müssen.

Dafür wird mir stärker bewusst, wie dreist wir rund um die Uhr mit unschlagbaren Angeboten bombardiert werden, die uns einen Kick geben, unser Leben besser oder uns unwiderstehlich machen sollen. Und wer hätte das gedacht- das Meiste davon braucht kein Mensch.

Aber wir kaufen es trotzdem –  sei es, um unsere Langeweile zu betäuben, sei es, um unseren Lebensstandard zu zelebrieren, oder einfach, weil es ein neues und verbessertes  „XY“ gibt und ich das einfach unbedingt haben muss. Sofort. Und vor allem vor dem Nachbarn oder Arbeitskollegen.

Ich bin dankbar, dass ich in diesem Punkt ein glückliches Erbe habe – meine Eltern haben nie Wert darauf gelegt, ein bestimmtes Bild abzugeben oder mit irgendwem mithalten zu können. Wir hatten kein Auto, fuhren nicht ans Meer, und wir Kinder verdienten uns das Geld für besondere Wünsche, indem wir in den Schulferien arbeiteten. Vor allem aber lernten wir, dass man sich mit niemandem vergleichen muss und keine bestimmten Dinge braucht, um „jemand“ zu sein.

Ich will diese befreiende Haltung in alle Bereiche meines Lebens einfliessen lassen und es nicht nur im Hinblick auf materielle Dinge entrümpeln. Wie viel Zeit verbringe ich vor der Flimmerkiste (zu viel) oder im Netz (zu viel)? Draussen an der frischen Luft (zu wenig)? Wofür setze ich meine Freizeit ein? Ich will prüfen und das Gute behalten – und danach handeln. Denn das nimmt mir keiner ab.

Gott ist Zentrum und Regisseur meines  Lebens – Er wird mich auch auf falsch gesetzte  Prioritäten hinweisen. Aber die Entscheidungen treffen und umsetzen muss ich selbst.

Seit ich weiss, was ich noch alles erreichen will, sind mir diese Fragen wichtiger geworden. Nur, wenn ich meine Energie konzentriere, kluge Entscheidungen treffe und auch mal nein sage, werde ich schaffen, was ich mir vorgenommen habe. Und die begrenzte Zeit auf dieser Erde will ich für genau das einsetzen, was wirklich zählt: Gott, Familie, Freunde, Gemeinde, Herzensprojekte.

Dass ich Prioritäten setze und mich in bestimmten Bereichen beschränke, bedeutet auch nicht, dass ich mich an dem, was ich mir noch zugestehe, festklammere. Wenn ich daran glaube, dass ich versorgt bin, werde ich grosszügiger und freier im Geben. Und was wir gern und bereitwillig geben, kommt hundertfach zu uns zurück.

Was hältst Du von Minimalismus im besten Sinn? Hast Du auch Bereiche, die Du entrümpeln willst? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

Creation Calls 1 kleinKreative Menschen besitzen eine ausgeprägte Beobachtungsgabe – so steht es in sämtlichen Büchern über das Schreiben und das künstlerische Schaffen allgemein. Dem stimme ich herzhaft zu – und trotzdem gehe ich oft stockblind durch die Welt.

Anstatt auf dem Weg zur Arbeit den zarten Nebel über der Aare oder den rosa-orangen Efeu an der Steinmauer zu bestaunen, grüble ich über meine Bürotasks nach oder bin in Gedanken schon bei einem Treffen. Das zieht sich durch den ganzen Tag, bis ich am Abend beim Kochen Ideen für mein nächstes Post suche, anstatt die kulinarischen Düfte aus der Pfanne zu geniessen. Viel zu oft laufe ich so Gefahr, ob der Welt in meinem Kopf das reale Leben zu vernachlässigen.

Glücklicherweise bin ich kürzlich über einen Blog gestolpert, der meinen Sinne wieder geweckt und geschärft hat. Auf der Seite „Barnstorming“ postet Emily Gibson, eine amerikanische Ärztin, Bäuerin und Familienfrau, atemberaubende Bilder aus ihrer Gegend, schreibt berührende Texte und zitiert Gedichte, die zum Nachdenken anregen.
Dabei wird das Etikett „Landschaftsbilder mit Texten“ Emilys Seite nicht gerecht. Der Untertitel des Blogs heisst „Finding Sanctuary in the Seasons of a Rural Life“ – wie man in den Jahreszeiten des Landlebens eine heilige Zuflucht findet.

In den aktuellen Oktober-Bildern schwingt eine leise Vergänglichkeit mit, etwas nicht Fassbares, Wundersames, und die farbgewaltigen Waldbilder erinnern mich daran, dass ich endlich mal wieder „vor die Tür“ gehen sollte. Denn kaum etwas tut mir so gut tut, erdet mich so sehr und bringt mich zu mir selbst wie ein simpler Spaziergang – und der kann noch viel mehr.

Ein Ausflug in die Natur hilft mir dabei, die Perspektive zu wahren. Das Panorama der Berner Alpen oder der sternenklare Nachhimmel erinnern mich daran, wie nichtig in die Dinge sind, über die ich mich gerade aufregen will. Gleichzeitig erlebe ich die Natur als Jungbrunnen und Wellnessoase ohne Nebenkosten – sie entspannt, fokussiert und richtig mich aus.

Creation Calls 2 klein linksVor allem aber komme ich bei jedem bewussten Aufenthalt in der Natur ins Staunen über all das Wunderbare und Einzigartige, das ich sehe, höre und rieche. Als Mensch, der an Gott glaubt, bin ich tief überzeugt, dass wir alle – ob gläubig oder nicht – in der Schöpfung den Schöpfer erleben. Dass dieses wunderbare Werk den Namen dessen ruft, der es mit Liebe geschaffen hat – und wir können nicht anders, als das zu hören und darauf zu reagieren.

Der kanadische Sänger und Songwriter Brian Doerksen hat 2004 ein Lied veröffentlicht, das dieses Wunder der Schöpfung in Worte und Musik umsetzt. Die funkelnden Sterne am Firmament, die glitzernden Wellen des Meeres, ein Vogel, der seine Kreise zieht, ein goldenes Weizenfeld – alles wird zum Ausdruck von Gottes kreativer Schaffenskraft. Brians Fazit, das ich voll und ganz unterschreibe, fasst er im Refrain zusammen:

„Wie könnte ich sagen, dass es keinen Gott gibt,
wenn überall um mich herum die Schöpfung ruft?“

Dieser Song ist ein wahres Juwel, weshalb ich ihn Euch nicht vorenthalten möchte. Ich habe ein sehr schönes Yotube-Video dazu gefunden, das der Autor aus Bildern der BBC-Planet Earth-Reihe zusammengestellt hat. Nehmt Euch die paar Minuten, wenn Ihr könnt. Und vielleicht fragt Ihr Euch dabei auch gleich, welche Naturschönheiten Euch besonders berühren und Euch Gott (falls ihr an Ihn glaubt) näher bringen.

