Mein Wort zum Heiligabend

Bildquelle: Pixabay
Bildquelle: Pixabay

Leute, es ist Heiligabend! Und da ich dieses Post auch als 24. Türchen im Blogger Adventskalender schreibe und mich dort als Expertin für die spirituellen Fragen rund um Weihnachten angepriesen habe, gehe ich in diesem Post der simplen Frage nach, was wir heute eigentlich zu feiern haben.

Im Gegensatz zu Ostern oder, Gott bewahre, Pfingsten erinnern sich im Fall von Weihnachten die meisten noch vage an die ursprüngliche Geschichte. Ich möchte der Frage deshalb auf eine konkretere, persönlichere Weise nachgehen, und verrate Euch erst einmal ein offenes Geheimnis, das auch in meinen letzten Posts eine Rolle gespielt hat.

Ich bin ein „Erfüller“.
Immer noch.
*Seufz*

Ich arbeite daran und habe schon viele Schritte gemacht. Mein Buch-Debut enthält ein Kapitel zum Thema „Erwartungen erfüllen wollen und wie man das überwindet“, in dem ich meine Kämpfe und Offenbarungen niedergeschrieben habe. Ich habe zum Thema sogar ein Lied getextet. Dennoch kommt es öfters vor, dass Freunde mir raten, mal wieder Kapitel zwei meines Buches durchzuarbeiten.

Man wird solche Muster nicht so leicht los California region phone , und diese Vorweihnachtszeit war in punkto Erfüllersyndrom hammerhart. Ich fühlte mich all dem, was auf meiner Liste stand, hinten und vorne nicht gewachsen. Zwar habe ich mir in einem Post den Druck vom Herzen geschrieben, aber davon gehen die Anforderungen auch nicht weg. Wer kennt sie nicht? Im Job noch mal Vollgas geben. Ein aufgeräumtes Haus haben. Baum kaufen. Geschenke für Nichten und Neffen besorgen und keine Ahnung haben, was die denn so wollen könnten…nach Belieben zu ergänzen.

In diesen Tagen fühle ich mich manchmal so ungenügend, dass mir meine Zeit in der Militärverwaltung in den Sinn kommt. Das Schweizer Militär hat für den Zustand des Versagens eine eigene Abkürzung. Sie heißt nef, was so viel heißt wie: nicht erfüllt.

„Nef“ bin ich – und genau hier kommt für mich Weihnachten rein. Denn an Weihnachten feiern wir, dass es einen Ort gibt, an dem wir nicht erfüllen müssen.

Viele Religionen haben ihre Regelwerke, mit denen sich der Gläubige seine Erlösung erkaufen beziehungsweise erarbeiten kann: Er erfüllt die Anforderungen seines Gottes und verdient sich damit den Eintritt ins Allerheiligste und ins ewige Leben. Esoterische Ansätze funktionieren oft gleich: Es geht um „Aufstieg“, darum, sich seine Erlösung in ein besseres Ich zu erarbeiten. An Weihnachten feiern wir eine total andere Sicht, die einerseits ansatzweise deprimierend, andererseits unglaublich befreiend und beschenkend ist.

Der deprimierende Teil: Wir können uns Erlösung nicht erarbeiten. Wir werden niemals so „gut“, so „anständig“, so „heilig“ sein, dass es Gott genügt. Vielleicht klingt das dem einen oder anderen zu hart, aber ich zumindest gebe zu, dass ich es nicht kann. Ich bin kein Verbrecher, aber es vergeht kein Tag, an dem ich nicht einen lieblosen Gedanken hege, mich zu ansatzweise bösartigem Geschwätz hinreißen lasse oder sonst irgendwie danebenhaue.

Durch unsere Taten können wir nicht genügen, aber – und damit kommen wir zum befreienden Teil: Das müssen wir auch nicht. Für uns hat jemand anderes erfüllt, und diese unglaubliche Gnade feiern wir heute.

Mir fällt es immer wieder schwer, diese Gnade anzunehmen, wenn ich sehe, wo ich  scheitere. Aber wenn ich mir heute bewusst mache, wie uneingeschränkt und bedingungslos Gott mich annimmt, wenn ich das wirklich sacken lasse, dann wird etwas in mir weich, und in meinem Herzen öffnet sich ein Raum, macht es weit und füllt es auf.

Anstatt zu erfüllen, werde ich erfüllt. Denn ER füllt.

