Sommer 3Nach diesem Pfingstwochenende mit Höchsttemperaturen schwelge ich immer noch im Sommerhoch. Auch heute Morgen sind die Temperaturen schon wunderbar – wunderbar, wenn man so was mag. Hiermit oute ich mich als Fan von 25+ und liefere sechs Topgründe für meine Zugehörigkeit zu „Some like it hot!“:

 

Endlich sockenlos!
Ich gehöre zu den besonders kälteanfälligen Leuten, die erst ab 25 Grad Strümpfe und Socken zuhause lassen. Und während ich die Strumpfhosen, die ich ab September trage, dezent unter den Hosen verstecken kann, kommen bei Socken und Söckchen um 20 Grad manche Leute schon auf die Idee, ich sei  nicht ganz zurechnungsfähig. Wenn das Thermometer 25 Grad überschreitet, wirke ich endlich wieder wie ein normaler Mensch.

Melodischer Weckruf!
Die Vögel kommen schon im Frühling zurück, aber da ist es mir oft zu kalt, um das Schlafzimmerfenster offen zu lassen (siehe oben). Darum ist der Sommer auch die Zeit, in der ich um sechs Uhr die Vögel zwitschern (manchmal auch die Krähen streiten) höre, und es gibt keinen schöneren Klang, um den Tag zu beginnen.

Sommer 1Dolce far niente!
Wenn es dann so richtig heiß wird, kann man endlich mal ohne schlechtes Gewissen nichts tun. Bei Temperaturen ab 30 Grad ist Gartenarbeit ein medizinisches Risiko, und so legt man sich am besten in einen Liegestuhl, liest und döst vor sich hin und wähnt sich in den Ferien in südlichen Gefilden. Einfach schön!

Gesünder essen!
Im Winter fröstelt es mich beim Anblick eines Salatkopfs, aber jetzt esse ich gern welchen. Während ich sonst kein großer Fruchtesser bin, liebe ich alle heimischen Beeren und kann jetzt aus dem vollen schöpfen. Ich trinke mehr Wasser und fühle mich einfach wohler.

Die Menschheit lebt!
Bei diesen Temperaturen bersten die Freibäder, an den Flüssen versammeln sich Familien zum Bräteln, und die Außenplätze von Restaurants sind rappelvoll. Menschen lachen und schwatzen, trinken was Kühles und spielen Volleyball. Plötzlich wird das Bild vom Menschen, der nur sein eigenes Wohl sucht und sich abkapselt, aufgeweicht. Ich sehe, dass Menschen eben doch andere Menschen suchen und finden und brauchen – und dass sie sich in der Natur heimisch fühlen.

Dem Paradies so nah…!
Und wie fast alles Schöne hat auch dieses Wetter für mich eine „geistliche“ Komponente. Mir kommt es vor, als ab wir Menschen bei diesen Temperaturen näher an uns selbst und an der Schöpfung wären. Wenn ich die Leute auf ihren Rädern lachend der Aare langfahren oder unter einem Baum liegend das Nichtstun genießen sehe, erinnert mich das an den Garten Eden. Das wünscht sich Gott für sein Volk – dass sie bei ihm zuhause sind, sich wohl fühlen und in seiner Gegenwart wie in der Sonne baden – mit der Ausnahme, dass unsere Seele für das Genießen seiner Gegenwart keinen Schutzfaktor braucht. Mehr geht immer!

Und weil es zu diesem Sommerfeeling auch einen Sommersong braucht: hier mein ultimativer und ewiger liebster Sommer-Song von Spider Murphy Gang!

Was sind Eure Sommer-Highlights? Oder sind Euch diese Temperaturen eher ein Graus? Ich freue mich auf Euren Kommentar!

??????????Mein Post über „Needful Things“ beschäftigt mich immer noch. Das liegt unter anderem daran, dass ich das Buch erst gerade ausgelesen habe und es eine Menge neuer Gedankenfunken ausgelöst hat. Vor allem hat es mich daran erinnert, was mich am Fach Geschichte fasziniert: nicht das Auswendiglernen von Daten, sondern das Verständnis dafür, dass aktuelle Situationen auf früheren Ereignissen und Entwicklungen beruhen.

Anfang August ist es 100 Jahre her, dass sich der lokale Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien zu einem Kontinentalkrieg und später zum Ersten Weltkrieg ausdehnte, und heute feiern wir 70 Jahre „D-Day“ – den Tag, an dem die Alliierten in der Normandie landeten und der die Wende im Zweiten Weltkrieg markiert. Diese Großereignisse lassen sich kaum anhand einer einzigen Ursache erklären, aber die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hilft uns, besser zu verstehen, was auf anderen Kontinenten, fernen Ländern oder in unserem eigenen Land und Leben vor sich geht.

Quelle: Staatsarchiv LuzernHeute kann sich zum Beispiel niemand mehr vorstellen, dass auf unserem Boden vor weniger als 200 Jahren ein innerschweizerischer bewaffneter Konflikt entbrannte. Die katholisch dominierten, föderalistisch geprägten Kantone schlossen sich gegen die protestantisch und zentralistisch eingestellte Mehrheit zusammen, was schließlich zum Bürgerkrieg führte.

