Ich bin dieses Jahr gnadenlos im Verzug, was die weihnächtliche Schmückung des trauten Heims angeht. In den letzten Wochen standen noch Konzerte und andere Termine an, und das Resultat ist entsprechend: Kein Adventskalender, keine Tannäste, keine Sterne, kein gar Nichts – nicht einmal mein Kripplein hat den Weg aus der Kiste auf die Kommode geschafft.
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Immerhin beklagt sich bei mir zuhause niemand über das fehlende Xmas-Feeling – meinen Mann stört es nicht, und Kinder habe ich keine. Mütter stehen da vor anderen Herausforderungen: Sie müssen die Geschenkwünsche der Kinder mit dem Finanzhaushalt in Einklang bringen, sollten kiloweise Guetzli backen und haben das diffuse Gefühl, sie müssten zuhause „Schöner Wohnen und die perfekte Familie an Weihnachten“ zelebrieren.
Meine Schwester hat auf Facebook einen Ausschnitt aus einem Buch gepostet – eine treffende Analogie zwischen Weihnachtsvorbereitungen und den bekannten Versen aus 1. Korinther 13 über die Liebe. Im Kern heißt es darin, dass all meine Bemühungen, ein äußerlich perfektes Weihnachten mit Plätzchen und Deko zu fabrizieren, nutzlos sind, wenn ich keine Liebe für meine Familie habe.
Das Ziel dieses schönen Vergleichs ist in erster Linie, den gestressten Müttern das Herz etwas leichter zu machen und ihnen mitzugeben, dass die Liebe, die sie für ihre Familie haben, viel wichtiger ist als ein perfekt ausstaffiertes Heim, ein luxuriöses Weihnachtsmenü und Berge von Geschenken. Ich selbst bin nach der ersten Erleichterung darüber, dass ein ungeschmücktes Haus kein Verbrechen gegen den „Geist der Weihnacht“ ist, etwas nachdenklich geworden. Denn dieses Gleichnis erzählt nicht nur, was Weihnachten nicht ausmacht, sondern auch, was es ausmacht.
Wenn ich Liebe für meine Familie habe.
Wenn ich das Jesuskind nicht vergesse.
Wie steht es mit meiner Liebesfähigkeit? Und was heißt es überhaupt, meine Familie zu lieben? Was heißt es genau an Weihnachten? Ich glaube, es heißt nicht, irgendein Geschenk zu besorgen und damit ein Kästchen auf der Liste abhaken zu können. Es heißt, mich einzulassen. Und vielleicht loszulassen.
Weihnachten ist ein arg belasteter Anlass, an dem viele Erwartungen zusammenkommen. Die Kinder wünschen sich dieses oder jenes Geschenk unter dem Baum, die Erwachsenen vor allem Harmonie und Frieden in der Hoffnung, dass alles „gut geht“. Aber vielleicht heißt echte Weihnachten auch, dass gerade wir Erwachsenen diese Vorstellungen beiseiteschieben.
Vielleicht ist das größte Geschenk, dass wir einander an Weihnachten machen können, dass wir einander mit allen Ecken und Kanten akzeptieren. Dass wir unsere Familie inklusive ihrer Geschichte, ihrer Gegenwart und ihrer Zukunft annehmen, wie sie ist. Dass wir uns auf die gemeinsame „Heilige Zeit“ freuen, ohne unrealistische „So-sollte-es-sein“-Erwartungen an uns und andere zu stellen.
Und wenn wir mit Weihnachten mehr verbinden als Zeit mit der Familie, können wir uns auch darauf besinnen, warum wir zusammenkommen. Wie ein ebenfalls auf Facebook kursierendes Zitat es so schön ausdrückt. „Es ist nicht DEIN Geburtstag.“ Wir feiern die Ankunft unseres Herrn in dieser Welt, der uns mit uns selbst versöhnt hat. Wenn wir uns das Wunder vor Augen führen, dass Gott Mensch wurde und uns damit bewiesen hat, dass er uns trotz all unserer Schwächen genug liebt, um sein Leben für uns zu geben, können wir uns selbst und einander auch inklusive all dieser Schwächen noch besser lieben.
In diesem Sinne wünsche ich Euch schon heute echte Weihnachten.
Wie erlebt Ihr die Vorweihnachtszeit? Worauf freut Ihr Euch an Weihnachten besonders? Ich freue mich auf Euren Kommentar!