Vielleicht ist es Euch ähnlich gegangen wie mir, und Ihr habt betroffen festgestellt, dass Ihr schon viel zu lange nicht mehr auf diese Schönheiten geachtet habt. Dann nehmt Euch doch heute einfach vor, die Welt wieder mit allen Sinnen aufzunehmen. Ich will das auf alle Fälle tun – und ich freue mich schon auf die verjüngenden, entspannenden und fokussierenden Effekte. Vor allem aber freue ich mich darauf, in der Natur Gott zu begegnen, das Gespräch mit Ihm zu suchen und vielleicht auch mal einfach zuzuhören – etwas, das mir in der Natur leichter fällt als zuhause.

Ich wünsche Euch eine wunderbare Begegnung mit der Natur und mit Gott, wie und wo die auch stattfindet. Vielleicht geht Ihr morgen am Flussufer spazieren, macht eine kleine Wanderung oder schaut Euch einen Afrikafilm an. Egal, was Ihr Euch aussucht – mit Sicherheit trifft ein Bonmot meines Vaters zu, das er mir an einem Sonntag mit einem wunderschönen Handybild geschickt hat. Er schlug meinem Mann und mir vor, bei dem schönen Wetter doch einen Waldspaziergang einzuplanen – denn:

„Dort ist ER nämlich auch.“

Was sind Eure Naturhighlights? Das Bekannte und Vertraute – Berge, Seen und Wiesen? Oder eher das Neue und Exotische – Steppe, Wüste, Dschungel? Wo könnt Ihr auftanken und/oder Gott begegnen? Ich freue mich auf Euer Feedback!

Schoko klein 3
Als Kinder durften wir uns nach jedem Mittag- und Abendessen einen Riegel Schokolade aus dem Kühlschrank nehmen. Seither bin ich konditioniert wie der pawlowsche Hund und brauche nach jeder warmen Mahlzeit eine Ration nationale Nachspeise.

Abgesehen von dieser kleinen Schwäche gehöre ich inzwischen zu diesen langweiligen Vierzigern, die beim Essen ihre Gesundheit im Hinterkopf haben und redlich versuchen, sich „vernünftig“ zu ernähren – was prinzipiell gut ist. Trotzdem werde ich leicht melancholisch, wenn ich mein Tagebuch aus Teenie-Jahren hervorkrame und dort lese, was ich während der Sommerferien so gegessen habe.

Dass es darüber schriftliche Aufzeichnungen gibt, beweist immerhin, dass ich schon in jungen Jahren den Wunsch hatte, mich gesünder zu ernähren. Doch solche Vorsätze haben die ersten Stunden eines Ferientages im Freibad meist nicht überlebt. Das las sich das so: „Habe heute wieder GAR nicht gesund gegessen. Ich hatte: ein Mocca-Joghurt, eine Tüte Pommes, eine Cola, ein Slurpee, ein Soft-Ice, einen Sprudelstick….“

Wenn ich das heute alles nacheinander essen würde, wäre mir spätestens nach dem Slurpee schlecht (eigentlich schon, wenn ich mir das „Slurpee“ vorstelle). Und bei aller Wehmut um diese vergangenen, seligen Zeiten bin ich doch dankbar, dass es mir nicht allzu schwer fällt, das meiste davon wegzulassen, und dass mein Körper irgendwie zu wissen scheint, was ihm nicht bekommt.

Leider bin ich nicht ganz so erfolgreich, wenn es um andere Inhalte geht – es fällt mir bedeutend leichter, meinen Körper vor negativen Einflüssen zu schützen, als mein Herz, meine Seele und meinen Verstand vernünftig zu ernähren.

Vielleicht liegt es unter anderem daran, dass wir in diesem Bestreben wenig Unterstützung von „aussen“ erhalten. Über Fitness und gesunde Ernährung kann man jeden Tag etwas Motivierendes lesen. Die Frage, was wir auf anderen Ebenen zu uns nehmen, interessiert niemanden.

Aber ich will die Verantwortung nicht abschieben – ich wüsste es eigentlich besser. Neben dem gesunden Menschenverstand, der mir schon gute Dienste leistet, bin froh, dass ich als Christ einen unersetzbaren inneren Ratgeber namens „Heiliger Geist“ besitze. Er macht mir – wenn ich es hören will – sanft und bestimmt klar, was mir gut tut, was nichts bringt und was mir eher schadet. Und leider gehört vieles, was ich mir unbedacht zu Gemüte führe, in die zweite oder dritte Kategorie.

Natürlich stellt sich die Frage, was „nicht gut tun“ und „schaden“ genau heisst. Die Grenze zwischen netter Unterhaltung, nutzloser Information, bescheuertem Unsinn und schlicht schädlichen Einflüssen sind fliessend und teilweise subjektiv.

Wer meine Posts kennt, weiss, dass ich nichts gegen nette Unterhaltung habe. Ich mag Serien wie „How I met your mother“ und „Big Bang Theory“, liebe „Star Trek“ und finde die „Harry Potter“-Geschichten faszinierend. Aber während ich mir früher gern Gruselfilme angesehen habe, ziehe ich heute bei den meisten eine Grenze, weil ich spüre, dass mir der Inhalt des Films nicht gut tun würde.

Ich bin auch nicht erpicht auf Sendungen, die an die niedrigsten menschlichen Instinkte wie Voyeurismus und freudiges Fremdschämen appellieren – wenn ich mir so etwas ansehen muss, kriege ich in Rekordzeit mentale Pickel.

Schwieriger sind die nutzlosen Informationen, die Online im Überfluss zu haben sind. Wider besseres Wissen klicke ich regelmässig solche unverzichtbaren Kostbarkeiten an und werde mit der Information belohnt, wer sich wo daneben benommen hat, wer beim Fremdgehen ertappt wurde oder warum die neue Frisur der First Lady so schrecklich ist.

Diese Nutzlosigkeiten sind einfach einzuordnen. Manchmal frage ich mich aber auch, wie viele „Bad News“ ich konsumieren will und soll. Natürlich will ich wissen, was auf der Welt passiert, und mir keineswegs die Realität schönreden. Aber was bringt mir das Wissen, dass bei einem Familiendrama wieder Tote zu beklagen sind oder eine Familie durch einen Unfall ausgelöscht wurde?