In der letzten Woche habe ich mir viele Male den Werbeclip der Berliner Vekehrsbetriebe mit Kazim Akboga angesehen (etwas für Freunde des speziellen Humors wie mich). Er interpretiert darin sein nihilistisches Lied „Is mir egal“ so um, dass eine Liebeserklärung der Ticketkontrolleure für die skurrilen Berliner herauskommt, mit Zeilen wie „Mann mach Umzug, is mir egal“, „Bart an Ladies – is mir egal“. Am Schluss singen die Kontrolleure: „Wir euch lieben“ – und so  empfinde ich die Gnade Gottes.

Gott liebt uns, egal was. Egal, wie skurril, verrückt und verdreht wir sind. Egal, ob wir in manchen Dingen auf dem falschen Dampfer fahren und noch einen weiten Weg vor uns haben.

Für ihn müssen wir uns an Heiligabend nicht in Seidenbluse und Samtschüpp werfen und unter dem Weihnachtsbaum ein gekünsteltes Lächeln aufsetzen. Sein Weihnachten fand in einem schmutzigen Stall statt, aber was er uns an diesem Tag mit der Geburt seines Sohnes in diese Welt geschenkt hat, ist einmalig, unkäuflich, unbezahlbar und immer wieder unbegreiflich.

Zugang und eine persönliche Beziehung zum Schöpfer des Universums.
Vergebung aller Sünden.
Ewiges Leben.

Wenn ich heute „Weihnachten“ denke, dann denke ich „Gnade“ – überschäumende, überquellende Gnade, die für alle Menschen reicht und geboren ist aus Gottes unermesslicher Sehnsucht und Liebe für seine Menschen – für jeden einzelnen. Für Dich und mich.

Und wenn Du heute feierst, wünsche ich Dir, dass Du nicht nur einen Zipfel dieser Gnade erhaschst, sondern die volle Breitseite abbekommst. Dass sie Dich aus den Schuhen haut und auf den Rücken wirft und Du nur noch breit und idiotisch lächeln kannst. Dass sie Dein Herz füllt und es nie mehr leer werden lässt.

Und egal, wo Du gerade stehst, was für Gefühle Du gegenüber Gott hast und ob Du überhaupt an ihn glaubst; egal, was in Deinen Augen in Deinem Leben schief läuft oder verkorkst ist oder von dem Du denkst, dass Du „so“ niemals zu Gott kommen kannst – ER sieht es anders. Um es im Kazim-Akboga-Slang zu sagen:

„Er Dich lieben – is ihm egal!“

Blogger Adventskalender

Mein Post beendet den Blogger Adventskalender – gestern war Julie dran, und mehr tolle Posts und Ideen rund um Weihnachten findet Ihr, wenn Ihr auf das obige Bild klickt. Frohe Weihnachten Euch allen!

4 Comments

Leave a Comment

  1. Liebe Claudia, schön gesagt! Nur mit dem “ is ihm egal“ bin ich nicht einverstanden. Das hört sich so nach Sundentoleranz an. Um der Abscheu Gottes gegen die Sünde TROTZ seiner Liebe zu uns gerecht zu werden, müsste es eigentlich heissen:“ Er dich lieben, er Kreuz!“ Das Kreuz ist der Preis der Gnade. Sonst kriegen wir so einen postmodern humanistisch-toleranten Gott,der Heiligkeit nur als persönliches Hobby pflegt.

    • Liebe Ruth, vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich bin mit Dir einverstanden, dass diese Taten Gott nicht egal sind, weil er wie Du sagst die Sünde hasst und vor allem auch hasst, was sie mit uns macht – denn sie fügt uns selbst und anderen ja immer Schmerz zu.
      Dennoch kommt, so meine Meinung, ddie Annahme und Liebe Gottes VORHER, und das ist mir sehr wichtig. Gott liebt uns schon im unvollkommenem Zustand, und genau das macht seine Gnade besonders. Aus meinem eigenen Erleben kommt der Wunsch, ein Leben zu führen, das ihm Ehre macht, aus meiner Dankbarkeit für die unverdiente Gnade, dass er mich so annimmt, wie ich bin, bevor ich sein Angebot annehme.
      Aber um Dir nochmals recht zu geben: Es ist ihm nicht egal, wenn wir anderen und uns selbst Schaden zufügen, wenn wir das Falsche tun, aber an seiner LIEBE zu uns ändert unser Verhalten nichts. Das „is ihm egal“ bezieht sich auf seine Liebe, an der unser Verhalten weder im positiven noch im negativen Sinne etwas ändern kann.

Schreibe einen Kommentar zu Ruth Antworten abbrechen

required