                                                                                           Quelle: Staatsarchiv Luzern

Dank der klugen Kriegsführung von General Dufour starben im kurzen Sonderbundskrieg weniger als 200 Menschen – ein Punkt, der im Ausland sicher ein amüsiertes Lächeln auslöst: ach, und DAS nennt Ihr Krieg? Dennoch war unser Land davor und danach tief gespalten. Die Katholiken waren über 40 Jahre von der Regierung ausgeschlossen. Die Jesuiten wurden aus der Schweiz ausgewiesen, und der Jesuitenartikel, der den Orden in der Schweiz verbot, war bis 1973 Bestandteil unserer Verfassung. Noch in der Generation meiner Eltern wurde eine Heirat zwischen Katholiken und Protestanten nicht gern gesehen.

Wir können uns das heute nur noch schwer vorstellen – dabei sind wir selbst ein Produkt unserer Vergangenheit, und mit ein bisschen Nachdenken und „In-uns-gehen“ können wir oft herausfinden, wo die Ursachen unseres Verhaltens, unserer Vorlieben, unserer Fähigkeiten und Gewohnheiten verwurzelt sind. Ich gehe zum Beispiel gern spazieren und kann in der Natur, in der Weite, der Stille und der frischen Luft gut auftanken. Und ich erinnere mich an meine Kindheit mit Wochenendbräteln am Waldrand und Wanderferien im Berner Oberland. Als Teenager fanden wir diese Art Ferien nicht mehr so prickelnd, aber sie haben den Grundstein dafür gelegt, dass wir heute die Natur und die Bewegung im Freien so schätzen.

Natürlich trägt jeder Mensch auch an Erinnerungen und Erlebnissen, die Narben und oft eine innere Wachsamkeit hinterlassen haben. Wie eine Katze, die sich das Fell angesengt hat, oder ein Hund, der getreten worden ist, machen wir um bestimmte Situationen oder Charaktere einen weiten Bogen – manchmal ohne zu wissen, warum.

Ich habe noch immer Verhaltensweisen an mir, die ich mir nicht ganz erklären kann, erlebe Momente, „wo’s mer eifach tuet“, wo ich meine Reaktionen nicht kontrollieren kann. Und ich möchte erfahren, was dem zugrunde liegt. Das unkomplizierte Verhältnis, das heute zwischen Schweizer Katholiken und Protestanten herrscht, beweist mir, dass sich auch tiefe Gräben auffüllen und Verletzungen heilen lassen – sowohl im Gedächtnis eines Staates als auch im Hirn und Herz eines einzelnen.

Wir sind keine Sklaven unserer Vergangenheit. Wir können uns gegen unsere eigenen Verformungen stemmen, und wenn wir mit Gott in Beziehung stehen, können wir Verletzungen und Schmerz immer wieder bei ihm abgeben. Und wir schaden uns selbst, wenn wir unsere Vergangenheit als Schutzschild und Ausrede verwenden, um in unseren Verkrümmungen zu verharren und allen anderen die Schuld zu geben. Wir sind es uns selbst und anderen schuldig, uns nach innerer Freiheit auszustrecken.

Manchmal brauchen wir für so einen Prozess externe Hilfe. Aber egal, wie schwer unsere Last ist: Gott ist grösser als unsere Verletzungen. Er ist in der Lage, die härtesten Verkrustungen aufzubrechen, dass wundeste Herz zu heilen – wenn wir es wollen, wenn wir Geduld haben und wenn wir uns ihm immer wieder hinhalten.

Der D-Day symbolisiert die Wende im Zweiten Weltkrieg. Wenn ich mir bewusst werde, dass ich noch Befreiung brauche, und mich innerlich aufmache, um diese Befreiung zu erleben, kann auch ich den D-Day feiern.

Schaf Needful

In meiner Heimatstadt fand früher jedes Jahr eine Weihnachtsausstellung statt. Die örtlichen Gewerbetreibenden und auswärtige Kunsthandwerker boten ihre Waren an, und für uns Kinder waren all die Stände mit ihrem Schmuck aus Tannenzweigen und brennenden Kerzen ein wunderbarer Vorgeschmack auf Weihnachten.

 Als ich als an einem unserer Besuche die Auslagen bestaunte,  fiel mir plötzlich eine kleine Schale aus rauem Glas auf. Ihre wunderschönen, ineinanderfließenden Farben faszinierten mich, und so kaufte ich sie mir von meinem Taschengeld. Die Schale bekam einen Ehrenplatz in meinem Zimmer, und ich liebte sie heiß und innig –  bis sie mir nach einem Besuch bei meiner besten Freundin in der Wohnung über uns im Treppenhaus aus der Hand fiel und in tausend Stücke zerbrach.

Ich war untröstlich. Weihnachten war lange vorbei, und ich hatte keine Chance, mir die Schale neu zu kaufen. Und überhaupt – es wäre nicht das gleiche gewesen.

