Dan Aykroyd, Eddie Murphy und die grossen Fragen des Lebens

Popcorn-PerlenFür die heutige Popcorn-Perle habe ich tief in den Achtzigern gegraben – schliesslich bin ich ein Kind dieser Zeit, inklusive Vokuhila, Dauerwelle und Strähnchen. (Gott sei Dank dafür, dass es damals kein Facebook gab). Gemäss meinen Recherchen bin ich 1984 das erste Mal als Teenie ins Kino gegangen und habe mir „Beverly Hills Cop“ angesehen.

Mein „Film des Tages“ ist ein Jahr älter, aber Eddie Murphy spielt darin neben Dan Aykroyd wieder eine Hauptrolle. Für findige Achtzigerköpfe ist der Fall jetzt vielleicht klar, für alle anderen: ich rede von der Komödie „Die Glücksritter“.

Der Film dreht sich um zwei Männer, deren völlig unterschiedliche Leben sich per Zufall kreuzen und durch die Wette zweier kaltherziger alter Unternehmer eine ganz neue Wendung nehmen. Auf der einen Seite Louis Winthorpe III., ein vom Leben verwöhnter, erfolgreicher Börsenmakler mit einem Haus in der Stadt inklusive Butler und einer genauso verwöhnten Verlobten, die zufälligerweise die Grossnichte seiner Arbeitgeber ist. Auf der völlig anderen Seite der Bettler Billy Ray Valentine, der sein Geld damit verdient, sich als blinder Vietnam-Veteran ohne Beine auszugeben und der deshalb regelmässig von der Polizei aufgegriffen wird. Auf einer seiner Fluchten wirft er Louis um und wird beim Versuch, ihm seinen Aktenkoffer zurückzugeben, als Dieb verhaftet und eingebuchtet. Die beiden verwitterten, geizigen, aber steinreichen Inhaber von „Duke & Duke“, Louis‘ Arbeitgeber, kriegen diese Szene mit und kreieren daraus eine Wette, die sich um die folgende Frage dreht:

 Was bestimmt unseren Erfolg? Sind es die Gene, oder ist es unser Umfeld?

Am nächsten Tag wird Louis ein Geldbündel untergeschoben, worauf er in seinem feinen Herrenclub des Diebstahls bezichtigt und in Untersuchungshaft gesteckt wird. Auf der Polizeiwache werden zusätzlich Drogen in seiner Jacke gefunden. Louis darf am nächsten Tag nach Hause, doch auf dem Weg aus dem Revier wird er vor den Augen seiner Verlobten von einer Prostituierten geküsst und um Drogen angebettelt – natürlich ein Arrangement der Dukes. Daraufhin verlässt ihn seine Verlobte. Nachdem die Dukes ausserdem dafür sorgen, dass ihm der Zutritt zu seinem Haus verweigert wird und seine Konten gesperrt werden, steht Louis vor den Trümmern seines verhätschelten Lebens.

Im Gegenzug holen die beiden Billy Ray aus dem Gefängnis und bieten ihm Louis‘ Stelle an. Er sagt zu und entwickelt rasch ein Gespür für den Markt und das Börsengeschäft. Während er die Karriereleiter emporsteigt, verändern sich auch sein Verhalten und seine Einstellung zu Besitz. Währenddessen sinkt Louis immer tiefer, beginnt zu stehlen, bedroht die Weihnachtsgesellschaft von Duke & Duke mit einer Waffe und versucht schliesslich, sich umzubringen.

Zufällig bekommt Billy Ray mit, wie die Dukes ihr gelungenes Experiment besprechen und der eine dem anderen den Wetteinsatz von einem Dollar zahlt. Billy Ray sucht daraufhin Louis und rettet ihm in letzter Minute das Leben. Nachdem er ihn von der Hinterlist der Dukes überzeugt hat, heckt er mit Louis einen Plan aus, um es den gewissenlosen Geizhälsen heimzuzahlen. An einem Showdown an der New Yorker Börse tricksen Louis und Billy Ray die Dukes aus und treiben sie in den Ruin, werden selber steinreich und setzen sich auf eine Insel ab, um ihr neues Leben zu feiern.

