Advent PixabayUm die Festtage flimmern bestimmte Schinken obligatorisch über den heimischen Bildschirm – „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und „Dinner for One“ sind nur zwei aus dieser Reihe. Einer, den ich mir nach Möglichkeit immer anschaue, ist „Der kleine Lord“.

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Er erzählt die Geschichte des alten Earl of Dorincourt, der verbittert, voller Dünkel und Menschenhass auf seinem großen Anwesen in England lebt. Da seine drei Söhne gestorben sind, muss er sich um seine Nachfolge kümmern. Sehr zu seinem Missfallen ist der einzig übrige Erbe das Kind seines jüngsten Sohnes, der eine Amerikanerin aus einfachen Verhältnissen geheiratet hat. Der alte Earl hat ihn daraufhin verstoßen, und das Paar wanderte nach Amerika aus, wo die junge Frau nach dem Tod ihres Mannes ihr Kind allein aufzog.

Der alte Lord beißt in den sauren Apfel und bietet der jungen Witwe an, ihren Sohn als seinen Erben aufzuziehen. Aus Liebe zu ihrem Sohn, für den sie sich eine bessere Zukunft wünscht, sagt sie zu, stellt allerdings eine Bedingung: der Junge darf niemals erfahren, dass der alte Lord seine Mutter ablehnt. Der Lord ist erstaunt, doch er stimmt zu, und so übersiedeln Mutter und Sohn nach England, wo die Mutter in einem Haus in der Nähe des Schlosses wohnt. Der kleine Cedric muss sich an das neue Umfeld gewöhnen, aber bald zeigt sich, dass die größte Veränderung nicht ihm, sondern dem alten Lord bevorsteht.

Cedric ist überzeugt, dass der Earl ein herzensguter, großzügiger Menschenfreund ist. Als ein Pächter den Earl aufsucht, weil er seine Pacht noch nicht zahlen kann, ist sich Cedric sicher, dass sein Großvater dem armen Mann die nötige Zeit geben wird. Das tut der Alte dann auch. Bei einem Spaziergang durch „Earls Lane“, wo die Pächter wohnen, muss der Earl entsetzt feststellen, wie heruntergekommen dieses Quartier ist. Beschämt, weil sein Enkel dieses Elend gesehen hat,lässt er die Häuser und Straßen wieder instand stellen.

Schritt für Schritt erweicht der Junge das Herz des alten Mannes, der seinen Enkel immer lieber gewinnt. Neues Leben kehrt im Schloss ein. Der alte Lord lädt zu einem Fest, und alle sind überrascht, wie sehr er sich verändert hat. Als plötzlich eine Frau auftaucht und behauptet, mit seinem ältesten Sohn verheiratet gewesen zu sein, ist der Earl schwer getroffen. Doch die nicht sehr feine Dame wird rasch als Lügnerin entlarvt, und endlich kehrt wirklich Friede ein. Der alte Lord versöhnt sich schließlich auch mit seiner Schwiegertochter, und alle feiern gemeinsam Weihnachten.

Es ist rührend und bewegend, wie der alte, verbitterte Mann nach und nach ein neuer Mensch wird. Mir ist heute aber noch ein anderer Grund eingefallen, wieso mir diese Geschichte so nahe geht. Sie erinnert mich daran, wie Gott uns ansieht.

Wenn wir ehrlich sind, fühlen wir uns öfter wie der alte Earl – gefangen in unseren Lebensmustern und ungesunden Verhaltensweisen, sind wir neidisch und missgünstig, kaltherzig, ungeduldig. Kurz gesagt: wir sind nicht die Menschen, die wir gern wären. Doch Gott sieht uns so, wie er uns gemacht hat – ohne Fehl und Tadel. Und wenn wir vor der Entscheidung stehen, richtig oder falsch zu handeln, unseren Freunden mit Ungeduld oder mit Mitgefühl zu begegnen, sieht er uns an wie Cedric den alten Lord. Und tief in unseren Herzen spricht seine Stimme zu uns. „Ich weiß, was Du tun wirst. Du bist ein guter, großzügiger, liebenswerter Mensch – Du kannst nur eine Entscheidung treffen.“ Unter diesem liebevollen Blick Gottes auf unser Herz stellen wir fest, dass wir wirklich nicht anders können. Wir wachsen über uns hinaus, unser Herz weitet sich, und wir tun das Richtige.