Heute staune ich darüber, wie leidenschaftlich wir als Kinder an Gegenständen hingen und wie sehnsüchtig wir uns diese Dinge wünschten.Ob Stoffschaf, Barbiepferd oder Rosenquarz: Wir wollten „es“ unbedingt haben, und wenn wir es in Händen hielten, waren wir für einen Moment am Ziel unserer Träume. Wenn wir als Erwachsene etwas kaufen, erstehen wir oft mehr als das Produkt: Wir kaufen einen Traum, wir glauben insgeheim, dass das Produkt einen Mangel füllt und ein Ergebnis produziert, das mit dem Produkt selbst nicht immer etwas zu tun hat.

Im Stephen Kings Roman „Needful Things“ eröffnet ein fremder Geschäftsmann einen neuen Laden in einer Kleinstadt. Der gleichzeitig charmante und irgendwie unheimliche Ladenbesitzer verkauft rasch mit Erfolg die unterschiedlichsten Waren, und oft schließt er Geschäfte der besonderen Art ab: Jeder Kunde, der bei einem solchen Handel ein Produkt kauft, hat das Gefühl, seinen persönlichen „heiligen Gral“ gefunden zu haben. Doch zur gleichen Zeit, wie das Geschäft zu brummen beginnt, häufen sich in der Stadt seltsame Vorfälle. Erst sind es harmlose Geplänkel, doch dann nehmen die Konflikte zwischen Einwohnern eine neue Schärfe an und entladen sich in Gewalt. Der Sheriff der Stadt erkennt schließlich, dass die brummenden Geschäfte und seine aus den Fugen geratene Stadt zusammenhängen: der seltsame Ladenbesitzer hat seinen Kunden die Ware zu einem zweiteiligen Preis verkauft. Neben dem Geldpreis bezahlten sie mit einer Tat, die wie ein harmloser Streich aussah. Doch mit Hilfe dieser „Streiche“ wurden Menschen, deren Konflikte schon länger auf niedrigem Feuer köchelten, gegeneinander aufgehetzt, bis sich diese Streitigkeiten in einem grausigen Feuerwerk der Gewalt entluden und die Stadt beinahe zerstörten.

Der unheimliche Geschäftsmann wusste genau, was die Leute sich wünschen, und er hatte es scheinbar parat. Doch die Produkte erfüllten ihre Versprechen nicht – es waren Illusionen und Lügen, die ihren Einfluss auf die Menschen schleichend vergrößerten. Das Leben der Käufer drehte sich mehr und mehr nur noch um ihren „Schatz“ – sie fürchteten, er könnte gestohlen werden, saßen am liebsten nur damit herum und sorgten sie sich, er könnte kaputt gehen. Habgier, Eifersucht und Misstrauen nehmen einen immer größeren Platz in ihren Herzen ein, bis sie sich an die Gurgel gingen. Der Sheriff stellt schließlich den Geschäftsmann, der sich als eine Art Dämon entpuppt. Der Handlanger des Bösen muss das Weite suchen und die Seelen der Menschen, die er mit seinem Handel an sich binden wollte, zurücklassen.

Obwohl ich gegen Kaufgelüste nicht immun bin, habe ich mit der Jagd nach der nächsten Trophäe meistens kein Problem. Aber als ich mir die Geschichte von „Needful Things“ noch einmal in Erinnerung rief, fiel mir auf, dass auch die Einwohner von Castle Rock sich zuerst gar nicht nach dem Produkt sehnten, sondern nach dem, was sie damit verbanden. Da ist der Alkoholiker Hugh Priest, der mit seinem verkorksten Leben hadert. Der Fuchsschwanz im Schaufenster erinnert ihn an die Zeit, als er noch nicht süchtig war, und Hugh verknüpft mit ihm die Hoffnung auf einen Neuanfang. Cora Rusk will ihrem Leben entfliehen, das sie als langweilig und unbefriedigend empfindet, und die vermeintliche Elvis-Sonnenbrille entführt sie in einer Phantasiewelt, in der sie mit ihrem Idol vereint ist. Sally Ratcliffe wünscht sich eine tiefe religiöse Erfahrung und kauft ein Stück versteinertes Holz, das von  der Arche Noah stammen soll und in ihr eine seltsame Ekstase auslöst. Alan Pangborn leidet unter dem Verlust seiner Frau und seines Sohnes, die bei einem nie ganz aufgeklärten Autounfall ums Leben gekommen sind. Er kauft ein Videoband, das dieses Rätsel endlich lösen soll.

Wenn ich mir diese Liste anschaue, finde ich auch bei mir immer wieder Sehnsüchte oder Gedanken, die sich den ersten Platz in meinem Herzen erschleichen wollen. Das können durchaus löbliche Dinge sein – gesund essen, nicht zu viel Geld ausgeben, meine Fähigkeiten entwickeln. Aber wenn ich so etwas ins Zentrum stelle, laufe ich Gefahr, davon besessen zu sein und die Prioritäten falsch zu setzen. Im Moment muss ich meine Gedanken oft gewaltsam von meinen Schreibprojekten losreißen. Ich sehe ständig, was ich alles tun sollte, am liebsten schon vorgestern, und kann mich nicht mehr erholen, weil ich mich in einem gedanklichen Hamsterrad drehe.

