Facebook erweist sich immer mehr als Hüter der Vergangenheit, indem es einem Bilder, Posts und Statements der letzten Jahre vorführt. Mich mahnt das vor allem daran, dass die Jahre mit zunehmendem Alter immer schneller vergehen. Umso wichtiger wird es mir, zurückzublicken und mit dem Jahr abzuschließen. Wenn ich darüber sinniere, was ich in diesem Jahr erlebt und gelernt habe, fallen mir sieben große G‘s ein.
2015 war ein Jahr, in dem ich mir meiner Grenzen bewusst wurde und meinen Schwächen ins Auge sehen musste. Das war auch darum schmerzhaft, weil die Konsequenzen wie so oft nicht auf mich allein beschränkt blieben. Das muss ich akzeptieren, abgeben und mich damit und mit mir selbst versöhnen. Dabei ist mir klar, dass ich nie ausgelernt habe und wohl auch im nächsten Jahr meine Fehler mache, aber wie immer hoffe ich, dass ich zumindest nicht in die gleich Kerbe hauen werde.
Weiter habe ich dieses Jahr im Positiven wie im Negativen die Kraft der Gedanken erfahren. Sie sind der erste Schritt, auf den Worte und Taten folgen; diese wiederum formen unseren Charakter, der am Ende unser Schicksal mitbestimmt. In der Rückschau mahnt mich das, künftig besser über meine Gedanken zu wachen, ermutigt mich aber auch, wenn ich mir ihre gestalterische Kraft in Erinnerung rufe. Wenn ich mein kreatives Werk innerlich weiterspinne, schenkt mir das die Energie, mich jeden Tag hinzusetzen und befeuert meine Zuversicht, das, was momentan noch ungeordnet in meinem Hirn herumwuselt, auf die Reihe und zu Papier zu bringen.
Das dritte G habe ich in der Gnade und Barmherzigkeit erlebt, die ich gerade im Hinblick auf meine Schwächen dringend nötig hatte. Gott hat mich immer spüren lassen, dass er auch dann treu ist, wenn ich es nicht bin. Dabei ist ihm keineswegs egal, wenn ich mich falsch verhalte. Doch er bleibt an meiner Seite und spricht geduldig zu mir, bis er mein Herz erreicht.
Als viertes G betrachte ich das Glück. Ich habe zwar in einem Post darüber sinniert, dass die Jagd nach dem Glück nicht glücklich macht, aber Glück begegnet uns trotzdem – gerade dann, wenn wir es nicht suchen. Dieses Jahr unter anderem in einer Woche England mit ergreifenden Landschaften und geschichtsträchtigen Bauten, in der Zeit in Italien mit meiner Autorenfreundin Lee Strauss, wo wir viel Neues lernen und spannenden Menschen begegnen durften, in Ausflügen mit Patenkindern und Zeit mit der Familie. Nicht zuletzt an einem spannenden Krimiworkshop, der für mich ein ganz unerwartetes Ergebnis gebracht und mich auf meinem Weg bestärkt hat.
Wen ich einen Kunstgriff verwende und in die englische Sprache wechsle, kann ich ein fünftes G anfügen. Es ist das G, das ich als Schlüssel für die Zufriedenheit und Gelassenheit (auch ein gutes G-Wort) im Leben ansehe, und es heißt Gratitude – Dankbarkeit. Ich glaube, wenn wir es uns zur Übung machen, darüber nachzudenken, wofür wir dankbar sind, nehmen sehr viele kleine und größere Ärgernisse, über die wir uns gerade aufregen wollen, auf magische Weise die ihnen wirklich zustehende Größe an. Und ich kann für vieles dankbar sein: Für meine Gesundheit, für meine Familie und meine Freunde, für eine Vision und eine Berufung, für die ich mich geschaffen sehe und die mich begeistert.
Und für die genannten Höhen, aber genau so sehr für die Tiefen. Denn während ich an das denke, was mich weitergebracht hat, und hinter mir lasse, was unter „nicht so gelungen“ fällt, stelle ich fest, dass diese beiden oft zusammenfallen.
Und natürlich denke ich an das ultimative G, an meinen Gott, an den ich mit jeder Faser meines Herzens glaube. Und dieser Glaube, das letzte G für heute, ist ein Geschenk. Er ist nicht immer gleich stark, nicht immer gleich beschaffen, sondern wandelt sich stetig, während ich mich mit kritischen Stimmen und anderen Ideen auseinandersetze. Ich blende nicht aus, was in der Welt um mich herum geschieht, und das hat zur Folge, dass ich mir Fragen stelle und manchmal Zweifel in mein Herz einziehen. Was, wenn alles nur eine Illusion ist und wir in einer rein physischen Welt leben? Was, wenn all diese Gottesideen am Ende dasselbe sind? Wenn ich dann zu meinem Glauben zurückkehre, geschieht es nicht durch das Ausblenden dieser Fragen, sondern durch eine auf geheimnisvolle Weise neu gewachsene Überzeugung, die meinen Glauben gleichzeitig stärkt und am richtigen Ort umgestaltet.
An diesem Tag vor dem Übergang ins Jahr 2016 bin ich auch für Euch dankbar, die Ihr hier ab und zu oder immer wieder vorbeischaut und an meinen Gedanken teilhabt. Jeder, der schreibt und sein Geschriebenes öffentlich zugänglich macht, will gelesen werden, und da bin ich keine Ausnahme. Eurer Lesen, Eure Klicks, Likes, Shares und Kommentare zeigen mir, dass Euch etwas angesprochen und berührt hat, und dafür schreibe ich.
Ich wünsche Euch einen wunderbaren Übergang ins neue Jahr – einen, wie Ihr ihn Euch wünscht. Ob mit vielen Freunden, laut und fröhlich, ob allein oder zu zweit, in der Stille – landet gut und habt einen tollen Start. Ich freue mich auf weitere Begegnungen und interessante Diskussionen mit Euch.
Be all blessed!
Herzlich, Claudia
Und wie war Dein 2015? Feurig, lauwarm, Achterbahn oder gemächlicher Spaziergang? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
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