Erinnern wir uns so kurz vor Weihnachten an diesen Blick Gottes auf uns und in unser Herz. Er weiß, dass wir es können. Er weiß, was für Menschen wir wirklich sind, und er glaubt an uns. So lange, bis wir es auch tun.

Engel Weihnacht PixabayIch bin dieses Jahr gnadenlos im Verzug, was die weihnächtliche Schmückung des trauten Heims angeht. In den letzten Wochen standen noch Konzerte und andere Termine an, und das Resultat ist entsprechend: Kein Adventskalender, keine Tannäste, keine Sterne, kein gar Nichts – nicht einmal mein Kripplein hat den Weg aus der Kiste auf die Kommode geschafft.

 

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Immerhin beklagt sich bei mir zuhause niemand über das fehlende Xmas-Feeling – meinen Mann stört es nicht, und Kinder habe ich keine. Mütter stehen da vor anderen Herausforderungen: Sie müssen die Geschenkwünsche der Kinder mit dem Finanzhaushalt in Einklang bringen, sollten kiloweise Guetzli backen und haben das diffuse Gefühl, sie müssten zuhause „Schöner Wohnen und die perfekte Familie an Weihnachten“ zelebrieren.

Meine Schwester hat auf Facebook einen Ausschnitt aus einem Buch gepostet – eine treffende Analogie zwischen Weihnachtsvorbereitungen und den bekannten Versen aus 1. Korinther 13 über die Liebe. Im Kern heißt es darin, dass all meine Bemühungen, ein äußerlich perfektes Weihnachten mit Plätzchen und Deko zu fabrizieren, nutzlos sind, wenn ich keine Liebe für meine Familie habe.

Das Ziel dieses schönen Vergleichs ist in erster Linie, den gestressten Müttern das Herz etwas leichter zu machen und ihnen mitzugeben, dass die Liebe, die sie für ihre Familie haben, viel wichtiger ist als ein perfekt ausstaffiertes Heim, ein luxuriöses Weihnachtsmenü und Berge von Geschenken. Ich selbst bin nach der ersten Erleichterung darüber, dass ein ungeschmücktes Haus kein Verbrechen gegen den „Geist der Weihnacht“ ist, etwas nachdenklich geworden. Denn dieses Gleichnis erzählt nicht nur, was Weihnachten nicht ausmacht, sondern auch, was es ausmacht.

Wenn ich Liebe für meine Familie habe.

Wenn ich das Jesuskind nicht vergesse.

Wie steht es mit meiner Liebesfähigkeit? Und was heißt es überhaupt, meine Familie zu lieben? Was heißt es genau an Weihnachten? Ich glaube, es heißt nicht, irgendein Geschenk zu besorgen und damit ein Kästchen auf der Liste abhaken zu können. Es heißt, mich einzulassen. Und vielleicht loszulassen.

Weihnachten ist ein arg belasteter Anlass, an dem viele Erwartungen zusammenkommen. Die Kinder wünschen sich dieses oder jenes Geschenk unter dem Baum, die Erwachsenen vor allem Harmonie und Frieden in der Hoffnung, dass alles „gut geht“. Aber vielleicht heißt echte Weihnachten auch, dass gerade wir Erwachsenen diese Vorstellungen beiseiteschieben.

Vielleicht ist das größte Geschenk, dass wir einander an Weihnachten machen können, dass wir einander mit allen Ecken und Kanten akzeptieren. Dass wir unsere Familie inklusive ihrer Geschichte, ihrer Gegenwart und ihrer Zukunft annehmen, wie sie ist. Dass wir uns auf die gemeinsame „Heilige Zeit“ freuen, ohne unrealistische „So-sollte-es-sein“-Erwartungen an uns und andere zu stellen.

Und wenn wir mit Weihnachten mehr verbinden als Zeit mit der Familie, können wir uns auch darauf besinnen, warum wir zusammenkommen. Wie ein ebenfalls auf Facebook kursierendes Zitat es so schön ausdrückt. „Es ist nicht DEIN Geburtstag.“ Wir feiern die Ankunft unseres Herrn in dieser Welt, der uns mit uns selbst versöhnt hat. Wenn wir uns das Wunder vor Augen führen, dass Gott Mensch wurde und uns damit bewiesen hat, dass er uns trotz all unserer Schwächen genug liebt, um sein Leben für uns zu geben, können wir uns selbst und einander auch inklusive all dieser Schwächen noch besser lieben.

