california-210913_1280Nachdem ich seit Tagen entsetzt auf das Datum meines letzten Posts gestarrt habe, konnte ich die Spannung nicht länger aushalten. Das Resultat ist ein weiteres „impromptu“-Post von meiner Seite, um Euch wissen zu lassen, dass es mich noch gibt und ich noch an Euch denke – und um meinen inneren Galeerenkäpitän zufriedenzustellen.

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Heute erzähle ich Euch deshalb einfach, wie ich den ersten Monat dieses spannenden Jahres hinter mich gebracht habe. Mein Januar war fast so intensiv wie der Dezember davor, wenn auch – Gott sei dank – etwas weniger eventgeprägt. Vor allem bin ich an meiner Übersetzung für Lee Strauss gesessen und habe jeden freien Vormittag um die zwölf Seiten heruntergedroschen, um bis Ende Monat durchzukommen. Nun ist es bis auf ein paar offene Fragen geschafft: ein gutes Gefühl!

Am letzten Donnerstag habe ich wieder mal eine „es gibt immer ein erstes Mal“-Erfahrung gemacht und an einem Schreib-Webinar teilgenommen. Zum Glück ist mir rechtzeitig eingefallen, dass mich die anderen Teilnehmer sehen werden, so dass ich mich ausnahmsweise auch für Zuhause etwas geschminkt und anstelle meines Faserpelzes einen gesellschaftlich akzeptablen Pullover übergezogen habe. Neben den technischen Tücken (es dauerte eine Weile, bis alle den Seminarleiter hörten etc.) war diese Art Schreibkurs toll und intensiv, weil auch ein paar praktische Übungen dabei waren und man von allen ein Feedback bekam – und ich habe wahrscheinlich eine zündende Idee für eine Kurzgeschichte mitgenommen, die ich an ein kleines Gratisbuch beisteuern werde. Heureka!

Neben diesen Projekten, die auf Kurs angelaufen sind, lautet mein Fazit des Monats Januar aber auch, dass „Christus allein“ tatsächlich als passendes Motto meines Jahres  dienen kann. Neben Bereichen in meinem Leben, wo ich Herausforderungen erwartet habe, tun sich plötzlich Konflikte auf, die mich unvorbereitet erwischt haben und denen ich ziemlich hilflos gegenüberstehe. Ich muss mich förmlich zurückhalten, um nicht Hektik zu verbreiten und eine sofortige Lösung zu erzwingen. Das fordert mich heraus, und genau da greift dann mein Motto. Wenn ich nicht weiterweiss, gibt es nur eine Aussicht, die mein Herz beruhigt: den Blick auf den, der mein Leben und alles, was darin abgeht – gut, schlecht, chaotisch, wunderbar – in seiner Hand hält.

Deshalb nehme ich die Strasse namens 2015 weiter unter die Füsse – nicht völlig beruhigt, aber mit viel Vertrauen in den, der mehr weiss als ich. Und ich denke an Frodo und Sam, die auch oft nicht wussten, was noch auf sie wartet, ob sie es schaffen oder kläglich versagen würden, und die dennoch nicht umgekehrt sind. Gerade gestern habe ich mir den zweiten Teil des zweiten „Herr der Ringe“-Films angesehen, und darin spricht Sam die wunderbaren, ermutigenden Worte, die ich mir und Euch mit in den Februar geben möchte:

Sam:

„Es ist wie in den grossen Geschichten, Herr Frodo, den Geschichten,
die wirklich wichtig sind.
Sie sind voller Dunkelheit und Gefahren,
und manchmal willst du das Ende gar nicht wissen,
denn wie sollte das Ende glücklich sein?
Wie könnte die Welt jemals wieder so sein wie zuvor,
wenn soviel Schreckliches passiert ist?
Aber am Ende ist auch dieser Schatten nur vorübergehend.
Sogar Dunkelheit muss enden.
Ein neuer Tag wird kommen, und wenn die Sonne scheint,
wird sie es um so heller tun.
Dies sind die Geschichten, die dir in Erinnerungen geblieben sind,
die dir etwas bedeutet haben,
auch wenn du zu klein warst, um zu verstehen warum.
Aber ich glaube, Herr Frodo, dass ich verstehe.
Ich weiss jetzt, dass die Leute in diesen Geschichten
viele Gelegenheiten hatten, um umzukehren.
Aber sie taten es nicht.
Sie gingen weiter, weil sie sich an etwas festhalten konnten.