Es wäre erträglicher, wenn die Medien in gleicher Relation gute Nachrichten verbreiten würden – die gibt es ja auch. Aber da die Gier nach dem Grauslichen und Skandalösen offenbar unersättlich ist, wird sich daran kaum etwas ändern.

Daher werde ich wieder genauer prüfen, was ich zu mir nehme – ich will über den Zustand der Welt Bescheid wissen und mich trotzdem fragen, wie viele „Bad News“ unabdingbar sind. Und alles, was weder wichtige Informationen enthält noch gute Unterhaltung ist oder meinen Horizont erweitert, lasse ich künftig zumindest öfters weg und ersetze es mit nahrhafteren und wohltuenderen Inhalten.

Dabei will ich auch nicht vergessen, dass ich manchmal die gefährlichsten und giftigsten Gedanken selbst hervorbringe – Glaubenssätze über mich, über andere Menschen und über die Welt, die ich mir über Jahre aufgebaut habe oder die durch all die Einflüsse um mich herum in mich hineinsickert sind. Solche Aussagen will ich immer wieder hinterfragen, damit mich dieses Lügengebilde nicht daran hindert, ein Leben in Fülle zu leben.

Und ab und zu ist es auch gut, einfach „weniger“ aufzunehmen. Einfach zuzulassen, dass es aussen und innen still ist – keine Musik, kein Bildschirm oder Buch, in das ich meine Nase stecke.

Oder noch besser: ich mache einen Herbstspaziergang und geniesse die im letzten Post beschriebenen wunderbar gefärbten Bäume.

Und wenn ich wieder zurück bin, gönne ich mir einen Riegel Schokolade.

Was findest Du geistig besonders unverträglich? Aber noch viel wichtiger: welches ist Deine Lieblingsschokolade? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

Brunnen beim Bodmi GrindelwaldWenn ich an meine Primarschulzeit denke, fallen mir neben bunt eingefassten Heften und kleinen Klebern fürs Schönschreiben auch zahlreiche deutsche Volkslieder ein. Bis heute erinnere ich mich an die Melodien und die erste Strophe von Liedern wie „Die Gedanken sind frei“, „Wohlauf in Gottes schöne Welt“ oder „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“.

Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster in die neblige, regnerische Bergwelt von Grindelwald ist mir heute die erste Strophe des Herbst-Klassikers „Bunt sind schon die Wälder“ eingefallen.

Bunt sind schon die Wälder
Gelb die Stoppelfelder
Und der Herbst beginnt
Rote Blätter fallen
Graue Neben wallen
Kühler weht der Wind

Das Lied erzählt vom Ernten und vom Tanz, vom Flötespiel und von roten Trauben, aber in dieser ersten Strophe schwingen Wehmut und Traurigkeit mit – und an einem Tag wie heute hallen diese Zeilen nach.

Wir haben einen Rekordsommer mit wochenlanger Hitze und unentwegt blauem Himmel hinter uns. Trotzdem scheint der Herbst immer viel zu plötzlich über uns hereinzubrechen. Eben sassen wir noch im T-Shirt hinterm Haus und liessen uns bräunen – schon holen wir wieder den Übergangsmantel aus dem Schrank, packen den Schirm in die Tasche und rüsten uns für die kalte Jahreszeit.

Manche versuchen, dem Jahreslauf ein Schnippchen zu schlagen, und flüchten mit einem Flieger in die Karibik. Andere planen für Weihnachten einen Südseetrip und tanken so etwas Sonne und Wärme, die sie über die kalten Monate retten soll.

Wir können nicht alle diesen Sprung in den Süden machen, aber es gibt andere Möglichkeiten. Mein kostenloses Geheimrezept besteht darin, mich auf die schönen Momente zu konzentrieren, die diese Saison zu bieten hat. Ich geniesse die prächtig gefärbten Bäume im Herbst, freue mich auf den ersten Schnee und darauf, wieder mehr Kerzen anzuzünden. Vor allem aber geniesse ich es, mich ungestraft und ohne schlechtes Gewissen zuhause einzubuddeln und es mir gemütlich zu machen. Ich glaube, ich fange gleich damit an, schalte die Stereoanlage ein (wer ausser mir hat noch so was?), und höre mir etwas Schönes an.

Zum Beispiel „Come to the well“ von den „Casting Crowns”: der Song ist stilistisch nicht besonders ruhig oder besinnlich, aber er ermutigt mich immer wieder, meine grossen und kleinen Sorgen hinter mir zu lassen und mich auf den Ort zu konzentrieren, an dem ich wirklich auftanken kann. Vor allem erinnert er mich daran, dass ich immer noch oft Gefahr laufe, mir ein neues goldenes Kalb zu basteln und eifrig darum herumzurennen.

Ich bin nicht besonders anfällig für „mehr von allem“ im materialistischen Sinn, aber es gibt genug anderes, was unmerklich eine immer grössere Bedeutung bekommen kann, bis man schlicht nie genug hat. Anerkennung von anderen Menschen, Kontrolle über alles und jeden, Harmonie im täglichen Leben…die Liste ist individuell und endlos. Wenn ich mein Wohlbefinden von einem dieser Werte abhängig mache, stehe ich am Ende mit leeren Batterien da – weil ich versucht habe, meinen Durst an einem Brunnen zu löschen, der nichts hergibt.

Diese verschiedenen Brunnen erinnern mich an die Schale, aus der Harry Potter in “Heiligtümer des Todes 1” für Professor Dumbledore Wasser schöpfen will. Es sieht aus, als wäre Wasser in diesem Gefäss; aber man kann die Kelle hundert Mal eintauchen und zieht sie doch immer wieder leer heraus.

Ich muss mir selbst immer wieder vergegenwärtigen, dass ich nur in der Beziehung zu Gott wirklich satt werden, auftanken und meinen Durst löschen kann. Die Kraft, die ich in dieser Begegnung erhalte, kommt nicht aus mir selbst, und genau deshalb trägt sie mich auch, wenn ich es selbst nicht mehr kann.

Vielleicht habt Ihr ja auch gerade nichts zu tun. Dann schlage ich vor, dass wir uns jetzt alle auf dem Sofa auszustrecken, die Füsse in den warmen Socken unter der Decke vergraben und einfach mal alles hinter uns zu lassen. Ich wünsche Euch viel Freude am Song und für die kommenden Tage viel von dieser Energie, die Ihr nicht selbst fabrizieren müsst und die für mehr reicht als für den Kraftakt, am Montagmorgen aus dem Bett zu kommen. In diesem Sinne – geniesst, and be blessed!