In diesem Sinne wünsche ich Euch schon heute echte Weihnachten.

Wie erlebt Ihr die Vorweihnachtszeit? Worauf freut Ihr Euch an Weihnachten besonders? Ich freue mich auf Euren Kommentar!

Weihnachtskugel pixabaySie sind wieder da – die Nebelschwaden, die den November am Jurasüdfuss so…besonders machen. Ich habe über dieses Naturphänomen schon im letzten Jahr gejammert und werde mich nicht wiederholen, aber immun dagegen bin ich nicht. Addiert man zu diesem Depressionsgaranten noch den vor uns liegenden Weihnachtsstress, ergibt sich eine unerquickliche Mischung.

Ich bin sicher nicht der einzige Mensch, der feststellt, dass der Endjahresstress jedes Jahr früher anfängt. Seit der November Einzug gehalten hat, bin ich mit der Hälfte meiner Gedanken bei all den Pendenzen, Events und Aufgaben, die bis dahin noch zu bewältigen sind, und manchmal weiss ich nicht, wo ich die Energie dafür hernehmen soll. Und wie soll man in all dem Trubel noch den Advent feiern, sich innerlich auf Weihnachten vorbereiten? Ich weiss es ehrlich gesagt nicht.

Der Pendenzenstrudel ist auch der Grund dafür, dass ich nun fast zwei Wochen nichts gepostet habe und Euch heute mit einem Novum beglücke – einem Post „out of the pocket“, nicht abgeschmeckt und verfeinert, sondern  roh und ursprünglich.

Eines der spannendsten und auch schönsten Jahre meines Lebens geht dem Ende zu. Die „Firsts“, die sich in diesem Jahr aneinanderreihen, sind kaum zu zählen: Die Veröffentlichung von Buch und CD, ein Konzert mit Band und das erste Hauskonzert ganz allein – das heisst nur in Begleitung meines Bose-Turms – sind überstanden und sogar gut über die Bühne gegangen. Ich freue mich auf weitere Highlights, die dieses und Anfang nächstes Jahr noch folgen, bin aber vor allem dankbar für all das Erlebte.

In Dankbarkeit und Freude mischen sich viele neue Erkenntnisse. Ich lerne zum Beispiel langsam, mich über nette Feedbacks zu freuen und sie sogar zu geniessen. Eine der wichtigsten Lektionen bleibt dabei, dass ich lernen muss, mir selber eine Pause zu gönnen. Das ist gerade im Moment sehr schwierig, aber ich muss es tun, da ich sonst eher früher als später „der Schirm zuetue“, wie wir Schweizer sagen.

Ich will deshalb versuchen, all dem Endjahresrummel zum Trotz die Adventszeit als das zu leben, was sie ist: eine Zeit froher Erwartung auf ein Fest, dessen wahre Bedeutung niemals verblassen wird. Vielleicht fange ich damit an, dass ich mir am Samstag einen Adventskranz bastle (lies: vier schöne Kerzen auf einen Teller stelle und ein paar Tannäste und kleine Weihnachtskugeln darum herum drapiere). Dann stelle ich mein kleines Kripplein auf und höre mir den ersten Weihnachtssong an.

Und schon während ich mir überlege, was für ein Song das sein könnte, fange ich an, mich auf Weihnachten zu freuen. Ich erinnere mich an die wunderschöne Version von „Silent Night“, gesungen von Mahalia Jackson, und an viele andere schöne Lieder, die ich mit Weihnachten verbinde. Und mit Euch teile ich gern meinen Geheimtipp in Sachen Weihnachtslieder – die A-Capella-Gruppe „Singers unlimited“ mit ihren jazzigen Akkorden, die diesen Liedern eine ganz neue Note verleihen.