Ich habe mir für die paar freien Tage deshalb vorgenommen, nicht zu viel zu wollen und die Zeit zu genießen, abzuschalten und aufzutanken. Mich zu fragen, welche Prioritäten ich im Moment habe, und ob sie so noch gesund und sinnvoll sind. Und mich regelmäßig daran zu erinnern, dass weder materielle noch ideelle Ziele jemals den ersten Platz in meinem Herzen verdienen – sondern allein Gott. Er ist auch der einzige, der meine tiefste Sehnsucht stillen kann.

Kennst Du auch solche „Drehmomente“, wo alles um ein Thema kreist, das Du nicht loslassen kannst? Was für Rezepte hast Du, um Dich davon zu lösen? Ich freue mich auf Dein Feedback!

Etwa zwei Jahre nach meiner Geburt musste sich meine Mutter einer Operation unterziehen, an der sie fast gestorben wäre. Danach musste sie sich sterilisieren lassen; ein Eingriff, der alle Hoffnungen auf die große Familie, die meine Eltern sich wünschten, zunichtemachte.

Es traf die beiden tief. Mein Vater war Sportlehrer in einem Kinderheim, beide waren bei den Pfadfindern als Leiter tätig und hatten gern junge Menschen um sich. Aber sie arrangierten sich mit diesem Schicksal und stellten sich darauf ein, dass ich ihr einziges Kind bleiben würde.

Bettina 40 15Etwa ein Jahr danach suchte meine Mutter den Frauenarzt auf, weil sie fürchtete, dass etwas nicht in Ordnung war. Der Arzt teilte ihr mit, dass da tatsächlich etwas Ungewöhnliches vorlag: sie war trotz des Eingriffs schwanger geworden. Und so kam ich neun Monate später – genau heute vor 40 Jahren – zu einem Schwesterchen.

 

Bettina 40 12Wir sind seit jeher ein seltsames Geschwisterpaar – äußerlich gleichen wir uns gar nicht, sind in Auftreten und Wesen sehr verschieden und haben doch so vieles gemeinsam, das andere Menschen das Band zwischen uns erkennen lässt. Unsere Liebe zu Musik und Gesang, unsere Freude am Lesen, unser manchmal gespaltenes Verhältnis zu Menschenmassen, und nicht zuletzt unseren Glauben.

Geschwisterbeziehungen sind immer etwas Besonderes, aber wenn man zu zweit ist, schweißt das noch stärker zusammen. Man empfindet sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede stärker. Und oft kommt es mir vor, als ob wir genau dort unterschiedlich sind, wo es uns am meisten herausfordert.

Bettina 40 1Gleichzeitig besteht eine tiefe Verbundenheit zwischen uns. Wir freuen uns füreinander, sorgen uns um die Schwester und sind stolz auf Erfolge im Leben der anderen. Letzten Dezember hat Bettina ihre kleine Islandpferdereitschule eröffnet. Es hat mich so berührt, sie in ihrem Element zu sehen, dass ich ein Post über diesen tollen Tag geschrieben habe. Letzten Freitag hat Bettina an meiner Buch-CD-Release mit mir unser Duett gesungen und diesen Anlass damit perfekt gemacht.

Wir lieben uns, aber es ist eine stumme Liebe, wenn man sie an ausgesprochenen Worten und Gesten misst. Wir „Meier-Vogts“ sind ein feinfühliges, aber kein überschwengliches Geschlecht und tun uns schwer damit, einander Wertschätzung mündlich kundzutun. Lieber schreiben wir eine Mail, ein Kärtchen oder ein SMS.

Oder ein Blog-Post.

Bettina 40 14Ich bin dankbar für das Wunder, das mich mit einer Schwester versorgt hat, und ich finde, dass Gott sich etwas ganz Besonderes ausgedacht hat, als er diese bunte, schillernde Blume zu unserer Familie hinzugefügt hat. Vielleicht wäre meine Kindheit ohne „Bettina-Tantrums“ nach verlorenen Monopolyspielen etwas  friedlicher gewesen, aber mit Bettina war sie reicher und farbiger. Wir haben vieles zusammen unternommen, was sonst Freundinnen machen. Ich war Bettinas Trauzeugin und sie war meine. Ich war ihre Firmpatin, und sie war meine Patin bei meiner Tauferneuerung vor neun Jahren.

Nicht zuletzt in dieser Tauferneuerung zeigt sich Bettinas größtes Geschenk an mich: ihr hartnäckiges Werben für Jesus, das mich am Ende überzeugt kapitulieren ließ und das mein Leben verändert hat.

Blessun 7Manchmal wünsche ich mir, wir wären uns ähnlicher, damit wir einander nicht ungewollt vor den Kopf stoßen. Gleichzeitig freue ich mich daran, wie Bettina ist, weil sie eine ganz eigene Kombination der Gaben, Talente und Charakterzüge unserer Eltern in sich vereint. Wie mein Vater erkennt sie, was andere gut können, und schafft es mit ihrer Ausstrahlung und Willensstärke, Menschen für etwas zu begeistern und einzuspannen. Wie meine Mutter vermittelt sie ihren eigenen und anderen Kindern Wertschätzung und Ermutigung. Und in ihrem Gesicht begegnet mir jeden Tag unsere Ma, die vor zehn Jahren viel zu früh gestorben ist.