(Quelle: Youtube)

Und zum Schluss noch dies: Was fällt Euch Schönes ein, wenn Ihr an die “kalten Monate” denkt? Worauf freut Ihr Euch? ICH freue mich auf Eure Kommentare!

Popcorn-PerlenFür die heutige Popcorn-Perle habe ich tief in den Achtzigern gegraben – schliesslich bin ich ein Kind dieser Zeit, inklusive Vokuhila, Dauerwelle und Strähnchen. (Gott sei Dank dafür, dass es damals kein Facebook gab). Gemäss meinen Recherchen bin ich 1984 das erste Mal als Teenie ins Kino gegangen und habe mir „Beverly Hills Cop“ angesehen.

Mein „Film des Tages“ ist ein Jahr älter, aber Eddie Murphy spielt darin neben Dan Aykroyd wieder eine Hauptrolle. Für findige Achtzigerköpfe ist der Fall jetzt vielleicht klar, für alle anderen: ich rede von der Komödie „Die Glücksritter“.

Der Film dreht sich um zwei Männer, deren völlig unterschiedliche Leben sich per Zufall kreuzen und durch die Wette zweier kaltherziger alter Unternehmer eine ganz neue Wendung nehmen. Auf der einen Seite Louis Winthorpe III., ein vom Leben verwöhnter, erfolgreicher Börsenmakler mit einem Haus in der Stadt inklusive Butler und einer genauso verwöhnten Verlobten, die zufälligerweise die Grossnichte seiner Arbeitgeber ist. Auf der völlig anderen Seite der Bettler Billy Ray Valentine, der sein Geld damit verdient, sich als blinder Vietnam-Veteran ohne Beine auszugeben und der deshalb regelmässig von der Polizei aufgegriffen wird. Auf einer seiner Fluchten wirft er Louis um und wird beim Versuch, ihm seinen Aktenkoffer zurückzugeben, als Dieb verhaftet und eingebuchtet. Die beiden verwitterten, geizigen, aber steinreichen Inhaber von „Duke & Duke“, Louis‘ Arbeitgeber, kriegen diese Szene mit und kreieren daraus eine Wette, die sich um die folgende Frage dreht:

 Was bestimmt unseren Erfolg? Sind es die Gene, oder ist es unser Umfeld?

Am nächsten Tag wird Louis ein Geldbündel untergeschoben, worauf er in seinem feinen Herrenclub des Diebstahls bezichtigt und in Untersuchungshaft gesteckt wird. Auf der Polizeiwache werden zusätzlich Drogen in seiner Jacke gefunden. Louis darf am nächsten Tag nach Hause, doch auf dem Weg aus dem Revier wird er vor den Augen seiner Verlobten von einer Prostituierten geküsst und um Drogen angebettelt – natürlich ein Arrangement der Dukes. Daraufhin verlässt ihn seine Verlobte. Nachdem die Dukes ausserdem dafür sorgen, dass ihm der Zutritt zu seinem Haus verweigert wird und seine Konten gesperrt werden, steht Louis vor den Trümmern seines verhätschelten Lebens.

Im Gegenzug holen die beiden Billy Ray aus dem Gefängnis und bieten ihm Louis‘ Stelle an. Er sagt zu und entwickelt rasch ein Gespür für den Markt und das Börsengeschäft. Während er die Karriereleiter emporsteigt, verändern sich auch sein Verhalten und seine Einstellung zu Besitz. Währenddessen sinkt Louis immer tiefer, beginnt zu stehlen, bedroht die Weihnachtsgesellschaft von Duke & Duke mit einer Waffe und versucht schliesslich, sich umzubringen.

Zufällig bekommt Billy Ray mit, wie die Dukes ihr gelungenes Experiment besprechen und der eine dem anderen den Wetteinsatz von einem Dollar zahlt. Billy Ray sucht daraufhin Louis und rettet ihm in letzter Minute das Leben. Nachdem er ihn von der Hinterlist der Dukes überzeugt hat, heckt er mit Louis einen Plan aus, um es den gewissenlosen Geizhälsen heimzuzahlen. An einem Showdown an der New Yorker Börse tricksen Louis und Billy Ray die Dukes aus und treiben sie in den Ruin, werden selber steinreich und setzen sich auf eine Insel ab, um ihr neues Leben zu feiern.

Der Film ist typisch Achtziger inklusive Frisuren und Kleidung, ausserdem teilweise etwas freizügig (FSK 16) und manchmal ziemlich albern, aber ich liebe ihn trotzdem. Einerseits natürlich wegen der tollen Schauspielerriege auf der Höhe ihres Schaffens – allen voran Dan Aykroyd, Held aus „Blues Brothers“ und „Ghostbusters“, als Louis, aber auch Eddie Murphy als Billy Ray und Jamie Lee Curtis in der Rolle der Prostituierten Ophelia, die sich schliesslich um Louis kümmert, als er in der Gosse landet. Vor allem aber gefällt mir, dass der Film trotz seines ab und zu einfachen Humors ein paar tiefe Fragen aufgreift.

Zum einen natürlich die Wettfrage selbst:

Was macht uns zu den Menschen, die wir sind? Sind es die Gene, oder ist es unser Umfeld?

Der Film scheint diese Frage zugunsten der Umwelt zu beantworten, aber ich glaube nicht, dass man es so vereinfachen kann. Wir sind weder Sklaven unserer Gene noch reine Produkte unseres Umfelds und unserer Geschichte. Natürlich erben wir gewisse äusserliche und innere Eigenschaften und Fähigkeiten und werden durch unsere Familie, unser Umfeld und unsere Erfahrungen geprägt. Aber irgendwann beginnen wir, selbst Entscheidungen zu treffen, die uns ebenfalls zu den Menschen formen, die wir heute sind.

Die zweite Frage hat mich beim Verfolgen von Louis‘ Niedergang beschäftigt und ähnelt der biblischen Geschichte um Hiob:

Was bleibt von mir übrig, wenn mir alles genommen wird? Worüber definiere ich mich?

Ist es meine Arbeit, meine Leistung und die Anerkennung, die ich erhalte? Oder ist es meine Partnerschaft oder Ehe, oder vielleicht meine Beliebtheit im Freundes- und Bekanntenkreis? Worum drehen sich meine Gedanken? Was beschäftigt mich, gibt mir Kraft, ist aber auch meine verwundbarste Stelle?