Wie geht es Euch mit Weihnachten? Seid ihr auch schon im Endjahres-, Vorweihnachts- und im sonstigen Stress? Wie geht Ihr damit um – habt Ihr gute Rezepte, wie man die Zeit unbeschadet und vielleicht sogar inspiriert übersteht? Dann lasst es mich wissen! Ich wünsche Euch auf jeden Fall ein paar ruhige Minuten in diesem Monat vor Weihnachten und freue mich, von Euch zu hören!

Nebel im Advent 3Ich liebe den Advent mit seinen Kerzen, Lebkuchen und lichtgeschmückten Häusern. Ich freue mich auch auf Weihnachten. Aber in den Wintermonaten beneide ich alle Australier und Neuseeländer und überlege mir ernsthaft, ein Weihnachtsexperiment „Down under“ zu versuchen. Neben den kurzen Tagen verdirbt mir eines zuverlässig die wohlig warmen Weihnachtsgefühle: Es ist saukalt da draussen – und ich hasse kalt.

Ich bin für diese Temperaturen einfach nicht gemacht. Alles unter zehn Grad bereitet mir körperliches Unbehagen, und wirklich rundum wohl fühle ich mich erst ab 25 Grad. Aber jammern nützt nichts, und ich kann auch nicht den ganzen Tag im Haus hocken. Ich habe deshalb meinen Style-o-Grafen deaktiviert und trage einen Faserpelz über meinen Pullovern. Das sieht zwar holzfällermässig aus – aber alles ist besser als zu frieren.

In meiner Region lernt man ausserdem, den Winter trotz Nebel und Hochnebel zu überleben. Während meines Studiums fuhr ich jeweils am Sonntag mit der Bahn aus dem vernebelten Grenchen ins sonnige Bern, freute mich kurz am blauen Himmel und stieg im grauen Fribourg wieder aus. Da ich aus dem Nebel kam, trug ich das mit Fassung. Anders meine sonnenverwöhnten Walliser und Bündner Mitstudenten: die flohen jeweils direkt nach der letzten Vorlesung aus dem grauen Unterland in ihre Heimat, um übers Wochenende ein paar Sonnenstrahlen zu tanken und dadurch das triste Fribourg wieder eine Woche zu ertragen.

In den letzten zwanzig Jahren ist die Hochnebelgrenze ein Stück noch oben gerückt, aber spätestens Mitte September richtet sich der Jurasüdfüssler  immer noch auf rationierte Sonnenbestrahlung ein. Trotzdem haben wir unsere Rezepte, um dem Nebel zu entkommen.

Zum einen die Flucht nach oben: wer es nicht mehr aushält, kann in vierzig Minuten auf dem Untergrenchenberg oder auf dem Weissenstein sein und aufs Nebelmeer hinunterblicken. Entsprechend werden die Parkplätze auf den Höhen mit fortschreitendem Winter immer voller. Dann wäre noch die Flucht ins künstliche Sonnenlicht – ich bin nicht so der Typ dafür, aber ich nehme an, dass die Solarien in unserer Gegend im Winter guten Zulauf haben. Wer mehr investieren kann, macht es wie meine ehemaligen Kommilitonen und flieht übers Wochenende zu den Bündnern und Wallisern, fährt Ski, sitzt in der Sonne und lässt sich am Montag im Büro um die tolle Bräune beneiden.

kalter advent fenster kleinDoch manchmal überrascht uns das Wetter am Jurasüdfuss auch positiv. Diesen Samstag krochen mein Mann und ich nichtsahnend aus den Federn, öffneten die Tür zum Korridor – und sahen Licht! Sonne! Ein Wunder…! Unser Stimmungsbarometer stieg sprunghaft nach oben, und das umso mehr, weil die vorigen Tage so trüb und grau daherkamen.

Ich will diesen wohltuenden Schönwettereinbruch in die kommende Woche mitzunehmen und mich daran erinnern, dass das Schöne, Wahre und Gute immer da ist. Und ich will mich noch mehr auf die Adventszeit einstellen und daran denken, dass wir in drei Wochen den Eintritt des grössten Lichts in unsere Welt feiern werden. Und dieses Licht hat den Vorteil, dass ihm die grösste Dunkelheit, der nebligste Tag und die frostigste Kälte nichts anhaben können.

Nebel im Advent 4

Wie hast Du es mit der Kälte? Geht es Dir wie mir, oder geniesst Du die kalten Tage? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!