Ja, der Samichlaus – auch eine schöne Erinnerung, zumindest in meinem Fall. Ich weiss nicht mehr genau, wie oft wir einen hatten, aber beim Stöbern in alten Bildern habe ich welche gefunden, auf denen St. Nikolaus in unserer Stube stand, während meine Schwester und ich strahlend ein Säckchen in Empfang nahmen. Offenbar haben unsere Eltern sich mit Drohungen in Zusammenhang mit dem Besuch des rotbemützten Mannes zurückgehalten.
Als ich später bei den Pfadfindern war, habe ich selbst einmal einen unserer „Chläuse“ als Schmutzli (für Nichtschweizer der Krampus oder Knecht Ruprecht) zu den Kindern begleitet, auch eine schöne Erfahrung. In meiner Heimatstadt werden die Chläuse bis heute von der Kirche ausgesendet, um die Kinder zu besuchen; eine Website (von der ich das Bild habe) organisiert auch die Chlausenbesuche. Aber der Nikolaus-Brauch ist nicht nur bei uns verbreitet: In Basel fahren jeweils 50 als Chläuse verkleidete Harleyfahrer durch die Stadt, verteilen den Kindern Süssigkeiten und sammeln Geld für eine Stiftung. Andere Schweizer Gemeinden kennen das Chlausentreiben, bei dem der Samichlaus durch das Dorf gejagt wird.
Über die historische Figur, den heiligen Nikolaus, ist nicht so viel bekannt. Er soll aus reicher Familie gestammt und sein Vermögen den Armen geschenkt haben und war später Bischof von Myra, und neben den wenigen historischen Fakten ranken sich viele Legenden um ihn. Eine besagt, dass ein Vater seine drei Töchter in die Prostitution schicken wollte, weil er kein Geld hatte; daraufhin soll Nikolaus (der sein Vermögen damals noch hatte) in drei aufeinanderfolgenden Nächten jeder Tochter einen grossen Goldklumpen in ihr Zimmer geworfen haben.
Heute ist mir der Samichlaus-Tag nicht mehr so nahe; da ich keine Kinder habe, verbringe ich den Tag in der Regel chlausenfrei. Aber ich erinnere mich gern an die gespannte Erwartung, die wir als Kinder hatten, wenn der Chlaus schliesslich kam, wir ihm unser Verslein aufsagen und danach das Säcklein mit Nüssen, Mandarinli und Schoggi in Empfang nehmen durften.
Viele dieser Verse sind mir entfallen, und das legendärste Gedicht ist sehr lang und wird in meiner Familie von Generation zu Generation weitergegeben. Es beginnt mit den Worten „Wär schliicht au dört am Chaarewäg…“, und wenn ich diese Worte niederschreibe, höre ich die Stimme meiner Grossmutter väterlicherseits, die in ihrem Singsang aus dem Schwarzbubenland (zwischen Solothurn und Basel) eine geheimnisvolle Stimmung verbreitete. Leider kriege ich die Worte nicht mehr zusammen – ausser dem Schluss: „…I wett au bräver si!“ Aber falls einer meiner Verwandten das Gedicht nachliefert, lasse ich es Euch wissen. Ich schliesse diesen Chlausenpost daher mit einem Verslein der kürzeren Art:
„Santi-Niggi-Näggi
hingerem Ofe stecki,
gi mer Nuss und Biire
de chumi wieder fööre!“
In diesem Sinne – geniesst den Chlausentag! Und lasst mich wissen, wie er bei Euch gefeiert wird. Ihr habt sicher auch spannende Erinnerungen!