Die Frage ist wichtig und berechtigt. Denn keiner dieser Bereiche, in denen ich meine Identität vielleicht festmache, ist wirklich krisenresistent.

Egal, wie tüchtig ich bin – es kann passieren, dass ich einen Rückschlag hinnehmen muss oder gar meine Arbeitsstelle verliere. Mein Partner kann mir vom Schicksal entrissen werden oder mich verlassen. Und leider können auch vermeintlich tragfähige Freundschaften zerbrechen, ganz zu schweigen von Beziehungen, die auf irgendeinem Grad von Beliebtheit oder Status beruhen.

Ich bin nach meiner Einschätzung nicht in akuter Gefahr, meinen Job, meinen Ehemann oder meine Freunde zu verlieren. Aber ich will mir die Frage stellen, und ich will wissen, was mich ausmacht und trägt, wenn alles andere wegfällt – wenn ich nicht mehr die fähige Mitarbeiterin, die geliebte Partnerin und die geschätzte Freundin bin.

Glücklicherweise kann ich die Frage für mich beantworten. Wer ich bin, hat der entschieden, der mich gemacht hat. Und selbst wenn ich alles verliere inklusive der Fähigkeiten, Talente und Eigenschaften, die Er mir gegeben hat, bleibe ich eines für immer: Geliebt von Gott. Sein Kind.

Gewisse Gedankenspiele machen mir trotzdem Angst – die Vorstellung, hilflos und vermeintlich nutzlos zu sein, anderen zur Last zu fallen. Wenn ich mir solche Szenarien vorstelle, merke ich, dass ich stark in unserem westlichen Weltbild verwurzelt bin und auch die klassische Ursünde Stolz mitschwingt – funktionieren, leisten, alles selber schaffen, niemanden brauchen. Aber ich weiss, wohin ich mit diesen Bildern gehen kann, um mir neue Bilder schenken zu lassen, die meine Identität an etwas oder besser an jemand anderem festmachen.

Wie ist es bei Dir – was hält Dich aufrecht, motiviert Dich und gibt Dir Kraft? Was macht Dich aus, und worüber identifizierst Du Dich? Ich bin gespannt auf Dein Feedback!

MaskeHinter mir liegen zehn intensive Tage mit vielen Highlights – Gospelkonzerte in Bern und Münsingen, Studioaufnahmen und ein Konzert in den Räumen der Künstlerkommunität Schloss Röhrsdorf bei Dresden und als Start in diese Zeit ein Vortrag bei Aglow Frick zum Thema „Maske ab – echt sein“.

Dieses Thema hat mich auch auf dem Weg nach Dresden und in der intensiven Zeit bis zu unserer Heimreise beschäftigt. Das Post ist auf der Hinfahrt entstanden und musste noch etwas nachreifen, weil ich erst meine nach intensiver Kommunikations- und Interaktionszeit termingerecht eingetroffene Schottendicht-Phase hinter mich bringen musste. Richtig überwunden ist sie zwar noch nicht, aber ich will endlich wieder was von mir hören lassen – und da wir uns ja nicht in Echtzeit sehen, kann ich kommunikativ tätig sein und dabei zerknittert auf dem Sofa sitzen, ohne gestört zu werden.

Das war der heutige Beitrag zur ungeschminkten Echtheit, den ich hoffentlich nicht bereuen muss. Aber da einige unter Euch schon mit meiner Art zu schreiben vertraut sind, bin ich zuversichtlich, dass keine gehäuften negativen Reaktionen auf mich herunterprasseln.

Das ist heute leider nicht selbstverständlich. Wenn wir echt sind, bläst uns oft ein scharfer Wind entgegen. Wer sich unkonventionell verhält oder eine Meinung ausserhalb des Mainstreams vertritt, wird oft schief angesehen oder für seine Naivität belächelt. Und es scheint oft einfacher und profitabler, anderen etwas vorzumachen.

Wer sich aufplustert und so tut, als könne er alles, kommt im Job schneller voran. Wer anderen nach dem Mund redet, ist gern gesehener Gast auf dem gesellschaftlichen Parkett. Beruflich wie privat spüren wir den unterschwelligen Druck, auf der gerade angesagten Welle mitschwimmen und unsere Ecken, Kanten und Befindlichkeiten für uns zu behalten. Warum sagen, dass es mir nicht gut geht, wenn alle in Partylaune sind? Warum dazu stehen, dass ich die moderne Aufführung im Stadttheater völlig sinnlos finde, wenn alle beindruckte Gesichter machen und von einer „visionären Umsetzung“ sprechen?

Mani Matters Lied „Chlini Hüsli“ ist aktueller denn je: Unsere Gesellschaft bringt zielgerichtet Klone hervor, die alle gleich aussehen, das Gleiche tun und natürlich vor allem das Gleiche kaufen. Und doch braucht die Welt nichts so sehr wie Originale – Menschen, die den Mut haben, echt zu sein.

Ich wusste lange Zeit nicht so recht, wer ich eigentlich bin, hasste es aber immer schon, mich zu verstellen – und wollte gleichzeitig unbedingt „dazu gehören“. Weil das offenbar nicht zusammen ging und ich mich so, wie ich war, eher am Rand herumdrückte, fühlte ich mich selten wohl in meiner Haut. Ich schwankte zwischen Versuchen, das Richtige zu tun und zu sagen, und resignierter Verachtung für die Welt, die mich nicht zu schätzen weiss.

Vor etwa zehn Jahren habe ich begriffen, dass ich mich nicht verstellen muss, um einen Platz zu haben, dass ich aber auch keinen Gruppe und keine Person brauche, die mir meinen Wert bestätigt. Der Eine, der mich unverwechselbar und einzigartig erschaffen hat, weiss, warum ich genauso bin, wie ich eben bin. Er hatte seine Gründe für dieses Design. Und was die Jahre und Erfahrungen verbogen und zerbrochen haben, darf ich Ihm zu Reparaturzwecken jederzeit anvertrauen.

Es ist mir auch heute nicht egal, was andere von mir halten, und ich ziehe es wie die meisten Menschen vor, gemocht zu werden. Aber die Meinung anderer hindert mich nicht mehr daran, genau das zu tun, was ich für richtig halte, und genau der Mensch zu sein, als der ich geschaffen wurde – inklusive der in einem früheren Post erwähnten Schrägheiten und skurrilen Eigenschaften. Und es ist mir heute bedeutend lieber, aus den richtigen Gründen abgelehnt als aus den falschen gemocht zu werden.

Wie sieht es bei Dir aus?

