„Same procedure as every year“: Auch dieses Jahr habe ich mich wieder auf die Suche nach einem Jahresmotto gemacht. Nachdem ich mich 2018 für «Balance» entschieden und dieses Ziel etwas verfehlt habe, wollte ich für 2019 etwas Ähnliches finden, vielleicht in der Hoffnung, es beim zweiten Anlauf besser zu machen. Dann stiess ich in einem Post von Pfarrer Jörg Bachmann auf die neue Jahreslosung.
«Suche Frieden und jage ihm nach!» Psalm 34,15
Das hebräische Wort für Frieden, «Shalom», bedeutet auch Unversehrtheit und Heil; es beinhaltet Gesundheit, Wohlfahrt, Sicherheit und Ruhe, und «Shalom» im Herzen, mit anderen und mit Gott, ist für mein Wohlbefinden unverzichtbar. Ich schreibe mir deshalb für 2019 diesen Frieden ins Herz, als Befehl und Auftrag, als Mission und Vision. Aber wie erreiche ich das? Ein bisschen Hirnarbeit und ein paar Inspirationen von anderen Bloggern haben mich auf folgende Ideen gebracht:
Für den Frieden in mir:
Planung und Priorisierung für ein Leben mit allen Sinnen
Ich will ein ausgeglicheneres Leben führen, das den Bedürfnissen von Körper, Seele und Geist gerecht wird. Im Rückblick auf das Versäumte heisst das vor allem weniger Bildschirmzeit und mehr Bewegung an der frischen Luft. Wenn ich mit allen Sinnen die Umwelt in mich aufnehme, ebbt meine Gedankenflut ab, bis ich tatsächlich im Hier und Jetzt bin, meinen Schritten lausche und den Geräuschen um mich herum, die Tannen und den Weg vor mir betrachte, die Kälte oder Wärme auf der Haut spüre. Und ganz oft, obwohl das gar nicht der Zweck war, fallen mir Ideen für mein Buch oder zu etwas anderem zu, das mich vorher beschäftigt hat.
Damit ich das schaffe, muss das „Leben mit allen Sinnen“ priorisiert werden. Das bedingt, gut zu planen und kritisch zu prüfen, was ich sonst alles mache. In meinen Facebook-Memories ist kürzlich dieser Satz aufgetaucht (hier auf 2019 getrimmt):
Vorsätze für 2019
Einige Dinge tun.
Viele Dinge nicht tun. Wird auch sonst etwas eng.
Nach diesem Prinzip will ich meine Prioritäten prüfen und mir die folgenden Fragen stellen, die ich in ebenfalls auf Facebook entdeckt habe:
«Warum ich?»
Könnte das jemand anderes genauso gut oder besser?
«Warum jetzt?»
Ist es so dringend? Ist es der richtige Zeitpunkt?
«Warum auf diese Art?»
Kann man es anders, besser, einfacher machen?
«Warum überhaupt?»
Muss oder sollte es überhaupt gemacht werden?
Natürlich sind solche Fragen nur ein Hilfsmittel, und es gibt immer Aufgaben, die nun mal unsere sind und bleiben, aber die Frage zu stellen, kann schon einiges auslösen.
Für den Frieden mit anderen:
Meine Schlachten weise wählen, ohne Angst vor Konflikt
Meine Schlachten auszuwählen – zu entscheiden, ob es sich lohnt, sich aufzuregen und in den Ring zu steigen − fällt mir nicht so schwer, da ich mit einer eher hohen Reizschwelle ausgestattet bin. Dennoch ist es ein wichtiger Punkt. Schlachten zu wählen heisst, andere auszulassen, und wenn ich mich entscheide, nicht gegen etwas zu kämpfen, das mich stört, denke ich vielleicht, ich hätte verloren. Je nach Veranlagung kann dieser Gedanke an mir nagen und den Frieden, den ich anstrebe, behindern. Daher will ich die Bedeutung von „Sieg“ überdenken. Sieg kann auch heissen, dass ich mich entschliesse, einer vergifteten oder für mich nicht mehr stimmigen Situation den Rücken zuwenden, wenn ich realisiere, dass Wandel nicht möglich ist oder mich zu viel Zeit und Nerven kostet.
Mir fällt es schwerer, mich für den Kampf zu entscheiden. Ich streite mich ungern, und es belastet mich, wenn andere (vor allem die, die mir am Herzen liegen) mir böse sind oder meinen Weg missbilligen. Aber wenn etwas im Argen liegt, ist es wichtig, es zeitnah anzugehen. Je länger ich warte und das, was mir Sorgen macht, mich stört oder verletzt, stehen lasse, desto mehr ärgere ich mich, desto unwahrscheinlicher wird es, dass ich das Thema ruhig vorbringen kann, und desto unwahrscheinlicher ist es wiederum, dass mein Gegenüber für meinen Ipnut empfänglich ist und etwas Gutes herauskommen kann.
Sich manchmal zufrieden geben
Das habe ich kürzlich bei Christof Lenzen gelesen: Für unser Wohlbefinden und damit auch für den Frieden in uns ist zentral, dass wir von uns selbst nicht in allen Belangen Höchstleistungen erwarten, sondern uns auch mal mit Mittelmass zufrieden geben. Wenn wir versuchen, in allem Exzellenz, Fehlerlosigkeit oder Perfektion zu erreichen, brennen wir im Nullkommanichts aus. Manchmal müssen wir bei «gut genug» aufhören und uns der Sache zuwenden, bei der die Perfektion für uns wichtiger ist.
Auf ihn schauen – den Friedefürst
Ein Beitrag auf einer katholischen Website hat mich wieder an diese zentrale Wahrheit erinnert. Er stammt von Inka Hammond, deren Buch «Tochter Gottes, erhebe Dich» heute bei SCM Hänssler herausgekommen ist und deren Blog «Alltagsliebe» ich sehr schätze. In ihrem Beitrag schreibt sie, wie die Stille zu den Füssen Jesu sie immer wieder erdet und ihr Ruhe schenkt. Diesen Platz will ich mir auch immer wieder suchen – nicht umsonst ist einer der Namen unseres Gottes «Friedefürst», und auch in seinem Wort verheisst er uns diesen besonderen Frieden.
Frieden anzustreben ist keine Strategie für Feiglinge oder Harmoniebedürftige, sondern harte Arbeit. Der Frieden muss gesucht und gejagt werden, und die Jagd, das schreibt Pfarrer Bachmann, lebt nicht nur von schnellem Handeln, sondern auch von Geduld. Ich hoffe, dass ich in diesem Jahr die Weisheit habe, zu erkennen, wann was dran ist.
Was ist mit Euch? Habt Ihr auch „Worte des Jahres“, Vorsätze oder Ähnliches, oder geht Ihr einfach gelassen los und schaut, wo es Euch hinführt? Oder noch besser: Beides?