Frodo:

„Woran konnten sie sich festhalten, Sam?“

Sam:

„Daran, dass es Gutes gibt in dieser Welt, Herr Frodo,
und dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen.“

Wie war Euer Januar? Ein Regen aus Rosenblüten, ein Hagel der Herausforderungen? Etwas von allem? Ich freue mich, von Euch zu hören, und wünsche Euch einen Februar der Verheissungen!

Samwise GamgeeNachdem ich es mir nicht nehmen ließ, den WM-Final in voller Länge zu genießen – bei dieser Gelegenheit herzliche Gratulation an unsere Nachbarn! – habe ich mich inzwischen wieder in mein altes, dem Fußball eher apathisch gegenüberstehendes Ich zurückverwandelt. Und ich habe festgestellt, dass es eine Ewigkeit her ist, seit ich mir das letzte Mal das „Herr der Ringe“-Epos zu Gemüte geführt habe.

Diese Geschichte und die starken Bilder faszinieren mich immer wieder aufs Neue, und ich staune besonders über Tolkiens unerschöpfliche Fantasie bei der Erschaffung seiner Wesen: schon unter Frodos Gefährten finden sich die unterschiedlichsten Charaktere mit ihren eigenen Lebensthemen und ganz besonderen Zügen.

Da gibt es Zwerg Gimli mit seiner Abneigung gegenüber den Elfen, dessen raue Schale ausgerechnet von der Elfenfrau Galadriel geknackt wird. Gimlis grummlige Kommentare tragen viel zum Spaß an Buch und Film bei, und seine sich vertiefende, ungewöhnliche Freundschaft zum Elfenkönig Legolas ist skurril und zauberhaft zugleich.

Dann Legolas selbst, der äußerlich das pure Gegenteil von Gimli markiert: schlank und hochgewachsen, mit glattem Blondhaar, heller Haut und feinen Zügen. Doch trotz dieses Äußeren ist Legolas ein genauso unerschrockener Kämpfer wie sein Zwergenfreund. Ich liebe die Bilder, in denen seine scharfen Elfenaugen das nächste Ziel ausmachen, er geschmeidig einen Pfeil nach dem anderen aus dem Köcher zieht und die Orks reihenweise umnietet.

Schließlich Aragorn, der zukünftige König von Gondor. Er steht Gimli und Legolas bezüglich Kampfesmut in nichts nach, aber er hat eine besondere Bürde zu tragen: als letzter Abkömmling des Geschlechts der Numenòr muss er sich erst dazu durchringen, sein Erbe anzutreten. Er fürchtet sich vor der Verantwortung, und nur das Vertrauen und der Zuspruch seiner Freunde überzeugen ihn, dass er dieser Herausforderung gewachsen ist und nicht aufgrund seiner menschlichen Schwächen scheitern wird.

Im Vergleich zu diesen schillernden und streitbaren Figuren ist Samwise Gamgee unauffällig. Trotzdem berühren mich sein Kampf und sein Weg am meisten. Er ist nicht der beste Kämpfer und nicht der strahlendste der Gefährten, aber ohne ihn hätte Frodo es niemals auf den Schicksalsberg geschafft. Treu steht er Frodo bis zum Ende bei und kämpft dabei vielleicht den härtesten und bittersten Kampf, als seine Loyalität in Frage gestellt wird.