Bettina 40 10Ich weiß, dass Bettina die 40 nicht so gern in ihrem Leben willkommen heißt, aber ich hoffe, dass sie im Rückblick auf diese 40 Jahre auch ein Gefühl der Zufriedenheit und des Stolzes erlebt: für eine gesunde, wunderbare Familie mit einem tollen Ehemann und vier liebevollen und lebenslustigen Kindern, für ein schönes Zuhause und ihr neues Standbein, das super gestartet ist, und für alles, was das Leben jeden Tag so ausmacht.

Be blessed, Sister!

Merch Cover Bundle BlogHeute ist ein Freudentag, den ich mit meinen Seelensnacklern einfach teilen muss: Buch und CD „Hier will ich bleiben“ sind endgültig aus ihrem Ei gekrochen und auf dem freien Markt erhältlich. Ein tolles Gefühl, das mich gleichzeitig erstaunt, erschöpft und überwältigt zurücklässt.

 

 

Letzten Freitag durfte ich vor einem etwa 80-köpfigen Publikum den Release feiern. Die Konzertlesung mit der Unterstützung meines Produzenten Norm Strauss, meiner Schwester Bettina und einem Freund an der Percussion war wunderbar und berührend. Vor allem habe ich in der Vorbereitung auf diesen Anlass wieder etwas gelernt.

Als ich mich auf den Abend einstellte und mir vorstellte, dass ich fast allein mit einer Gitarre auf der Bühne sitzen würde, schlich sich eine leise Panik ein. Würde ich das bringen? Würde ich es schaffen, aus mir herauszugehen und mich selbst zu sein? Als ich um diesw „Kick-Ass“-Einstellung rang, merkte ich, dass da etwas fehlte. Und mir wurde klar, dass mein letztes Post von der Dankbarkeit für unverdiente Geschenke nur einen Teil der Wahrheit abbildete. Wenn ich den Mut, die Kraft und die Überzeugung aufbringen wollte, zu strahlen und mich selbst zu sein, musste ich diesen anderen Teil freilegen.

Bild Release schneid

Dieser Teil ist das Bewusstsein, dass vieles, was ich erlebt hatte, ein Segen war, ich aber einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Ganzen geleistet habe. Und dass ich darauf stolz sein darf.

Stolz.

STOLZ.

Kennt Ihr das auch, wenn ein Wort in Euch Widerwillen auslöst? Ich will nicht stolz sein! WILL NICHT!

Aber wie es gute und schlechte Formen von Zufriedenheit gibt, gibt es auch gute und schlechte Formen von Stolz. Und die gute Form bedeutet, dass ich meinen Anteil an der erfolgreichen Fertigstellung nicht unter den Scheffel stellen soll.

In den Tagen vor dem Anlass hat die „Stimme der Wahrheit“, der auf meiner CD auch ein Lied gewidmet ist, deutlich zu mir gesprochen. Und am Release-Abend hat mein Mann ohne es zu wissen diesen Part übernommen und noch einmal genau die Worte gesagt, die ich verinnerlichen musste:

Gott hat Türen geöffnet, hat mir Kraft gegeben, hat vieles möglich gemacht. Aber wenn ich mich nicht auf meinen Hintern gesetzt und geackert hätte, wäre nichts passiert.

Zum Teil habe ich vor Jahren Entscheidungen getroffen, die das alles erst möglich gemacht haben.  Gott hat zu diesen Entscheidungen beigetragen – er hat für eine innere Unruhe gesorgt, die mich zu den richtigen Entscheidungen geführt hat. Aber entscheiden musste ich selbst. Gott spricht jeden Tag zu Menschen, und nicht alle wollen hören, was er ihnen sagen möchte. Dort, wo ich mutige Entscheidungen getroffen habe, die sich jetzt auszahlen, darf ich auch stolz sein.

Vor drei Jahren konnte ich mir nicht vorstellen, um viertel nach sechs  aufzustehen, wenn ich keinen Termin hatte. Seit über einem Jahr arbeite ich am Nachmittag auswärts und stehe jeden Tag in dieser Herrgottsfrühe auf, um an meinem Projekt zu arbeiten.

Und nicht jede Arbeit ist toll, spannend und „mein Ding“. Natürlich haben die CD-Aufnahmen, das Schreiben an sich, die Arbeit am Cover mit Grafikerin Hanna mir Freude gemacht und mich begeistert. Aber ich musste auch Zeug erledigen, das mich langweilte, mir widerstand oder Schweißausbrüche veranlasste: mich durch die SUISA (die Schweizer GEMA)- Formulare durchbeißen, telefonische Nachfragen von Pontius zu Pilatus, einlesen in verschiedenste Themen wie ISRC-Codes, Ebook-Erstellung usw., mein Projekt vermarkten und andere um Hilfe und Unterstützung bitten. Und am Ende: mich vor all die Leute setzen und zum ersten Mal mein Programm durchziehen.

