Um die Festtage flimmern bestimmte Schinken obligatorisch über den heimischen Bildschirm – „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und „Dinner for One“ sind nur zwei aus dieser Reihe. Einer, den ich mir nach Möglichkeit immer anschaue, ist „Der kleine Lord“.
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Er erzählt die Geschichte des alten Earl of Dorincourt, der verbittert, voller Dünkel und Menschenhass auf seinem großen Anwesen in England lebt. Da seine drei Söhne gestorben sind, muss er sich um seine Nachfolge kümmern. Sehr zu seinem Missfallen ist der einzig übrige Erbe das Kind seines jüngsten Sohnes, der eine Amerikanerin aus einfachen Verhältnissen geheiratet hat. Der alte Earl hat ihn daraufhin verstoßen, und das Paar wanderte nach Amerika aus, wo die junge Frau nach dem Tod ihres Mannes ihr Kind allein aufzog.
Der alte Lord beißt in den sauren Apfel und bietet der jungen Witwe an, ihren Sohn als seinen Erben aufzuziehen. Aus Liebe zu ihrem Sohn, für den sie sich eine bessere Zukunft wünscht, sagt sie zu, stellt allerdings eine Bedingung: der Junge darf niemals erfahren, dass der alte Lord seine Mutter ablehnt. Der Lord ist erstaunt, doch er stimmt zu, und so übersiedeln Mutter und Sohn nach England, wo die Mutter in einem Haus in der Nähe des Schlosses wohnt. Der kleine Cedric muss sich an das neue Umfeld gewöhnen, aber bald zeigt sich, dass die größte Veränderung nicht ihm, sondern dem alten Lord bevorsteht.
Cedric ist überzeugt, dass der Earl ein herzensguter, großzügiger Menschenfreund ist. Als ein Pächter den Earl aufsucht, weil er seine Pacht noch nicht zahlen kann, ist sich Cedric sicher, dass sein Großvater dem armen Mann die nötige Zeit geben wird. Das tut der Alte dann auch. Bei einem Spaziergang durch „Earls Lane“, wo die Pächter wohnen, muss der Earl entsetzt feststellen, wie heruntergekommen dieses Quartier ist. Beschämt, weil sein Enkel dieses Elend gesehen hat,lässt er die Häuser und Straßen wieder instand stellen.
Schritt für Schritt erweicht der Junge das Herz des alten Mannes, der seinen Enkel immer lieber gewinnt. Neues Leben kehrt im Schloss ein. Der alte Lord lädt zu einem Fest, und alle sind überrascht, wie sehr er sich verändert hat. Als plötzlich eine Frau auftaucht und behauptet, mit seinem ältesten Sohn verheiratet gewesen zu sein, ist der Earl schwer getroffen. Doch die nicht sehr feine Dame wird rasch als Lügnerin entlarvt, und endlich kehrt wirklich Friede ein. Der alte Lord versöhnt sich schließlich auch mit seiner Schwiegertochter, und alle feiern gemeinsam Weihnachten.
Es ist rührend und bewegend, wie der alte, verbitterte Mann nach und nach ein neuer Mensch wird. Mir ist heute aber noch ein anderer Grund eingefallen, wieso mir diese Geschichte so nahe geht. Sie erinnert mich daran, wie Gott uns ansieht.
Wenn wir ehrlich sind, fühlen wir uns öfter wie der alte Earl – gefangen in unseren Lebensmustern und ungesunden Verhaltensweisen, sind wir neidisch und missgünstig, kaltherzig, ungeduldig. Kurz gesagt: wir sind nicht die Menschen, die wir gern wären. Doch Gott sieht uns so, wie er uns gemacht hat – ohne Fehl und Tadel. Und wenn wir vor der Entscheidung stehen, richtig oder falsch zu handeln, unseren Freunden mit Ungeduld oder mit Mitgefühl zu begegnen, sieht er uns an wie Cedric den alten Lord. Und tief in unseren Herzen spricht seine Stimme zu uns. „Ich weiß, was Du tun wirst. Du bist ein guter, großzügiger, liebenswerter Mensch – Du kannst nur eine Entscheidung treffen.“ Unter diesem liebevollen Blick Gottes auf unser Herz stellen wir fest, dass wir wirklich nicht anders können. Wir wachsen über uns hinaus, unser Herz weitet sich, und wir tun das Richtige.
Erinnern wir uns so kurz vor Weihnachten an diesen Blick Gottes auf uns und in unser Herz. Er weiß, dass wir es können. Er weiß, was für Menschen wir wirklich sind, und er glaubt an uns. So lange, bis wir es auch tun.
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