Wenn ein neues Quartal anfängt, nehme ich mir gern Zeit dafür, alles vor mir aufzufächern und mich darauf einzustellen. Manchmal fordert mich diese Perspektive heraus, und dieses Mal tut sie es besonders. Und statt mich über die spannenden Aussichten zu freuen, verspüre ich neben Müdigkeit eine leichte bis mittlere Panik, garniert mit einer saftigen Portion Versagensangst.
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Da wäre die Konzertlesung in meiner Heimatstadt: was, wenn keiner kommt? Was, wenn viele kommen und ich „es nicht bringe“? Dann der Gospelevent mit Adhoc-Chor: was, wenn keiner kommt? Was, wenn…(Ihr wisst schon). Dann die Veröffentlichung von „Hier will ich bleiben“ auf Englisch. Was, wenn es niemand kauft? Was, wenn es gekauft wird und nicht ankommt? Dann die Buchübersetzung für Lee Strauss: was, wenn ich meine Fähigkeiten überschätzt habe? Und zu guter Letzt die offenen Hauskonzerte: was, wenn ich zu nervös oder einfach noch nicht gut genug bin oder keinen Kontakt zu meinem Publikum herstellen kann? In einen Satz gefasst: ich habe schlicht Angst, dass ich nichts auf die Reihe kriege, mir zu viel zutraue und mich bis auf die Unterhosen blamieren werde.
Fast immer, wenn ich solche Gedanken in Worte fassen will, spüre ich inneren Widerstand. Etwas in mir wehrt sich gegen diese fragenden, zweifelnden, alles auf den Tisch legenden Posts. Ich fürchte im Stillen, dass niemand mein Gewinsel hören will und alle auf ein aufbauendes Post warten, das den Namens Seelensnack auch verdient, und ich habe Angst davor, den Eindruck zu erwecken, dass ich auf Schulterklopfen und Seelenmassage warte.
Oft schreibe ich das Post dann nicht. Aber manchmal – so wie heute – ringe ich mich doch dazu durch. Einerseits, weil es mehr Spass macht, über Dinge zu schreiben, die mich selbst beschäftigen, andererseits aber auch, weil Posts, in denen ich meine Risse in der Oberfläche offenlege, besonders zu anderen sprechen.
Ich weiß nicht, warum das so ist. Aber für heute akzeptiere und umarme ich dieses Phänomen und feiere, dass mich das Leben so oft überfordert. Ich feiere, dass ich mich manchmal frage, warum ich das alles mache, und dass es Momente gibt, wo ich einfach ein bisschen vor mich hin weinen oder mich wie ein Ball in einer dunklen Höhle zusammenrollen und nie mehr herauskommen möchte.
Denn diese Momente gehen vorbei. Und die Gewissheit, dass das, was vor mir liegt, gut und richtig ist, hilft mir, Panik und Fluchtgedanken zu überwinden. Dann weiß ich auch wieder, dass solche Gedanken normal sind: wenn ich Schritte ins Neue und Ungewisse wage, spüre ich nun mal auch Angst vor Versagen und vor Ablehnung. Ich kann dieser Angst nicht ausweichen – sonst bleibe ich stehen. Gehe ich aber weiter, so folge ich dem, was in mir ist oder präziser ausgedrückt: dem, der in mir ist – dem Geist Gottes, der mich inspiriert und mich in eine bestimmte Richtung drängt.
Am Ende lande ich beim Vertrauen, dass da einer weiß, was er macht, und dass mich der gesunde Menschenverstand in Verbindung mit dem Heiligen Geist auf der richtigen Spur hält. Und auf diesem festen Grund kann ich mich auch wieder an den Herausforderungen freuen. Im Wissen, dass die nächste Panikattacke kommen wird – dass ich sie aber im Vertrauen auf Gott überwinden werde.
Wie gehst Du mit neuen Situationen und Herausforderungen um? Kennst Du diese Ängste, und hast Du besondere Rezepte, um sie zu überwinden? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
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