Das alles habe ich getan, und darum will ich mich hier und heute zu diesem Statement durchringen:

Ich bin stolz auf meine Arbeit.

Stolz auf das, was ich – mit Hilfe vieler Menschen und Hilfe von oben – geschafft habe. Und es erfüllt mich mit mehr Freude und Zufriedenheit als alles, was ich bisher gemacht habe.

Einer der ersten Gospelsongs, die ich kennen gelernt habe, hieß „Shine your light“. Der Song spricht davon, dass ich Jesus bitte, sein Licht durch mich scheinen zu lassen, aber gerade heute fordert er mich auch heraus, mein eigenes Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Ich merke oft, dass sich etwas in mir dagegen sträubt und ein Teil von mir Angst vor Erfolg hat. Unser Land hat eine Tendenz zur „Champignonmentalität“ – wer den Kopf zu weit herausstreckt, kann ihn schnell verlieren. Aber wenn wir das tun wollen, was in uns hineingelegt wurde, müssen wir diese Angst überwinden.

Als kleine Hommage an mein fertiges Werk habe ich hier einen Link zum Titelsong „Hier will ich bleiben“ eingefügt,  den ich selbst geschrieben habe. Er beschreibt meinen Weg zu Gott und meine Freude darüber, angekommen zu sein. Auf meiner Website „klare töne“ findet Ihr – falls Interesse – alle weiteren Infos zu Buch und CD. Ich freue mich über Kommentare und Feedbacks!

 

Dabei bin ich mir bewusst: nicht jeder wird mit dem, was ich schreibe und singe, einverstanden sein. Es wird Kritik geben – verdiente und konstruktive, vielleicht auch unbarmherzige oder gehässige, wenn jemand an einem wunden Punkt getroffen wird. Darauf muss ich mich einstellen. Denn nichts, was wirklich bewegt, bewegt nur in eine Richtung. Und für alle Menschen, die durch meine Worte ermutigt und berührt werden, will ich die Kehrseite der Medaille gern tragen.

Gestern Abend hat Norm Strauss an einem Hauskonzert bei einem guten Freund sein Lied „Unbreakable“ gesungen. Es wurde inspiriert durch den Film mit Bruce Willis, in dem ein Mann sich nicht mehr an seine Superkräfte erinnert und daher auch vergisst, dass es sein Auftrag ist, den Superbösewicht zu bekämpfen.

Im Grunde sind wir alle solche Superhelden, denn jeder von uns hat ihm allein zugeteilte, einzigartige Gaben, die ihn an einen Ort und zu Aufgaben führen, die nur er erfüllen kann. Wenn wir Angst davor haben, unser Licht zu zeigen, können wir diesen Auftrag nicht ausführen. Ich wünsche mir für die kommende Zeit – für mich und für alle, die sich manchmal vor dem Erfolg und dem Scheinwerferlicht ängstigen – dass wir unsere ureigenen „Superkräfte“ entdecken, einsetzen und uns nicht davor fürchten, aufzufallen und gesehen zu werden, sondern uns darüber freuen.

Das, was Du zu geben hast, muss gesehen werden, damit es ankommen kann. Also raus aus dem Schatten ins Licht!

Ecard Gottes GnadeIch komme im Moment nicht so zum Innehalten. Wenn ich es doch mal tue, betrachte ich nicht selten die Windungen und Umwege meines bisherigen Lebens. Und immer, wenn ich danach in die Gegenwart zurückkehre, frage ich mich, wie ich trotz soviel Trägheit, Dummheit und Mist an einem so guten Ort landen konnte.

Quelle: www.life-is-more.at

Arbeit? Öhm…In den beiden letzten Jahren: ja. Davor: naja.

Schwein? Sicher auch was davon.

Schicksal? Wer weiß das schon so genau?

Für mich ist es vor allem eines: nackte und unverfälschte Gnade.

Die Gnade, mit der Gott auch meine miserabelsten  Entscheidungen und kapitalsten Fehler genutzt hat, um etwas Gutes entstehen zu lassen, mich etwas zu lehren oder mich voranzubringen.

Das heißt nicht, dass mein gebauter Mist „irgendwie doch gut“ war. Falsch ist falsch und bleibt falsch. Gott hat den Fehler nicht benötigt, um mich dahin zu bringen, wo ich jetzt bin – er hat ihn benutzt.

Dieser Gedanke hindert mich daran, meine falschen Entscheidungen zu beschönigen oder im Nachhinein zu rechtfertigen, indem ich einfach darauf hinweise, dass es „ja doch ganz gut herausgekommen“ ist. Stattdessen fordert er mich auf, dankbar zu sein. Weil Gott mehr getan hat, als nur etwas Gutes aus meinem Mist zu machen. Er hat den Mist entsorgt. Für immer.

Ich werde hier nicht in die Details gehen, aber ich habe in meinen mehr als vierzig Jahren eine Menge auf mich geladen, auf das ich nicht stolz bin. Einiges geht auf Schwächen zurück, die ich nicht kontrollieren konnte, manches auf Trägheit oder Faulheit, und dann gibt es noch die mit klarem Verstand egoistisch getroffenen Entscheidungen, von denen ich irgendwo tief drin genau wusste, wie falsch sie waren.

