Manchmal frage ich mich, ob ich zuviel überlege, bevor ich poste und ob es nicht authentischer wäre, aus dem Bauch heraus ein paar enthusiastische, empörte, weinerliche oder aggresive Sätze in die Blogossphäre zu schleudern.
Denn obwohl ich genug von jeder Sorte auf Lager hätte, um das hinzukriegen, tue es in der Regel dann doch nicht.
Ein Grund dafür ist, dass ich ja nicht nur für mich selbst schreiben will. Aber wer sich ständig fragt, was seine Leser denn interessieren könnte, schreibt vielleicht nicht mehr das, was er sollte, weil er Angst hat, dem einen auf den kleinen Zeh zu treten und den anderen zu langweilen. Und vielleicht sollte man manchmal einfach seine rohen Gedanken in die Welt posten. Mein heutiges frisch-drauflos-getippt Post ist deshalb Experiment, Mini-Rant und Eingeständnis in einem:
An manchen Tagen lautet meine Botschaft an die Welt, frei nach meinem eigenen Lied „Ich lasse los“, schlicht und einfach „Ich hab genug“, gefolgt von einem schweizerischen „I ma nümm.“
Manchmal – ja, auch und gerade jetzt – geht mir die Welt um mich herum so dermassen auf den Senkel.
Die Amerikaner und Trump – ist das Euer Ernst?
Der Händeschüttelskandal von Therwil – Lord, have mercy!
Die Flüchtlingskrise – für neue EU-Ankündigungen habe ich nur noch ein desillusioniertes Lächeln übrig.
Die Panama Papers (na gut, DAS überrascht mich jetzt so gar nicht).
Der Umgang der Menschen miteinander, vor allem online.
Das dumpfe Gefühl, dass wir fröhlich die Ressourcen dieser Erdkugel pulversieren.
Die widerwärtigen Kreisläufe von Waffenlieferungen, Krieg, Flüchtlingselend und Fremdenhass.
Und neben dem, was es zu beklagen gibt, beelenden mich die Reaktionen der Menschheit auf welches Problem auch immer: Die einen machen sich alles so einfach, dass es für jede Krise auf der Welt den einen und einzigen „BöFei“ gibt, den man nur an die Wand nageln oder aus dem Land jagen muss, damit „alles wieder gut“ wird. Für die anderen ist alles so komplex, dass man den Finger nirgends drauflegen kann und jede Verantwortung sich in der Masse der beteiligten Faktoren auflöst, weshalb praktischerweise alles so bleiben darf, wie es ist.
Die Welt kommt mir immer verrückter vor, und mein Glaube an die Fähigkeit der Menschheit, das wieder hinzubiegen, bewegt sich momentan auf bescheidenem Niveau.
Als überzeugter „Fool for Christ“ könnte ich einfach den Kopf nach hinten legen, gen Himmel schauen und die Worte „Herr, komm bald“ in den Äther schallen lassen, und ich würde lügen, wenn ich behaupten wollte, ich hätte es noch nie getan. Was aber kann ich sonst tun gegen diese Anwandlung von Nihilismus, die mein verstorbener Schwager oft mit den Worten „Het doch ke Wärt“ umschrieben hat?
Einerseits ist da zugegeben die Hoffnung auf das, was einmal kommen wird, egal, wie dumm sich die Menschheit anstellt. Für die Atheisten unter Euch: meine theologischen Weltflucht- und „alles-wird-gut“-Träume, die mir das Überleben im Chaos dieser Welt erlauben. Das (und dies ist für die Frommen unter Euch) Wissen darum, dass auch diese Erde und alles, was darauf lebt, einen Neuanfang, eine Neuschöpfung erleben wird.
Doch ich habe noch ein anderes Rezept Phone Number Trace , das mir im Falle eines solchen „Weltenjammers“ hilft. Es ist genauso wichtig wie der Glauben an das, was kommen wird. Es ist das Prinzip „Jetzt erst recht“ und der feste Wille, mich nicht von dem runterziehen zu lassen, was mich beelendet, sondern auf das zu schauen, was ich selbst ändern kann.
Ich will meinen Alltag so nachhaltig wie möglich leben – auch wenn ich es nicht perfekt mache, und auch wenn es angesichts der Zustände „ke Wärt“ zu haben scheint.
Ich will allen Menschen offen begegnen und jedem eine Chance geben, auch wenn Vorurteile im Moment Hochkonjunktur haben.
Ich will mit dem, was ich tue, Hoffnung verbreiten, obwohl sie mir manchmal selbst kurzfristig abhanden kommt.
Mir hat mein Experiment gut getan.
Und was macht Ihr gegen Weltenjammer?
Ich freue mich auf Euren Kommentar!
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