Der Film ist typisch Achtziger inklusive Frisuren und Kleidung, ausserdem teilweise etwas freizügig (FSK 16) und manchmal ziemlich albern, aber ich liebe ihn trotzdem. Einerseits natürlich wegen der tollen Schauspielerriege auf der Höhe ihres Schaffens – allen voran Dan Aykroyd, Held aus „Blues Brothers“ und „Ghostbusters“, als Louis, aber auch Eddie Murphy als Billy Ray und Jamie Lee Curtis in der Rolle der Prostituierten Ophelia, die sich schliesslich um Louis kümmert, als er in der Gosse landet. Vor allem aber gefällt mir, dass der Film trotz seines ab und zu einfachen Humors ein paar tiefe Fragen aufgreift.

Zum einen natürlich die Wettfrage selbst:

Was macht uns zu den Menschen, die wir sind? Sind es die Gene, oder ist es unser Umfeld?

Der Film scheint diese Frage zugunsten der Umwelt zu beantworten, aber ich glaube nicht, dass man es so vereinfachen kann. Wir sind weder Sklaven unserer Gene noch reine Produkte unseres Umfelds und unserer Geschichte. Natürlich erben wir gewisse äusserliche und innere Eigenschaften und Fähigkeiten und werden durch unsere Familie, unser Umfeld und unsere Erfahrungen geprägt. Aber irgendwann beginnen wir, selbst Entscheidungen zu treffen, die uns ebenfalls zu den Menschen formen, die wir heute sind.

Die zweite Frage hat mich beim Verfolgen von Louis‘ Niedergang beschäftigt und ähnelt der biblischen Geschichte um Hiob:

Was bleibt von mir übrig, wenn mir alles genommen wird? Worüber definiere ich mich?

Ist es meine Arbeit, meine Leistung und die Anerkennung, die ich erhalte? Oder ist es meine Partnerschaft oder Ehe, oder vielleicht meine Beliebtheit im Freundes- und Bekanntenkreis? Worum drehen sich meine Gedanken? Was beschäftigt mich, gibt mir Kraft, ist aber auch meine verwundbarste Stelle?

Die Frage ist wichtig und berechtigt. Denn keiner dieser Bereiche, in denen ich meine Identität vielleicht festmache, ist wirklich krisenresistent.

Egal, wie tüchtig ich bin – es kann passieren, dass ich einen Rückschlag hinnehmen muss oder gar meine Arbeitsstelle verliere. Mein Partner kann mir vom Schicksal entrissen werden oder mich verlassen. Und leider können auch vermeintlich tragfähige Freundschaften zerbrechen, ganz zu schweigen von Beziehungen, die auf irgendeinem Grad von Beliebtheit oder Status beruhen.

Ich bin nach meiner Einschätzung nicht in akuter Gefahr, meinen Job, meinen Ehemann oder meine Freunde zu verlieren. Aber ich will mir die Frage stellen, und ich will wissen, was mich ausmacht und trägt, wenn alles andere wegfällt – wenn ich nicht mehr die fähige Mitarbeiterin, die geliebte Partnerin und die geschätzte Freundin bin.

Glücklicherweise kann ich die Frage für mich beantworten. Wer ich bin, hat der entschieden, der mich gemacht hat. Und selbst wenn ich alles verliere inklusive der Fähigkeiten, Talente und Eigenschaften, die Er mir gegeben hat, bleibe ich eines für immer: Geliebt von Gott. Sein Kind.

Gewisse Gedankenspiele machen mir trotzdem Angst – die Vorstellung, hilflos und vermeintlich nutzlos zu sein, anderen zur Last zu fallen. Wenn ich mir solche Szenarien vorstelle, merke ich, dass ich stark in unserem westlichen Weltbild verwurzelt bin und auch die klassische Ursünde Stolz mitschwingt – funktionieren, leisten, alles selber schaffen, niemanden brauchen. Aber ich weiss, wohin ich mit diesen Bildern gehen kann, um mir neue Bilder schenken zu lassen, die meine Identität an etwas oder besser an jemand anderem festmachen.

Wie ist es bei Dir – was hält Dich aufrecht, motiviert Dich und gibt Dir Kraft? Was macht Dich aus, und worüber identifizierst Du Dich? Ich bin gespannt auf Dein Feedback!

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