Dabei habe ich abgesehen von Geschwindigkeitsübertretungen (darüber mehr hier) nie gegen ein staatliches Gesetz verstoßen. Aber staatliche Gesetze sind auch nicht der letzte Maßstab. Das Wort Sünde ist heute unmodern, aber ich weiß, dass ich mehr als genug dieser Übertretungen auf dem Konto habe.

Entschuldigung. Hatte.

Graham Ord, ein in Kanada lebender britischer Gitarrist, Sänger und Songwriter, hat vor Jahren ein wunderschönes Lied geschrieben, in dem er diese Wahrheit besingt und darin die folgenden Worte aus Psalm 102 vertont:

Barmherzig und gnädig ist der Herr,
er gerät nicht schnell in Zorn, sondern ist reich an Gnade.
Nicht für immer wird er uns anklagen, noch wird er ewig zornig auf uns sein.

Er handelt an uns nicht so, wie wir es wegen unserer Sünden verdient hätten,
er vergilt uns nicht nach unseren Vergehen.
Denn so hoch, wie der Himmel über der Erde ist,
so überragend groß ist seine Gnade gegenüber denen, die ihm in Ehrfurcht begegnen.
So fern, wie der Osten vom Westen ist,
so weit schafft er unsere Vergehen von uns fort.

Graham hat dieses Manifest des Vertrauens in Gottes Gnade aus einer unfassbaren persönlichen Tragödie heraus geschrieben, und vielleicht hat das Lied deshalb so weite Verbreitung gefunden und viele Menschen persönlich berührt. Hier ist eine der wenigen Versionen aus Youtube, in denen er es selbst singt – intensiv, unverfälscht, schön.

Quelle: Youtube

Heute in einer Woche feiere ich meine CD-Buch-Taufparty. Am Dienstag sind die Bücher bei mir angekommen, und anfangs nächste Woche sollten die CDs eintreffen. Ich bin nervös und aufgeregt und kann an fast nichts anderes mehr denken, laufe seit Wochen auf Starkstrom und bin dem Wahnsinn noch näher als sonst. Aber ich steuere auch auf einen der schönsten Momente meines Lebens zu.

Vorgestern hat mir eine ehemalige Arbeitskollegin eine Mail geschrieben. Sie hatte gerade meinen Blog entdeckt und hat mir geschrieben, wie sehr sie einzelne Posts berührt haben. Das hat mich tief bewegt. Es klingt vielleicht idealistisch oder unglaubwürdig, aber für mich gibt es keinen größeren Lohn als diesen – dass meine geschriebenen Worte als Ermutigung, Trost, guter Herausforderung oder Erheiterung – je nachdem, was der einzelne gerade braucht – in Menschen widerhallen.

Damit bin ich nach vielen Windungen und Umwegen an einem Ort angekommen, der sich wie „mein Ort“ anfühlt. Und trotz harter Arbeit fühlt es sich unverdient und großzügig an – eben wie Gnade. Ich bin dankbar, dass Gott mich trotz meiner Widerborstigkeit und stellenweisen Begriffsstutzigkeit nie aufgegeben hat. Er hat mich aus dem Sumpf gezogen und auf einen trockenen Felsen gestellt hat, wo ich ihm ein neues Lied singen kann.

Es werden auch wieder andere Zeiten kommen. Aber egal, ob sich ein Hoch ausbreitet oder ein Tornado wütet – die Anfangsworte aus dem Psalm, den Graham vertont hat, will ich in jede Situation mitnehmen:

Preise den Herrn, meine Seele, ja, alles in mir lobe seinen heiligen Namen!
Preise den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!

 

Kennt Ihr auch solche „Gott-macht-aus-meinem-Mist-Gold“-Erfahrungen? Oder wart Ihr immer rechtschaffen und „auf Kurs“? Wofür seid Ihr gerade dankbar? Ich freue mich, von Euch zu hören!

Liebe Seelensnack-Leser,

Eigentlich bereite ich gerade ein  neues Post vor (ich bin etwas hintendrein, weil mein Projekt bald releast wird und ich daher ein bissel viel um die Ohren habe). Gerade habe ich aber ein wunderbares Post von Ansgar Hörsting, Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland, gelesen. Er findet ganz wundervolle Worte zum Thema „Wertschätzung“ und was es bewirken kann, wenn wir – egal, ob als Arbeitgeber, Ehepartner, Freunde oder beim Einkaufen – mit dieser Wertschätzung freigiebiger umgehen. Und natürlich wirft er auch einen Blick auf Gott und dessen Wertschätzung für jeden von uns.

Ihr finden den Text hier – ich wünsche Euch viel Freude beim Lesen. Und von mir kommt auch bald wieder was!

PICT2431Letzten Freitag habe ich mich mit einer guten Freundin zum Mittagessen getroffen. Wir gehen meist in die Teigwarenfabrik Bern und tauschen über einem Teller Pasta aus, was sich in den letzten Monaten bei uns getan hat. Diese Treffen sind irgendwie immer zu kurz, aber auf eine gute Art – wir lachen, essen, teilen Freud und Leid und verabschieden uns anschließend mit einem Gefühl der Vorfreude aufs nächste Mal.