Während des Aufstiegs im Gebirge kommt es zu einem Streit, weil der gesamte Essensvorrat verschwunden ist. Frodo verdächtigt Sam, und obwohl Sam seine Unschuld beteuert, glaubt ihm Frodo nicht. Zu lange war er der Kraft des Rings ausgesetzt, zu lange hatte der intrigante, vom Ring besessene Gollum sein feines Gift versprüht und in Frodo den Verdacht genährt, dass Sam den Ring für sich will. So schickt Frodo Sam fort, und Sam macht sich mit gebrochenem Herzen auf den Heimweg.

Doch auf dem Rückweg entdeckt er an einem Felsvorsprung die Überreste ihrer Vorräte, und ihm wird klar, dass Gollum das Essen mit Absicht weggeworfen hat, um Frodos Misstrauen gegen ihn zu schüren. Sam zögert keine Minute, kehrt um und kann Frodo im letzten Moment vor der Riesenspinne Kankra retten.

Wenn ich mir Sams Geschichte ansehe, staune ich immer wieder über seinen Mut, seine Entschlusskraft und vor allem seine Demut, die ihn dazu gebracht hat, seinen verletzten Stolz zu überwinden und Frodo nachzugehen. Wie konnte er die Zurückweisung hintanstellen und sich wieder auf den beschwerlichen Weg den Berg hinauf machen, wo er doch wusste, dass Frodo ihm nicht glaubte?

Ich glaube, der erste und wichtigste Grund dafür war Sams Versprechen an Gandalf, auf Frodo achtzugeben. Es hatte sich unauslöschlich in Sams loyales Herz gebrannt und ließ ihm keine Ruhe. Dann wusste er auch sehr genau, dass sich sein Freund auf dem Weg zum Schicksalsberg in Lebensgefahr befand. Und schließlich war Sam klar, dass von Frodos Erfolg das Schicksal von ganz Mittelerde abhing.

Was aber wäre, wenn der Fall anders liegen würde? Wenn es dieses Versprechen nicht gegeben hätte, Frodos Leben nicht gefährdet und Frodos Erfolg keine Schicksalsfrage für Mittelerde gewesen wäre? Wäre Sam dennoch umgekehrt? Ich weiß es nicht, aber ich glaube, ich hätte es nicht getan. Ich hätte Frodo ziehen lassen und gehofft, dass er sich irgendwann eines Besseren besinnen würde.

Sam kehrt schließlich mit den anderen Hobbits in sein geliebtes Shire zurück, und die überstandenen Abenteuer verleihen ihm den nötigen Mut, um seiner angebeteten Rosie seine Liebe zu gestehen. Das dürfte ihn mindestens so viel Mut gekostet haben wie all die Momente, in denen er dem Tod ins Auge blickte. Dass er Erfolg hat, gönne ich ihm vom Herzen. Aber ich glaube, sein größter Lohn war der Moment, in dem er Frodo im Berg vor der Spinne retten konnte und ein Blick in Frodos Augen ihm klarmachte, dass er das Vertrauen seines Freundes wieder gewonnen hatte.

Ich tauche immer wieder gern in Tolkiens Welt der schillernden Figuren ein, und ich hoffe, dass ich in den nächsten Wochen wieder einmal Zeit für den epochalen Zehnstünder finde. Ich werde mit einer Schachtel Popcorn gespannt vor dem Bildschirm sitzen und all die schillernden Kämpfer und Streiter bewundern. Aber vor allem wird mein Herz wieder bei Sam sein, und ich werde mich mit ihm freuen, dass sein Mut und seine Treue am Ende mit der Sicherheit für Mittelerde und sein Shire, mit einer liebenden Frau und mit dem wiederhergestellten Vertrauen seines Freundes belohnt werden.

Bist Du auch bekennender LOTR-Freak? Und falls ja: wer ist DEIN Held in dieser Geschichte? Welche Stellen im Buch oder Film berühren Dich am meisten? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!