Schon als Teenager war ich ein grosser Stephen King-Fan. Kurz nachdem ich mit dem Wälzer „Es“ angefangen hatte, bekam ich eine Simon & Garfunkel-Kassette geschenkt, die ich während der Lektüre ständig laufen liess. Als Resultat davon löst der Song „Miss Robinson“ bis heute ein völlig unpassendes Gruseln in mir aus .
Ich verknüpfe viele Lieder mit Momentaufnahmen aus meinem Leben. Madonnas „Papa don’t preach“ erinnert mich an einen Samstagnachmittag auf der Zuchwiler Schlittschuhbahn, Debbie Gibsons „In your eyes“ an Sommerferien zuhause im Liegestuhl – und Modern Talkings „You’re my heart, you’re my soul“ an meinen miserablen Musikgeschmack als Teenager.
Vor allem aber hat Musik einen geheimnisvollen Zugang zu meinem Herzen. In einer neuen Reihe möchte ich Euch deshalb Lieder vorstellen, die mich bewegen, aufbauen und berühren oder etwas ausdrücken, das mir besonders wichtig ist.
Der erste Song stammt von Norm Strauss, einem Freund und genialen Musiker, mit dem ich auch an einem persönlichen Projekt arbeite. Norm ist Kanadier, ein exzellenter Gitarrist, Sänger und Produzent. Seit diesem Februar lebt er mit seiner Frau in Dresden und arbeitet für das Tonstudio „Sacred Sounds“.
Sein Song heisst „Strong is the hand of love on me” – und weil ich den Song nicht nur in Worten mit Euch teilen will, könnt Ihr ihn – natürlich mit der Erlaubnis des Künstlers – hier gratis herunterladen (dem Link folgen und unten rechts den „Fizzkicks Media Player“ anklicken, „Choose an Album“ und „Free Songs“ wählen, dann „Album to Chart“. Es braucht keinen Code; die Datei wird als Zip heruntergeladen. Es kann sein, dass sich das Fenster nach dem Download nicht schliessen lässt – einfach die Seite zumachen. Ich hoffe es klappt, sonst einfach melden). Vielleicht hört Ihr gleich mal in den Song hinein – aber ganz nach Gusto.
Norm beginnt mit seinen Song mit seiner Zeit an der Highschool und mit der jungen Erwachsenenzeit und lässt meine eigenen Erinnerungen an diesen Lebensabschnitt aufleben – obwohl ich einen anderen Weg gegangen bin, freute ich mich nach der Matura auch auf die neue Freiheit und das „Tun-und-lassen, was ich will“. Doch am meisten berühren mich die Worte des Refrains.
Stark ist die Hand der Liebe auf mir
Sicher ist der Fels, auf dem ich stehe
Scharf ist das Auge, das mich all die Jahre begleitet hat
Ich werde nicht wanken
Ich werde standhaft sein
Ich kenne dunkle Momente, auf die ich kein solches Auge gerichtet sehen möchte – vergeudete Zeit, als ich an der Uni vor allem feierte und vor dem Fernseher sass, Fehlentscheidungen, die mich und andere verletzt haben. Und ich trage an Erinnerungen, die mich an dieser starken, liebenden Hand zweifeln lassen: Verletzungen durch andere Menschen, Vertrauensbrüche, aber auch der Herbsttag vor bald neun Jahren, als meine Mutter starb.
In den letzten neun Jahren hat sich meine Sicht auf mein Leben inklusive dieser dunklen Momente und Erinnerungen langsam verändert. Plötzlich ergibt das, was von nahem wie ein wildes Gekritzel aussah, einen Sinn – inklusive der Striche und Schleifen, die für die bitteren und herausfordernden Erfahrungen stehen.
Ich beschönige dabei nichts und kann mir auch heute nicht alles erklären. Manche Tiefschläge habe ich meinen eigenen Fehlentscheidungen zu verdanken – andere werde ich nie verstehen. Aber ich sehe ein Gesamtbild, in dem auch diese Dinge Platz haben. Und ich sehe Seine liebende Hand über meinem Leben und erkenne heute, wo Gott mich bewahrt und beschützt hat, wo Er bei mir war, auch wenn ich es nicht gemerkt habe.
Und ich sehe Seine unglaubliche Geduld. Oft habe ich in Krisenzeiten nach Gott gerufen und Ihn im Gebet gesucht, weil mir sonst schlicht nichts mehr eingefallen ist. Und genauso oft habe ich, sobald sich ein anderer Ausweg präsentiert hat, Gott wieder links liegen gelassen. Doch ich habe den Schritt zu Ihm hin einmal mehr gemacht – den entscheidenden, der mein Leben komplett verändert und diesen neuen Blickwinkel ausgelöst hat.
Ich weiss, dass so ein Blickwinkel provozieren und verletzen kann. Wenn Du gerade bis zum Hals in der stinkenden Jauche steckst, willst Du einfach wissen, warum er Dich nicht herauszieht. Und wenn Du Schlimmes erlebt hast, ist wohl nichts so schmerzhaft wie der Gedanke, dass Gott dabei einfach zugesehen hat.
Vor zwei Tagen habe ich zum gleichen Thema einen tollen Beitrag einer anderen Bloggerin gesehen, die selbst einiges durchgemacht hat und daraus mit einem starken Glauben und einer tollen Berufung hervorgegangen ist. Vielleicht inspirieren Dich ihre Zeilen ja auch; hier kannst Du Dir das Post ansehen.
Ich habe keine abschliessende Erklärung, warum uns manche Dinge zustossen. Aber mir hilft der Gedanke, dass es ein Preis ist, den wir für unseren freien Willen bezahlen. Gott hat Ihn uns gegeben, weil Er ein Gegenüber und keine Roboter wollte, und Er hat ihn auch unseren Nachbarn, unseren Freunden und unseren „Nichtfreunden“ gegeben. Er hat mich nicht immer davon abgehalten, mir und anderen wehzutun, und er hat andere nicht immer daran gehindert, ihren Willen zu tun und mich dabei zu verletzen.
Das tut weh, und vielleicht trägst Du Wunden, die nur schwer heilen. Aber ich bin dankbar, dass ich ein Mensch mit eigenem Willen bin, und dafür nehme ich in Kauf, dass andere mich willentlich verletzen können. Alles ist besser, als ein seelenloser Roboter zu sein.
Ich will Dich nicht mit billigen Worten abspeisen, wenn Du gerade in einem Tief steckst. Aber ich kann Dir versichern, dass Gott da ist und auf Dein Rufen wartet. Ich habe mehrmals erlebt, wie Er mich aus dem Sumpf gezogen hat – etwas, was wir rein physikalisch nun mal nicht selbst hinkriegen. Davids Worte aus Psalm 40 sagen es besser, als ich es könnte:
Beharrlich habe ich auf den Herrn geharrt,
da neigte er sich zu mir und hörte mein Schreien.
Er zog mich aus der Grube des Verderbens,
aus dem schmutzigen Schlamm,
und stellte meine Füsse auf einen Fels;
er machte meine Schritte fest und gab mir
ein neues Lied in meinen Mund,
ein Lob für unseren Gott.
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