Wusstest Du schon immer, wer Du bist, und hattest auch nie Probleme, echt zu sein? Wenn ja – schätze Dich glücklich. Du verfügst über ein Talent, das nicht jeder hat. Bleib dabei, Dich selbst zu sein – und ermutige andere, es Dir gleich zu tun.

Oder bist Du noch auf dem Weg dahin und ertappst Dich öfters dabei, dass Du Dein Ich hinter einer Maske versteckst? Dann ermutige ich Dich, ein bisschen Echtsein zu riskieren. Es zahlt sich aus und vereinfacht das Leben ungemein – es setzt enorme Energie frei und schenkt Dir wertvolle Begegnungen. Wenn Du echt bist und dazu stehst, dass Du nicht alles kannst und Deine Schwächen hast, ermutigst Du Dein Gegenüber, selbst echter zu sein und das Scharnier heraufzuklappen.

Fang einfach an und trau Dich.
Denn was die Welt wirklich braucht, ist mehr von DIR.

Vor etwas mehr als zwei Wochen habe ich zusammen mit meinem Mann und meinem Vater an einem Samstag meine drei Neffen und meine Nichte beaufsichtigt – Einzelheiten können im „Ritigampfi-Post“ nachgelesen werden. An diesem Abend drückte mir meine Schwester kurz vor der Rückfahrt ein hübsches hellblaues Buch in die Hand und meinte: „Falls Du überhaupt noch von Hand schreibst und nicht nur virtuell…!“

Bild ErmutigungIch nahm das Geschenk erfreut entgegen und verstaute es in meinem Rucksack, und wir machten uns auf den Heimweg. Am nächsten Tag holte ich das Buch hervor, um es mir etwas genauer anzusehen – und stellte fest, dass es weit mehr war als ein Tagebuch. In Händen hielt ich ein wundervoll gestaltetes Hilfsmittel fürs Songwriting.

Auf der ersten Seite waren ein Quintenzirkel und ein Transkriptionsschlüssel abgebildet, un auf jeder Doppelseite ein Psalm, dazu abwechselnd eines von fünf hebräischen Worten für Lobpreis (für Worshipper und Interessierte: Tehillah, Barak, Zamar, Yadah, Hallal – aber davon vielleicht ein anderes Mal).

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Dieses Geschenk hat mich unglaublich berührt. Ohne Worte hat mich meine Schwester spüren lassen, dass sie an mich glaubt, an meinen Plänen und Träumen Anteil nimmt und mich unterstützt.

Ich habe das Buch aufgeschlagen und gleich einen ersten Eintrag gemacht: den Entschluss, diesem Geschenk ein Post zu widmen, um mich daran zu erinnern, wie unverzichtbar und wertvoll Ermutigung und Wertschätzung sind.

Ein aufbauendes Feedback motiviert mich und gibt mir einen Extraschub Energie, um an meinen Plänen dranzubleiben – und nichts berührt und ermutigt mich so sehr wie eine positive Reaktion aus meinem engsten Umfeld. Das heisst nicht, dass ich die Verwirklichung meiner Träume von der Meinung anderer abhängig mache. Aber mir wird mehr und mehr bewusst, wie viel eine ermutigende Geste im richtigen Moment ausmacht.

Dieses Erlebnis hat mich auch inspiriert, über meine eigene Rolle im Leben anderer nachzudenken. Bin ich mir dieser Rolle bewusst, und setze ich meinen Einfluss mit Bedacht ein? Gerade in unseren engsten Beziehungen haben Feedbacks grosse Macht: Sie können uns aufbauen, können uns aber auch am meisten verletzen, wenn sie negativ sind oder ganz ausbleiben. Ermutige ich meine Familie und meine nächsten Freunde – oder vergesse ich es, ohne zu merken, wie abwertend das wirken kann?

Bin ich mir auch darüber im klaren, was für einen Einfluss ich auf Menschen in meinem Bekanntenkreis und meiner Umgebung habe? Oder behalte ich meine Meinung für mich, weil ich nicht glaube, dass sie jemanden interessiert und weil ich mich auf keinem Gebiet als „Autorität“ sehe? Damit schätze ich meine Talente gering und verpasse die Gelegenheit, jemanden auf seinem Weg zu ermutigen.

Ich werde mir auch neu bewusst, wie aufbauend solche Feedbacks im Alltag wirken. Jeder Mensch möchte in dem, was er tut, wahrgenommen werden. Mit einem kleinen Funken der Wertschätzung kann ich genau heute dem Tag vieler Menschen einen kleinen Glanz verleihen.

Ich will meinen Einfluss auf andere nicht mehr unterschätzen und diese Verantwortung wahrnehmen. Ich will mehr ermutigen und gezielt nach Gelegenheiten suchen, wie ich anderen Wertschätzung entgegen bringen kann. Und ich will nicht vergessen, dass sich auch Menschen, die es in meinen Augen nicht mehr nötig haben, über positive Feedbacks freuen.

Das Geniale daran ist im Übrigen, dass diese Wertschätzung zurückkommt. Ich nenne das den „Kreislauf der Wertschätzung“ – im Gegensatz zum „Kreislauf des Anschreiens“ aus „How I Met Your Mother“, der leider auch funktioniert. Wenn ich andere aufbaue, färbt etwas von dieser Anerkennung auf mich ab – und sei es nur das Bewusstsein, jemandem eine Freude gemacht zu haben.

Es gibt zu diesem Phänomen einen alten, unglaublich kitschigen Spruch, der nach meinen Recherchen Goethe zugeschrieben wird. Meine Patentante hat ihn mir vor 21 Jahren ins Poesiealbum geschrieben – und heute passt er einfach. In diesem Sinne:

Willst Du glücklich sein im Leben
Trage bei zu andrer Glück
Denn die Freude, die wir geben
Kehrt ins eigne Herz zurück

Hast Du den Eindruck, dass es niemanden interessiert, was Du denkst? Glaubst Du, Dein Feedback kannst Du Dir sparen, oder weisst Du gar nicht, wen, wie und wo Du ermutigen könnest?

Unterschätze weder Deinen Einfluss noch Deine Möglichkeiten – der Alltag bietet dutzende von Gelegenheiten, andere aufzubauen. Sei es im Supermarkt, im Restaurant, in der Arbeit – sogar zu Hause am Computer (ja, genau jetzt!) kannst Du jemandem mit einem Kommentar, einem „like“ oder einer Mail eine Freude machen (zum Beispiel mir – also nichts wie ran :-)!).

Leg los, und tritt ein in den Kreislauf der Wertschätzung – Erfahrungsberichte erwünscht!