Ich weiss ziemlich gut, warum ich mich in ihrer Gesellschaft so wohl fühle: Unsere ähnlichen Vorstellungen von Beziehung entspannen ungemein. Wir können den Termin am selben Tag noch absagen, ohne das die andere eingeschnappt ist, weil wir beide das Gefühl kennen, dass einem selbst ein so erfreuliches Treffen zu viel sein kann. Wenn wir ein Mail nicht gleich beantworten, ist niemand beleidigt – dauert es sehr lange, macht sich die andere höchstens Sorgen und fragt nach, ob alles in Ordnung ist. Wir manipulieren einander nicht, benutzen einander nicht und lassen uns gegenseitig Raum.

Jeder braucht solche „Wohlfühlbeziehungen“, um sich entspannen und auftanken zu können, und könnten wir wählen, würden wir uns wünschen, dass all unsere Beziehungen so einfach sind. Im Job, in der Familie, in der Kirche oder beim Ausüben unseres Hobbys treffen wir täglich auf Menschen, die politisch, glaubenstechnisch, ernährungsphilosophisch, musikalisch oder einfach von ihrer Persönlichkeit her nicht ganz auf unserer Linie liegen und uns darum herausfordern. Die einen machen uns ungeduldig, andere nerven mit Schwarzmalerei oder mit ewiger Unzufriedenheit, und manche Menschen drücken gewollt oder ungewollt genau die Knöpfe in uns, die wir lieber nicht drücken lassen.

Ich hasse es zum Beispiel wie die Pest, manipuliert zu werden  und habe wahrscheinlich genau deswegen für solche Ansinnen ein extrem fein eingestelltes  Radargerät. Oder ist es umgekehrt, und fühlen sich die Manipulationsversuche wegen des feinen Radars einfach schlimmer an? Wann immer jemand so etwas probiert, stellen sich bei mir alle Stacheln auf, auch und gerade, wenn es unterschwellig passiert.

Die Krux ist, dass es uns kaum gelingt, Menschen auszuweichen, die uns herausfordern – manchmal scheinen wir sogar genau diejenigen anzuziehen. Aber vielleicht ist es gar keine Krux. Nach längerem Nachdenken über dieses Phänomen bin ich heute ganz froh, dass in meinem Umfeld und sogar in meinem Freundeskreis nicht alle Leute deckungsgleich sind.

Ich habe Freunde und Bekannte, die Gott nicht sonderlich interessant finden oder gar nicht an ihn glauben. Manchen gefällt meine Musik nicht besonders, weil sie andere Stile mögen. Einige sind politisch weiter links, andere weiter rechts angesiedelt. Die meisten haben – wie ich selbst – die eine oder andere nervende Eigenschaft. Trotzdem sind es Freunde, und dass sie anders sind, tut mir gut.

Sie fordern meine Weltsicht heraus. Sie zwingen mich dazu, mich in sie einzufühlen oder etwas anders herüberzubringen, damit wir einander verstehen. Und wenn sie meine Geduld oder meine Nerven strapazieren, kann ich mich in einigen der christlichen Tugenden üben und betrübt feststellen, dass ich an Nächstenliebe und Ausgeglichenheit durchaus noch zunehmen kann.

PICT2588Mein Schwager hat unser persönliches Umfeld kürzlich mit einem kleinen Gewässer verglichen, und mir gefällt dieses Bild. Ein Biotop ist etwas Lebendiges, es ist angewiesen auf die Zufuhr von frischem Wasser. Wenn kein Austausch stattfindet, kippt das Biotop, und bald ist es nur noch ein fauliger Tümpel.

 

Wenn wir uns nur mit Menschen umgeben, die alles so sehen wie wir, wenn weder neue Anregungen, noch Konflikte, noch neue Sichtweisen unser Leben aufmischen, werden wir nicht zum Wachsen herausgefordert. Und wenn ich jedes Mal ausweiche, wenn ich herausgefordert bin, gehe ich vielleicht einer notwendigen Entwicklung aus dem Weg. Die Zufuhr an frischen Ideen und anderen Sichtweisen versickert, bis ich in einem fauligen Gewässer sitze. Das kann nicht gesund sein.

Darum freue ich mich an meinem bunten Umfeld. Ich wachse dadurch, dass meine Ecken und Kanten an anderen geschliffen werden, ohne dass eine amorphe Masse entsteht. Wenn mich etwas an meinem Gegenüber nervt, will ich die Herausforderung annehmen. Wenn mich jemand kritisiert, will ich seine Worte prüfen und es als Gelegenheit sehen zu wachsen.

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Und wenn der Wellengang im Teich mal zu ruppig wird, kann ich mich ja für kurze Zeit in das warme Solebad meiner Wohlfühlbeziehungen zurückziehen und mich etwas aufpäppeln lassen – solange ich daran denke, das Bad zu verlassen, bevor ich schrumpelig an Körper, Geist und Seele bin.

Gehst Du mit mir einig, oder umgibst Du Dich lieber nur mit Menschen, die die Dinge gleich sehen wie Du? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!