In letzter Zeit grassieren auf Facebook ominöse Tests, die alle etwas gemeinsam haben. Egal, ob es um Geografie, Sichtstärke, analytisches Denken oder Intelligenz per se geht – die Test fangen alle mit dem gleichen Satz an:
„Nur 4 (oder 1, 2, 3) Prozent der Bevölkerung kann diese Fragen richtig beantworten.“
Seltsamerweise gehören alle meine Facebookfreunde zu dieser Gruppe, und – Überraschung – ich selbst auch. Denn ich gebe es zu: Ich konnte auch nicht widerstehen. Ich habe den Sichttest gemacht und erfahren, dass ich Pilotin werden könnte, was mich einen winzigen Moment stolz gemacht hat (ich kann ab und zu etwas beschränkt sein). Doch je mehr sich diese Tests häufen, desto klarer wird jedem, dass es nur darum geht, möglichst viele Leute auf die Seite zu locken und sie dazu zu bringen, das Zeug weiter zu verteilen.
Und an welche Eigenschaft des Menschen appelliert man da am besten?
Eitelkeit, Stolz und das Verlangen, etwas Besonderes zu sein.
Besser als die anderen. Zu einer Elite zu gehören.
Und es funktioniert bestens: Die Ansage „nur x Prozent…“ macht uns neugierig. Gehöre ich dazu? Wir füllen das Ding aus, und oh Wunder: Wir sind dabei! Ist es nicht genial? Und sofort teilen wir das phänomenale Resultat (vielleicht noch mit einem verspielt-bescheidenen „hätte ja nicht gedacht, dass ich…“), damit die Welt weiss, dass wir zur Spitzengruppe gehören.
Der Mensch ist ein seltsames Wesen: Er will dazu gehören, Teil der Meute sein, will aber auch herausragen, und er versucht mit allen Mitteln, das irgendwie zu schaffen. Geld, Kleidung, Erfolg, Partner, Erleuchtung – die Möglichkeiten sind grenzenlos. Nur: Nichts davon wird mir letztlich die Gewissheit geben, wirklich „besonders“ zu sein, und alle diese Errungenschaften stehen auf wackligen Füssen.
Dabei brauchen wir diese Tests alle nicht, um zu wissen, dass wir besonders sind. Wir sind alle besonders, und das ist vielleicht der Grund, warum das vielen von uns nicht schmeckt.
Wenn Gott bei Buzzfeed einen Test anbieten würde, würde da stehen:
„100% der Bevölkerung, die den Test machen, haben sich als einzigartig, wunderbar und etwas Besonderes erwiesen.“
Das hört sich lahm an. Was soll besonders daran sein, wenn alle es haben können? Wenn wir den Inhalt und die Wahrheit dieser Aussage erfassen wollen, müssen wir unseren Stolz ablegen – diese Eitelkeit, die nicht nur „besonders“ sein will, sondern „besonderer als alle andern“.
Wenn wir erkennen und bis ins Innerste unserer Persönlichkeit begreifen, wie besonders, wie geliebt, wie einzigartig wir wirklich für Gott sind, erkennen wir schlagartig, wie nichtig all die anderen Contests, Tests, „Wer hat und ist mehr“-Wettbewerbchen wirklich sind.
Und wir werden frei, einfach zu sein. Unser Leben zu leben, anderen zu begegnen, ohne ständige Vergleiche anzustellen, einander einfach für das zu schätzen, was wir sind. Menschen mit einer einmaligen Mischung aus Stärken und Schwächen, mit einer einzigartigen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Geliebt von Gott.
Tolle Gedanken! Dazu passt auch der Text, den ich heute morgen in meiner Andacht gelesen habe: „Ich habe euch genauso geliebt, wie mein Vater mich geliebt hat.“ (Johannes 15,9)
Danke Dir! Ja, der Text passt wunderbar, und wenn wir das wirklich begreifen, ist es so befreiend. Aber ich muss es mir auch immer wieder neu sagen 🙂 Kürzlich habe ich gelesen, dass das „sich nicht erinnern“ eine der hartnäckigsten Fehler ist, die wir an uns haben, was sich auch am Nachdruck zeigt, mit dem Gott die Israeliten immer wieder darauf hingewiesen hat. Sie hatten ihre Erinnerungsfeste wie das Passah, und Jesus hat uns auch ein solches Erinnerungsmahl mitgegeben – eben weil wir es nötig haben, um die Wirklichkeit seiner Liebe nicht zu vergessen 🙂
Ich versuche, mir immer wieder Erfahrungen, die ich mit Gott gemacht habe, aufzuschreiben, damit ich sie nicht vergesse – ebenso auch wenn ich bei der Bibellese irgendwelche Gedanken dazu habe. Aber das Vergessen geschieht dennoch leider viel zu oft bei mir. Dem Volk Israel erging es ja nicht anders. Wie oft haben sie sich trotz der Erinnerungsfeste von Gott sogar komplett abgewandt.
Ja, die Israeliten waren Weltmeister darin…! Vergessen, sich von Gott abwenden, in die Bredouille kommen und dann wieder nach ihm Schreien – und er kam ihnen jedes Mal wieder zu Hilfe…!
Ich gehöre auch zu den 100%, na wenn das kein Erfolg ist! 🙂
Das ist die richtige Einstellung! 🙂