Popcorn-PerlenIch war noch nie auf einer „Star Trek“ Convention und habe keine Uniform von Captain Picard im Schrank, aber ich gestehe frank und frei: Ich bin seit über zwanzig Jahren ein Trekkie, und es gibt Folgen von „Star Trek – The Next Generation“, die ich fast Wort für Wort nachsprechen kann.

Diese Leidenschaft gründet auf dem Fernsehprogramm der Neunzigerjahre, dem geisteswissenschaftlichen Studium vor der Bologna-Reform und meiner angeborenen Faulheit. Ich hatte nur zehn Lektionen Präsenzzeit an der Uni, und wenn ich mich nicht für das Basteln an meinen Seminararbeiten aufraffen konnte, entschied ich mich für einen Trekkie-Marathon auf Pro Sieben. So habe ich im Lauf der Jahre fast alle Folgen von „The Next Generation“ gesehen und mir den Status einer TNG-Expertin er“arbeitet“ – die Auswirkungen auf das Studium werden im Rahmen dieses Posts nicht thematisiert.

Star TrekHeute missbrauche ich „Star Trek“ nicht mehr, um mich vor der Arbeit zu drücken, aber meine Liebe zum Picard‘schen Universum hat sich noch vertieft, weil mir die Schätze dieser unterhaltsamen, spannenden Serie erst mit der Zeit aufgegangen sind. Besonders reich an diesen Schätzen ist mein „all time favourite“ Film „Insurrection / Der Aufstand“.

„Insurrection“ erzählt – knapp zusammengefasst – die Geschichte des Volkes der Bakù, das sich vor Jahrhunderten auf einem kleinen Planeten niedergelassen hat. Obwohl die Bakù die Technologie für Reisen ins All haben, ziehen sie ein einfaches, abgeschiedenes Landleben vor. Doch ihr Planet birgt einen Schatz, der ihn und damit die Bakù ins Zentrum galaxienweiter Gelüste rückt: Die Planetenringe enthalten einen Stoff, der die Zellalterung verhindert und rückgängig macht – das Volk der Bakù hütet damit den Zugang zu ewiger Jugend und zu einem annähernd ewigen Leben.

Das in der Galaxie umherziehende Volk der Son’a hat eine Möglichkeit entwickelt, diesen Stoff aus den Planetenringen zu entfernen und nutzbar zu machen, und will diesen Plan mit Hilfe der Föderation der Planeten (eine Art Staatenbund auf Universumsebene) umsetzen. Doch dabei müsste der Planet zerstört und das Volk der Bakù umgesiedelt werden. Deshalb errichtet eine kleine Gruppe der Föderation eine holografische Kopie des Bakù-Dorfes in einem getarnten Raumschiff und plant, die Bakù bei Nacht und Nebel in das Raumschiff zu beamen und es auf einem anderen Planeten abzusetzen.

„You should read more history, Number One!”

Captain Picard deckt diese Pläne auf und stellt Admiral Dougherty zur Rede, der das Projekt im Auftrag der Föderation überwacht. Dabei lernen wir den leidenschaftlichen Historiker in Picard kennen, der sich tief bewusst war, dass die aktuellen Konflikte einer Gesellschaft auf Ereignisse und Entwicklungen von Jahrzehnten und Jahrhunderten zurückgehen.

Die „Star Trek“-Stories begeistern auch mich immer neu für mein ursprüngliches Studienfach. Mir wird aber auch bewusst, dass dieses Verständnis für die Bedeutung der Vergangenheit nicht auf der Ebene von Nationen und Regionen aufhört. Auch ich muss wissen, woher ich gekommen bin, um mein Leben und mich selbst zu verstehen. Das heisst nicht, dass ich ständig über der Vergangenheit grüble. Aber ich anerkenne meinen Ursprung und meine Geschichte mit allem, was damit zusammenhängt – ohne das Unangenehme auszublenden. Es hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin, und nur von diesem Menschen aus kann ich das Leben vorwärts leben.

“Es gibt Zeiten, Sir, in denen Männer mit einem Gewissen
nicht blind Befehle befolgen können.“

In „Insurrection“ können Picards Argumente und sein Geschichtsverständnis den Admiral nicht überzeugen. Er fordert von Picard Gehorsam gegenüber ihm als Vorgesetzten, und dieser muss sich entscheiden: Soll er die Befehle der Föderation befolgen und seine ethischen Prinzipen umstossen – oder seinem Gewissen folgen und sich widersetzen? Picard zögert nicht lange – er legt die Insignien seiner Generalswürde ab und entscheidet sich für den Aufstand. Picard riskiert damit Kriegsgericht, Gefängnis, Ehrverlust, den Tod.

Solche Helden gibt es auch im realen Leben – ich denke an Dietrich Bonhoeffer, der sich als Christ und Mitglied der bekennenden Kirche am Attentat gegen Hitler beteiligt und das mit dem Leben bezahlt hat, aber auch an viele kleine Aktionen der Zivilcourage, die jeden Tag erbracht werden. Ich glaube nicht, dass mein Heimatland in nächster Zeit in eine Geisteshaltung abdriftet, die Bonhoeffersche Aktionen fordert, aber ich will im Alltag nicht einfach wegschauen und den Mund halten, wenn Zivilcourage gefragt ist. Nur wenn ich mir diesen Mut im Kleinen antrainiere, bin ich notfalls bereit für eine grosse Aktion.

„Zart wie ein Androidenpopo, oder, Data?“

Neben der Spannung, die diese Geschichte vorantreibt, und den wunderbaren Bildern und Stimmungen auf dem Planeten (ganz zu schweigen von der Romanze zwischen Captain Picard und einer Frau der Bakù) lebt dieser Film wie alle „Star Trek“-Geschichten von einem wunderbar hintergründigen Humor, der das „Star Trek“-Universum so einzigartig macht. Es ist fast unmöglich, diesen Humor schriftlich festzuhalten, aber ich muss es versuchen:

Der erste Offizier William Riker und Schiffspsychologin Deanna Troi haben unter dem Einfluss der verjüngenden Planetenringe ihre Liebe füreinander neu entdeckt. Deanna zuliebe rasiert Riker seinen Bart ab und präsentiert sich Data, der künstlichen Lebensform auf der Enterprise, mit der Bemerkung: „Zart wie ein Androidenpopo, oder Data?“ Data fragt verwirrt: „Wie bitte, Sir?“ Dann begreift er und fragt Riker: „Darf ich?“ Er legt prüfend die Hand auf Rikers Wange, lächelt überlegen, schüttelt den Kopf und geht weiter.

Der “Star Trek”-Humor erinnert mich mit jeder Folge und jedem Film daran, dass ich das Leben und mich selbst auch viel zu ernst nehmen kann. Dabei ist ein kleiner Scherz pro Tag gut für die Verdauung und hält das Hirn lebendig, wie ein grosser Humorist mal gesagt hat.

“Sometimes, Number One, you just have to bow to the absurd!”

Ich hoffe, ich habe einige bisherige Star Trek-Abstinenzler neugierig gemacht, sich auch einmal einen Film oder eine Folge anzusehen. Glaubt mir: man stösst dabei „in Welten vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat!“

Ich schliesse mit obigem Zitat aus meiner Lieblingsfolge Star Trek – “Up the long ladder/Planet der Klone” und mit dem letzten, ultimativen Grund für meine „Star Trek“-Leidenschaft:

Jean-Luc Picard hat neben meinem Vater und Louis de Funès die mit Abstand schönste Glatze des Universums.

Bist Du ein Trekkie, oder kannst Du damit gar nichts anfangen? Und wenn Trekkie – welches ist Deine Lieblingsserie / Dein Lieblingsfilm? Ich freue mich auf Eure Antworten!

Collage SchaukelEinmal pro Quartal haben mein Mann, mein Vater und ich eine besondere Samstagsmission und fahren nach Olsberg im Aargau. Meine Schwester und ihr Mann besuchen eine Bibelschule und vertrauen uns für den Tag ihren vierköpfigen Nachwuchs an – was nebenbei von ihrem festen Vertrauen in einen treusorgenden Gott zeugt, der unsere Missgeschicke ausbügelt.

Für meinen Mann und mich, selbst kinderlos, ist der psychoklimatische Sprung aus unserer eigenbrötlerischen Zweisamkeit in das Müllersche Bienenhaus vergleichbar mit einem Transfer aus einem Waldteich ins Alpamare, und nach so einem Tag fahren wir jeweils ziemlich groggy in unser Nest zurück – aber auch voller neuer, schöner Erlebnisse. Eine der schönsten Erfahrungen des Elternseins, die ich mitnehmen darf, ist dieses Gefühl, selbst wieder Kind zu sein.

Wenn ich mit meiner Nichte und meinen Neffen spiele oder ihnen beim Plantschen und Toben zusehe, erwachen kleine Momentaufnahmen aus der Kindheit zu neuem Leben. Wie wir uns im hohen Gras Höhlen bauten, im Sandkasten Tunnel gruben, mit unseren Playmobil-Figuren spielten und mit unseren Barbies und ihren Pferden imaginäre Wettrennen veranstalteten, die immer damit endeten, dass die Barbies in weitem Bogen vom Pferd flogen. In diesen magischen Augenblicken war alles, was unser Universum sonst ausmachte – Abendessen, Hausaufgaben, Fernseher – weit weg. Wir lebten in unserer eigenen Welt, losgelöst von der Zeit und ihren Forderungen.

Ich vermisse dieses Gefühl, die Welt einfach ausblenden zu können. Obwohl ich mich in vielen Bereichen engagiere, bin ich ein sehr introvertierter Mensch, und mein Hirn produziert rund um die Uhr Monologe, macht Pläne und stellt irgendwelche Überlegungen an – ich fürchte ständig, dass ein Schaltkreis heissläuft oder eine Sicherung durchbrennt. Deshalb suche ich immer wieder Wege, wie ich diesen Schaltkreisen etwas Ruhe gönnen kann.

Dank unserer Quartalsmission habe ich letzten Samstag endlich einen solchen Weg gefunden – ein medizinisch unbedenkliches, kostenloses Mittel, das, mit der nötigen Vorsicht angewandt, keinerlei Nebenwirkungen hat. Das Wundermittel heisst ritigampfen – auf umständlich gut deutsch „schaukeln auf einer Hängeschaukel“. Ich empfehle es jedem, der mit ähnlichen Problemen kämpft – in seiner Einfachheit ist es beinahe revolutionär.

Die magische Wirkung des Ritigampfens beginnt mit einer leichten Entspannung, während Du langsam Fahrt aufnimmst. Auf einer mittleren Flugintensität beginnt Dein Hirn die begehrten Endorphine auszuschütten, und die Welt wird um ein paar Farbgrade heller. Auf Deinem Gesicht breitet sich langsam ein ziemlich grosses und ansatzweise idiotisches Grinsen aus. Dann schwingt das Ritigampfi über die Waagrechte hinaus, die Schwerkraft löst sich auf, und Du schwebst einfach in der Luft. Die Zeit steht still – bis Du mit einem Ruck in den Strom der Zeit zurückkehrst und der Erde entgegen schwingst.

Fünf Minuten Ritigampfen reichen aus, um den Entspannungsgrad einer kombinierten Therapie aus heissem Bad, kaltem Drink und einer Folge „How I Met Your Mother“ zu egalisieren. Inzwischen glaube ich, ritigampfen hat noch viel mehr zu bieten und wird in seiner Tiefenwirkung unterschätzt:

Ritigampfen wirkt deeskalierend.
Oder kannst Du Dir vorstellen, dass Du Dich mit Deinem Partner fetzt, während Ihr nebeneinander auf einem Ritigampfi sitzt und schwingt, was das Zeug hält?

Ritigampfen macht den Kopf frei.
Wenn ich fünf Minuten mit voller Kraft ritigampfe, lösen sich verklebte und verklemmte Hirnwindungen und machen Platz für neue Ideen.

Ritigampfen wirkt verjüngend.
Eine gute Dosis Ritigampfen versetzt mich in meine Jugend zurück und mildert die Fältchen der Seele, und was sich in unserem Inneren abspielt, wird früher oder später auch an der Oberfläche sichtbar.

Ich glaube, diese Erkenntnisse sollten zum Nutzen der Menschheit verbreitet werden. Deshalb setze ich mich ab sofort für Ritigampfräume bei Psychologen, in Firmen und in Schönheitsstudios ein. Vor allem aber gehe ich sofort in den Keller und hole das Ritigampfi, das wir vor zwei Jahren gekauft haben, hänge es an unsere Wäschestange und lege los. Wetten, dass ich in zwei Wochen entspannter und kreativer bin und viel besser aussehe?

Ich glaube, die Welt wäre ein besserer Ort,
wenn mehr geritigampft würde.

Oder frei nach Mani Matters „Hansjakobli und Babettli“:

„Jetz tüet doch aui nid so chrampfe,
Dir würdet gschider ritigampfe!“

P.S.: Das Copyright für die Ritigampf-Therapie ist angemeldet.